Home RSS Go RED Go BLACK

Musicals zu Horrorpreisen - Just say no?

Der Trend, Entertainmentveranstaltungen zu Preisen anzubieten, die völlig familienunfreundlich und - eigentlich - völlig unverschämt sind, wird stärker. Nicht immer klappt das, aber viel zu oft. Irgendwann ist sicher für jeden der Punkt erreicht, an dem er eine Veranstaltung zu deutlich überhöhten Eintrittspreisen nicht mehr besucht. Nicht etwa, weil man sich die Eintrittspreise nicht leisten könnte, sondern das einfach nicht mehr möchte. Im Musicalbereich ist der Trend zum Teuro-Ticket weltweit sehr stark ausgeprägt. Es würden sich eine Menge Beispiele finden lassen, die darauf hinweisen, dass man sich zum Beispiel in Wien im Showbereich ganz offensichtlich geradezu nach deutschen Verhältnissen sehnt. Wir beschränken uns heute aber auf eine Show: “Mamma Mia!”

“Mamma Mia!” gastiert vom 15. Januar bis 22. Februar 2009 in der Halle F der Wiener Stadthalle. Die Halle F hat 37 leicht ansteigende Reihen, von jedem Sitzplatz hat man freie Sicht auf die Bühne. Die Ticketpreisgestaltung ist so angelegt, dass die Kategorie 1 110 Euro beziehungsweise 99 Euro kostet, die Kategorie 2 99 bzw. 87 Euro. Im Prinzip ein unwesentlicher Unterschied, finanziell betrachtet, von der Sichtqualität her ist das natürlich etwas ganz anderes. Worum es aber tatsächlich geht, ist folgender Schmäh: Bis auf 6 Plätze (mit extrem starker Sichtbehinderung zum Preis von 87 bzw. 75 Euro) in den ersten 3 Reihen ganz außen hat der Veranstalter von “Mamma Mia!” es geschafft, die ersten 29 Reihen der Stadthalle als Kategorie 1 oder 2 auszupreisen. Bis zur Reihe 34 zahlt man immer noch 87 beziehungsweise 75 Euro, von Reihe 35 bis 37 sind 69 beziehungsweise 46 Euro zu berappen.

Fakt ist, dass man bereits spätestens ab Reihe 18 in der Halle F kaum mehr Gesichter erkennen kann. Ab Reihe 25 ist man zwar noch bei der Show dabei, man könnte sich aber genausogut ein Video ansehen. Die Halle F der Wiener Stadthalle erweist sich zunehmend als Besucherfalle. Von Seiten des Inhabers wird die totale Sichtfreiheit auf die Bühne betont, es wird erläutert, dass jeder Sitz “akustisch vermessen” wurde - wenn man tatsächlich in der Halle sitzt und sich eine Tourproduktion ansieht, hört man, spätestens ab Reihe 18, viel Hall und wenig Nuancen und hat zwar freie Sicht, ist aber viel zu weit weg vom Geschehen. Das müsste sich auch im Ticketpreis niederschlagen, tut es aber nicht. Die Frage ist, wielange das Publikum diese Preisgestaltung noch akzeptiert.

8 Kommentare »

  Katharina wrote @ Januar 26th, 2008 at 12:02

@Astrid:
Ja unterhalten wir uns weiter per Email.
Ja, Geschmäcker sind verschieden. Ich mag die französischen Musicals auch - teilweise zumindest. Es kommt immer drauf an.
Noch viel Spaß in Lyon.

  Astrid wrote @ Januar 25th, 2008 at 17:19

@Katharina

Wirklich, habe ich dich neugierig gemacht. Sorry, dass ich erst jetzt dazukomme dir zu antworten. Lyon bietet so viel.
Heute ist leider die letzte Show in Europa, geplant ist allerdings noch Belgien, hoffentlich.
Hier der link zum Musical selbst:
http://www.zone3.ca/dracula/

Falls du mehr Infos haben möchtest, “treffen” wir uns per mail,ok?

Man kann die kanadischen und franösischen Produktionen mit den “unseren” nicht vergleichen. Es gibt fast nur ein bestehendes Bühnenbild das mit den verschiedensten Effekten ausgeleuchtet bzw. verändert wird. Mir persönlich gefällt dies besser, als dieses ewige Kulissenschieben in Wien. Aber Geschmäcker sind nunmal verschieden.
Ich bin seit ca. 10 Jahren Musicalfan und seit 2003 auf der französichen/kanadischen Schiene unterwegs.
Es grüßt Astrid@Lyon

  Kapi Talist wrote @ Januar 25th, 2008 at 01:31

Totale Sichtfreiheit genießt man auch in Mörbisch, letzte Reihe, letzter Platz. Dort könnte man sich - und das gilt auch für (hässliche, unatmosphärische) Halle F - ja überlegen, den BesucherInnen auf diesen Plätzen Leih-Ferngläser zur Verfügung zu stellen *grins*

  Katharina wrote @ Januar 24th, 2008 at 19:22

Ok finde ich es auch nicht, wenn alles immer teuerer wird und so werden auch gute Stücke immer unerschwinglicher. Ich gehe sehr gern ins Theater und ab und zu geht es auch mit billigen Preisen auf hohem Niveau. Aber es ist wirklich eine Frage der Zeit, wie lange man das noch mitmacht. Da überlegt man mehr als 1x ob man sich die Show ansieht. Es ist schade, wenn man dem Publikum schöne Shows verwehrt, nur weil man meint, man muss horrende Preise verlangen.

