Martin Bruny am Samstag, den
4. Juni 2011 · Filed under Musical, Deutschland
Gar nicht begeistert zeigt sich die katholische Kirche vom Musical “Die Päpstin”, das am 3. Juni seine Uraufführung feierte. Der Bischof von Fulda, Heinz Josef Algermissen, seines Zeichens Ritter des Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem, meint zur Show:
Ich bin mir sicher: Wo der Glaube an den Erlöser und Heiland ein Menschenleben nicht mehr prägt, stehen dem Aberglauben Tür und Tor offen. Das war im 8. Jahrhundert, zur Zeit des Bonifatius, so, das gilt heutzutage, wo viel Absurdes für wahr gehalten wird. Als Beispiel nenne ich den Roman »Die Päpstin« von Donna Cross, der 1996 die Bestsellerlisten stürmte, ebenso auch die Romanverfilmung von 2009. Eine Frau auf dem Stuhl Petri – Wirklichkeit oder banales Märchen?
Die heutige Geschichtswissenschaft ist eindeutig: Es gibt keinen, wirklich überhaupt keinen Beweis für die Existenz einer Päpstin Johanna. Alles ist reine Fiktion und beruht auf Legenden. Im Gegenteil: Die seriöse Geschichtswissenschaft hat den Fall der Päpstin längst zu den Akten gelegt. Gleichwohl wird dieses Märchen immer wieder aufgekocht und geglaubt. Wenn daher am 3. Juni, bezeichnenderweise sozusagen am Vorabend des Bonifatiusfestes, im Fuldaer Schlosstheater das Musical »Die Päpstin« zur Uraufführung kommt, ist das ein weiterer Mosaikstein einer frivolen Fiktion.
Link
- osthessen-news.de: Bischof ALGERMISSEN zum Musical “PÄPSTIN”: Banales Märchen & frivole Fiktion
Permalink
[…] Brachte er seine Meinung schon vor einiger Zeit recht deutlich auf den Punkt (siehe –> hier), legt er nun in einem Interview mit Osthessen-TV noch deutlicher nach: Es ist ein dummer, […]
Bettina wrote @ Juni 6th, 2011 at 09:44
@MB: Ich schließ mich auch hierzu wieder Nina an ;-) (und zwar in allen Punkten), ich hätt’s nicht besser ausdrücken können. Ich glaub auch nicht, daß der *Bischof* sich über Post freuen würde. Das wär ja wieder nicht deeskalierend ;-), weil ich irgendwie nicht annehme, daß der Bischof aufgrund von solcher Post beschämt den Kopf senken würde, weil er feststellt, wie falsch er doch lag und wie recht wir doch hatten, sondern eher im Gegenteil.
Mein Kommentar war lediglich ein Ausdruck des Kopfschüttelns über die Aussage des Bischofs und hatte nix mit Ihnen zu tun. Sorry, falls ich das zuwenig deutlich gemacht haben sollte ;-)
Und danke fürs Posten des ursprünglichen Beitrags, die machen Ihren Blog ja gerade so nett zu lesen.
@Nina: *grusel* :-)))
Dann besteht ja noch Hoffnung, was?
Danke für die Info bzgl der Säule, ich hab mir, seit ich überhaupt Internet habe ;-), nie die Mühe gemacht, das zu recherchieren. Hätte zwar stark vermutet, daß Leroux’ Aussage nur zu diesem pseudo-wirklichkeitsbasierten Schreibstil gehört - aber wenn ich mal nach Paris gekommen wäre, hätt ich auch nachgeguckt ;-))
Nina wrote @ Juni 5th, 2011 at 12:32
Um dem Leben aber nicht ganz seine mystische Seite zu nehmen, könnte ich immerhin das hier anfügen (hat zwar nichts mit der Päpstin zu tun, dafür aber mit dem Phantom): Ich war vor langen Jahren mal dort und stand mit Fotoapparat bewaffnet in der Rue Scribe, just an der Stelle, wo sich ungefähr der geheime Seiteneingang in den Untergrund befinden sollte. Gerade wollte ich ein Foto schießen, als mir jemand auf die Schulter klopft. Verärgert drehe ich mich um, einen Touristen erwartend, der mich nach dem Weg fragen will - doch es war niemand da. Und es lief auch niemand davon. Nicht mal unter den parkenden Autos hatte sich jemand versteckt (ich habe nachgesehen), ich war ganz allein in der Gasse.
