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“Fress-Shows” und ihr Ruf

In einem deutschen Musicalforum findet derzeit eine Art “Debatte” statt, welchen Stellenwert die sogenannten “Fress-Shows” im Rahmen des Musicalgenres haben. Nun, die Sache ist ganz einfach: keinen. Schlicht und einfach deswegen, weil in 99,9 Prozent der Fälle im Rahmen von “Fress-Shows” gar keine Musicals stattfinden, es handelt sich vielmehr um Varietà©shows. Da werden dann ab und zu auch Musicalsongs geträllert, aber meistens nicht ausschließlich Musicalsongs.

Dass diese Art von Show überhaupt im Rahmen einer “Diskussion” über das schlechte Image von Musicals erörtert wird, haben wir der Entwicklung des Musicalgenres im deutschsprachigen Raum zu verdanken. Denn wenn man nun im Raimund Theater derzeit auch noch Schnittchen servieren würde, mein Gott, wen sollte es schon stören. Ältere Menschen haben ohnedies oft einen Blutzuckerspiegel, den man mit derlei kulinarischen Raffinessen vielleicht auf ein besseres Niveau heben würde.

“Fress-Shows” sind jedenfalls keine Ausprägung des Musicalgenres, es gibt sie genauso im Rahmen von Verstanstaltungen diverser Magischer Zirkel, man findet sie bei Werbeveranstaltungen für tropffreie Windeln genauso wie bei Bewerbungsversuchen der neuesten Errungenschaften auf dem Gebiet erlebnisfördernder Kondome. Wer sich als Darsteller dafür verpflichtet, tut es, weil auch damit Geld zu verdienen ist. Das ist nichts Verwerfliches, einen besonderen Platz in der Geschichte des Musicals wird man damit nicht erringen können, schlicht und einfach deswegen, weil diese Art der Veranstaltung nichts mit dem Musicalgenre zu tun hat.

Link zur “Diskussion” –> hier

2 Kommentare »

  Martin Bruny wrote @ September 18th, 2010 at 21:34

Also zum Thema Merk: Ja, aber das ist eben kein Musical, ich wollte eigentlich nur das Musicalgenre meinen, doch ich mag generell diese Art von Shows nicht so gerne. Merk ohne Essen wär, meiner Meinung nach, genauso gut, wenn nicht besser.

Cabaret: Da ist es doch meistens so, dass die ersten Reihen mit Tischchen sind, wenn überhaupt. Es wird auch nicht gegessen, ja oft nicht mal getrunken. Das ist Teil einer Inszenierung, die aber das Ganze ja nicht zur Fress-Show macht.

Was ist ne typische Fress-Show: Man kommt rein und bekommt Vorspeisen, dann tanzen 15 Minuten lang Clowns um dich herum, es kommt die Suppe, dann 30 Minuten Showblock, Hauptspeise, dann wieder Showblock, Nachspeise. Siehe Magna Racino.

Vielleicht kann man Fress-Shows auch gut machen, kann sein.

  ThomasT wrote @ September 18th, 2010 at 20:59

ich gebe dir vollkommen recht, dass diese “fress-shows” nur am rande etwas mit musical zu tun haben, trotzdem kann ich das nicht allgemein so negativ sehen. du weißt ja, varietà© ist mir nicht ganz fremd ;-)

ich bin kein fan von “fress-shows” wie z.b. palazzo, die rein auf finanzielle interessen ausgerichtet sind. aber es gibt auch die andere seite, sowohl im kleinen, als auch im großem.
wenn ein alexander merk seine close-up show vor 30 leuten in einem hotel spielt (natürlich mit dinner), dann ist das einfach nur traumhaft schön. oder viele varietà©s in deutschland, die künstlerisch auf hohem niveau mit durchdachten konzepten abendunterhaltung für erwachsene bieten. oder eben auch CABARET produktionen, bei denen diese nachtklub-atmosphäre oft zum regiekonzept gehört (und das ist dann ganz eindeutig musical).

wenn aber z.b. tony-gewinner in so einer “fress-show” monatelang station in wien machen (wie letztes jahr liliane montevecchi) und keiner bekommt es mit, dann läuft eindeutig etwas schief. dann geht es nur noch um die vermarktung und schnelle produktion und der inhalt bleibt auf der strecke. was diese veranatalter machen ist, das ursprüngliche konzept des varietà©s zu pervertieren.
das problem ist zusätzlich noch, zumindest in österreich, dass es kein varietà© mehr gibt, dass diesen “fress-shows” auf hohem niveau die stirn bieten könnte.
aber was erwartet man in einer stadt, in der auch schon der musicalbegriff eine andere konnotation bekommen hat…

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