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John Kenneth Muir: Singing a New Tune – The Rebirth of the Modern Film Musical from Evita to De-Lovely and Beyond

singinganewtune1.jpgUS-Autor John Kenneth Muir ist ein Vielschreiber. Seit 1997 publiziert der Filmspezialist pro Jahr durchschnittlich zwei Bücher. Dem Horrorfilm gilt seine Leidenschaft. Er schrieb Biographien über Wes Craven, Tobe Hooper und Sam Raimi sowie zu diversen Spezialthemen den Horror- und Science-Fiction-Film betreffend. Nur ein Schelm würde nun eine Überleitung vom Horrorfilm zum Filmmusical wagen. Aber was soll’s.
Mit “Singing a New Tune” zeichnet Muir die Geschichte des englischsprachigen Filmmusicals von den 1920er Jahren bis in die Gegenwart in dicken Strichen auf die Filmleinwand. Er tut dies im Stile eines Anekdotenerzählers. “Namedropping” ist ein beliebtes Stilmittel amerikanischer Autoren: Zu einem Thema werden fünf, sechs, sieben Leute, möglichst prominent, als Zitatäußerer herangezogen – das können in Muirs Fall Kritiker sein, Filmproduzenten, Regisseure, Schauspieler … Aus ihren Statements konstruiert der Autor wie ein Puzzle die Geschichte des Filmmusicals. Die Frage, die sich bei diesem Buch grundsätzlich stellt: Was ist ein Filmmusical? Muir tut sich da relativ leicht. Alles, was Songs hat, passt rein, egal ob Animationsfilm, Drama oder Komödie. “South Park – Bigger, Longer & Uncut”, ganz klar, ein Filmmusical. Die Disney-Zeichentrickfilme? Klar, Filmmusicals. “From Justin to Kelly”, das gefloppte Promotion-Vehikel für die “American Idol”-Teilnehmer Justin Guarini und Kelly Clarkson – na logo, ein Filmmusical.
96 von 360 Seiten sind dem Zeitraum bis 1996 gewidmet, rund 180 Seiten dem Filmmusical ab 1996, und an die 70 Seiten umfasst der Anhang (u. a. mit etwas genaueren Cast- & Creative-Team-Angaben zu den besprochenen Filmen ab 1996, einem Stichwortregister und einem Verzeichnis der verwendeten Quellen). Im Hauptteil seines Buches widmet sich der Autor sehr ausführlich den Filmmusicals “Evita” (1996), “Everyone says I love you” (1997), “Velvet Goldmine” (1998), “Love’s Labour’s Lost” (2000) “Dancer in the Dark” (2000) “Moulin Rouge” (2001), “Hedwig and the Angry Inch” (2001), “Chicago” (2002), “Camp” (2003), “De-Lovely” (2004) und “The Phantom of the Opera” (2004). Da er im Zusammenstellen von interessanten Zitaten, Interviewausschnitten und Statements von an den Produktionen Beteiligten ein gutes Händchen hat, ist “Singing a New Tune” alles in allem ein leicht zu lesender, unterhaltsamer Führer durch die Geschichte des Filmmusicals. Man bekommt Lust, sich die alten und neuen Klassiker mal wieder anzusehen. Viel Neues hat Muir für den Zeitraum bis 1996 nicht zu bieten, zumindest nicht für Musicalkenner, dafür zeichnet er für die Neuzeit des Filmmusicals ein paar recht interessante Entstehungs- und Rezeptionsgeschichten. Ein bisschen ärgerlich sind die peinlichen Fehler, die Muir durchgerutscht sind. So wird Meat Loaf als Komponist der “Rocky Horror Show” abgefeiert (Richard O’Brien wird sich freuen), “Hopelessly devoted to you” wird als Song der Bühnenversion von “Grease” zitiert, und bei “Strictly Ballroom” werden Namen von Schauspielern mit jenen der Filmfiguren verwechselt, um mal nur ein paar Fehler aufzuzählen. Aber vielleicht ist das ja auch als Zusatznutzen konzipiert, nach dem Motto: Wer findet die meisten Fehler?

John Kenneth Muir: Singing a New Tune – The Rebirth of the Modern Film Musical from Evita to De-Lovely and Beyond. Applause Theatre & Cinema Books, New York 2005. 360 S. ISBN: 1-55783-610-8. 24,95 $. (Hardcover) [www.applausepub.com]

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