ÖVP, FPÖ und Grüne, das ist eine harmonische Sache, wenn es um ein Thema geht: die Vereinigten Bühnen Wien. Kaum ist die Sommerpause vorbei, prasseln die Attacken wieder herein, was SPÖ-Gemeinderat Ernst Woller heute zu folgendem Statement veranlasste:
“Die Raunzerei und Wadlbeisserei der Vereinigten Opposition ist durch nichts berechtigt, außer durch den bevorstehenden Wahlkampf”, weist Woller Kritik der Opposition zurück. FPÖ-Klubobmann Schock habe diese Koalition bereits bestätigt, die nur zum Ziel habe, nach der nächsten Wahl Michael Häupl als Bürgermeister zu verhindern. Der SPÖ-Gemeinderat weist darauf hin, dass es in Wien zahlreiche Einrichtungen nicht geben würde, hätten ÖVP, FPÖ und Grüne das Sagen in Wien. Nur die SPÖ hat diese Projekte unterstützt: im Kulturbereich würde es alles im Bereich der Vereinigten Bühnen Wien nicht geben, also kein Theater an der Wien, kein Ronacher, 800 Arbeitsplätze gebe es nicht, ebenso wenig wie 80 Orchestermusiker. “All das wäre katastrophal für die Wiener Wirtschaft und den Tourismus”, sagt Woller. Wenn die Opposition in Wien das Sagen hätte, würde es auch keine Wiener Festwochen und keine Kunst im öffentlichen Raum geben. [ots.at]
In der heutigen Ausgabe des Wochenmagazins NEWS schreibt Chef-VBW-Kritiker und Chef-Staatsopern-Liebhaber Heinz Sichrovsky einen ganzseitigen Beitrag über ein “monumentales Defizit”, das den Vereinigten Bühnen Wien am Jahresende drohe. Leider muss man eingestehen, dass die Aussagen von Musicalintendantin Kathi Zechner, so sie im Bericht korrekt wiedergegeben wurden, nicht gerade dazu geeignet sind, die Lage in gutem Licht erscheinen zu lassen.
Aussagen wie: “Ich bin für die Kunst zuständig und habe für Qualität zu sorgen. Wir haben im Vorjahr ein sensationelles, hochwertiges Programm mit sechs vielfältigen Produktionen vorgelegt” - das alles ist so nicht haltbar. Als Intendant kann man nicht so tun, als wäre man nur für die Kunst zuständig und der Rest wäre egal.
Zechner weiter: “Ich muss mich auf die Wirtschaftskrise einstellen und in beiden Häusern sehr populär produzieren. So weit wir es uns leisten können, wird aber auch das Eckige und Kantige nicht vernachlässigt.” Kein Problem. Spielen wir doch weiter im Ronacher “Tanz der Vampire” und packen wir eine zweite abgespeckte Produktion eines Evergreens ins Raimund Theater: zum Beispiel “Elisabeth”. Oder ist jemand der Meinung, “Elisabeth” würde nicht sowieso wieder kommen? Warum also nicht gleich.
Und was das Eckige und Kantige betrifft: Warum kein Sondheim, warum kein Jason Robert Brown, warum kein William Finn, warum zum Beispiel keine Koproduktion mit dem Vienna Theatre Project. Da plant man schon seit längerer Zeit eine Aufführung von “Elegies for Angels, Punks and Raging Queens” (Bill Russell). Warum spielt man nicht das Eckige und Kantige innerhalb des Genres, in dem man Marktleader ist, warum konzentriert man sich nicht ausschließlich auf Musicals. Fragen über Fragen. Aussagen wie “Ich bin für die Kunst zuständig, unser Programm ist sensationell” sind mit Flops wie “The Producers” (Auslastung in Berlin unter 50 Prozent) nicht haltbar.
Links
- FP-Ebinger: Absolute Unprofessionalität in Sachen “Tribute-Konzert” eine Schande für Wien
- SP-Woller: “Opposition negiert weltweit erfolgreiche Kulturangebote der Stadt Wien”