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Nandinda: “Draußen ist Freiheit” (2009)

nandinda.jpgWeihnachten steht vor der Tür. Bücher werden gerne verschenkt. Für alle, die noch Geschenke suchen, ein Tipp. Wie wärs mit “Draußen ist Freiheit”, geschrieben von “Nandinda”? Natürlich handelt es sich bei diesem Verfassernamen um ein Pseudonym, aber der wahre Name des Mannes, der hinter diesem Pseudonym steht, ist relativ leicht herauszufinden, beispielsweise über den Titel des Werks und über ein Zitat daraus.

Der Titel des Buches “Draußen ist Freiheit” ist in Anlehnung an eine Szene aus Jim Steinmans Musical “Tanz der Vampire” gewählt worden, gewidmet hat “Nandinda” die Erzählung “Marjan und Sina”. Und auf Seite 600 lesen wir:

Sechsunddreißig Jahre später wird er Klänge und Lieder vernehmen, die ihn in Rührung versetzen. Mit tränenverschwommenen Augen lauscht er dem Gesang:

»Draußen ist Freiheit.
Dort, wo der Horizont beginnt
gibt es ein Land,
in dem alle Wunder möglich sind . . .

Draußen ist Freiheit
und Hoffnung, die man nicht kennt.
Weit fort von allem, was uns trennt . . .

Draußen ist Freiheit.
Ein Glück, das keine Schranken kennt.
Draußen ist Freiheit.
Weit fort von allem, was uns trennt,
beginnt, was man Leben nennt.«

Sarah, die Wirtstochter, hat sich aus dem Elternhaus geschlichen. Sie breitet ein schützendes Tuch über ihren Schultern aus und singt sich mit ängstlicher, erwartungsvoller Stimme Mut zu für ihre Flucht in eine ungewisse Welt, in der sie die Freiheit sucht. Sarah ist seine Tochter. Sie steht auf der Bühne und spielt dort ihr Leben. Die Eltern, er und seine Frau, sitzen im Publikum und können die Tränen der Rührung nicht halten. Das ist ihre Conchi! Mit zwanzig Jahren ist sie aus der Heimatstadt gezogen, ihr Glück auf den Brettern, die ihr alle Welt bedeuten, zu finden. Sie singt sich seither auf den Bühnen der Welt in das Land ihrer Sehnsucht hinein. Woher hat sie nur dieses Verlangen nach Freiheit? Ihre Mutter war, kaum älter als sie, von Asien nach Europa gezogen auf der Suche nach Freiheit. Gelockt von Jean-Paul Sartres Existentialismus und nicht von Simone de Beauvoire. Getrieben von der Bedrängnis der eigenen Kindheit und Jugend. Den Vater der Bühnenheldin hatte in ihrem Alter die Abenteuerlust nach Afrika getrieben. Er ist zurückgekehrt. Die Freiheit, die er in seinem Lande vermisste, hat er dort nicht gefunden. Seine Frau und Lebensgefährtin fand die gesuchte Freiheit auch in Europa nicht. Draußen ist Freiheit? Suche sie, Sarah, Rosanna, Mistress, Julia, Helene . . . vielleicht findest du die Freiheit da draußen!

Was dem Leser im rund 730 Seiten starken Buch erzählt wird, ist die Biographie des deutschen Politologen und Verlegers Björn Pätzold, dem Vater von Marjan Shaki.

Der Autor baut seine Erzählung in zwei parallelen, sich zeitversetzt immer wieder überkreuzenden Strängen:

- Mit schrecklichen Erlebnissen an der Rampe von Auschwitz beginnt Pätzold, der 1944, ein Jahr vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs geboren wurde, seine Erzählung. Schemenhaft die Schilderungen der Kindheit, die Flucht vor der Roten Armee, Schulzeit, Jugend. Die Jahre als Studentenführer während der APO-Zeit, Lehrtätigkeiten an den Universitäten Hamburg und Berlin, Berufsverbot, Ausflüge ins Journalistische, Jahrzehnte selbständiger Tätigkeit als Organisationsberater für Wirtschaft und Politik. Private Rückschläge zwischendurch und - Herzinfarkt. Hier folgen packende, berührende Szenen, die sehr bildhaft die Geschehnisse fassen und gleichzeitig durch die analytische Nüchternheit und sprachliche Verdichtung mit Erinnerungsfetzen aus den Schrecknissen der Vergangenheit des Autors eine enorme Spannung aufbauen, eine Mischung von Reflexion und Erinnerung, Prosa, aber teilweise mit lyrischen Qualitäten, ein Beobachten der eigenen Person aus “objektiver” Distanz, sich selbst immer (hinter)fragend, bis zur eindeutigen Entscheidung, wie es weitergehen soll.

- 1964 startet der damals Zwanzigjährige nach seinem Abitur eine Trampfahrt durch verschiedenste Länder Afrikas. Begegnungen, Ereignisse, Erlebnisse, Kulturen. Eineinhalb Jahre dauert die Odyssee quer durch diesen Kontinent. Einer Rückbesinnung auf die ersten Nachkriegsjahre seiner Kindheit in Berlin folgt die Schilderung, wie der junge Mann als Söldner in den Congokrieg in Katanga gerät und dort das Massaker an einer Dorfbevölkerung erlebt. Er flieht aus dem Krieg nach Tanganyika und erinnert sich. Die Heimkehr des Vaters aus russischer Kriegsgefangenschaft, die Streitgespräche über das Dritte Reich, Reflektionen.

In siebzehn Kapiteln und einem “faustischen” Dialog zwischen Autor und Titelfigur reist der Leser durch Afrika gleichsam auf einem Fluss, an dessen Ufern immer wieder Halt gemacht wird, um einen Gedankenausflug in die Vergangenheit und Zukunft des Zeitreisenden zu unternehmen. So gerät dieses umfangreiche Werk zu einer epischen Biographie des 20. Jahrhunderts.

Zu bestellen ist “Draußen ist Freiheit” über: Bestellung@Deutsche-Literaturgesellschaft.de

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