Martin Bruny am Dienstag, den
6. Oktober 2009 · Filed under Musical, Wien, 2009
Tanz der Vampire, Ronacher, 5. Oktober 2009
Graf von Krolock: Thomas Borchert
Professor Abronsius: Gernot Kranner
Alfred: Sebastian Smulders
Sarah: Barbara Obermeier
Chagall: Jamas Sbano
Rebecca: Katharina Dorian
Magda: Maike Katrin Schmidt
Herbert: Marc Liebisch
Koukol: Thomas Weissengruber
Gesangsensemble
Cornelia Braun, Esther Mink, Dà³ra Strà³bel, Marianne Tarnowskij, Christina van Leyen, Alexander diCapri (Carpe Noctem, Solo 2), Sven Fliege (Carpe Noctem, Solo 1), Kai Hüsgen, Kevin Perry, Martin Planz
Tanzensemble
Daniela Harbauer, Christa Helige, Marcella Morelli (Rote Stiefel Tanzsolo), Jennifer Pöll, Susan Ten Harmsen, Nick Fleuren, Ivo Giacomozzi, Csaba Nagy (Schwarzer Vampir Tanzsolo), Gernot Romic (Weißer Vampir Tanzsolo), Florian Theiler
Swings
Nina Weiss, Jerome Knols
Dirigent
Caspar Richter
Wenn man das Gefühl hat, der Obervampir von “Tanz der Vampire” sei bei einer österreichischen Komikertruppe in die Lehre gegangen, dann - nun zumindest würde dann das ansonsten völlig sinnfreie Schlussbild (das wohl ein Bild von Wien sein soll) der “neuen Wiener Fassung” von Roman Polanskis Erfolgsmusical Sinn machen. Krolock, verkörpert von Thomas Borchert, wirkt wie eine Spinne an Fäden, die nicht er, sondern andere ziehen, wie eine Marionette der Mascheks, die mit ihrer Puppen-/Marionettensatire “Bei Faymann” derzeit für volle Häuser sorgen. So ist man also “Bei Krolock” zu Gast.
Und eigentlich ist es kaum zu glauben, dass man hier einen Darsteller erlebt, der die Rolle schon so viele Jahre spielt. Was würde Samy Molcho dazu sagen, wie hier mit Gestik derart outriert wird, dass man Mühe hat, nicht lauthals vor Lachen loszubrüllen. Wie soll man sich die Probenarbeit da vorstellen? Hat man Thomas Borchert die Winkel für seine Armstellungen in Graden angegeben: “45 Grad Thomas, jetzt 67 Grad, bitte konzentrier dich, das ist jetzt wichtig, danach kommt ein schwungvolles 90 Grad und ein Legato von 46 zu 67 Grad mit Mantelwurf.” Genau so wirkt das. Es ist, als hätte der Darsteller zwei Arme, die nicht zu seinem Körper gehörten. Und auch sein Gang, wie er in den Saal kommt, wie er seinen Abgang von der Bühne zelebriert, das hat etwas völlig Unnatürliches. Zepperlt er da unter seinem Mäntelchen mit ganz kleinen Schritten, damit es so wirkt, als würde er schweben? Krolock ist ja kein UFO, Mann, er darf ruhig auch mal gehen, einfach GEHEN.
Fairerweise muss man sagen, dass man “Tanz der Vampire” heutzutage immer für zwei Zielgruppen rezensieren müsste. Einmal für alle jene, die Steve Barton in der Rolle des Krolock erlebt haben, und einmal für alle anderen. Aber trotzdem, wenn “Tot zu sein ist komisch” das Highlight der Show ist (in der Rolle der Magda die ganz wunderbare Maike Katrin Schmidt mit kraftvoller Stimme), dann stimmt etwas nicht. Nicht, weil das etwa ein schlechter Song ist, sondern weil die Essenz von “Tanz der Vampire” in den Soli von Krolock oder meinetwegen im einen oder anderen Lied von Alfred liegen müsste. Ich kann alle verstehen, die meinen, dass Thomas Borchert heute einer der besten Darsteller in dieser Rolle ist. Er singt keinen falschen Ton, er hat Bühnenpräsenz, er spielt effektvoll. Großes Kompliment.
