Archiv - Dezember, 2009
Martin Bruny am Donnerstag, den
31. Dezember 2009 um 00:38 · gespeichert in Ausbildung
Während die ganze Branche in Schutt und Asche geht, während Musikausbildungsstätten ihre Musicalzweige schließen oder ihre Musicalausbildungsangebote massiv kürzen, ist von außen gesehen dem Wiener Performing Center Austria nichts von all der »Krise« anzumerken. Eher im Gegenteil. Wie es das Einmaleins der Krisenbewältigung rät, handelt man in unseren turbulenten Zeiten antizyklisch in der Geschäftsführung und macht genau das Gegenteil von dem, was die »Konkurrenten« machen: Man kürzt nicht, man stockt auf. Man investiert in die Marketing-/Presseabteilung und hat damit beste Chancen, dann, wenn alle aus der Erstarrung aufwachen und sich sonstwo hinbeißen, weil sie unbedacht und vorschnell gut eingeführte Ausbildungswege demontiert haben, beste Chancen, frisch gestärkt noch mehr durchzustarten.
Das Wiener Performing Center Austria war im Dezember 2009 ein gut laufendes Aufführungszentrum. Die Dinner-Show “Diner-Royal” mit Absolventen des Instituts konnte man im Casino Baden platzieren (wo sie noch bis zum 5. Januar 2010 zu sehen ist), die traditionelle Weihnachtsshow »XMAS Clausterella« ging im Wiener Akzent vor ausverkauftem Haus und vielumjubelt über die Bühne, und im hauseigenen kleinen Saal gestaltete man für Absolventen, interessierte Regisseure und Choreographen, Talent-Scouts und alle anderen am Institut Interessierten eine Weihnachtsshow, die mit einigen wunderbaren Highlights, serviert vom aktuellen zweiten und dritten Jahrgang des PCA, aufwartete.
Und Highlights sind das, was man von einer Musicalausbildungsstätte auch maximal verlangen sollte. Dass von einem Jahrgang einmal alle Absolventen ihren fixen Platz in der Musicallandschaft finden werden, das kann wohl ein Ziel sein, aber realistisch wird es nicht sein, werden im Musicalbusiness doch neben den alle paar Jahre auftauchenden Naturphänomenen (auch Stars genannt), die ohnedies ihren Weg machen, nicht immer die sehr guten Absolventen engagiert, sondern Typen. Da ist viel Glück dabei, und das Handwerk, das zum Glück dazukommen muss, und zum Talent, das lernt man am Performing Center Austria.
Investiert hat man in diesem Jahr zum Beispiel auch im Bereich des Lehrkörpers. Mit Larry Monson hat man einen Chorleiter engagiert, der aus den Studenten aller drei Jahrgänge sensationelle Performances rausholt. Viel mehr würde man für eine eigene Show eigentlich nicht benötigen: das Talent von Larry Monson, Songs wie »Sittin‘ on the top of the world«, »Barbara Ann« oder »In dat great gittin‘ up mornin‘« auf fantasievolle Weise mit den Studenten und für die Stimmen der Studenten einzustudieren. Jeder Song eine Portion Adrenalin, ein Schub Freude, jede Performance ein Showstopper, ein Highlight.
Ein anderes Highlight: Denise Jastraunig mit ihrer Version von »Call the man« (Andy Hill/Pete Sinfield) und mit der Choreographie von Sabine Arthold. Als Tänzer bei dem Song mit dabei: Claudia Artner, Franziska Fröhlich, Astrid Gollob, Michael Höfner, Thomas Poms und Christian Schild. Das war ein Moment, der musikalisch berührt hat, und in dem Tanz und Gesang sehr schön harmoniert haben, es war eine ganz und gar ungekünstelt wirkende, aber kunstvoll schöne Interpretation, und gerade durch das Ungekünstelte war sie “echt”.
Ein anderer schöner Moment: Julia Wenigs Interpretation von »I will be loved tonight« aus dem Musical »I love you, you‘re perfect, now change«. Julia Wenig, zweiter Jahrgang, hat vielleicht das Zeug, von den Performing Arts aus durchzustarten. Der Auftritt war jedenfalls exzellent, ein wenig entrückt, verzaubernd, auf alle Fälle überraschend. Und mit Julia Wenig schließt sich auch der Bogen hin zur Basis des Performing Center Austria, den Talenten, denen man mit einer jährlichen Weihnachtsproduktion die Chance gibt, innerhalb eines professionellen Umfelds eine Performance einzustudieren und Bühnenluft zu schnuppern. Julia Wenig hat in diesem Zweig der Musicalschule, “XMAS Company” betitelt, begonnen. Über die aktuelle Produktion “XMAS Clausterella” ein anderes Mal mehr.
