In den 70er Jahren war an Barry Manilow chartsmäßig kein Vorbeikommen möglich. 25 US-Top 40 Hits konnte er verbuchen, manchmal war er mit mehreren Songs gleichzeitig in den Charts vertreten, mit seinen Tourneen knackte er Zuschauerrekorde von Stadien und Hallen in den USA, Japan, England und auch Europa.
Anfang der 80er Jahre war es chartsmäßig plötzlich vorbei. Ein letzter Stoßgesang in Richtung Top Ten ging mit dem Jim Steinman-Song “Read’em and weep” daneben, danach waren die US Top 40 unerreichbares Terrain. Warum es zu dieser Entwicklung kam, das kann so richtig niemand begreifen, aber die Vermutung liegt nahe, dass Manilow sich zu einem Teil selbst aus dem Spiel genommen hat, weil ihm der Rummel, dem er als Popstar ausgesetzt war, den letzten Nerv gezogen hat. Der Performer konzentrierte sich fortan auf seine musikalischen Leidenschaften Jazz, Big Band-Sound, Swing und Musical, veröffentlichte weiter fast jedes Jahr eine CD, komponierte Film-Soundtracks, publizierte seine Autobiographie, produzierte Künstler wie Diane Schuur, Bette Midler und Nancy Wilson, tourte nach wie vor in ausverkauften Hallen - und wurde nach wie vor von der Journaille als Schnulzensänger verhöhnt.
Und damit sind wir auch schon beim eigentlichen Grund angelangt, warum es auf dieser Site regelmäßig Postings über Manilow gibt. Es gibt kaum einen Popsänger, der jahrzehntelange Verhöhnungen derart lässig weggesteckt hat wie Barry Manilow. Seit Anfang der 70er Jahre ist er im Geschäft, seinem Stil ist er treu geblieben, hat seine musikalische Bandbreite aber kontinuierlich erweitert, und langsam, sehr langsam, konnte er einzelne Kritikergruppen für sich gewinnen. Die einen fanden an seinem Jazz-Album “2. a.am. Paradise Cafe” Gefallen, die anderen an seinen Arbeiten als Produzent, wieder andere begeisterten sich für seine Musicalprojekte (”Copacabana”, “Harmony”).
Die harte Arbeit hat sich gelohnt, das Durchhalten allemal. Am 8. Februar 2006 katapultierte sich die neue Manilow-CD “The Greatest Songs of the Fifties” von 0 auf Platz 1 der BILLBOARD-Charts. Mit 156.000 verkauften Exemplaren pulverisierte er damit auch den Rekord an meisterverkauften CDs innerhalb einer Woche. 29 Jahre sind ins Land gezogen, seit Barry Manilow mit seiner Doppel-LP “Live” auf Platz 1 der US-Charts landen konnte. Auch das ein rekordverdächtiger Zeitraum. Mittlerweile wurde aus dem Schnulzensänger, zumindest in den USA, der King of Easy Listening. Nach Monaten der Rap-Herrschaft an den Spitzen der US-Charts ist mit Manilow ein wenig Musik zurückgekehrt. Niemand macht sich Illusionen darüber, dass das allzu lange anhalten könnte, aber letztlich ist das egal. Manilow: “I’ve had some pretty amazing experiences in my career, but this one tops them all … if you live long enough, anything is possible!”
Barry Manilow knackt die US-Charts - “The Greatest Songs of the Fifties” neue Nr. 1
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