Archiv - April, 2003
Martin Bruny am Dienstag, den
29. April 2003 um 21:16 · gespeichert in Broadway, Awards
Am 28. April 2003 wurden die Nominierungen für die 69. Drama League Awards bekannt gegeben, die am 9. Mai verliehen werden. Eine Nominierung ist geradezu als sensationell zu bezeichnen, wurde doch in der Kategorie “Distinguished Performance Nominees” Michael Crawford für das Broadway-Debakel Dance of the Vampires aufgestellt.
Dance of the Vampires, das in Europa äußerst erfolgreiche Vampir-Musical von Michael Kunze und Jim Steinman, brachte es am Broadway in der Saison 2002/03 auf nur insgesamt 61 Previews und 56 reguläre Vorstellungen. Am 9. Dezember 2002 feierte es seine glanzvolle Premiere und wurde tags darauf von Broadways Kritikern vernichtet. Ken Mandelbaum, Broadway.com-Kritiker, schrieb:
For those who found Jekyll & Hyde too intellectually challenging, Dance of the Vampires may be just the thing. A bona fide Eurotrash bonanza, Vampires would surely have been wiser to unpack its bags in the West End or in Las Vegas. It may make one nostalgic for such hallowed Minskoff Theatre fare as Rockabye Hamlet, Got Tu Go Disco, Marilyn: An American Fable, Teddy and Alice, Tom Sawyer, Saturday Night Fever, or even Metro, the Minskoff’s last foreign-language import. Needless to say, collectors will have to catch Dance of the Vampires. As the title of one of Krolock’s songs puts it, a good nightmare comes so rarely. Don’t forget the garlic.
Martin Bruny am Samstag, den
26. April 2003 um 20:37 · gespeichert in Wien, Fotos
[Fotos: Martin Bruny, 26.4.2003, Wien, Theater an der Wien,
letzte Vorstellung von “Jekyll & Hyde”]
Martin Bruny am Sonntag, den
20. April 2003 um 20:33 · gespeichert in Broadway, TV
Wie Broadway.com berichtet, könnte Schauspieler/Serienstar Gregory Harrison in diesem Sommer am Broadway jene Rolle spielen, die Richard Gere auf der großen Leinwand interpretiert hat: jene des schleimigen Anwalts Billy Flynn im Kander/Ebb-Musical Chicago. (Eine offizielle Bestätigung steht noch aus.)
Harrison kann schon auf eine ganze Reihe von Schauspielproduktionen verweisen, bei denen er mitgewirkt hat, so zum Beispiel “Steel Pier” und “Follies”, “The Fantasticks”, “The Promise”, “The Subject Was Roses”, “Festival”, “Child’s Play”, “Picnic”, “Billy Budd”, “Carnal Knowledge” und “The Hasty Heart”, eine Rolle, die ihm den L.A. Drama Critics Best Actor Award ein brachte.
In Europa dürfte Harrsion wohl den meisten durch die Serien “Falcon Crest” oder “Trapper John MD” bekannt sein.
Martin Bruny am Samstag, den
19. April 2003 um 20:30 · gespeichert in Musical
16. April 1943:
“17 Uhr: Beginnender Schwindel, Angstgefühl, Sehstörungen, Lähmungen, Lachreiz.”
