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Die Falschheit der Eventkultur

Wir leben heutzutage in einer oft hemmungslos lächerlichen Eventkultur, wobei zunehmend nicht nur das Kulturereignis an sich als Event aufgezogen wird, sondern schon die Präliminarien für dasselbe als Event abgefeiert werden. Aktuelles Beispiel: das Robbie Williams Wien-Konzert, das im August 2006 in Wien stattfinden wird.
Robbie Williams Vorverkaufs-Kick_off, Wien, 19.11.2005; Foto: © Martin Bruny
Schauplatz: Samstag, 19. November 2005, Wien, Burgtheater, 8:30 Uhr. Ein sogenannter Kartenverkaufs-Kick-off ist “im vollen Gange”. Ab 9:30 Uhr gehen an diesem Standort 8.000 Tickets in den Verkauf, und was immer sich die “Veranstalter” dieses Kick-offs erwartet haben dürften, es findet nicht wirklich statt. Wer glaubt, dass zu nachtschlafener Zeit an einem Samstagmorgen enthusiasmierte Massen einem über eine Vidiwall geisternden Robbie Williams zujubeln und sich um die Tickets prügeln, ja, der hat Wien vielleicht mit London oder New York oder sonstwas verwechselt.
Robbie Williams Vorverkaufs-Kick_off, Wien, 19.11.2005; Foto: © Martin Bruny
Selbstverständlich sind die eingefleischten Fans da, aber bei an die 0 Grad Temperatur ist aus dem Pulk kaum etwas zu hören. Alles steht stumpf und starr da und wartet auf den Start der Kartenverkaufs.
Robbie Williams Vorverkaufs-Kick_off, Wien, 19.11.2005; Foto: © Martin Bruny
Wieviel werden es sein? Naja, schätzungsweise 1000 Leute. Kein Grund, an die 100-150 Sicherheitsleute, diverse Zettel- und Punsch- und Tee- und Kapperl- und Feuerzeug- und was sonst noch für -Austeiler auf den Platz zu jagen.
Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da war ein Kartenvorverkauf einfach ein Kartenvorverkauf. Man ging an nen Schalter und bekam seine Tickets. Ok, man musste sich vielleicht für das eine oder andere Event ein paar Minuten anstellen, und die Karten kosteten 300-400 Schilling für ein Open Air-Konzert im Stadion, und nicht 75 bis 100 Euro, aber das wars dann auch. Und so erfolgreich Mr. Williams auch sein mag, es haben schon bedeutendere Pop-Ereignisse die schlechte Akustik des Wiener Happel-Stadions gecheckt.
Robbie Williams Vorverkaufs-Kick_off, Wien, 19.11.2005; Foto: © Martin Bruny
Der Williams-Kick-off ist medienmäßig natürlich dennoch verwertbar. Mein Gott, man hat doch seine Tricks, dafür wird man doch bezahlt. Als die ersten Frierenden knapp nach 9:30 mit ihren Tickets aus dem abgesperrten Kick-off-Bereich traben, wird eifrig gefilmt, der “Regisseur” einer TV-Truppe gibt Anweisungen: “Geh jubelts noch ein bisserl, wir brauchen das noch einmal.” Und dann kreischen die Mädels halt, jo, wir sind jung und wir brauchen den Robbie. Es ist ein bißchen peinlich - aber nur vor Ort, denn wenn das Ganze dann auf Sendung geht, wird es ein Riiiisenerfolg gewesen sein.
Robbie Williams Vorverkaufs-Kick_off, Wien, 19.11.2005; Foto: © Martin Bruny

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