Noch bis 11. Oktober 2006 steht in “Vienna’s English Theatre” die Produktion “Billie Holiday - Tribute To A Blue Lady” auf dem Programm.
Carole Alston, die auch das Buch zur Show geschrieben hat, interpretiert zwölf ausgewählte Songs von Billie Holiday, begleitet von einer sechsköpfigen Band. Was wir erleben, kann man brechen in einen Monolog, in dem Alston als Billie Holiday in acht Szenen manchmal in zeitlicher Distanz von ihrer Jugend und ihren ersten Karriereschritten erzählt, manchmal zeitnah über ihre Probleme mit Drogen, Männern, ihrer offen gelebten Bisexualität, Rassismus und Depressionen berichtet - und in den gesanglichen Teil des Abends, in dem Alston die wesentlichen Tunes aus dem Holiday-Songbook interpretiert. Ganz im Stil der großen Performer agiert Alston stets im Vordergrund, die Band wird nur ab und an in den Mittelpunkt des Geschehens gezoomt.
Irgendwann in der Show kommt der Moment, in dem Carole Alston es schafft - ein Moment, da sie tatsächlich als Billie Holiday auf der Bühne steht, ein Augenblick, eine Stimmung, die, unterstützt vom Lichtdesign und der Band, tatsächlich diese Illusion ermöglicht. Nicht, dass Alston exakt so aussieht wie Billie Holiday oder genau so klingt wie die Holiday, aber ab einem gewissen Zeitpunkt in der Show schafft es Alston mit ihrer stilvollen und eleganten Performance, das Publikum auf Black & Blue einzutunen. Leute, die gerade einen stressigen Tag hinter sich haben, ältere Stammbesucher des Vienna’s English Theatre, Jazz-Fans, denen die Show als Geheimtipp ans Herz gelegt wurde, sie alle schwingen dann auf einer gemeinsamen Ebene. Man kann das durchaus spüren - und das ist mehr, als viele andere Theaterabende ermöglichen, das ist wesentlich mehr, als viele andere Darstellerinnen je erreichen.
Die Bühne, die mit sehr wenigen Requisiten (Schminktisch, Kleiderständer, Standmikro, Treppe, Barhocker) auskommt, wird durch Alstons Performance mal in einen verrauchten Nachtclub verwandelt, mal in den Backstage-Bereich, in dem die völlig den Drogen verfallene Holiday über ihr Leben erzählt.
Attitude, das ist das Motto des Abends. Holiday mag ein tragisches Ende gefunden haben, aber Mitleid war das letzte, was sie gewollt hätte, so Alston. Auf der Bühne war “Lady Day” unter anderem stets eine Performerin mit Attitude, die mit ihren Mitteln versuchte, gegen bestehendes Unrecht anzukämpfen (”Strange Fruit”). Das herauszuarbeiten, gelingt Alston unter der Regie von Cathy Meils in wunderbarer Art und Weise. Positiv hervorzuheben ist auch das Sounddesign, eine Mischung aus rein akustischer und mikrophonverstärkter Inszenierung, perfekt zum Konzept der Show passend.
“Billie Holiday - Tribute To A Blue Lady” - da stimmt einfach alles, von der Konzeption bis zur Umsetzung, ein Erlebnis in Black & Blue, das man nur allen ans Herz legen kann.
Billie Holiday - Tribute To A Blue Lady
written & performed by Carole Alston
Regie: Cathy Meils
Musikalische Leitung: Uli Datler
Arrangements: Martin Reiter
Licht: Ernst Peinlich
Sound: Bruno Gruber
Band:
Piano: Uli Datler (Clemens Wagler)
Bass: Bernd Satzinger (Raphael Preuschel)
Drums: Herbert Pirker (Michael Provatznig)
Trompete: Alexander Wladigeroff (Manfred Holzacker)
Saxophon & Klarinette: Sà¡ndà³r Rigà³ (Clemens Salesny)
Posaune: Martin Ptak (Robert Bachner)
Szenen/Songs:
01) Eleonora To Billie - The Start Of Something New
- “Travelin’ All Alone”,
- “Them There Eyes”
02) Harlem - Getting Some Fun Out Of Life
- “Getting Some Fun Out Of Life”-
- “What A Little Moonlight”
03) The “Little Black Bag Syndrome” - Wishing On The Moon
- “I Wished On The Moon”
04) Sadie And Me - God Bless The Child
- “God Bless The Child”
05) On Racism - What Did I Do To Be So Black An Blue?
- “Ain’t Nobody’s Business If I Do”
06) Looking For Love - Lover Man, Oh Where Can You Be?
- “Fine And Mellow”
- “All of Me”
- “Lover Man, Oh Where Can You Be?”
07) On Dope - Getting My Kicks
- “Good Morning Heartache”
08) Decline Of A Blue Lady - Please Don’t Talk About Me
- “Please Don’t Talk About Me When I’m Gone”