Home RSS Go RED Go BLACK

Maya Hakvoort goes solo

Maya Hakvoort (Foto: Martin Bruny)
Wenn Musicalstars Solokonzerte geben, kann man nie wissen. Einige meinen außerhalb ihres gewohnten künstlerischen Wirkungsfelds beweisen zu müssen, wie mies doch eigentlich Musicals sind, wie schlecht die letzte Show war, in der sie gespielt haben und wie viel lieber sie doch weiß der Geier was singen, sei es Jazz, Rock, Soul, Blues, Samba oder selbstgestrickte Liederware von der Stange, egal, nur bitte keine Musicals. Dann ruft ihr Agent an, und husch husch sieht man sie wieder in der jüngst erst verschmähten Rolle. Man mag sich fragen, wie sehr muss der/die Ärmste doch leiden, aber so ist das eben. Nun, über Musicals zieht Maya Hakvoort in ihrer Soloshow “Maya goes solo”, mit der sie derzeit durch Österreich und Deutschland tourt, keineswegs her, doch dann gibt es da diesen einen Moment - aber dazu später.
Die Musicals, in denen Maya Hakvoort in den letzten Jahren zu sehen war, sind die schlechtesten nicht: “Elisabeth”, “Jekyll & Hyde”, “Les Misà©rables”, “Die drei Musketiere”, “Chicago”, “Blutsbrüder”, “Aspects of love”, “There’s no Business like Showbusiness”, “Gaudi”, “Catherine” und “Evita”.
Am Silvestertag des Jahres 2004 startete die Künstlerin im Theater an der Wien ihre Solo-Karriere - eine Schiene, die sie seit der Derniere von “Elisabeth” Ende 2005 forciert. Mitte 2005 ist ein Livemitschnitt des Silvesterkonzerts im Theater an der Wien unter dem Titel “Maya goes solo” als CD erschienen.
Zoomen wir uns ins Wiener Theater Metropol, wir schreiben den 29. April 2006. Der Saal ist praktisch ausverkauft. Das Konzert beginnt mit einer Lautsprecherdurchsage: “Meine Damen und Herren, Ladies and Gentlemen, Mesdames et Messieurs, bitte begrüßen Sie mit mir Aaron Wonesch am Klavier und die wunnnderbaaare Maya Hakvoort.” Es ist die Stimme von Dennis Kozeluh, als “Konserve” - bei aller Liebe, wer lässt sich per Konserve als “wunderbar” ankündigen? Das ist ein stimmungsmäßiges No-no. Ich kann mir viele Intros vorstellen, aber per lobhudelnder Konserve?
“Maya goes solo” ist eine Art von Biographical. Die Künstlerin plaudert über einige Stationen in ihrem Leben, über ihre Familie, ihre Leidenschaften, dazwischen eingestreut interpretiert sie thematisch passende Lieder, beispielsweise widmet sie “Papa can you hear me” (”Yentl”; Michel Legrand/Alan & Marilyn Bergman) ihrem Vater. Maya Hakvoorts Stärke sind die Wohlfühlballaden, nicht die “Bigger than Life-Ballads” mit Mörderfinish, sondern Lieder, die zum Träumen einladen, Songs, die keiner extremen Vokalakrobatik bedürfen, die durch eine perfekte Symbiose von metaphernreichem Text, verträumter Musik, wohltuender Stimme und Piano (musikalischer Showbegleiter: der famose Aaron Wonesch am Klavier) strahlen, Songs wie beispielsweise Claire Hamills “You take me breath away”, eines der Highlights des Abends, oder “Sweet life/It’s a long way up” - Kompositionen von Barry Manilow, die er anlässlich seiner legendären Showserie “Barry Manilow Live On Broadway” als Medley aufgenommen hat - Lieder, die auf Mayas CD nicht zu hören sind, die man sich live dann doch nicht entgehen lassen sollte. Maya Hakvoorts Songauswahl an sich ist zum Teil tatsächlich wunderbar. Lieder von Jason Robert Brown (”Stars and the moon”) verzaubern immer, mit Burt Bacharach (”Wives and Lovers”) kann nicht