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Gabriel Faurà©: ” … denn so sehe ich den Tod: eine glückliche Erlösung, eine Hoffnung auf überirdischen Frieden.”

Gabriel Urbain Faurà© (1845-1924) und ich, wir trafen uns das erste Mal in einem dunklen Kinosaal. Ein Werbespot wurde von unsagbar schönen Klängen untermalt. Keine Ahnung hatte ich, was für Musik das war … die Begegnung war kurz, versenkt hatte sie sich schon mitten im Hauptfilm … Auf einer Party Jahre später hörte ich genau diese Musik wieder … Faurà©s Requiem (die Frage, auf welchen Partys man Requien hört, lassen wir mal dahingestellt). Seit jenem Tag bin ich Sammler des Requiems von Faurà©. Sein “Sanctus” … von unvorstellbarer Wirkung, oder wie es einmal beschrieben wurde:

Ruhe und Verklärung liegt über dem Sanctus, dem dritten Satz des Requiem. Während das Sanctus in Verdis Requiem mit schmetternden Trompeten die Atmosphäre eines Volksfestes einfängt, scheint die Musik hier zu schweben. Harfe und eine überirdisch melodisch klingende Solovioline begleiten die Chorstimmen, die die Melodie einstimmig vortragen. Dass Faurà© das Paradies mit viel Plüsch und Bonbonfarbe zeichnet, mag typisch französisch sein. Lässt man den Satz aber ganz unvoreingenommen wirken, entfaltet er sich in seiner vollen Schönheit auch demjenigen, den das Parfüm vielleicht stört.

Gabriel selbst sagte über sein Requiem:

Es ist so sanft wie ich selbst. Mein Requiem bringt nicht so sehr die Todesfurcht zum Ausdruck, sondern den Frieden der ewigen Ruhe, denn so sehe ich den Tod: eine glückliche Erlösung, eine Hoffnung auf überirdischen Frieden, kein freudloser Übergang in das drohende Unbekannte.

Gabriel Faurà©s Requiem gehört zu den wenigen Werken des französischen Komponisten, die eine große Bekanntheit erreicht haben, wobei jedoch heutzutage meistens die “Konzertfassung” mit großem Orchester und großbesetztem Chor, die erst um 1900 entstanden sein dürfte, zu hören ist. Ursprünglich hatte Faurà© das Werk für Aufführungen in Trauergottesdiensten an der Kirche de la Ste. Marie Madeleine in Paris, wo er als Kapellmeister wirkte, komponiert. Dort erklang es am 16. Januar 1888 zum ersten Mal. Die Instrumentalbesetzung dieser ersten Aufführung mit geteilten Bratschen und Celli, Kontrabaß, Solovioline, Harfe, Pauken und Orgel zeichnet den sanften und sakralen Charakter des Werkes noch deutlicher als die späteren Fassungen, in denen Holz- und Blechbläser hinzutreten, die die wichtige Rolle der Orgel in der Erstfassung verdrängen. Der Chor an der Madeleine, unter Faurà©s Leitung, hatte kaum mehr als 30 Sänger - etwa 25 Knaben und 8-10 Männer. Ich kann beide Versionen empfehlen. Wer die Konzertfassung hören will, dem lege ich die Aufnahme von Andrà© Cluytens aus dem Jahre 1962 ans Herz. Für die Kammerversion bietet sich eine Aufnahme von Philippe Herreweghe an.

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