Martin Bruny am Dienstag, den
29. Dezember 2009 um 01:52 · gespeichert in Event-Tipps
28. Januar 2010 |
19:30 | bis | 22:30 |
Theater in der Josefstadt: Iwan Turgenjew - Ein Monat auf dem Lande
Premiere
28. Jänner 2010, 19:30 Uhr
Natalja, die Frau des gutmütigen, aber arbeitsbesessenen Gutsbesitzers Islajew, Mutter eines zehnjährigen Jungen, langweilt sich und sehnt sich nach etwas Ungewissem. Auch der gebildete Hausfreund Rakitin kann ihr mit seiner matten Erotik keine Zerstreuung bieten, obwohl oder weil er sie vergöttert. Man spricht zwar von Liebe, ist aber von der Liebes-Tat weit entfernt. Da schlägt gleich einem Blitz der junge, lebhafte Student Beljajew, als Lehrer für den kleinen Kolja angestellt, in die schläfrige Schein-Idylle dieser Sommergesellschaft ein. Denn Natalja verliebt sich besinnungslos in den jungen Mann. Aber auch Nataljas Pflegetochter Vera sucht in unbewusster Zuneigung Beljajews Nähe.
Turgenjews Komödie, 1855 erstmals publiziert, ist eine meisterhafte Gratwanderung zwischen Tragik und Komik: Sie streift die Katastrophe, die hinter den Liebesverstrickungen lauert, bekennt sich aber wirkungsvoll zum Lustspiel mit doppelbödigem Humor.
Als eine der Stoffgrundlagen für das Dreigestirn im Stück - Ehemann, Ehefrau, Hausfreund - diente Turgenjews leidenschaftliche
Liebe zu der verheirateten Sängerin Pauline Viardot. Der Schauspielerin Marija G. Sawina, die in der gefeierten Petersburger Aufführung 1879 die Vera spielte, erklärte der Dichter: »Rakitin bin ich. Ich stelle immer mit dem unglücklichen Liebhaber mich selbst dar.«
Regie: Stephanie Mohr
Bühnenbild: Miriam Busch
Kostüme: Alfred Mayerhofer
Musik: Joachim Steffenhagen
Arkadij Sergejitsch Islajew, reicher Gutsbesitzer: Peter Scholz
Natalja Petrowna, seine Frau: Maria Köstlinger
Kolja, ihr Sohn: Skye MacDonald
Verotschka, ihre Pflegetochter: Hilde Dalik
Anna Semjonowna Islajewa, Islajews Mutter: Sigrid Marquardt
Lisaweta Bogdanowna, Gesellschafterin: Sona MacDonald
Michajlo Alexandrowitsch Rakitin, Freund des Hauses: Andrà© Pohl
Alexej Nikolajewitsch Beljajew, Student, Koljas Lehrer: Rasmus Borkowski
Afanassij Iwanowitsch Bolschinzow, benachbarter Gutsbesitzer: Christian Futterknecht
Ignatij Iljitsch Spigelskij, Arzt: Toni Slama
Matwej, Bediensteter: Oliver Huether
Katja, Dienstmädchen: Eva Mayer
Martin Bruny am Montag, den
28. Dezember 2009 um 20:43 · gespeichert in Musical, Event-Tipps
24. Februar 2010 |
20:00 | bis | 23:00 |
Fünf Jahre Musical Mamis, das ist ein ganz besonderes Star-Aufgebot wert. 2010 daher mit dabei: Ruth Brauer, Suzanne Carey, Stella Fürst, Maya Hakvoort, Astrid Golda, Petra Kreuzer, Marika Lichter, Andrea Malek, Eva Maria Marold, Sabine Mayer, Sona MacDonald, Tanja Simma & Caroline Richards, Eva-Maria Scholz, Bettina Soriat, Caroline Vasicek und Jana Werner.
