“Musical Christmas”, das war von der ursprünglichen Idee her eine feierlich prunkvolle und vor allem stimmungsvolle Präsentation des Orchesters der Vereinigten Bühnen Wien, basierend auf einer Idee von Caspar Richter, Michael Pinkerton und Wolfgang Hülbig. Jeder, der in den Anfangsjahren eine der Produktionen gesehen hat, wird sich an jenen Moment erinnern, da kurz vor Beginn der Show der Vorhang hochgezogen wurde und man auf der Bühne das Orchester der Vereinigten Bühnen Wien sitzen sah. Nun, das alles ist lange her - und alle drei Entwickler dieser grandiosen Idee sind heute nicht mehr als Mitarbeiter der VBW tätig.
2003, im Premierenjahr von “Musical Christmas”, zauberten die VBW eine fulminante und opulente Weihnachtsshow auf die Bühne des Theater an der Wien. 27 Darsteller im Chor und als Tänzer, dazu 20 Solisten (Maya Hakvoort, Lukas Perman, Marjan Shaki, Serkan Kaya, etc.) und das Orchester der Vereinigten Bühnen Wien – 90 Minuten perfekter Weihnachtsstimmung, keine Pause (Tickethöchstpreis: 25 Euro).
2004 und 2005 gab es Varianten dieser Produktion. Die Tickets wurden teurer, man verlängerte die Show, nun gab es eine Pause zwischen zwei Akten.
2006 hatte man das Theater an der Wien als Aufführungsort nicht mehr zur Verfügung, also übersiedelte man ins Raimund Theater. Man musste sich da nicht nur den räumlichen Gegebenheiten anpassen, sondern hatte «Musical Christmas†als Geldbringer entdeckt. Bis dahin waren die jährlichen Weihnachtsfestspiele der VBW ein Hit, oft wochenlang vorher schon ausverkauft. Resultat 2006: Der Ticketpreis schnellte auf 65 Euro, man reduzierte die Cast, und zwar gewaltig. Auf der Bühne 2006: fünf Solisten und zwölf Darsteller als Chor und Tänzer. Der wahre Bringer war die neu inszenierte Version von 2006 nicht, 2007 und 2008 verweigerte man dem Publikum die weihnachtliche Musicalparade.
2009 ging eine runderneuerte Variante der Show an den Start. Für das szenische Konzept und die Regie zeichnete Dennis Kozeluh verantwortlich, die Idee und musikalische Zusammenstellung ging auf das Konto von Caspar Richter. Zum Thema «Geldbringerâ€: Natürlich wurden die Karten wieder teurer. Für die beste Kategorie zahlte man nun 72,80 Euro, die Dauer der Veranstaltung: wie zu Beginn 2003: 90 Minuten, ohne Pause. Als Solisten mit dabei: Lisa Antoni, Carin Filipcic, Wietske van Tongeren, Claus Dam, Dennis Kozeluh, Uwe Kröger, Drew Sarich und Niran Straub. Im Ensemble: Silke Braas, Alexandra Farkic, Leigh Martha Klinger, Adrienn Krekà¡cs, Katrin Mersch, Simone Niederer, Jan Hutter, Max Niemayer, Martin Pasching, Fritz Schmid und Rory Six.
2010 nun gehen die VBW neue Wege. Man zeigt “Musical Christmas” im Wiener Ronacher und verlangt für Karten der besten Kategorie 65 Euro. Solisten gibt es diesmal sechs: Rasmus Borkowski, Dennis Kozeluh, Wietske van Tongeren, Carin Filipcic, Caroline Vasicek und Uwe Kröger. Ein Ensemble wird dabei sein, die Namen wurden allerdings noch nicht bekanntgegeben. Das Orchester der Vereinigten Bühnen Wien wird im Wiener Ronacher live dabei sein.
Erstmals wird es 2010 auch eine Tourversion der Show geben. Nähere Informationen dazu sind sehr spärlich. Im Zeitalter der Transparenz ist das verdächtig. Und vielleicht hat das ja einen Grund. Mal überlegen: Karten für die Tourversion gibt es bei Ö-Ticket –> hier. Nun nennt sich die Veranstaltung plötzlich “A Musical Christmas featuring Uwe Kröger”. Liest man sich die neueste Ausgabe des Musicalmagazins “musicals” durch, stößt man auf eine interessante Passage:
Jetzt kommt die traditionelle Weihnachtsshow am 13. Dezember 2010 erstmals nach Deutschland ins Deutsche Theater München. Mit dabei sind Stars wie Uwe Kröger, Rasmus Borkowski, Dennis Kozeluh, Wietske van Tongeren, Carin Filipcic, Caroline Vasicek sowie ein Gesangs- und Tanzensemble, das Orchester wird als Playback eingespielt.
Das Orchester wird als Playback eingespielt? Ist das so? Warum steht das nirgendwo? Gilt das nur für Bayern oder auch für die Tourtermine in Österreich? Was für eine Farce. “Musical Christmas” ohne das Orchester live auf der Bühne? Glaubt Herbert Fechter, der für diese Fassung der Show verantwortlich ist, dass etwa die Steirer schon so besoffen in die Show kommen, dass sie das fehlende Orchester auf der Bühne gar nicht erst bemerken? Wie kann es sein, dass man für die Halbplayback-Show teilweise mehr bezahlt als für den Real Deal in Wien? Wo soll das Ganze hinführen? Reicht es irgendwann mal, wenn Harry Peller sein “Ave Maria” am Kamm bläst und Uwe Kröger dazu freundlich lächelt, weil er mal wieder einen guten Ton für ein nettes Gesicht geopfert hat? Man sollte zumindest so ehrlich sein und in den Ankündigungen zur Show explizit vermerken, ob ein Orchester auf der Bühne sein wird, oder ob das Unternehmen Fechter einen Halbplayback-Abend für teures Geld verkauft. Vielleicht reicht es ja dann auch einfach, die CD zur Show, die rechtzeitig vor Weihnachten erscheinen wird (Titel: “Musical Christmas 2010″), zu kaufen.
Musical Christmas
Wien
3. Dezember 2010, 19:30 Uhr
4. Dezember 2010, 15:00 Uhr und 19:30 Uhr
5. Dezember 2010, 18:00 Uhr
18. Dezember 2010, 15:00 Uhr und 19:30 Uhr
Tourneefassung
Graz: 8. Dezember 2010 LISTHALLE um 20:00
Klagenfurt: 9. Dezember 2010 MESSEARENA um 20:00
Kempten: 10. Dezember 2010 BIG BOX um 20:00
Innsbruck: 12. Dezember 2010 CONGRESS, Saal Tyrol um 20:00
München: 13. Dezember 2010 DEUTSCHES THEATER um 20:00
Amstetten: 15. Dezember 2010 SPORTHALLE um 20:00