Wenn man aber seine Stimme mit der von Steve Barton vergleichen würde, und das wird jeder machen, der Steve Barton jemals erlebt hat, dann ist das wie, eine platte Metapher, der Wien-Fluss im Vergleich zum Indischen Ozean. In den Höhen, in den Tiefen, im Ausdruck - Steve Barton ließ bei seinen Soli die Zeit still stehen und packte das Publikum. Das waren die Momente, das war maximaler Gänsehautfaktor, das waren die Szenen, weswegen sich die Leute “Tanz der Vampire” nicht nur einmal, sondern mehrere Male angesehen haben. Vielleicht ist Thomas Borchert der Graf der neuen Generation und es reicht, so zu agieren und zu singen, gut für ihn, aber es ist von der Power, dem Gefühl, den leisen Zwischentönen, den ganz kleinen Gesten, dem Körpereinsatz, der Energie Bartons nur ein Bruchteil im Spiel des Thomas Borchert vorhanden. Aber das Publikum jubelt, und das Publikum hat immer recht. Und das ist gut so.
Sebastian Smulders als Alfred hat, wenn man von dem ausgeht, was er in der besuchten Vorstellung gezeigt hat, eine zu kleine Stimme für die Rolle. Man kann bei den Songs von Alfred in den Tiefen schöne Nuancen zeigen, oder kraftvolle Höhen demonstrieren, wenn man allerdings einfach nur unauffällig singt, könnte man meinen, dass das selbst für eine Zweitbesetzung ein wenig wenig ist. Da hilft es auch nicht viel, dass das Schauspiel Smulders recht natürlich wirkt, weniger übertrieben als es die meisten Alfred-Darsteller anlegen.
Barbara Obermeier ist eine entzückende Sarah mit kraftvoller Stimme, die durchaus in der Lage ist, Thomas Borchert stimmlich Paroli zu bieten, ohne ins Schreien zu verfallen. Eine hervorragende Zweitbesetzung von einer Darstellerin, die sobald wie möglich ein Engagement in einer großen Produktion als Erstbesetzung bekommen müsste.
Ein Alptraum: das Alptraumsolo. Meine Herren. Ich habe schon viele Carpe-Noctem-Soli gehört, aber derart präzise daneben war noch keines. Kein Ton getroffen, das ist in diesem Fall keine Übertreibung, sondern Beschreibung einer Misere, die die Vereinigten Bühnen Wien so rasch wie möglich lösen sollten, denn da könnte man glatt auf die Idee kommen, sein Geld zurückzufordern.
Völlig in seinem Element: Gernot Kranner als Professor Abronsius. Souverän, witzig, … man mag hier jeden beliebigen Superlativ einsetzen, er war der Star dieses Abends. Dass man im Ronacher seine Texte nicht mehr so gut versteht wie seinerzeit im Raimund Theater, mag eifrige Ronacher-Besucher nicht überraschen. Die Tonanlage ist ein Witz, und ein schlechter Gag ist die Ansage der VBW, den Sound für “Tanz der Vampire” verbessert zu haben. Links und rechts hat man wohl so etwas wie akustische Pinwände aufgeklebt, aber eine aktive Soundverbesserung gab es wohl kaum. Dafür ergäbe sich aufgrund dieser Tatsache ein unerwartetes neues Einsparungspotential: Da man die Streicher des Orchesters im Matschsoundteppich der Tonanlage sowieso nicht hört, könnte man sie ja ganz streichen.
Souverän James Sbano als Chagall. Ob nun die Rebecca tatsächlich eine gute Rolle für Katharina Dorian ist, soll dahingestellt bleiben. Marc Liebisch als schwuler Herbert - große Stimme, derb angelegt, kann man durchaus so gut finden. Absolut grauslich sein, war es magentafarben, Kostüm. Wobei das Update bei den Kostümen sonst durchaus gelungen ist. Lack und Leder und ein paar schwarze Sonnenbrillen am Ende, schön schön.
