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Die Wiener Volksoper - “in” wie nie

Es gab Zeiten, da führte die Wiener Volksoper in der Musiktheaterlandschaft der Bundeshauptstadt so etwas wie ein Schattendasein. Einziges Thema waren der entsetzlich schlechte Kartenverkauf und der hohe Anteil an Freikarten.

Diese Zeiten scheinen vorbei zu sein, seitdem Robert Meyer am Ruder des Währinger Flagschiffs steht. Und ganz ehrlich, wer hätte ihm vor Antritt seines Postens zugetraut, (künstlerische) Führungsqualitäten in allen Bereichen, die das Haus abdeckt, also in Ballett, Oper, Operette und Musical, zu zeigen?

Ein Erfolgsgeheimnis mag der Umstand sein, dass Robert Meyer kein Schreibtischhengst ist, kein Beamter, kein Manager. Meyer ist ein begnadeter Schauspieler und abgesehen davon ein Allroundtalent, einsetzbar in so gut wie jedem der Bereiche des Hauses, grad halt nicht im “Schwanensee”. Die Manager an der Spitze von Theatern, sie sind ein Fluch der Gegenwart. Oft fehlt es einfach am Gespür fürs Theater, etwas, was Robert Meyer allerdings mehr als genug zu bieten hat. Und auch in seiner Funktion als Manager macht er alles wunderbar.

Der Zufall will es, dass heute eine neue Ausgabe des Kundenmagazins der Wiener Volksoper in der Post war. 24 informative Seiten über die Produktionen des Hauses, über Pressereaktionen auf Erfolge wie das “Ballett: Carmen” oder “Antonia und der Reißteufel”, ein Ausblick auf die kommenden Premieren wie Paul Abrahams “Die Blume von Hawaii“. Eine Produktion, in der Eva Maria Marold zu sehen sein wird, an ihrer Seite Gaines Hall. Regie führt Helmut Baumann, Choreographie: Kim Duddy. Ja, wir sprechen nach wie vor von der Wiener Volksoper, auch wenn uns einige der Namen eventuell von den Häusern der Vereinigten Bühnen Wien bekannt vorkommen. Wie angenehm sich die Beiträge in diesem Magazin lesen. Es hat so gar nichts “fanartiges” an sich.

Mit einem solchen Magazin beweist das Haus, dass es sich selbst und auch das Publikum ernstnimmt. Man möchte ansprechend informieren und nicht Seitenblicke auf die flüchtigen Stars bieten. Hintergrundinformationen bereitet Chefdramaturg Christoph Wagner-Trenkwitz auf und er macht das auch in Form von Veranstaltungen auf der Bühne des Hauses, ganz in der Tradition von Marcel Prawy.

Nun ist es ja nicht so, dass es nicht auch bei den Vereinigten Bühnen Wien eine Phase gab, in der man das Musicalgenre mit gebührendem Ernst pflegen wollte. Vor ein paar Jahren fand eine “Bernstein”-Konzertserie statt, und es war ein Einführungsabend dazu geplant. Der Unterschied zur Volksoper? Diesen Einführungsabend in das musicalische Werk von Bernstein hat es letztlich doch nicht gegeben - angeblich wegen akutem Publikumsdesinteresse. Und vielleicht war gerade das der berühmte Turning Point, der Moment, von dem aus mittelfristig aus dem Musicalunternehmen VBW, das eigenständige, interessante MUSICAL-Premieren erarbeitete, ein reiner Zukäufer von Produktionen aller Art wurde. “We Will Rock You”, “Ich war noch niemals in New York”, Revuen wie “Josephine Baker”, die dreitrillionsten Reprisen von “Elisabeth”, “Tanz der Vampire”, “Mozart”, die galoppierende Einfallslosigkeit, die Wiederaufnahmen, die schon stattgefunden haben und noch bevorstehen … “Mozart” mal als Musical, mal konzertant, “Elisabeth” als Musical, konzertant, wieder als Musical, wieder konzertant? Ach, das kommt sicher auch wieder mal, und klar, dann kommt noch mal “Elisabeth” als Musical. Der Unterschied zu Stage Entertainment? Die schicken ihre Shows wenigstens von Stadt zu Stadt, die VBW lassen nur ein paar Jährchen vergehen, bis die nächsten Generation an Bütüs die Kreischreife erreicht hat.