Als Familie ist es sicher nicht leicht. Das versteh ich auch.

@Astrid: Ich für meinen Teil hab das Orchester schon lieber, als wenn die Musik vom Band kommt. Dafür zahl ich gern mehr, aber wenn man es mit den Preisen übertreibt, vertreibt man das Publikum leider. Wie ist übrigens die Show in Lyon? Hast mich neugierig gemacht. .-)

  Thomas wrote @ Januar 24th, 2008 at 18:31

Ich kann mich dem Artikel bzw. den bisherigen Kommentaren vollinhaltlich anschließen, doch leider wird den Veranstaltern dies ziemlich egal sein, denn sollte man mal wirklich kaum Karten für etwas verkaufen, nennt man es einfach einen “künstlerischer Flop”. Daß sich diese Herrschaften an die eigene Nase fassen und sie ihren überhöhten Preisen die Schuld geben, ist wohl kaum anzunehmen. Selbiges gilt übrigens auch für die “Nebenprodukte”: über drei Euro für 0,2 l Cola/Mineral o.ä. in der Pause ist einfach eine Frechheit. Oder Programmhefte: Bei “Mamma Mia” in Essen kostet ein Besetzungsheft (das zur Hälfte aus Werbung für andere Stage-Produktionen besteht) und das Picturebook EUR 17,50. Zur Erinnerung: In “echtem” Geld waren das ATS 240,00!!! Dafür kriegt man im Buchhandel fast zwei Bestseller als Taschenbuch…

  Astrid wrote @ Januar 24th, 2008 at 12:41

Ich bin Wienerin und sehe mir gerade in Lyon (Frankreich) heute zum 6x “Dracula Entre I`amour et la mort” im Theater “maison de la dance” an. Ich sitze immer in der 1., 2. bzw. 5. Reihe mittig und zahle dafür Euro 32,–. Diese Show kam aus Kanada nun auch nach Europa und habe ich in Kanada auch “nur” Euro 35,– für die beste Kategorie bezahlt. In Paris kosten die Karten im größten Musicaltheater der Stadt in der besten Kategorie Euro 50,–.
Also, es geht doch, wenn man nur möchte.
Zum Unterschied zu Wien, sitzt man in den kanadischen und französischen Theatern in JEDER Reihe mit freier Sicht auf die Bühne, da jede Sitzreihe erhöht ist. Diese Preisgestaltung ist dadurch möglich, da die Musik vom Band kommt und kein Orchester bezahlt werden muß. Ich für meinen Teil, sehe keinen großen Unterschied, ob nun die Musik aus dem Orchestergraben kommt oder über Band. Im Gegenteil, die Bandmusik ist viel intensiver.
Es grüßt Astrid

  andrea wrote @ Januar 24th, 2008 at 12:31

Ich kann mich dieser Kritik nur anschließen, denn ich besuche sehr gerne und so oft wie möglich Musicals in Wien, aber auch in Deutschland, die auch sehr hohe Preise verlangen. Mir kommt vor, dass Wien mittlerweile mitzieht. Leider ist es mir oft nicht möglich, meine Kinder mitzunehmen, weil mir das einfach zu teuer wird. Besonders negativ aufgefallen ist mir, dass es einige Vorstellungen VOR der Premiere von “We will rock you” gegeben hat, die fast die gleichen Preise wie NACH der Premiere verlangen. Und das ist eine Gemeinheit, weil es immer üblich war, billige Karten für Vorpremieren anzubieten. Für das Musical “Fame” (auch Stadthalle F) habe ich allerdings für gute Karten in der 18. Reihe € 49,– bezahlt. Warum also für “Mamma Mia” doppelt verlangt wird, kann nur am schlechten Ausverhandeln der Verantwortlichen liegen. Denn beides ist ja eine Tournee und keine hauseigene Veranstaltung. Ein Besuch eines Musicals kostet somit für eine 4-köpfige Familie ca. 300,–€. Das kann sich doch bitte eine Familie aus dem Mittelstand nicht leisten. Außerdem fühlen sich sehr viele junge Fans dem Musical hingezogen (nicht nur), und ich frage oft, wie die sich das leisten sollen. Zumal es angeblich für “We will rock you” nicht mal die üblichen Ermäßigungen gibt. Vielleicht sollten sich einige gut verdienende Damen und Herren der Vereinigten Bühnen Wiens das mal durch den Kopf gehen lassen.

  Daniela wrote @ Januar 24th, 2008 at 07:05

Ich kann zwar nicht für Wien reden, aber die selbe Frage habe ich mir oft für Veranstaltungen in Deutschland gefragt. Ich habe zwar meist das Vergnügen, Karten zur Verfügung gestellt zu bekommen, aber dennoch denke ich an die Besucher, die sich einen schönen Abend erhoffen, sich diesen dann sogesehen teuer erkaufen, aber nichts davon hat.

Sicher, die Veranstalter können nun nicht einfach mal die Hälfte der Halle sperren, damit ja keiner einen schlechteren Platz hat, aber im Preis sollte sich die (abnehmende) Qualität der Plätze auf jeden Fall niederschlagen und das nicht nur im “Paar-Euro-Bereich”.

Ich denke nicht, daß sich an dem Vorgehen der Veranstalter viel ändern wird, solange immer noch Leute die Preise bezahlen. Von daher ist das Handeln von der Publikumsseite her angebracht und ich hoffe, daß dies bald passiert.

Ihr Kommentar

Abonniere ohne zu kommentieren

HTML-Tags:
<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <code> <em> <i> <strike> <strong>