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Ende einer Jugendkultur? oder Schlechte Überschriften machen das Kraut auch nicht fett

Verena Araghi veröffentlichte dieser Tage im SPIEGEL eine Mischung aus Konzertbericht und zynischen “Nachrufversuch” anlässlich des Comebackversuchs der Backstreet Boys. Allein, ich werde den Eindruck nicht los, dass hier mit Wertigkeiten operiert wird, die nicht angemessen sind. Der Begriff “Jugendkultur” scheint mir etwas hoch gegriffen. Man sollte nicht vergessen, dass wir es hier mit einer Popband zu tun haben, die zwar viele Platten verkauft haben mag, aber dennoch nichts weiter ist als eben eine Boyband, die in Zeiten ihre größten Erfolge hatte, als auch ein Michael Jackson sehr erfolgreich war. Sollten wir nun für jede Boyband und One-Man-Boyband einen eigenen Jugendkulturbegriff definieren?
Die “Backstreet Boys” sind oder besser - im Sinne von Frau Araghi - waren natürlich Teil einer Jugendkultur, aber ein kleiner Teil. Boygroups einen so mächtigen Part zuzuschreiben, scheint mir mächtig überzogen. Wir können natürlich nun einen Jugendkulturbegriff für die Boygroups reservieren und einen für die Girlbands, einen für all jene Sänger, sie aus Castingshows kommen, einen für Schauspieler, die auch mal gerne Popstar werden wollen, aber was soll uns das an Erkenntnis bringen?
Dass die Mitglieder der Band heute älter sind als am Start ihrer Karriere, das scheint das Hauptargument, das in diesem Artikel redundant platziert wird. Dass die Fans älter geworden sind und nun nicht mehr schwitzend und stinkend im Konzertsaal bouncen, all das kann doch nicht als Argument verwendet werden. Dürfen Künstler nicht älter werden? Was bringt es, Publikumsbeschimpfung zu betreiben und von “kindischen Alten” zu sprechen? Normalerweise ist es ein positives Zeichen, wenn sich das Publikum einer Band, eines Künstlers, aus möglichst vielen verschiedenen Altersgruppen zusammensetzt. Normalerweise würde niemand auf die Idee kommen, das in Frage zu stellen. Wieso klammern sich manche Journalisten so engstirnig an die Vorstellung, dass ein Bandname, in dem der Begriff “Boys” vorkommt, für erwachsene Entertainer unangemessen ist. Die “Beach Boys” werden sich freuen, die “Beastie Boys” wohl nur ein nonchalantes “##*#” rüberschleudern.
Bleiben wir doch bei den Fakten. Und die sind klar. Die “Backstreet Boys” versuchen ein Comeback. Ob sie das schaffen, wird sich weisen. Es ist ihnen nur zu wünschen, dass sie auch ein erwachsenes Publikum ansprechen und begeistern können. Dieses Publikum muss erstmal gewonnen werden. Daher ist jetzt noch viel zu früh, vom Scheitern eines Comebackversuchs zu sprechen. Die Behauptung von Frau Araghi “die Ära der Boygroups ist endgültig zu Ende”, dagegen, schießt völlig an der Realität vorbei. In den deutschen Charts regiert seit Wochen der Inbegriff einer Boyband: Tokio Hotel. Ein stärkeres Lebenszeichen konnte dieser Part der “Jugendkultur” kaum von sich geben.

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