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Archiv - Januar, 2006

Hello Dolly, hey hey Hedwig - Musicalboom in Wien

Andy Bieber als Hedwig; Foto: ©palffy
In den nächsten Wochen ist in Wien, abgesehen vom Mozart-Overburn, auch musicalmäßig einiges los.

Beginnen wir mit einer meiner Lieblings-Musicalgruppen, dem Ensemble OffBroadway. Ihren Lebensunterhalt können sie damit sicher nicht verdienen, aber die Leidenschaft für den Off-Broadway und seine Meisterwerke ist stark genug, um regelmäßig ein interessantes neues Programm zusammenzustellen. Präsentiert wird bei den Wiener Aufführungen nun schon seit einigen Jahren im Interkulttheater, und am 17./18. März ist es wieder einmal soweit. Die neue Show heißt Musical Studies 2006. Welche Songs am Programm stehen, ist noch ein Geheimnis, die Kurzbeschreibung der Show liest sich wie folgt: “Nachdem die Mitglieder des Ensemble OffBroadway im Rahmen ihrer Ausbildung bzw. ihrer beruflichen Tätigkeit stets neue Nummern einstudieren, lohnt es sich durchaus, diesen Nummern einmal größere Aufmerksamkeit zu widmen. Das tun wir in diesem Programm, das einige jener Stücke zusammenfasst, an denen unsere Mitglieder derzeit arbeiten. Daraus ergibt sich ein Abend, der neue Einblicke in den “musikalischen Alltag” der bei uns Mitwirkenden bietet und neben interessanten neuen Nummern vielleicht auch einiges bietet, was beim Publikum bereits bekannt und beliebt ist, in unseren üblichen Programmen aber weniger Raum findet.”
[Interkulttheater; 17. März, 18. März, jeweils 20.00 Uhr; Mit: Anna Bolyos, Anita Wallner, Thomas Reisinger u. v. a. Band: Johannes Kurz jun. (p), Johannes G. Hauer (b), Paul Öller (dr); Tickets: Euro 14.- / 9.-]

Bleiben wir gleich beim Interkulttheater. Am 24. und 25. April wird dort das Programm CU @ Avenue Q gegeben. Regie und Konzept dieser Show stammen von Stephan Loebbel: “Drei Frauen. Ein Mann. Ein Ort, an dem man sich trifft. Drei unterschiedliche Frauentypen mit ihren eigenen Sorgen und Problemen, aber auch mit allerlei Hoffnungen und Wünschen, die sie alle in diesem einen Mann erfüllt sehen. Der ganz alltägliche Wahnsinn. Ein musikalischer Zusammenschnitt mit Songs aus “The Witches of Eastwick”, “I love you, you?re perfect, now change”, “Avenue Q”, “Songs for a New World” u. v. m.”
Jason Robert Brown-Songs (for a New World) auf einer Wiener Bühne, da muss bzw. sollte man hin.
[Interkulttheater; 24. April, 25. April, jeweils 20.00 Uhr; Mit: Laura Gandlgruber, Verena Hager, Liza Tugendsam u. a.; Tickets: Euro 10,-/8,-]

STAGE - tanze deinen moment nennt sich eine Show der fiftysix company, die ab 13. März im Theater Akzent läuft. Es handelt sich dabei um ein Tanzmusical mit Songs von Falco, Eminem, Propellerhead und Will Smith sowie Nummern aus “West Side Story”, “Fosse”, “Notre Dame de Paris”, “Funny Girl” u. v. a. Als Gaststars konnte man Robert D. Marx (bekannt u. a. aus “Elisabeth”) und Sabine Neibersch (”Die Schöne und das Biest”) verpflichten.
[Theater Akzent; 11. März, 16. März, 17. März, jeweils 19:30 Uhr; Tickets: Euro 29,- /25,- / 21,- / 17,-]