Vielleicht ist die Volksoper für am Musiktheater Interessierte in Wien derzeit einfach die interessantere Wahl - warum nicht!

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14 Kommentare »

  Elisabeth wrote @ Januar 31st, 2010 at 11:38

ok dann ziehe ich jetzt mal eine Schlussfolgerung: zwei oder drei Darsteller die wir auch von den VBW her kennen (und einer davon nämlich Herr Perman ist dort aktuell auch beschäftigt und zwar in einer Hauptrolle) singen für ein paar Vorstellungen auch mal in einer Produktion der VOP. Punkt.

  Andreas wrote @ Januar 31st, 2010 at 11:01

Auch wenn ELISABETH 2012 wieder kommen sollte, habe ich kein Problem damit. Was sollte schlecht daran sein, ein 20 jähriges Jubiläum entsprechend zu feiern?

Immerhin ist ELISABETH hier uraufgeführt worden :-) lief bisher 18 Jahre auch außerhalb von Österreich und Deutschland äußert erfolgreich und daher muß man sich auch nicht dafür genieren. Auch die VBW nicht.

Und was macht die Staatsoper z. B.: zeigt immer wieder alte, ur-alte, aber erfolgreiche Opern. Warum dürfte man also ELISABETH nicht auch in 2012 oder 2022 zeigen ???? :-)

  Elisabeth wrote @ Januar 30th, 2010 at 21:55

und was leiten sie aus dieser Tendenz jetzt konkret ab??

Kommentar
Für den Moment hab ich mal diese Tendenz nur für mich ausgemacht. Den Rest, Schlussfolgerungen, heb ich mir für ein andermal auf.

  Elisabeth wrote @ Januar 30th, 2010 at 20:43

sie haben in ihrem vorigen Kommentar geschrieben dass die VOP es vor Meyer strikt abgelehnt hat Sänger der VBW zu engagieren. Das entspricht einfach nicht den Tatsachen wie ich zu recherchieren versucht habe und somit ist für mich keine neue Tendenz erkennbar. Auch wenn mal 3 Sänger in einer Saison gleichzeitig einen Job in der VOP bekommen weil sie eben für aktuelle VBW Produktionen nicht passend oder gewünscht sind.

Kommentar
Stimmt, für mich ändert das aber nichts an der Tendenz, dass es jetzt verstärkt und zunehmend “passiert”.

  Elisabeth wrote @ Januar 30th, 2010 at 20:04

PS:ich habe noch vergessen Ramin Dustdar zu erwähnen der zuerst Berger und Mozart bei den VBW gesungen hat ehe er 2002 in der WSS in der VOP engagiert war.

  Elisabeth wrote @ Januar 30th, 2010 at 19:54

Martina Dorak ist bei Cats im TADW (VBW) groß geworden und dann zur VOP gegangen. Yngve Gasoy Romdal bekam eine Rolle in Gigi als es bereits feststand dass er für Mozart engagiert ist (das war 1999). Auch Luzia Nistler hat weit eher für die VBW gesungen als in der VOP. Somit kann ich beim aktuellen Engagement von 3 Ex-Sängern der VBW eigentlich keine “neue Tendenz” erkennen sondern vielleicht steckt da einfach auch die Tatsache dahinter dass die alle in Wien beheimatet sind, keine anderen Verpflichtungen haben und aus Zeitgründen für einige Vorstellungen auch an der VOP zur Verfügung stehen. Zumal es sich bei Marold, Perman oder Lesiak ja durchaus auch um Stimmen handelt die sich problemlos nicht nur rein im Musical einsetzen lassen sondern auch für Operetten tauglich wären- Frau Marold hat dies ja im “Weissen Rössl” sehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt und mit “Blume von Hawaii” ja auch diesem genre treu bleiben. Bei den Musicals bzw Operetten die besagte Darsteller an der VOP singen handelt es sich ja und das “klassische” und nicht um das Rock-Pop Genre. Sollte Herr Direktor Meyer mal WWRY an die VOP bringen oder einen Rocktenor die Drew Sarich engagieren wäre das allerdings wirklich ein innovatiever Impuls und dann schließe ich mich sehr gerne ihrer Meinung an.