(Albert Hofmann, Tagebucheintrag am Tag der Entdeckung von LSD im Zuge eines Selbstversuchs)
1886:
“23:58 Uhr. Ich habe 100 ml des Elixiers jh7 getrunken. Bitterer Geschmack … brennt auf der Zunge. Warmes Gefühl in der Kehle. Die Hitze verbreitet sich schnell durch meine Venen. Leicht euphorisches Gefühl, leicht schwindelig. Keine auffälligen Veränderungen im Verhalten. (…) Oh mein Gott!… Was ist das?… Etwas passiert hier, ist es geglückt? Etwas verschlingt mich, ich werde zerdrückt, zerreißt mich und frisst mich und macht mich verrückt! Plötzlich ist – etwas da – so ein Schmerz – unsagbar! Plötzlich ist – da ein Stich – irgendwas tötet mich! Plötzlich ist – was passiert – sterb’ ich jetzt? Oh mein Gott – sieh mich hier! Welch ein Tier! Wer ist die Kreatur vor mir?” (Jekyll & Hyde/Die Verwandlung)
Martin Bruny am Freitag, den
18. April 2003 um 20:29 · gespeichert in Literatur
ein Gedicht ist etwas inmitten einer weißen Ebene,
von sich umzäunt und umschlossen
von den Schalen seiner Zeilen
es hat zwar vergessen, wo und wie es geworden ist,
aber es ist kein verflogener Vogel,
denn es spiegelt, indem es nur sich selber spiegelt,
auch die Gemütsverfassung, aus der es geworden ist,
wider
ein Gedicht ist ein Fenster,
in eine fremde Wirklichkeit geöffnet,
hinter der nur die eines Gedichtes sichtbar wird,
oder eine Mauer mit blinden Fenstern
der Augenblick Schmetterling,
bevor er in Staub zerfällt
ein verletztes Siegel
eine Zeichen- und Bilderschrift aus
einander widersprechenden Bildern und Zeichen
eine Muschelschale ohne Meeresrauschen
die Geisterstunde eines Gegenstandes
ein Apfel an einem Winterbaum,
aber nicht eine von Reif versehrte Rose
etwas, das an etwas erinnert,
woran es keine Erinnerung gibt
das letzte einer Reihe
sich ins Unendliche verkleinernder Bilder
ein Zeichen für etwas,
wofür es nur in Gedichten Zeichen gibt,
die Nachbildung von etwas nicht einmal Geträumtem
etwas, das in unterirdischen Quellen
mit sich redet, Verschubbahnhof spielt,
Mondphasen aneinanderkettet
und Wörter mit Landschaften belehnt
eine Sprachinsel,
eine Spiegelung in einem blinden Spiegel
etwas, das die Wortwörtlichkeit der Wörter
so verkoppelt, daß aus der Verkoppelung
Bildbedeutungen entstehen
eine gefälschte Banknote
ein Sternbild,
das mit seinem Namen nicht übereinstimmt
eine Haustür inmitten einer Wiese,
ein Stück Tapete in einem ausgebrannten Haus
ein Fußballspiel als Vorwand, daß die Spieler
Farben und Linien zusammenführen
die Differenz zwischen einer wirklichen
und einer gezeichneten Taube
eine reine Gegenwart
jedes Gedicht ist die Schale
um einen möglicherweise verglühten Kern
jedes Gedicht ist eine Übersetzung
des einen Gedichtes,
das es nur in Übersetzungen gibt
ein Gedicht ist, was sich als Gedicht erklärt
(Julian Schutting)
Martin Bruny am Freitag, den
18. April 2003 um 20:28 · gespeichert in Pop
So ein Kochbuch ist was Feines. Für einen Verlag kann es den Unterschied zwischen Roten und Schwarzen Zahlen bedeuten, für den Autor manchmal eine ganz neue Karriere … so eventuell für Patti Labelle, die begnadete R&B-Queen, die durch ihre emotionsgeladenen Konzerte weltweit für Aufsehen sorgte und nun in einer Liga mit The Naked Chef antritt. Okay, “Patti Labelle’s Lite Cuisine: Over 100 Dishes With To-Die-For Taste Made With To-Live-For Recipes” ist nicht ihr erstes Kochbuch, denn bereits 1999 beglückte sie ihre Fans und viele andere mit LaBelle Cuisine: Recipes to Sing About, aber es ist definitiv ein wichtiges Buch für sie.
Anfang der 90er-Jahre wurde durch reinen Zufall Diabetes bei Patti diagnostiziert. Während eines Konzertes in New York kollabierte sie beim Song “Somewhere over the rainbow”, wurde ins Krankenhaus eingeliefert und dort mit der Frage konfrontiert, ob sie denn von ihrer Diabates auch wüsste. Sie hatte keine Ahnung davon. Nun, mit ihrem Kochbuch liefert sie gesunde Rezepte, light, nunja, wollen wir hoffen, dass es nicht gerade das ist, was die Amerikaner normalerweise unter light verstehen. [story]
Martin Bruny am Mittwoch, den
16. April 2003 um 20:26 · gespeichert in Literatur
The File Room ist ein Projekt von Künstlern, Kunststudenten und Lehrenden. In mühevoller Kleinarbeit wurden diverse Fälle von Zensur zusammengestellt und gut dokumentiert - so entstand ein Katalog der Zensur, der ständig ergänzt werden soll.
Ein besonders kurioses Beispiel von Zensur an der Dacula High School in Atlanta, Georgia, sei erwähnt:
Name: Of Mice and Men, student production
Date: 1985-1995
Location: North America
Subject: Racial/Ethnic , Language
Medium: Theatre
Artist: Student production at Dacula High School
Confronting Bodies: High School Principal Donald Nutt
Date of Action: May 1, 2001
Specific Location: Dacula High School, Atlanta, Georgia
Description of Artwork: A John Steinbeck classic that chronicles the relationship between two men during the Depression. It is a story of their pursuit of home-roots that they can believe in, land that they can care for, and the painful search for self. One man is inarticulate, dumb, and sometimes violent in his need; the other clever, hopeful, and tied to a responsibility he thinks he doesn’t want.