Ein besonderes Spektakel verspricht die dietheater Wien-Produktion De Lady in de Tutti Frutti Hat zu werden, die ab 8. Februar im Künstlerhaus zu sehen ist: “In einem 40er Jahre Nachtclub à¡ la Copa Cabana gibt die Brasilianische “Bombshell” Carmen Miranda eine Vorstellung. Sie singt einige ihrer Lieblingssongs, dazwischen erzählt sie über ihr Leben, ihre Karriere und das Filmbusiness. Die Bühne ist ein Filmstudio - im Verlauf des Abends werden zu den einzelnen Songs immer mehr Set- und Kostümteile herein- und hinausgebracht, werden mit wenigen Mitteln und ungewöhnlichen Ideen große und überbordende Szenen anlehnend an Mirandas Hits kreiert. Zwischen den großen Musicalnummern wird in schlichtem, dokumentarischem und intimem Stil Mirandas Geschichte erzählt, wobei die Grenzen zwischen der Darstellerin Irene Coticchio und der Dargestellten Carmen Miranda zunehmends unklarer werden, die “Echte” und die Repräsentation für das Publikum nicht mehr eindeutig trennbar sind. “De Lady in de Tutti Frutti Hat” ist eine Musik-Performance, in der die Methodik bzw. Machart des Technicolor-Musicals und dessen manipulative Faszination sichtbar gemacht werden, die aufzeigt, wie Glamour, Extravaganz und große Emotion kreiert werden. “De Lady in de Tutti Frutti Hat” ist aber auch eine Liebeserklärung an ein Genre, das hierzulande totgesagt wird, dessen Potentiale aber noch lange nicht erschöpft sind.”
[dieTheater Wien; 8. Februar bis 25. Februar, jeweils 20 Uhr; Mit: Irene Coticchio als Carmen Miranda sowie Anna Mendelssohn, Verena Brückner, Magda Loitzenbauer; Musik: Lonesome Andi Haller Band; Raum: Otmar Wagner; Kostüme: art point/Lena Kvadrat; Video: Michael Strohmann; Regie: Yosi Wanunu; Assistenz: Claribel Koss; Hospitanz Raum: Noemi Hermanns; Produktion/PR: Kornelia Kilga; Tickets: pay as you can]

Auch die Wiener Kammeroper präsentiert in den nächsten Wochen ihre jährliche Musicalproduktion. Dieses Mal wird eine “Fats Waller Musical Show” gegeben. Ain’t misbehavin’ hat am 18. Februar Premiere und wartet unter anderem mit dem Hardest Working Man in Musical Business, dem einmaligen Mister Previn Moore auf.
[Wiener Kammeroper; 16. Februar bis 24. März, jeweils 19:30; Mit: Carole Alston, Aisha Lindsey, Amanda Whitford, Alvin Le-Bass, Previn Moore; Basierend auf einem Konzept von Murray Horwitz und Richard Maltby Jr.; Musik: Thomas “Fats” Waller; Dirigent: Michael Schnack; Regie: Giorgio Madia; Set Design: Cordelia Matthes; Licht: Harry Michlits; Tickets: 5 bis 40 Euro]

Sandra Pires, Nina Proll und Maya Hakvoort haben sich mit ihren One-Woman-Shows “Destino”, “Nina Proll singt …” bzw. “Elisabeth auf Solopfaden - Maya goes Solo” ins Wiener Metropol eingebucht. Sandra Pires ist am 3. Februar zu erleben, Nina Proll am Tag darauf. Maya Hakvoort gastiert am 29. April im Metropol.

Romeo & Julia im Wunderland sowie Mozart goes Broadway sind zwei Kleinstproduktionen, die in den nächsten Wochen im Theater Center Forum zu sehen sind.

Hedwig & the angry inch, das “Neo-Glam-Post Punk-Rock-Musical”, zweifellos einer der Höhepunkte in Sachen Musical 2006, feiert am 23. März im Wiener Metropol seine Premiere. In der Hauptrolle: Andreas Bieber. Ein Pflichttermin.

Auch die Vereinigten Bühnen Wien gehen mit Hochkarätigem an den Start. Auf die konzertante Aufführungsserie von Levay/Kunzes Mozart! folgt ein Tribute to Bernstein, gefolgt von einer weiteren konzertanten Aufführungsserie des Lloyd Webber-Welterfolgs Jesus Christ Superstar. Und schon ab 7. Februar ist die Produktion The Little Matchgirl im Wiener Odeon zu Gast.

Die Volksoper wird ab März wieder ein paar ausverkaufte Vorstellungen zu bieten haben. La Cage Aux Folles feiert am 9. März seine Wiederaufnahme. In den Hauptrollen Karlheinz Hackl (Zaza) und Kurt Schreibmayer (Georges). Mit der Veranstaltungsserie No Business Like Show Business blickt die Volksoper auf 50 Jahre Musical in Europa und an der Volksoper zurück. Die Produktion bietet Showstopper aus “Kiss me Kate”, “Hello Dolly”, “West Side Story”, “The Sound of Music” u. v. a. Mit dabei sind unter anderem Publikumsdarlings von Rang und Namen wie Dagmar Koller und Michael Heltau.