Das Bühnenbild führt den Besuchern vor allem die wahre Kleinheit der Ronacher-Bühne vor Augen. Damit man halbwegs einen koordinierten Ablauf zusammenbekommt, sind allerlei Drehelemente entwickelt worden. Die Projektionen (Schnee, Schloss etc.) sind, zumindest vom Parkett aus, stimmig. Die hautenge Treppe im Ballsaal wirkt wie klappriges Lego. Wenn Borchert da oben stehend losrockte, das wacklig wirkende Ding würde ihn wohl einfach abwerfen.
Der lächerlichste Moment des Abends. In jener Reihe, in der zufällig auch ich saß, schrieb ein Mitarbeiter des Hauses, wir wollen seinen Namen mal nicht erwähnen, Kommentare zu einzelnen Szenen mit. Das ist auch durchaus sinnvoll und gut so. Die Show ist vorbei, Schlussapplaus - und plötzlich stürmt eben jener Mitarbeiter, wie von einer Tarantel in den Allerwertesten gestochen, vier Reihen nach vorne und gestikuliert wild herum. Hat es doch tatsächlich ein Tourist gewagt, beim Schlussapplaus zu fotografieren. Das ist einfach nur mehr lächerlich. Und ich kenne sämtliche Einwände, die es gegen Bilder der Applausszenen geben mag, angefangen vom störenden (in diesem Fall nicht vorhandenen) Blitzlicht bis hin zu Rechten, die man verletzen würde, wenn man es denn gestatten würde. Und? Dann kümmert man sich eben um die Rechte. Fotos vom Schlussapplaus sind beste Werbung für das Stück. Und wenn sich ein Japaner aus Reihe zwölf oder elf mit seiner Handykamera ein paar Momentaufnahmen mit nach Hause nehmen möchte, ist das ein Grund, in Panik zu verfallen und wie ein Berserker durch den Saal zu stürmen? Was wird man auf den Bildern sehen? Wird er seine ach so tollen Aufnahmen an Glamour oder Playboy verkaufen um teures Geld? Werden die Russen auf das Geheimnis des Make-ups kommen. Gehts noch lächerlicher (abgesehen von den Bademänteln der Billeteure und der Puff-Beleuchtung im Foyer)?
“Tanz der Vampire”, wir habens also wieder. Es ist ein großer Publikumserfolg. Demnächst mal mehr zu anderen Erstbesetzungen (Alfred, Sarah), Orchestrierung etc.
Permalink
Hallo Martin,
finde Ihre Krittik etwas übertrieben im Bezug auf die Darsteller, da ich die neue Wiener leider nicht gesehen habe.
Sie gehen mir dabei etwas zu persönlich vor…. wissen Sie ich kenne es wenn man komplett enttäuscht ist von einem Darsteller… (Drew Sarich in Berlin fand ich wiederum grauenhaft bei der “Gier” hörte es sich an als sei ihm etwas auf den Fuß gefallen) vielleicht hatte beispielsweise Thomas Borchert einen schlechten Tag.. Ich habe ihn damals in Berlin als großartiger Graf wahrgenommen, der alle Facetten der Rolle klar herausgearbeitet hat. Angelegt als Vampir der verbittert und traurig wie er ist bösartig seine menschlichen Besucher/Opfer zu Marionetten macht und gleichzeitig wegen seiner Grausamkeit fast zerbricht.
Steve Barton hab ich leider nie erleben dürfen, aber den direkten Vergleich mit dem “Über Grafen” finde ich etwas unfair, da Borchert die Rolle nunmal einfach anders, aber nicht viel schlechter anlegt.
Was das Bühnenbild angeht ich habe zwar nur Youtubevideos gesehen, aber da muss ich ich Ihnen zustimmen.
Grüße Katharina
Fan wrote @ März 28th, 2011 at 11:47
Also ich habe Tanz der Vampire mittlerweile an die 30 Mal gesehen!
Öfters durfte ich den Herrn Borchert sehen.
Stimmlich: Keine Frage, einfach nur grandios.
Schauspielerisch: Gefällt er mir nicht so gut. Er spielt diese Rolle einfach irgendwie runter. Ohne annähernd Spaß zu haben.