Description of Incident: Principal Donald Nutt had called off the show only hours before the scheduled curtain, because of profanity and racial slurs that students and drama teacher Phillip Cate refused to delete from the script.
Results of Incident: The Belladonna Repertory Company donated its theater for the students to produce the play, uncensored. The play ran for two weekends.
[Source: NCAC, atlanta.creativeloafing.com, 5.9.01]
Weiters sehr zu empfehlen ist die Site The Online Books Page presents BANNED BOOKS ONLINE - einfach mal reinlesen, so nebstbei findet man da Links zu 17.000 Büchern, die online abrufbar sind.
Martin Bruny am Montag, den
14. April 2003 um 20:22 · gespeichert in Flicks
No house should ever be on a hill or on anything. It should be of the hill. Belonging to it. Hill and house should live together each the happier for the other.” (Frank Lloyd Wright)
I have always loved drama. Not just in terms of acting, but drama in what I see. Of course, I fell in love with Frank Lloyd Wright’s Ennis-Brown House. But my infatuation is nothing new…like me, many of my kind in the entertainment industry have fallen for its exhibitionist beauty. This exotic location boasts more films to its credit than most actors have the privilege to make.” (Diane Keaton)
1924 baute Frank Lloyd Wright für Mabel und Charles Ennis in Los Angeles ein Haus, das in die (Film-)Geschichte eingehen sollte. Eine (sicher nicht vollständige Liste) all jener Filme, in denen das Ennis Brown House zu sehen ist, liest sich zum Beispiel wie folgt: House on Haunted Hill|Blade Runner|The Glimmer Man|The 13th Floor|The Rocketeer|Moon 44|The Replacement Killers|Grand Canyon|Black Rain|Black Cat|Female|Day of the Locust|Precious Find|Howling II|Remo Williams|Karate Kid III|The Annihilator|TimeStalker|Twin Peaks|Blood Ties|Fallen Angels|House of Frankenstein|Rush Hour|Buffy The Vampire Slayer (TV)|Sex In America.
Ich bin nur durch Zufall auf dieses Haus aufmerksam geworden, als ich mich mal durch die Channels zappte und auf einmal bei einer Dokumentation auf BBC Prime hängen blieb, die von Diane Keaton moderiert wurde. Zu sehen war dieses wirklich mystische Haus mit kaum ahnbaren Dimensionen. Ich hatte gerade “13th Floor” gesehen und auf Bildern erkannte ich das Haus aus Blockbustern wie Blade Runner:
Grand Canyon
Manchmal kann Architektur zum Träumen verführen …
Martin Bruny am Sonntag, den
13. April 2003 um 20:21 · gespeichert in Tod
Gabriel Urbain Faurà© (1845-1924) und ich, wir trafen uns das erste Mal in einem dunklen Kinosaal. Ein Werbespot wurde von unsagbar schönen Klängen untermalt. Keine Ahnung hatte ich, was für Musik das war … die Begegnung war kurz, versenkt hatte sie sich schon mitten im Hauptfilm … Auf einer Party Jahre später hörte ich genau diese Musik wieder … Faurà©s Requiem (die Frage, auf welchen Partys man Requien hört, lassen wir mal dahingestellt). Seit jenem Tag bin ich Sammler des Requiems von Faurà©. Sein “Sanctus” … von unvorstellbarer Wirkung, oder wie es einmal beschrieben wurde:
Ruhe und Verklärung liegt über dem Sanctus, dem dritten Satz des Requiem. Während das Sanctus in Verdis Requiem mit schmetternden Trompeten die Atmosphäre eines Volksfestes einfängt, scheint die Musik hier zu schweben. Harfe und eine überirdisch melodisch klingende Solovioline begleiten die Chorstimmen, die die Melodie einstimmig vortragen. Dass Faurà© das Paradies mit viel Plüsch und Bonbonfarbe zeichnet, mag typisch französisch sein. Lässt man den Satz aber ganz unvoreingenommen wirken, entfaltet er sich in seiner vollen Schönheit auch demjenigen, den das Parfüm vielleicht stört.
