Ich bin nach wie vor dabei, einige der Postings, die in einem deutschen Forum über mich zu lesen sind, zu kontern. Ich halte das für durchaus nötig. Konkret geht es um folgendes Posting:
Zum einen finde ich es gefährlich, von “Massen an Subventionen” zu sprechen. Will er, dass man die Gelder den VBW wegnimmt? Wenn er glaubt, dass diese Gelder dann in die subkulturellen Einrichtungen fließen, dann hat er leider überhaupt keine Ahnung davon, wie “Haushälter” bei der Stadt funktionieren - hier wird einzig und alleine der Gedanke des Futterneids bedient. Man muss das auch mal kosmisch sehen: Historisch betrachtet sind die VBW das Theater an der Wien, auch wenn just dieses Theater schon nicht mehr zur Verfügung steht, weil irgendwelche Ignoranten glauben, dass das mit Oper besser bespielt wird. Das sollte in den Fünfzigern abgerissen werden (nachdem man es für die Oper als Interimsunterbringung nicht mehr gebraucht hat) und wurde dann jedoch als Musicalspielstätte etabliert. Das hat schon mal 20 Jahre gedauert, bis Weck dran kam. Dieser Zustand - nämlich der, dass sich die öffentliche Hand ein Musicalhaus leistet - dauert glücklicherweise bis heute an. Man kann sicher über die Spielplanpolitik diskutieren, aber sind wir doch grundsätzlich froh, dass es das gibt. Wenn Bruny nun die jetzige Spielplanpolitik zum Kotzen findet, wovon auszugehen ist, dann kann er das ja sagen. Aber die Gelder in Frage zu stellen, ist schon Irrsinn - sowas greifen Politiker gerne auf - in der absoluten Konsequenz würde man die VBW dann schließen (wovon die kleinen Theater auch nichts hätten - das ist einfach ein anderer Sachverhalt). Ich kenne die heutigen aktuellen Zahlen nicht, aber es gab mal eine Zeit, da haben die VBW in etwa gleich viel Subventionen bekommen wie das Theater des Westens. In Berlin wurde Ottenthal-Ramsch prouziert und in Wien Musical auf Broadway- und West End-Niveau. Im Übrigen sind die VBW sowieso die einzige staatliche Bühne im deutschsprachigen Raum, die das kann. Wer dann auf die Idee kommt, ständig danach zu schreien, dass man ihnen das Geld wegnehmen soll, der tut dem Musical als solches nichts Gutes (…)
Und zum anderen: Ich möchte wirklich nichts gegen das Stadttheater Baden, das Linzer Landestheater oder das Tiroler Landestheater sagen - diese allerdings als relevanter als die VBW einzustufen, ist wirklich hochgradig albern und nicht ernst zu nehmen.
Mich erinnert der Stil des Verfassers an jenen eines selbst ernannten Musicalproducers, der mir im persönlichen Gespräch und auch in (von mir archivierten) Facebook-Chats stets versicherte, wie toll er doch meine Sicht der Dinge die VBW betreffend finde. Er dürfe das ja nie sagen. Auch in Bezug auf diese Person gilt es noch einiges aufzuarbeiten, soll sie dann doch, wie ich erfahren durfte, anderen gegenüber meine Position als eine Art gefährliche Mobilmachung der »Fans« bezeichnet haben. Da wie auch in Bezug auf das obige Posting gilt: Es gibt nichts, was man totschweigen sollte.
Was Subventionen generell betrifft, so bin ich dafür, dass der Staat dem Kulturbetrieb noch in einem viel höheren Maß Subventionen zur Verfügung stellen sollte als bisher. Alle Theater, die ein engagiertes Programm machen, sollten nicht ständig fürchten müssen, die laufenden Kosten nicht mehr decken zu können. Es sollten nur klare Regeln aufgestellt werden. So sollte den VBW meiner Meinung nach als Grundvoraussetzung für den Erhalt ihrer Subventionen vorgeschrieben werden, das Orchester in keiner Weise zu verkleinern und Stücke so auszuwählen, dass damit die Musiker des Orchesters auch beschäftigt sind. Wie kann es sein, dass eine Produktion wie »Die sieben Todsünden« im Volkstheater läuft und nicht im Ronacher? Wie kann es sein, dass, und da kommen wir zur »Relevanz«, zwar im Stadttheater Baden ein Sondheim gespielt wird, aber nicht in einem Theater der VBW? Zehn Jahre alte Disney-Musicals haben, und diese Meinung darf man vertreten, diese Art der Subventionierung nicht verdient.
Ich bin der Meinung, dass man, und das wird wohl nur mit einem größeren Cut in der Managementebene möglich sein, die Programmierung des Spielplans der VBW komplett neu gestalten muss. Revivals sollten den VBW untersagt werden. Im Fokus sollte die Schaffung neuer Stoffe sein, die Förderung von Komponisten. Die VBW sollten pro Jahr einen Auftrag für ein Musical vergeben, Workshop-Produktionen dieser Auftragsmusicals sollten auf der Probebühne stattfinden, öffentlich zugänglich. Mit der Opernabteilung des Unternehmens sollte man einen Deal aushandeln, dass per sofort das Theater an der Wien an spielfreien Tagen wieder von der Musicalsparte genutzt werden darf. Und wenn das alles nur über den Umweg der Androhung einer Streichung von Subventionen erreicht werden kann, ja, dann bin ich auch dafür.