Als am Montag die Produktion Oldest Living Confederate Widow Tells All am New Yorker Longacre Theater seine glanzvolle Premiere feierte, entsprach das ganz und gar dem Pomp und Glamour, den man sich von einer Broadway-Eröffnungsnacht erwartet, inklusive rotem Teppich, über den nicht zuletzt der Star der Produktion, Hollywood-Star Ellen Burstyn, flanierte.
24 Stunden später sah die Welt ganz anders aus. Extrem schlechte Kritiken versetzten die Produzenten der Show derartig in Panik, dass sie die Notbremse zogen und die Produktion vom Spielplan nahmen. Geschätzte Verlustsumme: 1,25 Millionen Dollar.
Die Damen und Herren Produzenten dieser Show hatten aber noch Glück, denn die Zeiten sind hart, und auch der Broadway bekommt einiges ab. Bereits während der Previews wurde die Show “Bobbi Boland” gecancelt, während der Rehearsals erwischte es Barry Manilows Musical “Harmony”. Pech hatte auch Stephen Sondheims Show “Bounce”, die beim Tryout in der Provinz zum Opfer der Kritiker wurde.
Noch ungewiß ist das Schicksal von “Taboo”, einem 10-Millionen-Dollar-Musical, für den Broadway von Rosie O’Donnel produziert, das ebenfalls bei den Kritikern keine Gnade fand. Viele andere Produktionen kämpfen mit Problemchen wie kranken Stars und Absagen prominenter Broadwaygrößen.
Die Saison 2003-04 bescherte dem Broadway bis dato ein Besucherminus von 5 Prozent. “In Zeiten wie diesen stürmen die Leute nicht ins Theater”, meint Richard Kornberg, Broadway-Presseagent seit 25 Jahren. “Man hat vermutet, dass das Publikum das große Angebot an Shows goutieren würde. Tatsächlich wurden jedoch nur die Blockbuster gestürmt.” Und genau die Blockbuster sind es auch, die nach wie vor Umsatzrekorde verzeichnen. Als am Sonntag bekannt wurde, dass Nathan Lane und Matthew Broderick ein Comeback bei “The Producers” feiern, wurde innerhalb weniger Stunden ein Umsatz von 3,6 Millionen Dollar erzielt.
Der Alltag sieht freilich anders aus. “Six Dance Lessons in Six Weeks”, heimgesucht von schlechten Kritiken, hatte vergangene Woche eine Auslastung von 31 Prozent, ein Revival von “Wonderful Town” schaffte gerade mal 46 Prozent. “Anna in the Tropics”, ein Liebkind der Kritiker, kam auf 50 Prozent, “Sexaholics” fiel auf 39 Prozent.
Ronald S. Lee, Präsident der Group Sales Box Office, einem Kartenbüro, sieht das Ganze relativ gelassen. “We’re all going to have a dud here and there, but that’s Broadway. There’s always shows that don’t work. It’s not the end of the world.” [Story]
Broadway-Troubles anno 2003
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