Soviel dazu. Man darf sich also ausmalen, welche ungeheuren spirituellen Kräfte das Musical “Die Päpstin” in Rom freisetzen wird.
Nina wrote @ Juni 5th, 2011 at 12:27
@ Herr Bruny: Nein, ich habe keineswegs ihre Meinung mit der des Bischofs verwechselt, keine Sorge. Es war ein themenbezogener Kommentar meinerseits, in die Runde der Vernünftigen, wie ich sie hier vermute. Das ist dann auch der Grund, warum ich den Bischof nicht persönlich anschreibe, ich glaube nicht, dass das Sinn hätte. Mal abgesehen davon, dass ich mich ihm als Gottlose vermutlich eh nicht nähern dürfte (nicht mal postalisch).
@ Bettina: Ja, ich fürchte, das haben mittlerweile schon eine Menge Leute gemacht, jedenfalls habe ich schon mehrere Phantomtouristenberichte darüber gelesen - sehr zum Unmut des Personals im Palais Garnier. ;-)
Sie ist übrigens nicht hohl.
Ich hab irgendwie das Gefühl, als würde die Meinung eines Bischofs als die meine interpretiert werden. Aber vielleicht irre ich mich ja auch. Wie auch immer. Ihr Ansprechpartner kann direkt erreicht werden:
Bischöfliche Pressestelle
36001 Fulda
Postfach 11 53
Telefon: 0661 / 87-299
Telefax: 0661 / 87-568
E-Mail: presse@bistum-fulda.de
Manchmal verstehe ich nicht, wie Fakten hier rezipiert werden. Fakt ist nämlich, dass es diese Äußerung des Bischofs gegeben hat, eine Äußerung des Bischofs, eine Meinung des Bischofs, nicht meine.
Bettina wrote @ Juni 5th, 2011 at 10:49
Ich hab schlechte Neuigkeiten:
Es gab nie eine Weltmeisterschaft im Rennen der internationalen Züge.
Daß Katzen sich einmal im Jahr in einem Londoner Hinterhof zum Jellicle Ball treffen, konnte von der seriösen Forschung noch nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden.
Leider haben sich auch alle Hinweise auf die Landung eines außerirdischen Schlosses in den USA als nicht beweiskräftig entpuppt.
Und Rotkäppchen ist nur eine Allegorie auf eine partielle Sonnenfinsternis in der Dämmerung.
*seufz* Es tut so weh, die Leute zu desillusionieren. Aber die Wahrheit muß ja mal rauskommen. Ist besser so, glaubt mir. Trotzdem sorry.
(Und Nina stimme ich zu. Wenn’s nicht so traurig und auch gefährlich wäre, könnte man’s ja lustig finden, wie sie sich immer wieder mit sowas lächerlich machen.)
P.S.: Hat wer schonmal Leroux’ Behauptung überprüft, daß es in Loge 5 eine hohle Säule gäbe?…
…huuuuu…
Nina wrote @ Juni 4th, 2011 at 14:56
Jetzt frage ich aber: Was hat der Glaube an den Erlöser und Heilland mit einer fiktiven oder nicht fiktiven Päpstin zu tun? Es ist ja schön, wenn ein Katholik seinen Papstglauben hoch hält, aber de facto ist diese Aussage ein Dolchstoß in jegliche ökumenische Bemühungen, denn wenn es schon sündhaft und ein Skandal ist, einem G’schichtl um eine historisch nicht belegte Päpstin beizuwohnen, was ist dann erst mit denen, die einem anderen christlichen Glauben angehören?
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