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Märchen und Musik aus 1001 Nacht: Prinz Perman & Prinzessin Shaki im Wiener Musikverein oder das Grauen im Ronacher

Für Kinder ab fünf Jahren hat der Wiener Musikverein die Veranstaltungsreihe “Allegretto” im Programm des Brahms-Saal. Die Spielzeit 2009/2010 bietet Märchen aus 1001 Nacht, Salsa-Musik, die Wiener Sängerknaben live in einer Kinderoper und Vivaldis “Vier Jahreszeiten”. Kinder können bei all diesen Veranstaltungen nicht nur einfach zuhören, sondern auch mitmachen und mitsingen. Das ist nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht.

Unerwünscht ist ein solches Verhalten beispielsweise im Wiener Ronacher. Was allerdings einschlägig bekannte Hardcore-Fans derzeit nicht daran hindert, Zuschauer regelrecht aus dem Theater zu treiben. Wie das geht? Nun, es gibt nicht nur “Elisabeth”-Fans, die meinen, man müsste bei jedem Lied mitträllern und mitdirigieren. Es gibt auch “Tanz der Vampire”-Freaks, die das gerne machen, und es gibt die Allrounder, die bei allem, was in den Theatern der VBW über die Bühne geht, von Weinkrämpfen geschüttelt und der Lust des Moments gebeutelt alles um sich vergessen und zum quasi-Star avancieren, indem sie sich als aktive Zuschauer zu etablieren versuchen. Zu abstrakt? Ein Beispiel: “Tanz der Vampire”, Szene »Nie gesehen«: Wir alle wissen, dass Krolock im Laufe dieser Szene vom hinteren Teil des Zuschauerraums durchs Publikum auf die Bühne geht und dann auf der Bühne bei »Gott ist tot« zu singen beginnt. Besagter Fan steht schon mitten in “Nie gesehen” auf, dreht sich gegen das Publikum und starrt ins Finstere (mit einem Block in der Hand, um etwaige Abweichungen exaktest zu notieren). Während des ganzen Songs drehen sich dann natürlich auch andere Zuschauer um und sehen nach, was denn dort sein könnte (nur passiert da eben genau nichts), schauen dann wieder verwirrt nach vorne und verpassen die Hälfte von dem, was auf der Bühne abgeht. Und da passiert Professor Abronsius und dem verdorbenen Engel Sarah einiges – das allerdings versäumen die Zuschauer alles, weil sie sehen wollen, was unser, nennen wir ihn/sie liebevoll “Hardcorler” so intensiv beobachtet. Nur, es gibt eben nichts zu sehen. Dann endlich, der große Augenblick: Thomas Borchert erscheint - und unser Hardcorler ist nicht mehr zu halten, kreischt nach dem Song wie verrückt und zappelt wild herum. Ein Fall für die Psychiatrie? Man könnte dieser Meinung sein. Wer glaubt, das sei eine erfundene Geschichte, quasi die 1002. Nacht, der irrt. Das ist die Mentalität von Hardcore-VBW-Fans.

Aber zurück zu den lieben Kleinen, die noch Manieren haben. Für sie gibt es am 21. und 22. November 2009 im Wiener Musikverein Märchen und Musik aus 1001 Nacht. Rimskij-Korsakows »Scheherazade« ist der Ausgangspunkt der Reise in die Märchenwelt des Orients. Zahlreiche Komponisten wurden durch die Erzählungen aus 1001 Nacht zu musikalischen Meisterwerken inspiriert. Andy Hallwaxx hat mit seiner Aufbereitung von Stoffen der Weltliteratur schon mehrfach das Allegretto-Publikum begeistert und ist an diesen beiden Abenden als Erzähler zu erleben. Lukas Perman und Marjan Shaki spielen den Prinz und die Prinzessin. Begleitet werden sie von einem Instrumentalensemble.

Noch ein kleiner Hinweis vom Veranstalter:

Da ich möchte, dass Ihr Kinder alle gut sehen, gut hören und gut mitspielen könnt, werden bei meinen Konzerten die fixen Sitzreihen im vorderen Bereich des Brahms-Saales entfernt. Ihr Kinder könnt dort vorne auf dem Boden sitzen, ganz nahe “an das Geschehen” heranrücken und gegebenenfalls auch mitspielen.
Eure “größer gewachsenen” Mamis und Papis, die Omas und Opas, alle Tanten und Onkel bitten wir, diese Plätze auf dem Boden wirklich Euch Kindern zu überlassen und in den Sitzreihen ab dem Mittelgang Platz zu nehmen.