Sie alle treten am 24. Februar 2010 ab 20 Uhr bei der Benefiz-Show für Babydoll auf, einem Projekt am Krankenhaus Göttlichen Heiland, welches Teenager, die Mütter und Väter werden, unterstützt und ihnen hilft, ihre Kinder mit Liebe und Verständnis auf die Welt zu bringen! Auf der Bühne stehen jene Frauen, die es schaffen, Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen. Es wird getanzt, gesungen und geschauspielert - alles für einen guten Zweck.
Musical Mamis 2010
24. Februar 2010, 20 Uhr
Moderation: Boris Pfeifer
Musikalische Leitung: Walter Lochmann
Eintritt: € 28,-
Ticket-Hotline Metropol: 01 / 407 77 407
Metropol, Hernalser Hauptstraße 55, 1170 Wien
Martin Bruny am Samstag, den
26. Dezember 2009 um 21:51 · gespeichert in Pop, Newcomer, Tonträger
Justin Bieber startete seine Karriere 2007 mit einem eigenen YouTube-Channel. Da war er zwölf Jahre alt und hatte gerade an einem Gesangswettbewerb in Stratford, Ontario, teilgenommen. Damit seine Familie und seine Freunde sehen konnten, wie er sich bei diesem Wettbewerb geschlagen hatte, postete er einige Videos auf YouTube. Ab diesem Moment war das Schicksal Biebers klar. Er nutzte die Chancen des Web 2.0 perfekt, hatte das Glück, auf einen fähigen Manager zu treffen (Scooter Braun), und kaum ein paar Monate später, nachdem er Verhandlungen unter anderem mit Justin Timberlake und Usher geführt hatte, war Bieber bei Island Records unter Vertrag.
Seine erste CD “My world” erschien am 17. November 2009, und bereits da hatte Bieber Geschichte geschrieben, ist er doch der erste Künstler, der vier Singles von einer Debüt-CD, die zu dem Zeitpunkt noch gar nicht am Markt war, in den Top 40 der BILLBOARD-Charts platzieren konnte. Die CD selbst stieg auf Platz sechs der BILLBOARD-Charts ein und verkaufte sich in der ersten Woche 137.000 Mal - das zweitbeste Debüt eines Künstlers im Jahre 2009. Bieber ist weiters der erste Sänger, der es schaffte, alle Songs einer CD in den US Hot 100 zu platzieren.
Sicher einer der Höhepunkte in der jungen Karriere Justin Biebers: sein Auftritt vor US-Präsident Barrack Obama Ende Dezember 2009:
Martin Bruny am Samstag, den
26. Dezember 2009 um 12:53 · gespeichert in Musical, Event-Tipps
6. Juli 2010 |
20:00 | bis | 23:00 |
Von Oktober 1995 bis Juli 1997 lief am Broadway “Victor/Victoria”, ein Musical nach einem Buch von Blake Edwards, mit der Musik von Henry Mancini, den Texten von Leslie Bricusse und einigen zusätzlichen Songs, komponiert von Frank Wildhorn (”Trust Me”, “Louie Says” und “Living in the Shadows”). Als “Associate Producer” bei dieser Show fungierte ein gewisser Joop Van Den Ende, mit Julie Andrews und Michael Nouri war die Produktion starmäßig gut bestückt.
2010 wird “Victor/Victoria” in Stockerau angekommen sein, wo unter der Regie von Gabriel Barylli Maya Hakvoort, Alfons Haider, Christoph Zadra, Ines Hengel Pirker, Jörg Stelling, Martin Oberhauser, Andreas Kammerzelt unter der Musikalischen Leitung von Michael Schnack und Christian Frank zu sehen sein werden.
Die Premiere steigt am 13. Juli, bis 14. August wird gespielt.
Stockerau Open Air Festival 2010: Victor/Victoria
Mit Maya Hakvoort, Alfons Haider, Christoph Zadra, Ines Hengel Pirker, Jörg Stelling, Martin Oberhauser, Andreas Kammerzelt und dem großen Tanz-Ensemble
Premiere: Di, 6. Juli, 20 Uhr
Vorstellungen: jeweils Di bis Sa (außer 17. 7.), 20 Uhr
Regie: Gabriel Barylli
Choreografie: Alonso Barros
Musikalische Leitung: Michael Schnack, Christian Frank
Kostüme: Mimi Zuzanek
Bühnenbild: Walter Vogelweider
Kartenpreise: € 29 bis 58
Karten & Info: Tel.: +43 (0) 2266 676 89 (Kulturamt der Stadtgemeinde Stockerau) kulturamt@stockerau.gv.at
Martin Bruny am Samstag, den
26. Dezember 2009 um 12:16 · gespeichert in Musical, Newcomer
24 jahre ist sie alt, als Singer/Songwriter und Gitarristin/”Pianowoman” ist sie drauf und dran, den Durchbruch zu schaffen - Anna Rose, die Tochter von Komponist Alan Menken (”Aladdin”, “Beauty and the Beast”, “Little Shop of Horrors”, “The Little Mermaid”, “Enchanted”).