Ich finde Alexander Di Capri um einiges besser. Er hat diese böse Aura (wenn man sich so den Krolock vorstellt) einfach viel stärker.
Am besten gefällt mir dennoch Drew Sarich. Natürlich nicht zu vergleichen mit Steve Barton und Thomas Bochert. Drew Sarich ist stimmlich danz anders. Er singt höher und macht den Krolock viel rockiger. Er spielt auch besser. Er macht dieses “Ich bin ein Vampire, will das aber gar nicht sein” um einiges besser!
Gudrun wrote @ Mai 27th, 2010 at 07:19
Ich habe in dieser Saison TdV zweimal gesehen.
Thomas Bochert spielt meiner Meinung gut. Aber gesanglich kann Thomas Bochert mit Steve Barton einfach nicht mithalten. Mir hat das Dominante bei Thomas Bochert gefehlt. Leider habe ich Steve Barton nicht erleben dürfen. Ich habe die CD von früher und er ist einfach *wow*. Ich war sehr von Lukas Permann enttäuscht. Er hat für mich, dieses Unschludige nicht natürlich gebracht. Sebastian Smulders ist ausbaufähig… Wer mich total überwältigt hat, war Barbara Obermeier. Sie hat, wie schon geschrieben, Thomas Bochert super Paroli geboten. Auch schauspielerisch einfach super. Marjan Shaki ist unbestritten super gut. Das größte Lob von mir geht an die Maskenbildner. Eine perfekte Arbeit.
Theresa wrote @ Mai 17th, 2010 at 18:14
Ich finde es absolut nicht in Ordnung, wenn man Darsteller mit ihren “Vorgängern” vergleicht. Jeder gibt in seiner Vorstellung sein Bestes und es können nicht IMMER die richtigen Töne herauskommen. Natürlich Steve Barton war *wow* aber Thomas Borchert ist auch wirklich gut in der Rolle. Wenn ein Darsteller genauso gut wie der andere wäre, gäbe es überhaupt keine Abwechslung und verschiedene Variationen einer Rolle. Jeder drückt eine Rolle anders aus und ist daher nicht zu vergleichen.
Entschuldigung aber die neue wiener fassung von tdv ist die allerbeste!!ich meine borchert als krolock,dann marjan shaki als sarah und marc liebisch als herbert in seinem mega coolem kostüm sind einfach gigantisch romantisch.Ich habs jetzt schon um die 30 mal gesehn und bon absolut davon überzeugt,dass borchert mit steve barton mithalten kann.
dynamik wrote @ Februar 18th, 2010 at 22:04
Dieser Rezensionen sind immer äußerst treffsicher, anregend und unterhaltsam! Mein Kompliment!
Vorweg: Ich schimpfe über eine sehr gute Inszenierung, die man sich auf jeden Fall ansehen kann und die meilenweit über 98 % der anderen gegenwärtig im deutschsprachigen Raum laufenden Großproduktionen steht.
Nichts ärgert mich mehr, als wenn etwas Neues schon per se besser sein soll als das Alte. Besser, weil “moderner”. “Frischer Wind”, von mir aus, wenn so etwas dabei herauskommt wie die Berliner Fassung von “Elisabeth”. Im Sinne der Verdichtung bisheriger Errungenschaften. Aber “Tanz der Vampire” im neuen Gewande war eine Enttäuschung. Fragt sich, worin hier das “Moderne” eigentlich bestehen soll, betrachtet man die Wirkungsstrategien von Dramaturgie und Ästhetik. Beide Aspekte waren in der alten Fassung subtiler und überwätigender. Und ich rede jetzt nicht von Besetzungsfragen, Schauspielhandwerk bzw. psychologisch tiefgründigen Interpreten. Sondern vom Bühnenhandwerk.
