Home RSS Go RED Go BLACK

Die Finanzkrise und die VBW

In einem Interview mit dem KURIER analysiert VBW-Intendantin Kathrin Zechner die Finanzkrise und wie darauf vom Unternehmen reagiert wird:

(…) das finanzielle Ergebnis ist keines zum Jubeln. “The Producers” war auch in Berlin nach - mangels Publikum - abgesagten Vorstellungen kommerziell ein Misserfolg. Interesse an der Produktion hat indes das Deutsche Theater in München.
Ein Schlag ins Kontor ist die Finanzkrise. Zechner: “Unsere Kunden kaufen sich ein Erlebnis, eine Erinnerung.” Aber jetzt fragen sich viele: Kann ich mir einen Theaterbesuch überhaupt leisten? 60 Prozent des Musical-Publikums verdienen höchstens 2000 Euro brutto. Hochpreis-Kategorien in den Musical-Häusern lassen sich nur schwer verkaufen. Und wer früher bis zu sieben Mal kam, geht heute oft nur noch in eine Vorstellung.
Die Reaktion der VBW: Tantiemen-Verhandlungen werden härter geführt, Ausstattungen rationeller gestaltet und preisgünstige Packages angeboten (VBW-Familyticket mit 35 % Rabatt auf den Ticketpreis für Kinder in Begleitung mindestens eines Erwachsenen).
Der Bus-Tourismus verzeichnet ein Minus von bis zu 25 Prozent. “Das alles bewirkt, dass wir bis zu 15 Prozent weniger verkaufen”, sagt Zechner. “Das trifft uns schmerzlich.”
Das Musical ist nicht tot. Aber die Zeit schnelllebiger. “Wie sich das Theater an der Wien in drei Jahren hervorragend etabliert hat”, sagt Zechner, “so muss man auch dem Ronacher eine Chance und den Leuten Zeit geben, um das Haus wiederzuentdecken.”
Das Ziel kann nicht die industrielle Entertainment-Produktion sein im Sinne von: Was geht - egal in welcher Qualität - sicher? Zum Beispiel alles von Disney. [KURIER]

Das wahre Problem der VBW ist, dass sie gerade das in diesem Interview angesprochene Publikum, das 2000 Euro brutto verdient, mit einem Arschtritt aus sämtlichen Theatern des Unternehmens befördert haben. Und zwar mit der Anhebung der Ticketpreise in den unteren und mittleren Kategorien der Theater und mit der Ticketpreisgestaltung im Ronacher generell. Dass es anders geht, beweisen Volksoper und Burgtheater. Hier kann man aus einer Vielzahl von leistbaren Kategorien wählen, während man im Ronacher entweder um 5,60 Euro ein paar Stehplätze zur Verfügung hat oder sonst ab 39 Euro auf den billigsten Plätzen dabei ist. Schätzungsweise drei Viertel der Plätze im Ronacher kosten über 60 Euro, bekommt man dafür auch die entsprechende Gegenleistung? Wer einmal um viel Geld auf einem schlechten Platz gesessen ist, kommt so schnell nicht wieder. Es ist dringend notwendig, das Preisgefüge in diesem Theater einem Realitycheck zu unterziehen.

4 Kommentare »

  Guenther wrote @ August 23rd, 2009 at 10:10

Sorry, die Formulierung war unglücklich gewählt. Gemeint war: sollte der Verkauf auch SO gut laufen (also genügend Absatz trotz hoher Preise), wird man die Preispolitik wohl nicht ändern.

  Gil wrote @ August 11th, 2009 at 17:15

@Michael: Ich kann mir vorstellen, daß Guenther “auch so gut läuft” wie der Verkauf der “Vampire” Tickets in Deutschland. Es ist zur Zeit eins der wenigen wirklich gut laufenden En Suite Musicals im deutschsprachigen Raum und eines der “Zugpferde” der Stage.
Könnte also sein, dass sich die VBW wieder Mal (nach dem “Rock You” - Gastspiel, welches zweifelslos ein wirtschaftlicher Erfolg war, da immer ausverkauft) das Leben einfach machen wollen und etwas sicheres auf die Bühne stellen.
Kann man nicht Mal kritisieren, da “Vampire” doch tatsächlich eine eigene Kreation der VBW sind. Wenn auch vielleicht aus etwas anderen Zeiten, als man noch gute Ideen hatte…

  Michael Kaden wrote @ August 8th, 2009 at 12:41

@Guenther: “auch so gut läuft” WIE …?

@kultur-channel: sich “Erlebnisse” zu kaufen, kostet… *LOL* Vielleicht handelt man nach dem Motto “Was nichts kostet ist nichts wert” und will Qualität über den Preis vermitteln haha^^

  Guenther wrote @ August 7th, 2009 at 12:25

Man wird wohl erst mal abwarten wie sich die “Vampire” verkaufen. Sollte sich herausstellen, daß der Verkauf auch so gut läuft, wird man diese unverschämte Preispolitik beibehalten, fürchte ich.

Ihr Kommentar

Abonniere ohne zu kommentieren

HTML-Tags:
<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <code> <em> <i> <strike> <strong>