Home RSS Go RED Go BLACK

Die Vereinigten Bühnen Wien am Donauinselfest, eine Rückschau

Am 25. Juni 2006 wurde im Rahmen des Donauinselfests um 20:15 Uhr auf der Wien Energy/Radio Wien-Bühne ein Musicalkonzert der Vereinigten Bühnen Wien gegeben. Mit dabei einige der Stars der VBW wie Carin Filipcic, Lukas Perman, Marjan Shaki, Mà¡tà© Kamarà¡s, Maya Hakvoort, Mark Seibert, Sean Gerard, Peter Lesiak u. a.
Das Programm war ein Parcours durch erfolgreiche Produktionen der letzten Jahre mit einem deutlichen “Romeo & Julia”-Schwerpunkt. Die Highlights des Abends: Carin Filipcic etwa mit “Gold von den Sternen”, Lukas Perman mit “Ohne sie”, teilweise in österreichischer Mundart gesungen. Die in Dialekt übertragenen Lyrics verleihen diesem Lied eine völlig neue Gefühlsebene. Es wäre keine schlechte Idee, eine vollständige Mundart-Version des Songs als Single herauszubringen.
Der Abend war eine Chance, einige der Interpreten mal mit Liedern zu hören, die nicht zu ihrem Repertoire gehören, die sie vermutlich auch maximal in Konzerten singen werden. Umso spannender war das in dem einen oder anderen Fall.

Die Setlist:
- West Side Story (Instr.; Orchester der VBW)
- Summer nights (Grease) Mark Seibert/Marjan Shaki
- Sandy (Grease) Mark Seibert
- Hopelessly devoted to you (Grease) (Marjan Shaki)
- You’re the one that I want (Grease) (Marjan Shaki/ Mà¡tà© Kamarà¡s)
- Elisabeth (Instr.; Orchester der VBW)
- Ich gehör nur mir (Elisabeth) (Maya Hakvoort)
- Der letzte Tanz (Elisabeth) (Mà¡tà© Kamarà¡s)
- Die Schatten werden länger (Elisabeth) ( Mà¡tà© Kamarà¡s/Lukas Perman)
- Wenn ich tanzen will (Elisabeth) (Maya Hakvoort/ Mà¡tà© Kamarà¡s)
- Draußen ist Freiheit (Tanz der Vampire) (Lukas Perman/Marjan Shaki)
- All that Jazz (Chicago) (Maya Hakvoort)
- Mozart! (Instr.; Orchester der VBW)
- Irgendwo wird immer getanzt (Mozart!) (Marjan Shaki)
- Gold von den Sternen (Mozart!) (Carin Filipcic)
- Wie wird man seinen Schatten los (Mozart!) (Mark Seibert)
- Freudiana (Instr.; Orchester der VBW)
- Du bist allein (Freudiana) (Carin Filipcic)
- Jesus Christ Superstar (Jesus Christ Superstar) (Lukas Perman/Mark Seibert)
- Romeo & Julia (Instr.; Orchester der VBW)
- Liebe (Romeo & Julia) (Lukas Perman/Marjan Shaki)
- Wir sind aus Fleisch und Blut (Carin Filipcic; Ensemble)
- Ohne sie (Romeo & Julia) (Lukas Perman/Marjan Shaki)
- Et voilà  qu’elle aime (Romeo & Julia) (Carin Filipcic)
- Herrscher der Welt (Lukas Perman, Sean Gerard; Peter Lesiak)
- Time Warp (Rocky Horror Show) (Alexander Goebel, Alle)