“Best of Musical 2006″ - Marika Lichters Pressecocktail

Joshua Denning, Marika Lichter, Jani Walsh-Weber, Uwe Kröger und Thomas Lüdicke; Foto: ©Karl Schöndorfer
Ins Wiener “Planters” lud Marika Lichter am 30. Januar Vertereter der heimischen Medien, um die Musicalgala Best of Musical 2006 zu präsentieren. Filmausschnitte aus den Originalproduktionen “König der Löwen”, “3 Musketiere”, “Mamma Mia”, “Elisabeth”, “Dirty Dancing” u. v. a. m. gaben einen Vorgeschmack darauf, was vom 31. März bis zum 2. April in der Wiener Stadthalle zu sehen sein wird.
Als Höhepunkt sang Uwe Kröger, der auch die Gala moderieren wird, in Kostüm und Maske aus dem “Phantom der Oper”, das er auch in Essen ab 14. Mai verkörpern wird.
Joshua Denning und Uwe Kröger; Foto: ©Karl Schöndorfer
Kröger: “Ich bin so froh, dass unsere Show neben München, Frankfurt, Köln, Stuttgart und Leipzig auch in Wien zu sehen sein wird. Gestern hatte ich die letzte Vorstellung von “3 Musketiere” in Berlin und heute schon den ganzen Tag Proben für “Mozart in Concert”, ab 4. Februar im Raimundtheater zu sehen.”

“Once on this Island” - erste Probenfotos der Produktion des Konservatorium Wien online

Ausverkauft! Alle Vorstellungen der Produktion “Once on this Island” (Ahrens/Flaherty), die, wie bereits berichtet, vom 27. Januar bis 2. Februar 2006 an der Konservatorium Wien Privatuniversität gespielt wird, sind bereits vor der Premiere ausverkauft, Restkarten gibt es jeweils 15 Minuten vor Beginn jeder Vorstellung an der Abendkasse. Nicht schlecht, allemal sicher ein angenehmes Gefühl, mit der Wahl eines Stückes genau ins Schwarze getroffen zu haben.
Als kleinen Vorgeschmack auf diesen musicalischen Leckerbissen gibt es heute ein paar exklusive Probenfotos, aufgenommen von Sam Madwar.

Oliver Arno; Foto: © Sam Madwar

Nadine Denise Zeintl & Ensemble; Foto: © Sam Madwar

Irena Flury & Oliver Arno; Foto: © Sam Madwar

Irena Flury & Ensemble; Foto: © Sam Madwar

Otto Jaus, Richard Schmetterer & Ensemble; Foto: © Sam Madwar

Nicole Radeschnig, Donja Anvie-Golpashin, Bernhard Viktorin; Foto: © Sam Madwar

Wer noch mehr Fotos sehen möchte, kein Problem. “Once on this Island” als kleine Slideshow ist unter folgender URL abzurufen: Slideshow starten

Es war einmal “Lestat” …

Kritiker können eine Theaterproduktion versenken, vielleicht nicht in Wien, aber im Land der ungebremsten Möglichkeiten ist das kein Problem. Jüngstes “Opfer”: Elton Johns neues Musical “Lestat”, das in San Francisco anlässlich der Try-outs fast nur Hohn und Spott ernten konnte, was die Kritiken betraf. Das lässt für einen angestrebten Broadway-Start nichts Gutes erhoffen, daher haben die Produzenten nun vorerst mal die Notbremse gezogen. “Warner Brothers” teilte Elton John mit, er möge sich doch ein paar neue Lieder einfallen lassen. Die Kritiker fanden die Musik einfach “banal”.
Noch ist nicht alles verloren. Dracula, Frankenstein, Lestat, sie mögen es nicht einfach haben am Musicalparkett der USA, aber vielleicht schafft es Elton John dennoch, die Show so zu überarbeiten, dass er damit überzeugen kann. Idealerweise zuerst einmal die Produzenten.
Was meint der Meister selbst dazu? Letzte Woche noch ließ einer seiner Agenten der Presse ausrichten: “Es hat ne Zeit lang gedauert, bis wir “Aida” hinbekommen haben, aber schließlich und endlich hat es funktioniert, und wenn “Lestat” nicht gleich abgeht wie ne Rakete, woran wir aber dennoch glauben, so haben wir ja immerhin “Billy Elliot”. So oder so, Sir Elton wird wieder mal groß am Broadway auftrumpfen.”

