Der österreichische Schauspieler Peter Kern in der FAZ, vor ein paar Wochen:
Seit drei Wochen probe ich in Frank Wedekinds »Lulu« den Dr. Goll, Lulus ersten Ehemann, am Burgtheater unter der Regie von Jan Bosse. Tagelang warte ich auf den Anruf des Intendanten, dass er sich freut, mich am Burgtheater begrüßen zu können; oder zumindest, dass er es nicht verhindern konnte. Selbst bei der Müllabfuhr kommt einmal der Chef vorbei. Auch ich möchte von seiner Liebe getragen werden. »Das können Sie an diesem Haus nicht erwarten«, hörte ich aus der Direktion. Ich habe mich dann mit einem Werbespot des Intendanten für Meinl-Kaffee getröstet und mir gedacht, ihr sollt euer Marketing haben. Daraufhin stand in meinem Vertrag: »Öffentlichkeitswirksame Stellungnahmen und Äußerungen zur Produktion ,Lulu’ und zum Burgtheater seitens des Vertragspartners (Peter Kern) dürfen erst nach Abstimmung mit dem Regisseur und der Direktion veröffentlicht werden.« [FAZ]
Der Fokus sollte bei diesem Zitat auf dem letzten Satz liegen, handelt es sich dabei doch um ein Vorgehen am Theater, das alles andere als unüblich ist. Marketing hat konkordiert stattzufinden - oder eben gar nicht. Und was heutzutage nicht alles Marketing ist. Spielt man beispielsweise einen Fischer in einem Stück über was auch immer und meint man in einem nicht abgesegneten Interview, XXXX-Fischstäbchen seien der größte Dreck auf Gottes Erdboden, was könnte da am Ende für wirtschaftlicher Schaden entstehen, wenn XXXX vielleicht gar Sponsor des Theaters ist. Heutzutage muss man Rücksicht nehmen. Armes Theater.