Kommentar
Für mich bleibt die Tendenz klar, ich sehe einen Unterschied, ob alle paar Jahre mal jemand auch an der Volksoper singt oder innerhalb von zwei oder drei Jahren gleich mehrere. Aber das schätzt jeder ein, wie er mag.

  Klaus wrote @ Januar 30th, 2010 at 19:20

na dann lassen wir 2012 die Korken knallen.

  der_graf wrote @ Januar 30th, 2010 at 15:37

@bruny das Elisabeth 2012 wieder aufgeführt wird ist sogar wahrscheinlich “20 Jahre muss gefeiert werden ” hoffe auf Mate Kameras damit die Diskussionen nicht wieder von vorne beginnen ausgenommen er hat den Text vergessen ;-))

  Elisabeth wrote @ Januar 30th, 2010 at 13:58

PS: das Metropol gibt’s übrigens auch *lol*!!

  Elisabeth wrote @ Januar 30th, 2010 at 13:51

Ich persönlich empfinde es äusserst erfreulich dass die VOP ebenfalls Musicals in guten Besetzungen anbietet-was jetzt nicht wirklich ein Verdienst von Herrn Burgschauspieler Robert Mayer ist (den ich persönlich SEHR schätze und für einen charismatischen Schauspieler halte) denn La Cage, Gigi, My Fair Lady, Mann von La Mancha… gab’s bereits in den letzten 10-15 Jahren zu sehen. Die VOP ist also nicht erst seit gestern eine gute Option wenn man mal Abwechslung zu den VBW-Longrunproduktionen haben will. Die aktuelle Spielzeit bietet übrigens nicht sehr viel Programm in Richtung Musicals. Ausser My Fair Lady und Guys and Dolls (aus dem Vorjahr) und leider bloß 3 Vorstellungen von “South Pacific” hat sich die Konkurrenz zu den VBW sehr in Grenzen gehalten da es keine neue szenische Produktion eines Musicals gab. Nächstes Jahr wird’s übrigens auch noch “Hallo Dolly” geben wenn man einem Interview mit Peter Lesiak Glauben schenken darf. Und dass man Ex-Darstaller der VBW auch in anderen Theatern antrifft weiß jeder der ab und an mal die Kammerspiele besucht die mittelerweile auch erfreulich viel zum Thema Musical oder aufgepeppten Operettenproduktionen zu sagen haben :-).
Was den unglaublichen Erfolg von TdV, Elisabeth oder den guten VVK von IWNNINY betrifft so sehe ich es auch ein wenig ähnlich dass das wiener Publikum leider nicht sehr interessiert an “unbekannten” Stücken zu sein scheint und lieber altbewährtes konsumiert. Ich persönlich glaube nicht dass Producers, FE oder aktuell Rudolf so schlechte Stücke gewesen sind (MIR zumindest haben alle 3 wirklich sehr gut gefallen und ich hab auch alle mehrmals besucht) sondern dass der breite Publikumsgeschmack damit nicht getroffen wurde. Ich finde es ohnedies ziemlich flapsig Forumulierungen wie “Einheitsbrei” im Zusammenhang mit Wildhorn zu lesen, wer ihn mag wird es als “musikalischen Wiedererkennugswert” interpretieren wie man das auch bei den Stücken von z.b. Levay, Sondheim oder ALW findet.