“Unchained Melody” - Videopremiere auf Amazon.com pusht Manilow-CD in Top 10

Am 18. Januar ging das Video zur neuen Barry Manilow-Single “Unchained melody” bei Amazon.com (und Amazon.ca) online. Manilows CD “The Greatest Songs of the Fifties” lag zu dieser Zeit auf Platz 124, Stunden später stieg die CD bis auf Platz 3 der Amazon.com Sales Rank.
Inwiefern diese Zahlen chartsrelevant sind, wird man spätestens dann abschätzen können, wenn die CD am 31.1.2006 offiziell erscheint und in BILLBOARD gelistet wird. Bis dahin ist “Unchained Melody” unter folgendem Link zu sehen und hören: ZUM VIDEO

Musical Cast-CDs oder Erfolg ist relativ

Nach langer Zeit hat das Branchenfachblatt BILLBOARD wieder einmal eine Top 15 der derzeit erfolgreichsten Broadway-CDs veröffentlicht, die sich wie folgt liest:

TOP BROADWAY ALBUMS

1. WICKED
2. MAMMA MIA!
3. RENT: THE BEST OF: HIGHLIGHTS FROM THE ORIGINAL CAST ALBUM
4. RENT ORIGINAL CAST ALBUM
5. THE PHANTOM OF THE OPERA: HIGHLIGHTS (CAST ALBUM)
6. MONTY PYTHON’S SPAMALOT
7. THE PHANTOM OF THE OPERA (CAST ALBUM)
8. HAIRSPRAY
9. AVENUE Q: THE MUSICAL
10. DIRTY ROTTEN SCOUNDRELS
11. LES MISERABLES: HIGHLIGHTS (OBC)
12. THE WOMAN IN WHITE
13. THE LION KING
14. THE PRODUCERS
15. ANNIE

Listen sind ja immer was Nettes, aber wie gut verkauft sich die Nummer 1 der TOP BROADWAY ALBUMS? Von “Wicked” gingen im Bewertungszeitraum ca. 8300 Stück über den Ladentisch. Keine dieser CDs schaffte mit diesen Verkaufszahlen den Sprung in die BILLBOARD TOP 200.

London: “Billy Elliot” für 9 Laurence Olivier Awards nominiert

Am 26. Februar 2006 werden im Londoner Hilton die diesjährigen Laurence Olivier Awards vergeben. Eine exklusive Auswahl an Musicals teilt sich die Chance auf einen der begehrten Theaterpreise. “Billy Elliot” führt mit 9 Nominierungen knapp vor “Guys and Dolls”, das nicht zuletzt mit Ewan McGregor als Staraufputz glänzen konnte. Hier eine Liste, die aich ausschließlich auf die nominierten Musicals beschränkt. Eine Liste aller nominierten Produktionen ist hier abrufbar.

Billy Elliot - The Musical
01) Best New Musical (book/lyrics: Lee Hall, music: Elton John)
02) Best Actress in a Musical (Hadyn Gwynne)
03) Best Actor in a Musical (James Lomas, George Maguire/Liam Mower)
04) Best Performance in a supporting role in a Musical (Tim Healy)
05) Best Director (Stephen Daldry)
06) Best Theatre Choreographer (Peter Darling)
07) Best Lighting Design (Rick Fisher)
08) Best Set Design (Ian MacNeil)
09) Best Sound Design (Paul Arditti)

Guys and Dolls
01) Outstanding Musical Production (music/lyrics: Frank Loesser, book: Jo Swerling/ Abe Burrows)
02) Best Actress in a Musical (Jane Krakowski)
03) Best Actress in a Musical (Jenna Russell)
04) Best Actor in a Musical (Douglas Hodge)
05) Best Actor in a Musical (Ewan McGregor)
06) Best Theatre Choreographer (Rob Ashford)
07) Best Lighting Design (Howard Harrsion)
08) Best Sound Design (Terry Jardine/Chris Full)