Musikalisch sind die Songs von Anna Rose im klassischen Rock der 60er Jahre und im kalifornischen Rock der 70er Jahre angesiedelt. Wo stilistisch ihre Vorlieben sind, erzählt sie gerne selbst:
I was in the backseat with someone who tried to tell me Clapton was better than Hendrix and I forcibly removed him from the car. I’d rather have innovation than interpretation any day of the week. That doesn’t mean I don’t think Clapton is amazing; he is. I have so much respect for Clapton, but also for Jeff Beck and Waylon Jennings and Tom Waits. If I’m having a bad day, I’ll put on Jimi and I’ll be OK.
Seit September 2009 ist “Anna Rose”, die erste EP der Künstlerin, am Markt - 2010 will sie mit ihrer ersten Solo-CD “Nomad” die Charts erobern. Soundbeispiele gibt es auf Anna Roses MySpace-Account –> hier
und auf ihrer Website –> hier.
Martin Bruny am Donnerstag, den
24. Dezember 2009 um 22:02 · gespeichert in Skurriles
Dem in den letzten Tagen veröffentlichten Einkommensbericht des Rechnungshofs für das Jahr 2008 sind unter anderem die Gehälter der Leiter diverser Kulturinstitutionen zu entnehmen. Was verdient man also beispielsweise als Museums- oder Theaterdirektor im Laufe von zwölf Monaten in Österreich:
Wilfried Seipel: Leitung des Kulturhistorischen Museums Wien (KHM) - 252.100 Euro
Georg Springer: Bundestheater-Holdingchef - 239.000 Euro
Agnes Husslein: Belvedere-Chefin - 231.600 Euro
Gabriele Zuna-Kratky: Direktorin des Technischen Museums 228.600 Euro
Klaus Albrecht Schröder: Albertina-Direktor 217.700 Euro
Johanna Rachinger: Leiterin der Nationalbibliothek - 209.400 Euro
Klaus Bachler: Direktor des Wiener Burgtheaters - 203.000 Euro
Ion Holender: Direktor der Wiener Staatsoper - 199.200 Euro
Edelbert Köb: MUMOK-Chef - 195.900 Euro
Peter Noever: MAK-Direktor - 185.100 Euro
Josef Kirchberger: Theaterservice-Chef - 183.300 Euro
Robert Meyer - Direktor der Wiener Volksoper - 167.200 Euro
Leitungsteam der Bregenzer Festspiele - 156.900 Euro
Wolfgang Waldner: MQ-Chef - 125.700 Euro
Roland Teichmann: Österreichisches Filminstitut - 105.000 Euro
Bernd Lötsch: Direktor des Naturhistorischen Museums - 103.000 Euro
Die Jahresgagen von Theater an der Wien-Chef Roland Geyer, Musical-Intendantin Kathrin Zechner oder Festwochen-Intendant Luc Bondy werden nicht veröffentlicht, weil sie nicht im Einflussbereich des Bundes stehen.
Martin Bruny am Sonntag, den
20. Dezember 2009 um 22:19 · gespeichert in Theater
Am 16. Januar 2010 geht in Wiens “Queen Club” die Premiere des Theaterstücks “Soul Strip” über die Bühne. In den Rollen: Lisa Antoni (”Rudolf”), Julian Looman (”Tschüss! Das war der ORF”) und Martina Stilp.
