Home RSS Go RED Go BLACK

Broadway: Aus für “Young Frankenstein” und ein verfehltes Ticketpreissystem

Nachdem das Musical “Oklahoma!” am Broadway Premiere gefeiert hatte und ein Riesenerfolg geworden war, fragte Oscar Hammerstein II. einen Freund, was er denn nun als Nächstes tun sollte. Der darauf: “Erschieß dich!” Einen Hit auf einen Hit draufzusetzen, den eigenen Erfolg zu toppen, das ist nicht einfach.

Mel Brooks hat es definitiv nicht geschafft. Sein Frankenstein-Musical war, das ist jetzt klar, schon von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Die Konsequenz: Aus für “Young Frankenstein” am 4. Januar 2009 nach 514 Vorstellungen. Brooks wollte das von ihm entwickelte Hochpreiskonzept im Ticketverkauf 1:1 von seiner Erfolgsshow “The Producers” (6 Jahre Laufzeit) auf sein neues Baby übertragen - und machte Fehler, zu viele.

Er buchte das zweitgrößte Theater des Broadway, das Hilton Theater, mit 1800 Sitzplätzen, und formierte dann ein Ticketpreiskonzept, dem man eigentlich nur eines wünschen konnte: nämlich, dass es sich zum Flop entwickeln würde: 450 Dollar für Premium Tickets, 375 Dollar für Kategorie 2, gar 120 Dollar noch am Dress Circle.

Nun stellt sich heraus, dass beispielsweise der Internetverkauf der Frankenstein-Tickets zumindest für die Ticketverkäufer kein Geschäft war. Der durchschnittliche Ticketpreis im November 2007 lag bei 217 Dollar, im März 2008 gar nur mehr bei 116 Dollar. Die Nachfrage nach Tickets war mit der Zeit so gering geworden, dass man von einem Boykott der Zuschauer sprechen muss und auch sollte.

Ein weiterer Fehler: Die Produzenten beschränkten den Gruppenticketverkauf auf maximal 50 Stück pro Show. Viele Veranstalter, die meistens mindestens 250 Tickets pro Show benötigen, fielen damit weg. Sie danach doch noch ins Boot holen zu wollen, war vergebene Mühe. Im Januar 2008 gab es zwar Ermäßigungen für Gruppentickets - Wochen nach der Premiere. Da waren aber bereits wieder brandneue Shows am Start - und die zuvor abgewiesenen Veranstalter hatten die Arroganz der Produzenten nicht vergessen.

Die Maßnahmen griffen nicht, was nun folgte, war ein drastischer Rausverkauf. Im März wurden die 450-Dollar-Tickets planiert, man schaltete Werbung mit dem Hinweis: «All tickets $50 to $120.” Im April starteten die Produzenten eine E-Mail-Kampagne mit dem Hinweis: “Tickets starting at $45”. Im Mai 2008 wurde das Orchester verkleinert, fünf von sieben Streichern mussten gehen. Die Darsteller hatten drastische Gehaltseinbußen zu akzeptieren, oder mussten gehen.

Eine Show wird, das ist wohl auch Mr. Brooks klar geworden, nicht durch jene Publikumsschichten zum Erfolg, die bereit sind, 450 Dollar pro Ticket zu bezahlen. Mundpropaganda passiert durch Leute, die das Theater lieben, oft und gerne ins Theater gehen, und auch durch Fans. Bei einer Ticketpreisgestaltung, die jenseits von Gut und Böse ist, durch das Pech, eine Show in Zeiten der Wirtschaftskrise laufen zu haben, verliert man exakt jenes Publikum, das bereit wäre, durch positive Weiterempfehlung zum Erfolg eines Stücks beizutragen. Und das ist, letztlich, am Broadway nicht anders als in Wien.

Links:
- The New York Times: Broadway Is Dry-Eyed as Monster Falls Hard
- Broadway & Me: Cutting «Young Frankenstein” Down to Size

Reblog this post [with Zemanta]

»

Ihr Kommentar

Abonniere ohne zu kommentieren

HTML-Tags:
<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <code> <em> <i> <strike> <strong>