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Broadway: “Hot Feet” - Flop oder nicht, das ist die Frage

Hot Feet
Das Hilton Theater, gelegen am Broadway, New York, war die letzten drei Monate Aufführungsort der Musicalproduktion Hot Feet. 1821 Sitzplätze bietet das Hilton - in keiner einzigen Aufführungswoche schaffte die Show, die mit Songs der legendären R&B-Truppe “Earth, Wind & Fire” punkten wollte, eine Auslastung von mehr als 50 Prozent. Konsequenz: Letzter Vorhang nach 109 Vorstellungen nächsten Samstag. So geht es den meisten Shows am Broadway. Hits sind die Ausnahmen. So ist das eben.
Ein Flop tut weh, am meisten wohl den Produzenten, sollte man meinen. 8 Millionen Dollar hat Hot Feet gekostet, 4 Millionen davon stammen vom “Financial Services”-Unternehmen TransAmerica. Ein Verlustgeschäft? Mitnichten. “Hot Feet” ist das, was TransAmerica “gutes Investment” nennt. Sicher, aus Ticketverkäufen konnte man wenig Einnahmen erzielen, aber aus der Sicht des Unternehmens ist eine Broadway-Produktion, egal ob erfolgreich oder nicht, ein perfektes Tool, die eigene Marke noch bekannter zu machen, Branding nennt man das im Fachjargon. TransAmerica Presents Hot Feet - ein paar Tausend Theaterbesucher sind an den Schildern an der 42nd Street vorbeiflaniert und haben sie gelesen, ob sie es wollten oder nicht, in Magazinen, Zeitschriften, auf Websites, in Rezensionen - “TransAmerica Presents Hot Feet”. “Klar wärs super, wenn die Show erfolgreicher gewesen wäre”, meint Lon Olejniczak, Chief Distribution Officer von Transamerica Capital Inc. Aber letztlich stammt das Kapital, das für die Show notwendig war, aus dem Marketingbudget, eine simple Ausgabe, alles durchkalkuliert.
Die Idee, eine Show als Marketingtool einzusetzen, hatte Hollywood-Dealmaker Rudy Durand. Durand - ein Tausendsassa mit vielen Jobs, angefangen von Drehbuchautor über Musikproduzent bis hin zu Werbespot-Regisseur. Er spielt Golf mit Jack Nicholson und taucht in den gleichen Klatschkolumnen auf wie Warren Beatty oder Annette Benning. Er ist einer, der viele kennt und Deals schmiedet wie kein anderer. Durand: “Wenn man 50 Millionen Dollar in Werbung investiert, Print, Radio, was auch immer, sind diese 50 Millionen weg. Was, wenn man eine Broadway-Show finanziert und die zum Hit wird?”
Gesagt, getan. 2003 investierte TransAmerica auf Anraten Durands 1 Million Dollar in “Like Jazz”, ein Musical von Larry Gelbart (Buch)/Cy Coleman (Musik)/Alan & Marilyn Bergman (Lyrics). Die Produktion lief in Los Angeles 10 Wochen, ein Broadway-Transfer kam nicht zustande.
2004 investierte TransAmerica in Brooklyn: The Musical. Als einer der Investoren nur Wochen vor der Broadway-Premiere zurückzog, sprang TransAmerica ein.
Noch ist TransAmerica der große Broadway-Hit verwehrt geblieben, aber die Sache mit “Hot Feet ist noch nicht gegessen. Eine Tour durch die USA ist in Planung. Japan, Singapur und Australien sind an dem Musical interessiert. Auch ein “Hot Feet”-Trainingsvideo wird in Erwägung gezogen. “Hot Feet” - ein Broadway-Flop? Mag sein, aber Verlustgeschäft sicher keines.
Die nächste Frage, die sich stellt: Welche Musicals präsentieren uns demnächst Visa, McDonald’s und Mercedes-Benz?

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