Kommentar
Ich sehe sehr wohl die Impulse, die Robert Meyer setzt, und das sehen auch die Schauspieler, die zum ihm an die Volksoper kommen, wenn man diesbezügliche Interviews verfolgt. Dass es immer Musicals an der Volksoper gab, seit es Musicals hierzulande gibt, ist müßig zu erwähnen, die Tatsache, dass auch Musicalsänger an die Volksoper engagiert werden, ist eine neuere Tendenz, das wurde früher strikt abgelehnt, dass “Leute der VBW” engagiert werden, sehe ich im großem Ausmaß erst seit Meyer. Da gehört eben auch ein Peter Lesiak dazu, auch ein Lukas Perman, eine Eva Maria Marold. Kranner wohl schon früher, aber die Tendenz ist erkennbar, und sie völlig von Meyer loszukoppeln, halt ich für falsch.

  Dave wrote @ Januar 30th, 2010 at 10:20

Als Deutschlehrer würde ich sagen: Thema verfehlt!!! Entweder man schreibt über die Volksoper oder über die (angeblich) verfehlte Spielplanpolitik der VBW. Passte nicht noch ein Seitenhieb auf Herrn Kröger und die Überschrift Volksoper??? Ich bin ein wenig enttäuscht.

Anmerkung
Ach Sie sind Dave aus dem Elisabeth-Forum. Interessant. Vielen Dank für die Kommentare. Nur zu Ihrer Information. Ich bekomme Ihre IP, auch wenn sie keine Angaben zu Mail und Namen machen, dennoch angezeigt und kann so zumindest zuordnen, was Sie sonst so posten bei mir. Auf ihr anderes Posting im anderen Thread gabs ne ausührlichere Antwort von mir.

  Andreas wrote @ Januar 30th, 2010 at 09:53

Das Feinbild des Hr. Bruny: die VBW!

Wie gesagt, ich finde auch nicht alles sooo toll, aber vielleicht macht man sich auch Gedanken über die Finanzierung all dieser tollen Shows, die da alle sooooo gerne sehen würden, nur eben nicht das Programm der VBW.

Also ehrlich: ich bin froh über Elisabeth, Mozart, Rebecca, TDV und sogar am “Beginn” Freudiana. Alles zugekauft?????

Und Raimundtheater/Ronacher mit der Volksoper in einem Atemzug zu nennen finde ich auch seltsam: Die Volksoper spielt jeden Tag was anderes, R&R müssen täglich soviele Plätze verkaufen wie nur möglich für das selbe Stück! Also bitte etwas mehr Realität statt Hohn & Spott & ewige Kritik. Repoirt,zu vergleichen

Kommentar
Eigentlich will ich das auch nicht so stehen lassen. Natürlich sind die VBW alles andere als ein Feindbild von mir, ja, man könnte sogar sagen, ganz im Gegenteil. Ich versuche mit meinem Artikel eine Tendenz aufzuzeigen, und ich denke, dass diese Tendenz vorhanden ist. Wenn jemand sie nicht sehen will, habe ich kein Problem damit, einfach abwarten, was die kommenden Jahre bringen. Wenn wir irgendwann 2012 Tanz der Vampire und Elisabeth im Raimund Theater und im Ronacher laufen haben, wissen Sie ja sicher, welchem Jahr das dann entsprechen würde.

Was Volksoper und Raimund Theater/Ronacher betrifft, so kann ich diese Unternehmen natürlich vergleichen, wenn es um Entwicklungen, um Qualität und um eine professsionelle Führung, Kundenbindung etc. geht.

  MrD wrote @ Januar 29th, 2010 at 23:15

Ich finde man sollte den VBW etwas mehr Verständnis entgegenbringen. Egal, was sie spielen, es wird Kritik geben. Produktionen wie “Tanz der Vampire” oder “ich war noch niemals in NY” werden zu Publikumsmagneten, werden aber als “un-innovativ” abgetan, frische, mutige Produktionen wie “The Producers” oder “Frühlingserwachen” sind für die Durchschnittsbesucher uninteressant und werden zu Flops.
Ich finde man sollte eher das Publikum kritisieren, als die Theatermacher. Man kann den VBW ja vieles vorwerfen, aber richtig werden sie es wohl nie für alle machen…

  Julia wrote @ Januar 29th, 2010 at 22:37

vollkommen Ihrer Meinung, danke für dieses “auf den Punkt bringen” der aktuellen Situation!

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