Die Kleine Zeitung bietet auf ihrer Website einen Videoclip von der “Dracula”-Premiere in Graz [zum Video]. Einen Audio-Bericht hat das Ö1-Kulturjournal am Tag der Premiere gesendet [zum Audiofile]
Zeitungskritiken:
Ein Vampir zum Verlieben
Thomas Borchert ist Graf Dracula auf den Grazer Kasematten. Und was für einer! Co-Star Uwe Kröger muss erst zur Hochform auflaufen.
Blitz und Donner, strömender Regen - auch das Premierenwetter hätte von Regisseur Andreas Gergen inszeniert sein können. Er bringt die Vampirlegende nämlich nicht als mystischen Pipifax auf die Bühne, sondern mit Biss und durchaus auch Grauslichkeiten.
Frank Wildhorns Musik hat keineswegs Knoblauchgeschmack, sondern großen Atem und braucht sich nicht vor Udo-Jürgens-Schlagern aus den 90ern zu verstecken. Ob “Ich leb nur, weil es dich gibt”, “Leb noch einmal” oder “Lass mich dich nicht lieben”: eingängige Ohrschmeichler, manchmal pathetisch, manchmal clever verschachtelt, die vom Orchester voller Pep und Spielfreude ohne Rücksicht auf die stimmlichen Potenziale aus dem Graben gejagt werden.
Ein paar Proben mehr (Licht, Sound und technischer Ablauf) auf der stimmungsvollen, geschickt erdachten Bühne hätten “Dracula” nicht geschadet, doch unterm Strich ist die Produktion eine Bereicherung für den Kultursommer. Was auch dem deutschen Musicaldarsteller und Poprock-Sänger Thomas Borchert zu verdanken ist, der in Wien u. a. schon in “Elisabeth” und “Mozart” zu erleben war.
Kraft und Ausdruck - eine wahre Freude, so eine Stimme auf den Kasematten zu hören. Wer auf Co-Star Uwe Kröger wartet, muss sich eine Stunde bis kurz vor der Pause gedulden. Er gibt einen gepeinigten Van Helsing, war jedoch bei der Premiere nicht in Bestform. Virtuos und spannend gelang das Duett “Zu Ende”. Lyn Liechty erlebte als Mina eine Wechselbad der Gefühle, hör- und spürbar. Souverän: Caroline Vasicek, Jesper Tyden, Eric Minks u. a. Starker Applaus, nicht nur von Musical-Liebhabern.
CHRISTIAN UDE [Kleine Zeitung]
Schöne Kulisse für Dracula - Standing Ovations für die Eröffnung des Musical Festivals Graz mit “Dracula” und Kritik der Grazer Kunstszene.
Das Musical Festival Graz, das am Donnerstag auf den Kasematten mit Dracula eröffnete, hat durch Standing Ovations des begeisterten Publikums seine Existenzberechtigung bei diesem erhalten. Nicht so bei der Grazer Kunstszene, die sich im Vorfeld nicht darüber begeisterte, dass großzügige Geldflüsse für das Festival Budgetkürzungen bei anderen Kulturinitiativen bedeuteten.
Die Kasematten als (Zweit-) Kulisse und das Gewitter, das aufzog, passten atmosphärisch hervorragend zum Spiel, das Thomas Borchert als Dracula und Uwe Kröger als Abraham van Helsing als eindeutige Stars des Abends gaben. Sie vermochten stimmlich - sogar dann, wenn das Orchester zum fortissimo anschwoll -, und interpretatorisch zu überzeugen. Kröger als fertig gefahrener Vampirjäger legte seine Gebrochenheit auch in seine Stimme. Regisseur Andreas Gergen hat das von Frank Wildhorn in Anlehnung an Bram Stokers Buch komponierte Blutsauger-Epos (dieser hat leider für keine Ohrwürmer, dafür aber teilweise für schöne Schauermusik gesorgt) psychoanalysiert, ohne das Element der sexuellen Befreiung der Frau ins Peinliche zu ziehen. Dabei hat er mit Caroline Vasicek als Lucy und Lyn Liechty als Mina, die Dracula endgültig in das Reich der Toten befördert, eine gute Besetzung gefunden. Leider zogen sich technische Fehler störend durch das Stück, sei es in Form eines kaputten Vorhangs oder der vorzeitig abgedrehten bzw. übersteuerten Mikrofone. Schön waren Details, wie etwa der langfingrige Schatten, der aus Friedrich Wilhelm Murnaus Nosferatu (von 1922) bekannt ist. [mil/ DER STANDARD, Printausgabe, 11./12.08.2007]
Schaurige Vampirjagd
Der letzte Akkord war noch nicht verklungen, als sich das Premierenpublikum auf den Grazer Schlossberg-Kasematten unter tosendem Applaus zu Standing Ovations erhob. Frank Wildhorns “Dracula” ist ein Musical, wie es sich jeder Fan wünscht: große Melodien, große Emotionen - großes Theater.
Das Herzblut aller Beteiligten steckt in der Neuinszenierung von “Dracula” in Graz, und genau das macht das Stück zum Erfolg. Frank Wildhorn dringt mit seiner Musik in neue emotionale Tiefen vor, die so nicht in Worte zu fassen sind. Zu verdanken ist das auch Koen Schoots’ Arrangements, die das Stück musikalisch verdichten, und dem famosen Orchester.
In der Titelrolle brilliert Thomas Borchert, mühelos haucht er dem todessehnsüchtigen Dracula Leben ein. Als sein Gegenspieler Van Helsing steht Uwe Kröger auf der Bühne, der vor allem im Duett mit Dracula zu Hochform aufläuft. Klassisch, aber mit modernem Twist, hat Regisseur Andreas Gergen das Stück inszeniert, Kostüme (Hanna Wartenegg) und Bühne (Sam Madwar) fügen sich perfekt in dieses Konzept. (Kronen Zeitung, 11. August 2007)