Der “Queen Club” ist eines der bekanntesten “Animierlokale” Wiens, dementprechend ist willkommen, wer 18 Jahre und älter ist. Für das Event ist “Abendgarderobe” vorgeschrieben - das soll nun alles aber nicht vom “Eigentlichen” ablenken. Worums in dem Theaterstück geht, wird auf der offiziellen Website des “Herrn Mauser” wie folgt beschrieben:
Eine beklemmende Reise in das Innere dreier Personen. Ein Mann. Eine Frau. Die Andere. Nora und Liviu lieben sich lange und ausschließlich. Doch etwas schiebt sich zwischen sie und ihn. - Etwas wie Erinnerung. Liviu hat Lea verloren, die ihm mehr war als eine Schwester. Nora weiß von Lea, von einem großen Unglück, von nicht mehr. Nichts von geöffneten Knöpfen eines blauen Kleides, nichts von bloßen Füssen, nichts vom Schilf. Doch sie träumt von Orten, an denen sie nicht gewesen sein, stellt sich Dinge vor, von denen sie nichts wissen kann. Liviu schweigt und das, was sich zwischen ihn und sie schiebt, spricht eine andere Sprache. Doch das Vergessen ist kein Vermögen und das Gestern unberechenbar. Ein fiebriges Tappen und Tasten im Altvertrauten beginnt, in dem Nora auf die Andere trifft. Das Lüften des Schleiers wird zum Verhängnis und das Erinnern zu einem riskanten Spiel um sich selbst.
Eine gefährliche mà©nage à trois. Identitäten, die aufweichen. Ein erschreckender Trip durch das, was man Ich nennt.
Martin Bruny am Sonntag, den
20. Dezember 2009 um 20:29 · gespeichert in Event-Tipps
3. Februar 2010 |
20:00 | bis | 22:00 |
WUK: Lyle Lovett + John Hiatt
Die ‘Natural Forces’, die Kräfte der Natur, beschwört Lyle Lovett mit seinem am 06.11.2009 erschienenen Album. Was das Format seines Sounds anbelangt, kehrt Lovett mit seinem aktuellen Werk allerdings naturgewaltig klingenden Sounds eher den Rücken zu. Hatte er mit seinem letzten Album ‘It’s Not Big It’s Large’ noch mit Songs im Big-Band-Format überrascht, kehrt der Meister des Wüsten- und Porch-Songwritings mit ‘Natural Forces’ wieder zu kleineren Maßstäben zurück. Dabei bewegt sich das Album gekonnt zwischen gelassener Introspektion und ausgelassener Music-Hall-Atmosphäre.
Im Rahmen des gemeinsamen Auftritts mit dem elffachen Grammy-Nominee John Hiatt treffen nun zwei Songwriter der Extraklasse auf einer Bühne aufeinander! Hiatt verschmilzt in Rock, Akustik, Folk, New Wave und Mississippi Delta Blues in einer unvergleichlichen Art und Weise und wird gemeinsam mit Lovett für einen akustischen Abend der Extraklasse sorgen. Tickets also am Besten rasch sichern! (musicnet.at)
Termin: 03.02.2010, Einlass 19:00, Beginn 20:00, WUK Saal, 38/32
Martin Bruny am Dienstag, den
15. Dezember 2009 um 21:05 · gespeichert in Literatur, Sprache
Weihnachten steht vor der Tür. Bücher werden gerne verschenkt. Für alle, die noch Geschenke suchen, ein Tipp. Wie wärs mit “Draußen ist Freiheit”, geschrieben von “Nandinda”? Natürlich handelt es sich bei diesem Verfassernamen um ein Pseudonym, aber der wahre Name des Mannes, der hinter diesem Pseudonym steht, ist relativ leicht herauszufinden, beispielsweise über den Titel des Werks und über ein Zitat daraus.
Der Titel des Buches “Draußen ist Freiheit” ist in Anlehnung an eine Szene aus Jim Steinmans Musical “Tanz der Vampire” gewählt worden, gewidmet hat “Nandinda” die Erzählung “Marjan und Sina”. Und auf Seite 600 lesen wir:
Sechsunddreißig Jahre später wird er Klänge und Lieder vernehmen, die ihn in Rührung versetzen. Mit tränenverschwommenen Augen lauscht er dem Gesang:
»Draußen ist Freiheit.
Dort, wo der Horizont beginnt
gibt es ein Land,
in dem alle Wunder möglich sind . . .
Draußen ist Freiheit
und Hoffnung, die man nicht kennt.
Weit fort von allem, was uns trennt . . .
Draußen ist Freiheit.
Ein Glück, das keine Schranken kennt.
Draußen ist Freiheit.