Acorn Antiques - The Musical
01) Best New Musical (music/lyrics: Victoria Wood)
02) Best Actress in a Musical (Julie Walters)
03) Best Performance in a supporting role in a Musical (Celia Imrie)

The Big Life
01) Best New Musical (book/lyrics: Paul Sirett, music: Paul Joseph)
02) Best Performance in a supporting role in a Musical (Tameka Empson)

HMS Pinafore
01) Outstanding Musical Production (book: Herbert Appleman, music: Arthur Sullivan)
02) Best Performance in a supporting role in a Musical (Scarlett Strallen)

Der Name von Tron und Retten Sie den Stephansdom, Schlingensief

Lustig ist es ja derzeit in der schönen neuen Medienwelt. Ein digitales Nachschlagewerk wird geschlossen, weil darin der Name Boris Floricic verankert ist, also der Realname jenes Hackers, der als “Tron” durch das verpixelte Paralleluniversum geistert, wobei Paralleluniversum, das ist auch so eine Sache. Halten wir uns an Schlingensief, der derzeit im Wiener Burgtheater predigt und die Meinung vertritt, dass es aus der Sicht des Paralleluniversums selbst kein Paralleluniversum gibt, weil sich jedes Universum als das absolute Universum begreift. “Bekennen wir uns zur Scheisse”, das ist das Motto des Projektkünstlers, der aus einer Mischung aus Dreck, digitaler High-Tech-Kulisse, gepaart mit Low-Tech-Verarbeitung, Lärm, begeistert mitmachenden Künstlern und ein paar weiteren geheimen Ingredienzien einen orgiastischen 5,5-D-Jahrmarkt in den Zuschauerraum und auf die Bühne des Burgtheaters verpflanzt hat. Ganz ernsthaft erläutert Schlingensief in Vorträgen sein Konzept, um es dazwischen immer wieder aufzubrechen und mit Genuss der Lächerlichkeit preiszugeben, unverbindliche Kunst, running arts, das serviert er den “Zuschauern”, die in die Burg kommen. Jeder darf nehmen, soviel er will, was er will, was er verträgt. Wer davon das Kotzen bekommt, selbst schuld, hier gibt es keine 3 Akte, kein perfekt geformtes Menü, das runtergeht wie warme Milch, hier ist jeder selbst aufgefordert, zu entscheiden, welchen Batzen an Performance er verschlingen will. Schlingensief ernst zu nehmen wäre vielleicht ein Fehler, aber was kann man derzeit schon ernst nehmen. Fünf Bilder von Gustav Klimt, die Österreich nicht rechtmäßig in Besitz hat und daher der rechtmäßigen Besitzerin retournieren muss, sind der Republik zu teuer, um sie zurückzukaufen. Man suche Sponsoren, heißt es. Rettet Klimt versus Rettet den Stephansdom, wird es vielleicht bald heißen. Und so wie alle paar Monate Schüler durch Wien laufen, um für den Stephansdom Spenden zu sammeln, wird vielleicht auch bald eine Spendenaktion für Klimt durchgeführt. Rettet unseren Fremdenverkehr. Wir haben ja sonst nichts. Außer vielleicht die Sängerknaben, die in den abgebrannten Sofiensälen vielleicht einmal einen neuen Proberaum finden werden, oder auch nicht, denn diesbezügliche Pläne wurden bereits wieder dementiert. Die Bundesregierung sollte Schlingensief engagieren, nein, sie sollte ihm ein Ministerium schaffen, der Mann hat wenigstens Ideen. Für den Stephansdom wird ihm was einfallen, und für Klimt, mein Gott, fragt ihn, redet mit ihm, wenn ihr schon mit der rechtmäßigen Besitzerin der Bilder nicht reden wolltet. Österreich braucht Schlingensief. Und gebt ihm um Himmels Willen das Theater an der Wien als Ministerium der Träume, es wird ohnedies an mehr als 264 Tagen nicht gebraucht.

Thornton Wilder goes Musical: Vienna Konservatorium spielt “Unsere kleine Stadt”

Foto: Unsere kleine Stadt
Thornton Wilder schrieb sein Drama “Unsere kleine Stadt” 1938 bei Zürich, in Rüschlikon. Bereits im März 1939 erlebte das Stück seine deutschsprachige Erstaufführung in Zürich. Aber erst 1946, nach dem Zweiten Weltkrieg, kam es mit beispiellosem Erfolg auf deutschsprachige Bühnen. 1938 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet, wurde “Unsere kleine Stadt” eines der erfolgreichsten Werke im Stückekanon des 20. Jahrhunderts; eine Zeitlang war es allgegenwärtig auf den Spielplänen der Bühnen und auf den Lektüreplänen der Schulen.