Das Musical bestach ehedem, vergleicht man es mit Vorlagefilm und anderen Musicals, mit einem sensationell atmosphärischen Lichtdesign (in Stuttgart perfektioniert), grandioser Choreographie und mystisch-symbolträchtigem Bühnenbild. In all diesen Bereichen tun sich mit der jetzigen Wiener Fassung Probleme auf. Frischlinge werden dennoch ihr helles Vergnügen am gebotenen Spektakel haben. Aber ich als alter Fan…
Ich habe Tanz der Vampire 14 Mal gesehen, damals in Wien einmal, dann in Stuttgart mehrfach, darauf in Berlin und Oberhausen, und jetzt die neue Fassung in Wien. Was die Inszenierung betrifft, war Stuttgart für mich der Höhepunkt, in der Tontechnik, aber schon allein wegen der gigantischen Bühnendimension, in der sich die weitläufigen Schauplätze besonders atemberaubend ausnahmen. Diese Erhabenheit wird natürlich seither zurückgesetzt, auch schon in Berlin und Oberhausen. Man kann der kleinen Ronacherbühne keinen Vorwurf machen, aber die Choreographie wirkt doch recht eingezwängt, vor allem in den Roten Stiefeln und Carpe Noctem, ganz besonders aber im Finale. Nun zu den inszenatorischen Neuerungen, vom Effekt aus gedacht:
Die ganze Schlangensymbolik ist dahin (Schlosstor, Wendeltreppe und Galerie, Ballsaalsäulen, Gruft..). Schlange = Luzifer = religiöse Sünde (Gebet, Carpe Noctem)= sündhafte Erotik = Vampirbiss. Schlange = Basilisk = teuflische Hypnose = bannender Vampirblick = Sarahs schlafwandlerische Begegnung mit Krolock im Bad und in der Galerie. Die Metapher findet sich choreographisch ja auch in den medusenartig auftoupierten und geifernd vorgereckten Häuptern der Ewigkeitsvampire und in den tierhaften Carpe-Noctem-Kreaturen, wieder als diabolisierte Sexualmetapher. Jetzt gibt es in der Deko keine religiös raunenden Schlangenelemente mehr, doch viele pfahlähnliche Teile. So simpel erotisch wie unmystisch. Aber diesen Mythos-Verzicht der Dekoration kann man zur Not verschmerzen.
Was ich nicht verschmerzen kann, ist die bisher daran geknüpfte Atmosphäre, nämlich das teuflisch schlangenhaft giftgrüne Licht. Und überhaupt die bisherige psychologische Symbolkraft des Lichtdesigns. (Warum darf Krolock am Ende von Totale Finsternis nicht von unten, quasi höllisch angestrahlt werden? Da war mal ein Bezug zu Gott ist tot und Sarahs Gebet. Warum leuchtet das Schloss im Finale des ersten Aktes nicht verheißungsvoll wie furchteinflößend giftgrün-mystisch, sondern steht da in schlicht realistischem Schwarz-Weiß? Da war mal ein textparalleler Bezug zu Alfreds grün beginnendem Carpe Noctem. Theater hat im Gegensatz zum Film die Möglichkeit und mediale Qualität, figurenpsychologisch-farbsymbolische Licht-Atmosphäre präsent erleben zu lassen im Sinne der Identifikation. Und damit suggestiv Gänsehaut zu schaffen, räumlich im Hier und Jetzt der Theatersituation. Um so eindrucksvoller, je symbolgewaltiger diese Atmosphäre ist. Und je unverortbarer dabei der umschließende Bühnenraum ist. Der alte Schlossraum war ein erhabenes Rätsel, ein nebeldurchwabertes, grenzenloses Reich der Andeutungen und Bilder, mehr Ahnung als Ort, mehr überzeitlich biblische Psychologisierung der Sehnsüchte und Ängste als historisierte Geographie. Aber Wien zeigt jetzt realistische Karpaten und stilsicher nachgebildete, geschichtlich gebundene Steinmauern, Tapeten und Rosettenfenster, lauter handfeste, konkrete Wände und konkrete Lichtquellen, wo früher dunkle Offenheit, unbegrenzter Un-Ort war, metaphernreich phantastische Ornemente sich ins Nirgendwo rankten, sakralisiertes Licht aus unsichtbar hoher Weite drang und sich ein äußerlich unrealistischer, eigentlich innerer Schauplatz ambivalenter Seelenregungen bot. (Die Säulen schwebten über dem Boden!) Jetzt haben wir die grau-flache, geerdete Steinwelt des Mittelalters. Das mag noch unheimlich sein als Ort des Morbiden, aber wo steckt die zwielichtige Glut der dämonisierten Triebe? Ich sehe nur nächtliche Außenwelt im Licht der nächtlichen Außenwelt. (Abgesehen vom beibehaltenen ketzerisch-kirchlichen Lila in Totale Finsternis). Zudem kann man Krolock in Totale Finsternis schlichtweg nicht erblicken, wenn man im Seitenblock sitzt. Vom Blickkontakt der Figuren sehe ich da wenig. Bei einer Thematik der Hypnose… Dies nur als Anmerkung.