Tickets und nähere Informationen –> hier

19 Kommentare »

  Dave wrote @ September 27th, 2009 at 18:42

Oh ja, so ist’s in Wien. Ich selbst habe schon Vorstellungen erlebt, in denen die sogenannten Fans jede Handbewegung kommentierteten, beispielsweise bei Rudolf. Da wird einem dann die Lust am Zuschauen deutlich verdorben… Insbesondere für Zuschauer, die so ein Stück zum ersten Mal sehen, ist solch ein Verhalten unerträglich. Bei einer Derniere versteh ich das ja noch ein bissl, aber ich hab auch Elisabeth-Vorstellungen erlebt, wo “Fans” mit ihrem affektierten Verhalten eine ganze Vorstellung sprengen, Frau Hakvoort fand das auch immer sehr störend, wenn das Stück komplett “verkreischt” wird.

  Marina wrote @ September 25th, 2009 at 08:59

Oh nein, sowas hab ich zum Glück bei noch keinem Musicalbesuch erlebt. Aber wenn man die Kommentare so liest gibt es ja anscheinend sowas öfter.
Ich bezeichne mich auch als großen Musical-Fan, aber es ist doch wirklich normaler Anstand, während des Stücks sitzen zu bleiben und die Klappe zu halten. Begeisterter Applaus und Jubel nach den einzelnen Liedern ist ja erlaubt und die Darsteller freuen sich sicher drüber. Aber stören, das ist nicht nur den anderern Zuschauern sondern auch den Darstellern gegebüber mehr als unfair.

  Theresa wrote @ September 24th, 2009 at 10:21

also ich weiß nicht…die “Fans” bei TdV in Berlin fand ich um einiges schlimmer als hier…oder bei rock u, wicked, etc….

  Siegrun wrote @ September 23rd, 2009 at 12:53

Ja leider gibt es, wie hier schon öfters erwähnt, schwarze Schafe unter den Fans, und diese “Hardcore Fans” rücken dann alle Wiener Fans leider in nicht so ganz besonderes Licht!
Und wie Evelyn schon geschrieben hat, sind die Mehrheit der Fans eigentlich “ganz” normal!
Gott sei Dank sind ja nicht immer alles Fans so, und ich muss mir hier selber eingestehen, dass ich hin und wieder auch mitsinge, aber dies hält sich in grenzen!

@ Martin Danke noch mals für den tollen Bericht!! es macht mir jedes mal aufs neue Spass deine genialen und ebenfalls auch zynischen Berichte zu verfolgen

  Isabell wrote @ September 23rd, 2009 at 12:41

Also ich finds persönlich viel schlimmer, wenn besonders in leisen Szenen Zuckerl ausgepackt werden oder sonstwo herumgekramt wird oder Leute, die zu spät zur Vorstellung kommen. Mitsingen oder lautes Reden ist definitiv auch nicht angebracht, aber schauen…ich weiß nicht, Stör”geräusche” empfinde ich bei weitem nerviger…und Leute, die sich für was begeistern können, würd ich nicht verurteilen…

  Kiwi wrote @ September 23rd, 2009 at 11:59

Nachtragend will ich aber dennoch bemerken, dass ich gestern in der Vorstellung weder tanzende noch singende Fans sah. Es haben sich eigentlich alle recht anständig benommen. Wenn ich da an einige der Romeo & Julia-Vorstellungen denke … da war es mir peinlich mich als “Musical-Fan” zu bezeichnen.

  Kiwi wrote @ September 23rd, 2009 at 11:56

Da wollte sich wohl eines der kleinen Kiddy-Fans wohl wichtig machen. Ist mir gestern, als ich das Stück auf Stehplätze besuchte, ebenfalls aufgefallen.

Ständig wurde geschnattert wie toll es doch war, als noch einer der Tänzer der Show mit ihnen im Performing Arts Studio getanzt hat und wie oft sie schon beim Bühnentürl waren … einfach nur nervend.

  Sandra wrote @ September 23rd, 2009 at 11:56

Das ist schon richtig Wien hat halt einen “guten” Ruf wenn es um Fans gibt, aber man sollte nicht ausser acht lassen, das es auch normale gibt, aber die fallen in der Regel ja nicht auf :-)

Ich muss auch immer wieder mal den Kopf schütteln über das Verhalten meiner Sitznachbarn und es sind auch nicht immer Fans, am meisten hasse ich es wenn Leute zu spät kommen, ist das so schwer kurz vor 19:30 im Theater zu sein?!