Weit fort von allem, was uns trennt,
beginnt, was man Leben nennt.«
Sarah, die Wirtstochter, hat sich aus dem Elternhaus geschlichen. Sie breitet ein schützendes Tuch über ihren Schultern aus und singt sich mit ängstlicher, erwartungsvoller Stimme Mut zu für ihre Flucht in eine ungewisse Welt, in der sie die Freiheit sucht. Sarah ist seine Tochter. Sie steht auf der Bühne und spielt dort ihr Leben. Die Eltern, er und seine Frau, sitzen im Publikum und können die Tränen der Rührung nicht halten. Das ist ihre Conchi! Mit zwanzig Jahren ist sie aus der Heimatstadt gezogen, ihr Glück auf den Brettern, die ihr alle Welt bedeuten, zu finden. Sie singt sich seither auf den Bühnen der Welt in das Land ihrer Sehnsucht hinein. Woher hat sie nur dieses Verlangen nach Freiheit? Ihre Mutter war, kaum älter als sie, von Asien nach Europa gezogen auf der Suche nach Freiheit. Gelockt von Jean-Paul Sartres Existentialismus und nicht von Simone de Beauvoire. Getrieben von der Bedrängnis der eigenen Kindheit und Jugend. Den Vater der Bühnenheldin hatte in ihrem Alter die Abenteuerlust nach Afrika getrieben. Er ist zurückgekehrt. Die Freiheit, die er in seinem Lande vermisste, hat er dort nicht gefunden. Seine Frau und Lebensgefährtin fand die gesuchte Freiheit auch in Europa nicht. Draußen ist Freiheit? Suche sie, Sarah, Rosanna, Mistress, Julia, Helene . . . vielleicht findest du die Freiheit da draußen!
Was dem Leser im rund 730 Seiten starken Buch erzählt wird, ist die Biographie des deutschen Politologen und Verlegers Björn Pätzold, dem Vater von Marjan Shaki.
Der Autor baut seine Erzählung in zwei parallelen, sich zeitversetzt immer wieder überkreuzenden Strängen:
- Mit schrecklichen Erlebnissen an der Rampe von Auschwitz beginnt Pätzold, der 1944, ein Jahr vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs geboren wurde, seine Erzählung. Schemenhaft die Schilderungen der Kindheit, die Flucht vor der Roten Armee, Schulzeit, Jugend. Die Jahre als Studentenführer während der APO-Zeit, Lehrtätigkeiten an den Universitäten Hamburg und Berlin, Berufsverbot, Ausflüge ins Journalistische, Jahrzehnte selbständiger Tätigkeit als Organisationsberater für Wirtschaft und Politik. Private Rückschläge zwischendurch und - Herzinfarkt. Hier folgen packende, berührende Szenen, die sehr bildhaft die Geschehnisse fassen und gleichzeitig durch die analytische Nüchternheit und sprachliche Verdichtung mit Erinnerungsfetzen aus den Schrecknissen der Vergangenheit des Autors eine enorme Spannung aufbauen, eine Mischung von Reflexion und Erinnerung, Prosa, aber teilweise mit lyrischen Qualitäten, ein Beobachten der eigenen Person aus “objektiver” Distanz, sich selbst immer (hinter)fragend, bis zur eindeutigen Entscheidung, wie es weitergehen soll.
- 1964 startet der damals Zwanzigjährige nach seinem Abitur eine Trampfahrt durch verschiedenste Länder Afrikas. Begegnungen, Ereignisse, Erlebnisse, Kulturen. Eineinhalb Jahre dauert die Odyssee quer durch diesen Kontinent. Einer Rückbesinnung auf die ersten Nachkriegsjahre seiner Kindheit in Berlin folgt die Schilderung, wie der junge Mann als Söldner in den Congokrieg in Katanga gerät und dort das Massaker an einer Dorfbevölkerung erlebt. Er flieht aus dem Krieg nach Tanganyika und erinnert sich. Die Heimkehr des Vaters aus russischer Kriegsgefangenschaft, die Streitgespräche über das Dritte Reich, Reflektionen.
In siebzehn Kapiteln und einem “faustischen” Dialog zwischen Autor und Titelfigur reist der Leser durch Afrika gleichsam auf einem Fluss, an dessen Ufern immer wieder Halt gemacht wird, um einen Gedankenausflug in die Vergangenheit und Zukunft des Zeitreisenden zu unternehmen. So gerät dieses umfangreiche Werk zu einer epischen Biographie des 20. Jahrhunderts.
Zu bestellen ist “Draußen ist Freiheit” über: Bestellung@Deutsche-Literaturgesellschaft.de
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