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Benedict Nightingale, Martyn Palmer: Les Misà©rables – From Stage to Screen

Ein perfektes Weihnachtsgeschenk für die einen, eine Anregung, wie man prächtige Musicalbücher machen kann, für andere: Benedict Nightingales und Martyn Palmers Buch »Les Miserables – From Stage to Screen«. Die beiden Journalisten haben in Zusammenarbeit mit Cameron Mackintosh Ltd. und Universal Pictures eine Art Schatzbüchlein designt. Mackintosh steuerte ein Vorwort bei, danach wird in 20 Kapiteln die ganze Les-Mis-Faszination von den Anfängen bis zur Verfilmung von 2012 abgehandelt. Was die Kinoversion betrifft, darf man sich kein kritisches Wörtlein erwarten – bei den Kooperationspartnern eigentlich logisch. Die Superlative zum Bühnenklassiker bekommt man alle serviert: 11.209 Vorstellungen der Show gab es allein am West End (Stand: Oktober 2012), 100 professionelle Produktionen generierten weltweit 48.000 Aufführungen in 42 Ländern und 318 Städten. 60 Millionen Zuschauer sahen das in 21 verschiedene Sprachen übersetzte und mit 97 Preisen ausgezeichnete Musical von Boublil und Schönberg. Und wie kam es überhaupt zur Show? Dazu bieten die Autoren eine von vielen, gut gewählten Anekdoten: »The seeds (…) were sown in 1973, when Boublil, then a Paris-based music publisher and successful lyricist, saw Andrew Lloyd Webber and Tim Rice’s ‚Jesus Christ Superstar‘ on Broadway. After the performance he walked the New York streets until the early hours, excitedly pondering the possibilities of sung-through rock opera. Back in Paris he contacted the record producer, singer and composer with whom he had already started collaborating on pop songs, Claude-Michel Schönberg (…).« Ausgehend davon erfahren wir einiges über Victor Hugo und seine Zeit, über die Umstände, wie Cameron Mackintosh dazu kam, die Show am West End zu produzieren, über die Vorbereitungen der Londoner Premiere und die Premiere selbst, die Charaktere des Musicals und die Darsteller, die sie verkörperten, über die Les-Mis-Schulversion, von der es alleine in den USA bisher über 2000 verschiedene Produktionen gab, die mehr als fünf Millionen Zuschauer gesehen haben; ein Kapitel widmet sich der Art und Weise, wie die Songs von »Les Mis« in Castingshows, in Wahlkämpfen (Stichwort: »Les Misbarack«), … verwurstet wurden, und schließlich erfahren wir »alles«, was man über die Verfilmung wissen muss. Der Textteil des Buches ist durchaus in Ordnung, leicht zu lesen, mit Fakten unterfüttert und auch nicht zu knapp. Aber der Knüller des Werks sind die »Beigaben«. Vier knallvoll gefüllte Kuverts sind im Buch eingeklebt. In diesen Taschen bzw. Kuverts finden sich Faksimile-Drucke von Zeitdokumenten. Diese sind wertig produziert, durchdacht bis hin zur Papierwahl. Es gibt Faksimiles von Plakaten, so zum Beispiel von der Originalproduktion am Barbican Centre (Premiere: 8. Oktober 1985), diverse Auszüge aus Programmen von Produktionen der Show (unter anderem Paris, Palais des Sports, 1980, oder Duisburg, 1996). Ein besonders interessantes Faksimile bekommt man von John Napiers Originalentwurf der Bühne der Londoner Produktion. Mittels einer beweglichen Drehscheibe ist nachvollziehbar, wie die schnellen Szenenwechsel möglich wurden. Auch dabei: Ein Faksimile einer Liste von Requisiten, die für die Show notwendig sind, Skizzen von Kostümentwürfen, ein Auszug des Skripts von Ken Caswell, der in der Londoner Aufführung von 1985 Bischof von Digne spielte und danach bei diversen Produktionen der Show für die Regie (mit-)verantwortlich zeichnete. Kurzum: Lauter kleine Schätze für Les-Mis-Fans. Empfehlenswert.

Benedict Nightingale; Martyn Palmer: Les Misà©rables. From Stage to Screen. The Story so far of the World’s Longest Running Musical in Words, Pictures and Rare, Facsimile Memorabilia. Foreword by Cameron Mackintosh. Carlton Books, London 2013. 96 S.; (Hardcover) ISBN 978-1-78097-264-0. EUR 32,10. www.carltonbooks.co.uk

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