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“Mozart”! Musical in Concert” - Borkowskis Meisterstück

Rasmus Borkowski, 10.2.2006; Foto: © Martin Bruny
Eigentlich würde ich ja dazu tendieren, diese Site zur mozartfreien Enklave zu erklären … Aber dann gibt es doch musicalrelevante Events mit Mozartbezug, an denen man nur schwer vorbeikommt, wenn man das denn nun überhaupt möchte. Im Falle von Mozart! Musical in Concert kam ein Vorbeischwindeln eigentlich nie in Betracht. Hat es sich denn nun ausgezahlt, Prinzipien in spe aufzugeben? Ja, uneingeschränkt ja.
Die Mozart! Musical in Concert-Premiere ging am 4. Februar 2006 als überarbeitete, condensed Version der Wiener Originalproduktion von 1999 mit Einflüssen von diversen anderen Inszenierungen über die Bühne des Wiener Raimund Theaters und, wenn man so möchte, könnte man versucht sein zu prophezeien, wird dies irgendwann mal als jene Produktion gelten, mit der Rasmus Borkowski endgültig in die Liga der Leading Men Europas aufgestiegen ist. Er präsentiert einen Mozart, der auf der einen Seite in Gestik und Mimik sogar die springlebendige Performance eines Yngve Gasoy Romdal betulich wirken lässt (ohne dessen Leistung schmälern zu wollen), andererseits beweist er in manchen Szenen eine Feinfühligkeit, die, bei aller Abgebrühtheit, die man auf den Brettern dieses Theaters schon miterleben durfte, doch bemerkenswert ist. Seine Mozart!-Interpretation hat eine Verve, die ihn erstaunlich modern, stark und filigran gleichzeitig, wirken lässt. Die Kostüme, das Bühnenlicht, all das steuert ihr Übriges bei, um keine überbordende Musicalinszenierung abrollen zu lassen - man glaubt eher durch Mozarts Gefühlswelt gebeamt zu werden. Stimmlich ist im Bereich des Feintunings noch sicher Potenzial vorhanden, aber es gibt keine Stelle in dieser Aufführung, bei der man das Gefühl haben könnte, dass Borkowski unsicher ist. Man kann sich zurücklehnen und seine Performance genießen, was nicht bei allen Darstellern an diesem Abend der Fall war.
Eine Musicalperformance, so wie ich sie gerne habe, birgt in sich irgendwann, egal wann, einen Moment des Strahlens, einen Moment, da man meint, der Raum fülle sich mit Licht, mit der ganz besonderen Kraft, Darstellungskraft, Witz, Humor, unglaublichen Variationen in Gesang oder Ausdruck. Ein schönes Beispiel dafür bietet Carin Filipcic. Ihr “Gold von den Sternen” war nach einer eher blassen Performance von Harald Tauber so, als hätte jemand im Theater das Licht angeknipst, und dankbar feierte das Publikum ihr Solo mit dem stärksten und längsten Szenenapplaus - der Showstopper des Abends.
Andrà© Bauer, langjährig gedienter Elisabeth-Franzl erweckt in manchen Momenten den Eindruck, als würde er noch einmal mit seiner Sisi sprechen; Gestik, Mimik, wirken ab und an ein wenig zu deckungsgleich mit seiner Franzl-Performance. Wie auch immer, da steht ein Sänger auf der Bühne mit einer wunderbaren Stimme, und stünde mehr Einspielzeit zur Verfügung, so würde auch mehr an Eigenprofil rausspringen.
Jana Stelley legt ihre Rolle ein wenig zu Lolita-like an, so nimmt man ihr die Constanze in “Irgendwo wird immer getanzt” nicht so recht ab, ihr Duett mit Borkowski “Dich kennen heisst Dich lieben” allerdings wird zu einem der darstellerischen Highlights des Abends, leider ein wenig getrübt durch stimmliche Unsicherheiten bei Jana.
Dennis Kozeluh bietet eine pointierte, witzige Performance, immer am Punkt, im Rahmen dieser kleinen Rolle perfekt.
Uwe Kröger ist die Diva, der STAR des Abends, seine schauspielerische Leistung ist top, die Rolle des Colloredo wusste er schon immer sehr bühnenwirksam zu gestalten, daran hat sich auch in dieser Inszenierung nichts geändert. Die Szenen mit Borkowski sind vom Feinsten und voller Spannung.
Caroline Vasicek gibt ein da capo ihrer Interpretation von 1999, leider gibt die Rolle einfach nach wie vor und eher noch stärker zu wenig her, um wirklich beeindrucken zu können. In weiteren Rollen ein starkes Ensemble: Jacqueline Braun (Cäcilia Weber), Ines Hengl-Pirker (Aloysia Weber), Carmen Wiederstein (Josepha Weber), Tina Schöltzke (Sophie Weber), Oliver Mülich (Fridolin Weber); weiters: Lisette Groot, Kerstin Ibald, Noud Hell, Karsten Kammeier und Roman Straka.
Es spielt das Orchester der Vereinigten Bühnen Wien unter der musikalischen Leitung von Caspar Richter. Regie & Adaption der Originalchoreographie: Doris-Marie Marlis; Kostüme: Yan Tax; Produktionsleitung: Robert Wann; Inspizienz: Hubert Auinger

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