“Auf den ersten Blick scheint das Stück eine Art Milieustudie über ein Dorf in New Hampshire zu sein. Genauer betrachtet ist es jedoch eine Meditation über die Schwierigkeit - wie es im Stück heißt -, das Leben zu verstehen, während man lebt.” (Thornton Wilder)

Der Inhalt des Werks ist an und für sich leicht wiederzugeben: Der Alltag der neuenglischen Kleinstadt steht im Zentrum des ersten Aktes, im zweiten sind es Liebe und Ehe der Nachbarskinder Emily Webb und George Gibbs. Der dritte Akt schildert das Begräbnis Emilys; sie ist bei der Geburt ihres zweiten Kindes gestorben. Ihr Jedermann-Schicksal erleben die Menschen als Gegenwart, für Spielleiter und Publikum indes ist das Geschehen bereits Vergangenheit. Im Zusammenspiel der unterschiedlichen Zeitebenen artikuliert sich so ein Gleichnis von der Vergänglichkeit menschlicher Existenz. Der toten Emily ist es vergönnt, einen einzigen Erdentag, ihren zwölften Geburtstag, noch einmal erleben zu dürfen. Danach kehrt sie freiwillig und tief verunsichert von ihrem posthumen Ausflug zu den Toten zurück. Sie hat mitansehen müssen, wie sich ihre Familie im Alltag gleichsam verzettelt hat. Die Menschen haben zwar zufrieden und glücklich, aber blind gelebt; der Einmaligkeit ihrer Existenz sind sie sich nie bewußt geworden. “Begreifen die Menschen jemals das Leben, während sie’s leben - jeden, jeden Augenblick?” fragt Emily. “Nein”, entgegnet der Spielleiter. “Die Heiligen und die Dichter vielleicht - bis zu einem gewissen Grade.”

Als Musicalversion bringt Produzent, Schauspieler, Sänger und Musical-Abteilungsleiter des privaten Vienna Konservatorium Michael Perfler Thornton Wilders Drama vom 25. bis 28. Jänner 2006 auf die Bühne des Wiener Theater Brett. Seine Gedanken über die Bedeutung von Thornton Wilders Werk formuliert er folgendermaßen: “Jede Generation prägt ihre eigenen Werte, ihre eigene Kultur. Wir sollten auch endlich voneinander lernen und uns zuhören, uns respektieren, die Alten von den Jungen und umgekehrt. Vieles, das unter dem Deckmantel der “pädagogischen Maßnahmen”, der Erziehung, der Gesellschaft, der einseitig orientierten Interessensgemeinschaften, als Norm, dargestellt und uns eingeimpft wird, ist Ursache dafür, dass wir zumeist noch den Rest unseres Lebens daran leiden, oder zumindest lange Zeit nachdem unsere Kindheit plötzlich vorbei ist. Einen Ausweg müssen wir selber finden. Doch liegt gerade unsere ganze Hoffnung bei der Jugend, der nächsten Generation. Sie hat die beste Chance zu leben verdient! Vielleicht gelingt es gerade der Unvoreingenommenheit, dem Idealismus und der Spontaneität der Jugend, den rücksichtslosen, wirtschaftlichen Bestrebungen der Gesellschaft und dem abgeklärten Denken der Erwachsenen die Augen zu öffnen, um gemeinsam daran zu glauben, was für die reale Welt keinen berechenbaren Faktor darstellt; Träume, Liebe, glücklich sein.”