Was soll der billig wirkende rote Vorhang im Hintergrund in den Roten Stiefeln? Ein Desillusionierungseffekt? Eine metatheatrale Metapher für die Theatersituation und Illusionslastigkeit von Sarahs Tagtraum? Wieso aber an einer Stelle, die textlich, musikalisch und choreographisch einfach nur berauschen will durch Überwältigungsästhetik? Ich möchte mit Sarah mitschweben in der Ekstasevision, mich identifizieren und keinen sinnlos und irritierend eingestreuten Brecht hier! Brecht haben wir genug im Finale und in den ganzen ad spectatores und Publikumsbespielungen zwischendurch.
Das Finale hat sowohl dramaturgisch als auch ästhetisch sehr verloren. Ästhetisch durch den Verzicht auf optische Blutstropfen-Ekstase im Hintergrundprospekt - früher dynamischer Höhepunkt der Lichtregie (erst schwarz-weißes Blitzgewitter, dann knallig grelle Rotüberwältigung) und außerdem auch ironischer Verweis auf den Film (Vorspann). Wer den nicht kennt, sah immer noch die metaphorisch flammende Botschaft der selbstironisch vampiresken Hedonisten der Jetzt-Zeit (”Steckt den Himmel in Brand”) als postmodern ironische Selbstfeier des dionysisch-rauschhaften Mediums “Musical”, eine selbstbezügliche Hymne auf kultisch sich feiernde Bühnenmittel - Licht, Tanz, Gesang. Die Vampire “laden zum Tanz”, weil hier kein Film läuft, sondern Musical. Ärgernis zwo in diesem Kontext: Dass die satanistischen Parolen NATÜRLICH auf den Kapitalismus von heute anspielen, hat man ja ohnehin schon begriffen, wenn man den Text hört. Dass die Vampire aus der Handlung herausfallen, war kostümtechnisch und durch die englischen Passagen klar genug. Auch durch die ad spectatores in Text und Choreographie. Wieso dann diese unsubtile, explizite Stadtansicht von Wien mit dem simplen Indexfinger anstelle der ebenso metamedialen und metatheatralen, aber viel atmosphärischeren und eben viel dynamisierbareren Blutwand? Wie sich die rot gleißende Pracht strahlend herabsenkt und die Kontrastspannung zum schwarzen Hintergrund triumphal verdichtet zu den letzten Akkorden, war früher grandios, extrem hymnisch im Sinne des Dionysischen. Jetzt funkt das Logo kurz auf als Kommentar und das war’s. Keine synästhetisch spannungsvolle Steigerungsfunktion in Verstärkung des sich ewig hinauszögernden Musikschlusses, sondern nur ein aufblitzendes i-Tüpfelchen. Wobei wir bei der Gesamtdynamik des Finales wären. Wo man bisher hineingezogen wurde in einen synästhetisch rauschhaften Sog der frontalen sinnlichen Überwältigung durch rhythmisierte Dynamik von Optik und Akustik, völlig losgelöst von der Handlung, sich frei entfaltend im spaßhaften Bezug auf das Theater als Ort des Festes, als Explosivität aus Tanz, Lichtgewitter und Chor - alles sich gegenseitig anheizend und steigernd -, da haben wir nun plötzlich wieder Handlungsbezug mit Unterbrechung der Dynamik. Wiener, steinigt mich. Ich verstehe den ästhetischen Verbesserungswert nicht, auch wenn mir die platte dramaturgische Verdeutlichung klar ist. Das Liebespaar ist frei und gewillt, sich auszuleben. Im Sinne Krolocks. Der sich freuen sollte. War mir vorher aber auch schon nicht verborgen geblieben. Tanzästhetisch ein Fiasko. Die drei Hauptfiguren im Lederkostüm sind zwar amüsant (auch wenn Krolock seine Aristokratie einbüßt), aber man wird einfach