Wie auch immer ich bin über den Bericht sehr dankbar, aber hoffe das es auch mal wieder positive News über FANS gibt :-) Wobei ich sagen muss Fan ist ja heutzutage schon ein Schimpfwort, wenn man sich so umsieht….

  Evelyn wrote @ September 23rd, 2009 at 10:03

Nachtrag: Zu bemerken ist trotzdem, dass es durchaus auch Fans gibt, die sich zu benehmen wissen. Meiner Ansicht nach stellen diese sogar die Mehrheit. Das soll nicht außer Acht gelassen werden. Nur mehr Aufmerksamkeit ziehen natürlich die, die sich unangebracht aufführen auf sich…

  Evelyn wrote @ September 23rd, 2009 at 09:41

Dem kann ich nur zustimmen. Es ist so irritierend von tanzenden und singenden Zuschauern vom eigentlichen Geschehen abgelenkt zu werden! Ich würde mich zwar auch als Musical-Fan bezeichnen, doch ich muss mich bei jedem Besuch erneut über das Verhalten einiger Besucher aufregen. Und das ist nun wirklich nicht der Sinn der Sache, schließlich will ich mir im Theater nicht nur Gedanken über das unangebrachte Verhalten meines Steh- bzw. Sitznachbars machen.

  martin(nicht der bruny) wrote @ September 23rd, 2009 at 09:19

leider ist aber besonders wien weit über seine grenzen hinaus dafür bekannt, das es einige wie im bericht beschriebene fans gibt, die eine art der selbstinszenierung und selbstwertdefinierung in genau diesem verhalten sehen und sich selbst damit eine bühne geben wollen, welche aber den damen und herren Darstellern gehört undas zurecht!

war das jetzt zu kompliziert??

  Sandra wrote @ September 23rd, 2009 at 08:41

Ohje das wirft ja wieder mal ein Blick auf uns ich möchte nur mal klar stellen das nicht alle FANS sich so benehmen, es gibt genug die wissen wie man sich zu benehmen hat und es ist nicht nur im Ronacher oder Raimund Theater so, habe besagte Szenen auch schon im Stuttgart Apollo, Palladium, Berlin Theater des Westens etc mit erlebt! Bin es nämlich leid das es immer nur den Anschein hat, das es in Wien so ist!

DANKE aber für diese interessante Beobachtung*gg* Ich muss demnächst mal wieder mehr aufs Publikum achten :-)

  Anonymous wrote @ September 23rd, 2009 at 08:17

So etwas passiert leider nicht nur in Wien .
In Oberhausen (TdV) ist öfter eine Dame im Publikum, die beim Finale den Vampiren “hinterher tanzt” und dann das Finale tanzend im Gang verbringt.

  Andy wrote @ September 23rd, 2009 at 07:57

Die Schilderungen bei Tanz der Vampire kann ich voll und ganz nachvollziehen: on Stage TOP - off Stage FLOP (zu begeisterte Fans)
Das Grauen im Ronacher spiegelt sich allerdings auch bei den Sichtverhältnissen in den Rängen wieder. Seitliche Sitzplätze sind in jedem Fall zu vermeiden und auch hoffnungslos überteuert!

  N. wrote @ September 23rd, 2009 at 06:51

Oh mein Gott….wer das wohl gewesen ist im Zuschauersaal. Leute gibts…da kann man nur noch den Kopf schütteln über ein solches Benehmen! Danke für die Schilderung Herr Bruny!

  Anonymous wrote @ September 23rd, 2009 at 06:10

Jetzt weis ich wieder, warum ich die Artikel des Kultus Channels so liebe! Danke!

  Ina wrote @ September 23rd, 2009 at 00:54

ein super Bericht, danke Martin , und für deine Mail… nun weiß ich ja, was mich in Wien erwartet… ohjeee…

  Bella wrote @ September 22nd, 2009 at 23:30

Das Verhalten des Fans ist mir schleierhaft. Der Graf geht nur. Das war’s. Mehr tut er nicht…

  martin wrote @ September 22nd, 2009 at 21:53

endlich jemand der die dinge schildert wie sie sind!
danke lieber kultur channel

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