Regie bei dieser Produktion führt Dunja Tot. Wie ist sie an die Realisierung des “Musicals” herangegangen: “Das Drama ist 1938 erschienen, in einer Zeit, als in Europa schon der Krieg tobte, in Amerika aber noch die Illusion der “heilen, unantastbaren, unveränderlichen Welt” herrschte. Alte Werte versuchte man zu behalten, trotz der Warnung von außen. Nach kurzer Zeit, als Amerika an dem Krieg teilnahm und junge Menschen in dem Krieg Leben verloren haben, war diese Welt zu Ende. Nach dem Krieg, in den 50-er Jahren, in der Zeit des Wiederaufbaus Europas und des wirtschaftlichen Aufschwungs Amerikas, hat man in den USA versucht, alte Werte wieder zu beleben und zu erhalten. Man hat versucht, jungen Menschen die Illusion einer geschützten, ewigen Ordnung zu vermitteln, wo Gott, Fleiß und Familie im Alltag die wichtigste Rolle spielten. Doch die Veränderungen sind schon spürbar, besonders in der Musik. Neue Generationen verlangen nach anderen Rhythmen, nach anderen Werten, sie sehnen sich nach einer anderen Welt. Das war der Grund, warum ich mich entschlossen habe, das Stück in die 50-er- und Anfang der 60-er Jahre zu versetzen und als Musical, mit der Musik aus dieser Zeit, zu inszenieren. Weil gerade diese Epoche anfängt, die Fragen zu stellen und für die Ideen zu kämpfen, die uns noch heute beschäftigen.”

Thorsten Kugler, einer der Darsteller des Vienna Konservatoriums, über die Songs des vermusicalten Dramas: “Das Stück ist gespickt mit Musik-Stücken aus den 50-er, 60-er und 70-er Jahren, z. B. “Lolipop”, “Blue Velvet”, “Somewhere over the rainbow”.

Auch abseits der großen Musicalbühnen ist viel los. Reinzuschauen lohnt sich. Viel Spaß dabei!

Thornton Wilder: “Unsere kleine Stadt” / Theater Brett, 25.-28. Jänner 2006 um 20.00 Uhr, Preis: Euro 16,-/12,- / 29. Jänner 2006: Arbeitsgespräch über das Stück mit Publikum, Darstellern, Regie, usw. Preis: Euro 3,50 / Karten: Theater Brett, 6., Münzwardeingasse 2, Tel. 587 06 63, Fax. 586 91 55, theaterbrett@EUnet.at, http://www.theaterbrett.at

Once On This Island: Konservatorium Wien Privatuniversität präsentiert Kultmusical von Ahrens/Flaherty

Foto: Once On This Island
Vom 27. Jänner bis 2. Februar 2006 steht die Wiener Konservatorium Privatuniversität ganz im Zeichen karibischer Rhythmen. Als deutschsprachige Erstaufführung (deutsche Übersetzung: Johannes Glück) wird das Lynn Ahrens/Stephen Flaherty-Tanzmusical “Once On This Island” (basierend auf dem Roman “My love, my love: Or The Peasant Girl” von Rosa Guy) gegeben.

Mit “Once On This Island” feierten Lynn Ahrens und Stephen Flaherty 1990 ihren ersten großen Broadway-Erfolg (8 Tony-Nominierungen). Die Show startet mit “We Dance”, einem der mitreissendsten Intros der Musicalgeschichte: Auf einer nicht näher bezeichneten karibischen Insel beschreiben ärmliche Bauern ihre Welt - ihr Leben, das von den mächtigen Göttern gelenkt wird -, und ihre Insel - eine Insel, die regiert wird von den “grand hommes”. Die Bauern und die “grand hommes”, so heißt es im Eröffnungssong, “two different worlds, never meant to meet. But if the gods move our feet, we dance”. Damit sind die Zuschauer mitten im Szenario, und es kann losgehen mit der Story: Ein mächtiger Sturm tobt über die Insel. Die Geschichtenerzähler versuchen ein verängstigtes Kind mit einem Märchen zu beruhigen und erzählen von Ti Moune, dem armen Bauernmädchen, das sich in Daniel, einen Jungen der Upperclass, verliebt und dem sie nach einem Autounfall das Leben rettet. Die Götter der Erde, des Wassers, der Liebe und des Todes lenken das Schicksal der jungen Liebenden und senden Ti Moune auf eine Reise, die die Kraft ihrer Liebe auf die Probe stellt.

