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Der Fall Polanski

Das uninteressanteste am Fall Roman Polanski ist der Umstand, warum er verhaftet wurde. Zumindest heute, 32 Jahre danach. Es gab im Zuge der Vorbereitungen auf den Prozess damals ein Abkommen bezüglich der weiteren Vorgehensweise, dieses Abkommen soll, diesen Eindruck bekommt man, wenn man die Quellen studiert und sich die Dokumente der Zeitgeschichte ansieht, von der Justiz gebrochen worden sein. Damals wie heute erscheinen die Unregelmäßigkeiten im Verfahren gegen Polanski nicht gänzlich geklärt. Damals wie heute scheint man an der Klärung dieser Umstände kein Interesse zu haben. Ein fairer Prozess ist das Mindeste, wäre das Mindeste gewesen. 30 Jahre hatte die amerikanische Justiz Zeit, sich um den Fall Polanski zu kümmern. Mit einem Publicity-Stunt hat man nun den 76-jährigen Regisseur verhaftet, in der Schweiz. Ein faires Verfahren, das liegt auf der Hand, ist heute nicht mehr möglich.

Viel interessanter als all das sind aber Reaktionen von Menschen beispielsweise, die damals noch nicht einmal auf der Welt waren oder sich nie auch nur ansatzweise mit dem Fall beschäftigt haben und nun Begriffe wie “wegsperren” und “Vollstreckung” in Zusammenhang mit Roman Polanski verwenden. Denn da geht es nicht um Gerechtigkeit, sondern um Rache. Rache, die von Unbeteiligten gefordert wird, vom Mob, und das ist nur eines: widerlich.

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7 Kommentare »

  caliban wrote @ September 30th, 2009 at 12:46

Seit Sonntag grübel ich über der Sache.
Es ist immer ein einerseits und andererseits.
Einerseits: Das Opfer hat ihm verziehen, und gebeten, die Sache ruhen zu lassen.
Andererseits: Er hat die Tat gestanden, hat sich dem Urteil und der Strafe entzogen.
Einerseits: Er hat genug mitgemacht, und man kann diskutieren wie “freiwillig” es war..
Andererseits: Auch ich gehe bei einem 13jährigen Mädel und einem 45jährigen nicht gerade von Freiwilligkeit aus.
Ich möchte die Entscheidung nicht treffen.

Was aber unzweifelhaft ist: Die Schweiz hat einen PR-Supergau! Denn so, wie das gelaufen ist, ist es peinlich.

  Alina wrote @ September 29th, 2009 at 20:53

egal wie großartig polanski als regisseur sein mag, als mensch ha er sich falsch verhalten und muss dafür grade stehen.
Er hat ein Kind misshandelt und das ist eine Straftat, das war vor 30 Jahren so, das wird in 30 Jahren auch noch sein. Peinlich für die USA ist nur, dass sie 30 Jahre dafür brauchen…und es ist beschämend, dass sich ein Kollektiv an Menschen aus der Kunst und Kulturszene hinter ihn stellt. Warum sollte er anders behandelt werden als ein x-beliebiger Vergewaltiger, der auch eine schwere Kindheit hatte, nur weil er gute Arbeit macht?

  Anonymous wrote @ September 29th, 2009 at 08:51

sie hätten ihren neid gestillt. und allein das ist äußerst bedenklich, denn wenn man sich das leben polanskis mal nebst dieses wieder aktuellen falles ansieht, sollte man sich zurücknehmen. dieser mann hat genug mitgemacht und es wäre auch nicht das erste mal, wenn einem ein prozess für nichts gemacht wird. natürlich weiß es keiner, aber wie herr bruny bereits schrieb, hätte man 30 jahre lang zeit gehabt, diesen fall seriös und gewissenhaft zu untersuchen, statt ein medien-spektakel drauas zu machen.

  Magdalena wrote @ September 29th, 2009 at 07:19

@ Martin Bruny:

Ich wollte einfach einmal ein großes DANKE für diesen Artikel hierlassen, da spricht mir alles aus der Seele!!!

  sarika wrote @ September 29th, 2009 at 00:09

Begriffe wie «wegsperren” und «Vollstreckung”

bei der ohnehin extremen hysterie bei dem thema an sich [nicht polanski’s tat sondern kinder…erm…] verwundert es nicht, daß reaktionen wie diese kommen, wenn man genauer überlegt. ich will gar nicht wissen, was dichand …

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denn was hätten die menschen - wie du richtig schreibst, unbeteiligte - davon, dass polanski ins gefängnis geht?

gegenfrage: was hatten unbeteiligte zuseher im mittelalter und bis zu deren abschaffung davon, bei hinrichtungen zuzusehen? was hat der angehörige eines mordopfers davon, wenn der mörder die todesstrafe vollzogen bekommt, das opfer erwacht davon nicht plötzlich wieder zum leben. rache? gerechtigkeit? eher auge um auge und so weiter. weniger das vorgehen der aufgeklärten und wie auch sonst noch zu bezeichnenden gesellschaft, als die wir uns so gerne sehen. und unterm strich gesehen auch nicht viel anderster als manches, das taliban, wahabiten und ähnliche als strafvollzug machen.

  Martin Bruny wrote @ September 28th, 2009 at 12:41

Wenn ich die von mir zitierten Kommentare lese, denke ich an jene Untersuchungen, die besagen, dass auch in Europa die Todesstrafe eingeführt würde, wenn es nach dem Volk ginge. Nur Gott sei Dank befragt man das Volk nicht.

  Stefanie Mahler wrote @ September 28th, 2009 at 12:06

hallo!
ich bin über das gute alte google hierher gekommen, weil in den medien ja jetzt ständig disskutiert wird, und man will ja am neuesten stand sein =)
ich weiß ja nicht wer sachen wie “weggesperrt” oder “vollstreckung” geschrieben hat. aber ich denke durch die aktuelle medienpräsenz informieren sich die leute (die daran interessiert sind und sich auch darüber unterhalten können wollen, wie ich) schon über den fall. egal ob 50 jährige die “live” dabei waren, oder 12 jährige die das eben erst im nachhinein verarbeiten müssen.
ich finde deinen artikel recht gehässig und etwas übertrieben. natürlich klingt “vollstreckung” hart, aber wenn man eine geldstrafe bekommt, oder einen kurzen gefängnisaufenthalt oder was auch immer und das absitzt, ist das auch eine vollstreckung. und schwupps schon klingt es nicht mehr so schrecklich.
was die rache angeht: ich weiß nicht ob das das richtige wort ist. denn was hätten die menschen - wie du richtig schreibst, unbeteiligte - davon, dass polanski ins gefängnis geht?

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