So schön das Programm war, so gut die Stimmung war und die Performances der Darsteller, die bei unmenschlichen Temperaturen jenseits der 30 Grad aufgetreten sind, so unverständlich ist das Verhalten mancher sogenannter “Musicalfans”, die es sich nicht nehmen ließen, beim ersten Erscheinen des einen oder anderen Darstellers Buhrufe abzulassen. Nein, es ging ihnen nicht darum, etwa eine schlechte Leistung mit “Buhs” zu quittieren, immerhin hatten die Betroffenen noch nicht mal einen Ton von sich gegeben, es ging ihnen einzig und allein darum, Darstellern zu demonstrieren, wie unsympathisch sie sie finden. Das ist auf eine so dümmliche Weise dreist, dass man auf der einen Seite vielleicht nicht mal ein Wort darüber verlieren sollte, auf der anderen aber, warum nicht?
Es hat sich vor den Bühnentürln dieser Stadt eine Clique etabliert, die durch ihre Penetranz, durch ihre Unverfrorenheit und Frechheit schon so manchen Darsteller zur Weißglut getrieben hat. Nichts spricht dagegen, wenn Musicalfans sich nach einer Vorstellung mal ein Autogramm holen oder sich mit einem Darsteller ablichten lassen, das machen die Darsteller gerne, manch einer weniger gerne, aber auch das ist zu respektieren.
Wenn sich aber Darsteller geradezu fürchten müssen, wie bei den Murmeltier-Filmen jeden Tag derselben geifernden Mischpoche ausgesetzt zu sein, die sich auf sie stürzt, ihnen in die Ohren plärrt, sie mit Blitzlichtern halbtot schießt, ihnen bis zur Wohnungstür nachsteigt, sie mit Kuchen, sebstgestickten Tüchleins, Blümchen und anderem Schnickschnack überhäuft und dann auch noch frech wird, wenn man mal seine Ruhe will, dann hat das Merkmale dessen, was man eigentlich als Stalking oder präpubertären Jungmädchen-Irrsinn bezeichnen könnte. Und wie manch irrer enttäuschter Liebhaber seine Liebste lieber tot sehen möchte als mit einem anderen, so agiert auch manch einer jener “Fans” hart an der Grenze zu psychotischen Verhaltensweisen, wenn er einmal, auch nur ein einziges Mal abgewiesen wird. Die Strafe folgt sofort: Manch einer verunstaltet Gästebücher auf der Website “seines” Darstellers, andere organisieren Verleumdungstiraden in Foren, im vorigen Jahr bastelten ein paar Wilde Schilder, auf denen Darsteller verunglimpft wurden, heuer nerven sie mit “Buhrufen”, was kommt nächstes Jahr?
Wenn man Fans manchmal beobachtet, wie sie in Vorstellungen laut mitsingen, geradezu in hysterische Schreikrämpfe ausbrechen, wenn ein Tänzer seine Sixpacks herzeigt, während vorne ein Hauptdarsteller gerade sein Solo gibt, sich dann aber wieder unverfroren laut unterhalten, weil ihnen grade eine Szene nicht wichtig genug erscheint, völlig ohne Rücksicht auf jene Zuschauer, die gerne ungestört eine Vorstellung erleben würden, dann fragt man sich, ob die Preispolitik in anderen Ländern nicht doch die sinnvollere ist. Keine Stehplatzkarten mehr, ein unterstes Kartenpreislevel von 30 Euro, und zumindest im Theater wäre es mit den Störenfrieden vorbei.
So weit wird es nicht kommen, wirkliche Fans, die mit ihrer Begeisterung anstecken, Stimmung im Theater und auch bei Events wie dem Donauinselfest schaffen, dafür ist Wien auch bekannt. Schade nur, dass ein paar Rabauken, die keine Manieren haben, viel an Stimmung kippen.
Wie sagte Alexander Goebel am Ende des Konzerts: “Bleiben Sie uns treu, dann bleiben wir Ihnen treu.”

1 Kommentar »

  Marjan Shaki wrote @ Juli 24th, 2007 at 20:15

Wie geils ist das denn?! Ich gratuliere zu diesem wunderbaren Artikel…
Er spricht einem aus der Seele.
Vielen Dank,
M. Shaki

Ihr Kommentar

Abonniere ohne zu kommentieren

HTML-Tags:
<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <code> <em> <i> <strike> <strong>