viel schiefgehen, auch Jonathan Larsons “Seasons of love” oder Stephen Sondheims “Our time” sind perfekt für das Hakvoortsche Verzauberungspotential. Sehr schön ihr “Gold von den Sternen” (Levay/Kunze), weniger geglückt dann Versuche, mit brasilianischem Flair (Bossa-Nova-Medley) Schwung in die Bude zu bringen sowie Mördershowstopper wie “Don’t rain on my parade” oder “Defying Gravity” in das Haakvoortsche Interpretationspotential einzutunen. Aber die Künstlerin hat für diese Songs und auch beispielsweise für jazzige Titel eine Leidenschaft, und so ist es letztendlich durchaus interessant, ihre Versionen dieser Songs mal zu hören.
Es gibt einen Moment, ganz spät in der Show, schon im Zugabenteil, da singt der Musicalstar doch noch jenes Lied, das, ob sie es will oder nicht, ihr Lebenslied ist: “Ich gehör nur mir”. Es ist ein Zauber, der von der Kombination Lied/Interpretin ausgeht. Wenn “die Hakvoort” “Ich gehör nur mir” singt, dann klickt es. Ihre Fans geraten außer Rand und Band, sind kaum mehr zu bändigen. Fast hat man jedoch den Eindruck, Hakvoort ist nur mehr eine Kaiserin wider Willen. Im Mittelteil des Songs persifliert sie die schauspielerische Leistung, mit der sie dem Instrumentalteil vor dem Finish so viel an Intensität verliehen hat. Denn seien wir uns ehrlich, Maya Hakvoort punktete nie mit einem grandiosen Schlusston, wie etwa Pia Douwes, bei ihr war es die Gesamtperformance von “Ich gehör nur mir”, die immer stimmig, intensiv und berührend war. In ihrer Soloshow nun macht sie sich darüber lustig: “Da lieg ich dann am Boden, und weine. Und alle denken: wie dramatisch, wie dramatisch. Das brauch ich alles nicht mehr machen, weil ich gar keine Flügel mehr hab” - zwei, drei Lacher, kippt die Stimmung? Nein, auf die Fans ist Verlass, ein gutes Finish und der Saal tobt wieder. Ein Lied wie “Ich gehör nur mir”, das Publikum und Künstler aufs Engste aneinander bindet, per Persiflage abzumurksen, das hat auch Tradition unter Musicalstars, ich erinnere an Bruno Grassini und Thomas Borchert. Es ist aber ein Zeichen großer Entertainer, dem Publikum das zu geben, was es mit den “Hits” verbindet, vielleicht wird auch Maya Hakvoort das einmal noch stärker berücksichtigen. Mit “Ich gehör nur mir” hat sie einen Song an der Hand, den man so leicht als Trademark verwenden könnte. Instrumental beispielsweise als Auftritts- und Abgangslied, ohne auf peinliche Konserven zurückgreifen zu müssen, während der Show als unvergessliches Highlight. Es hilft nichts, dieses Lied nicht zu singen oder stimmungsmäßig zu meucheln, genausowenig wie ein Barry Manilow “I write the songs” seinem Publikum vorenthalten würde, egal, ob er es nun zum 100.000. Mal oder 200.000. Mal singt.
“Maya goes solo” ist, bei aller Kritik, eine unterhaltsame Show des sympathischen “Elisabeth”-Stars, mit vielen Highlights. Und wer weiß, vielleicht wird sie ihre Schatten los und schafft es demnächst wieder “Ich gehör nur mir” so zu singen, dass man den Song auch tatsächlich genießen kann.

1 Kommentar »

[…] der Wien, im Anschluss an eine umjubelte “Elisabeth”-Vorstellung, ihre Solo-Karriere. “Maya Goes Solo” hieß ihr erstes Programm, mit dem die Sängerin fast zwei Jahre durch die Lande reiste. Am […]

Ihr Kommentar

Abonniere ohne zu kommentieren

HTML-Tags:
<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <code> <em> <i> <strike> <strong>