Songs der Broadway-Fassung:
We Dance - Storytellers
One Small Girl - Euralie, Julian, Little Ti Moune & Storytellers
Waiting For Life - Ti Moune, Storytellers
And the Gods Heard Her Prayer - Asaka, Agwe, Papa Ge, Erzulie
Rain - Agwe, Storytellers
Pray - Peasants with Ti Moune, Julian, Euralie, Guard
Forever Yours - Ti Moune, Papa Ge & Daniel
The Sad Tale of the Beauxhommes - Armand, Storytellers
Ti Moune - Euralie, Julian & Ti Moune
Mama Will Provide - Asaka, Agwe & Papa Ge & Storytellers
The Human Heart - Erzulie, Storytellers
Some Girls - Daniel
The Ball - Andrea, Daniel, Ti Moune, Storytellers
When We Are Wed - Andrea & Ti Moune, Daniel & Papa Ge
A Part Of Us - Euralie, Little Ti Moune, Julian and storytellers
Why We Tell This Story - Storytellers & Little Ti Moune

Foto: Lynn Ahrens
Lynn Ahrens’ wichtigste Arbeiten/Auszeichnungen:
Broadway:
- Ragtime (Tony, Drama Desk und Outer Critics Circle Awards, 2 Grammy-Nominierungen)
- Once On This Island (Olivier Award, Best Musical, 2 Tony-Nominierungen)
- A Christmas Carol (10 Jahre im Madison Square Garden)
- Seussical (Grammy-Nominierung)
Lincoln Center Theatre:
- My Favorite Year
- A Man of No Importance (Outer Critics Circle Award, Best Musical).
- Dessa Rose
Off-Broadway:
- Lucky Stiff (Helen Hayes Award)
Film:
- Anastasia (2 Oscar-Nominierungen, 2 Golden Globe-Nominierungen)
TV:
- H.E.L.P. (ABC-TV, Emmy-Award); 4 Emmy-Nominierungen

Foto: Once On This Island
Stephen Flahertys wichtigste Arbeiten/Auszeichnungen
Broadway:
- Ragtime (Tony, Drama Desk und Outer Critics Circle Awards, 2 Grammy-Nominierungen)
- Seussical (Drama Desk- und Grammy-Nominierungen)
- Once On This Island (Tony-Nominierung; Olivier Award in der Kategorie Best Musical, London)
- Proposals
Lincoln Center Theatre:
- My Favorite Year
- A Man Of No Importance (Outer Critics Circle award in der Kategorie Best Musical)
- Dessa Rose
Off-Broadway:
- Lucky Stiff
Film:
- Anastasia (2 Oscar-Nominierungen, 2 Golden Globe-Nominierungen).

“Once on this Island” (Konservatorium Wien Privatuniversität)
Regie: Wolfgang Groller
Musikalische Leitung: Peter Uwira
Choreografie: Ricarda R. Ludigkeit
Bühne: Sam Madwar
Kostüme: Doris Richter
Dauer: 80 Minuten (keine Pause)

TI MOUNE (Irena Flury/Nadine Denise Zeintl)
DANIEL (Oliver Arno/Rainer Bräuer)
MAMA (Sandra Högl/Elisabeth Heller)
TONTON (Peter Kratochvil/Richard Schmetterer)
ASAKA (Nicole Radeschnig/Andrea Frohn)
AGWE (Bernhard Viktorin/Otto Jaus)
PAPA GE (Richard Schmetterer/Peter Kratochvil)
ERZULIE (Elisabeth Sikora/Daniela Sukup)
ARMAND (Rainer Bräuer/Oliver Arno)
ANDREA (Birgit Radeschnig/Donja Anvie-Golpashin)

Konservatorium Wien Privatuniversität, Leonie-Rysanek-Saal; 1010 Wien, Johannesgasse 4a / 27., 28., 30. und 31. Jänner, 1. und 2. Februar 2006, jeweils 19:30 Uhr / Karten: Euro 15,-/9,- erm. an der Kassa der Konservatorium Wie Privatuniversität
Tel.: (01) 512 77 47-89329 od. E-Mail: p.prinzjakowitsch@konswien.at

“Once On This Island” has the integrity of genuine fairy tales in that it doesn’t lead to a saccharine ending, but to a catharsis, transcendent acceptance of the dust-to- dust continuity of life and death (Frank Rich, New York Times, 1990)

Mr. Flaherty immersed himself in Caribbean rythms and reshaped them through his prolific knack for melody … The result is a score that gets the body jumping and the feet tapping. Miss Ahrens has shown she can be as cerebral as needs be, but here she isn’t going as much for the head as for the soul … Instead of cleverness, she injects an emotional and elegant peasant poetry that is captivating (Hap Erstein, Washington Times, 1992)

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