Gabriel selbst sagte über sein Requiem:
Es ist so sanft wie ich selbst. Mein Requiem bringt nicht so sehr die Todesfurcht zum Ausdruck, sondern den Frieden der ewigen Ruhe, denn so sehe ich den Tod: eine glückliche Erlösung, eine Hoffnung auf überirdischen Frieden, kein freudloser Übergang in das drohende Unbekannte.
Gabriel Faurà©s Requiem gehört zu den wenigen Werken des französischen Komponisten, die eine große Bekanntheit erreicht haben, wobei jedoch heutzutage meistens die “Konzertfassung” mit großem Orchester und großbesetztem Chor, die erst um 1900 entstanden sein dürfte, zu hören ist. Ursprünglich hatte Faurà© das Werk für Aufführungen in Trauergottesdiensten an der Kirche de la Ste. Marie Madeleine in Paris, wo er als Kapellmeister wirkte, komponiert. Dort erklang es am 16. Januar 1888 zum ersten Mal. Die Instrumentalbesetzung dieser ersten Aufführung mit geteilten Bratschen und Celli, Kontrabaß, Solovioline, Harfe, Pauken und Orgel zeichnet den sanften und sakralen Charakter des Werkes noch deutlicher als die späteren Fassungen, in denen Holz- und Blechbläser hinzutreten, die die wichtige Rolle der Orgel in der Erstfassung verdrängen. Der Chor an der Madeleine, unter Faurà©s Leitung, hatte kaum mehr als 30 Sänger - etwa 25 Knaben und 8-10 Männer. Ich kann beide Versionen empfehlen. Wer die Konzertfassung hören will, dem lege ich die Aufnahme von Andrà© Cluytens aus dem Jahre 1962 ans Herz. Für die Kammerversion bietet sich eine Aufnahme von Philippe Herreweghe an.
Martin Bruny am Samstag, den
12. April 2003 um 20:20 · gespeichert in Literatur
IX
Stop all the clocks, cut off the telephone.
Prevent the dog from barking with a juicy bone.
Silence the pianos and with muffled drum
Bring out the coffin, let the mourners come.
Let aeroplanes circle moaning overhead
Scribbling on the sky the message He Is Dead.
Put cràªpe bows round the white necks of the public doves,
Let the traffic policemen wear black cotton gloves.
He was my North, my South, my East and West,
My working week and my Sunday rest,
My noon, my midnight, my talk, my song;
I thought that love would last forever: I was wrong.
The stars are not wanted now: put out every one;
Pack up the moon and dismantle the sun;
Pour away the ocean and sweep up the wood;
For nothing now can ever come to any good.
Verfasst hat dieses Gedicht Wystan Hugh Auden im Jahre 1936. Als “Song IX” publizierte er es in seinem Werk “Twelve Songs”. 1976 wurde das Gedicht unter dem Titel “Funeral Blues” in “Tell me the truth about love”, einer Anthologie von Liebesgedichten, veröffentlicht.
W. H. Auden wurde 1907 in York, England, geboren und starb am 29. September 1973 an den Folgen eines Herzanfalls bei einer Lesung in Wien. Er studierte in Oxford, wurde da Führer der “Pylon Poets”, einer linksgerichteten Intellektuellengruppe, nahm am spanischen Bürgerkrieg teil und erlebte in China den chinesisch-japanischen Krieg. 1935 heiratete er pro forma Erika Mann, um ihr die Flucht aus Deutschland zu ermöglichen.
Auden verband eine mehr als 35-jährige Lebenspartnerschaft mit dem Dichter Chester Kallman. 1939 emigrierte er in die USA und wurde 1946 amerikanischer Staatsbürger. Er war als Dichter, Dozent und Kritiker tätig und schrieb gemeinsam mit Christopher Isherwood Theaterstücke. Von 1956-1961 war er Professor für Dichtkunst in Oxford.
W. H. Auden gilt als einer der wichtigsten englischsprachigen Lyriker des 20. Jahrhunderts. Neben anderen literarischen Auszeichnungen bekam er 1948 den Pulitzerpreis.
2002 veröffentlichte der Pendo Verlag, Zürich, den Band Anhalten alle Uhren (Gedichte. Englisch/Deutsch). Darin versammelt findet man eine Auswahl von Gedichten Audens in englischer und deutscher Sprache mit Übersetzungen von namhaften Dichtern wie Erich Fried, Ernst Jandl, Hilde Spiel und Hans Egon Holthusen.
Das “Revival” dieses Dichters ist auf einen Film zurückzuführen: 4 Hochzeiten und 1 Todesfall. In dem Blockbuster rezitiert Matthew das Gedicht beim Begräbnis seines verstorbenen Freundes Gareth.
vor »