abgelenkt von der Energie des Ensembles. Da war mal Kollektivwirbel und Gruppendynamik einer suggestiv einheitlich rhythmisierten Masse, man sah in ein unentwirrbares, immer dichter zusammenwachsendes Heer von entfesselten Tänzern, alle raumgreifend auf einen zu stürmend, man wurde überrannt von der geballter Wucht eines synchronen Frontal-Angriffs, es ging um UNS und SIE und den TANZ. Wenn man nun aber Alfred und Sarah durchs Publikum laufen lässt, schaut keiner auf die Bühne, denn die Handlung geht ja weiter und man betrachtet intessiert den Kostümwechsel. Dass derweil die Bühne rasant explodiert, entgeht einem zeitgleich. Krolock hat dieselbe ablenkende Wirkung - wieder ist das Ensemble zweitrangig. Schlimmer noch: Es hört auf, sich zu bewegen, und steht / kniet um ihn rum. Der verschwörerische Kreis hieß früher “Einer für alle! Für Rock und Musical” und kochte in einem brodelnden Pulsieren der tanzenden Masse, die sich gleich darauf mit geballter Energie zum Publikum herumwarf und die Dynamik aus dem Kreisinneren hervorschleuderte. Jetzt ist die Masse bewegungstechnisch gehemmt, nicht mehr synchron, sondern aufgeteilt und gebunden an ein situatives Zentrum, es geht um die Huldigung Krolocks, und wenn alle zum Publikum tanzen, ist man wieder fixiert auf den Grafen, die Geschichte und verliert sich nicht in der Wucht bloßer Bewegung.
Der Übergang zum Finale ist unsubtiler und geisterbahnmäßig eindimensional, noch dazu verhindert es den lakonisch kommentarlosen, zynisch süffisanten direkten Aufprall von Abronsius’ ahnungsloser Zuversicht auf den Beweis seines Scheiterns, was den Weg der “Welt” betrifft. Ich fand es viel witziger, den realitätsblinden Professor optimistisch davontapsen und gleich darauf die Vampire einmarschieren zu lassen, die ihm seine Melodie stehlen und sie mit fetzigem Drive ethisch missbrauchen… Dieser musikalische Kontrast-Gag geht jetzt unter.
Die neuen Krolockkostüme sind historischer, abwechslungsreicher, aber weniger schwungvoll elegant, weniger körperbetonend, also leider weniger erotisch. Das alte, taillierte mit dem weit sich bauschendenden, leichteren Umhang hat die Handlung besser getragen (Verführung und souverän sich ausbreitende, einhüllende Macht).
Die Wiener Neuinszenierung bestrickt durch raffiniertere Instrumentation (!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!), klanglich noch nie dagewesene Grotesken, ein kristallklares Dirigat, hübsche Szenenübergänge in Witshaus und Schlossbibliothek, starke Stimmen, eine phantastische Cast, einen höchst spaßhaften neuen Legolas-Herbert und das großertige komische Timing aller. Sie hat aber nicht, wie angekündigt, Dramaturgisches geleistet, und sie hat ästhetisch das Wesentliche des Musicals verwässert, nämlich das Dionysische. Farbpsychologisch glutvolle Lichtatmosphäre, symbolisch phantastische Raumeindrücke, gigantische Illusion und finaler Ensemble-Tanzrausch finde ich in der alten Fassung wesentlich besser und darob erhaltenswerter. Man muss hoffen, dass die Stuttgarter Fassung nicht verschwindet.
Den Wienern wünsche ich mit Carpe Noctem weiterhin das Himmelreich auf Erden und eine lange Spielzeit!
Ich hab dieses Musical nun schon 4 mal gesehen. Und ich muss sagen das diese neue Fassung zu der alten Fassung 100 und 1 ist. Der jetzige Hauptdarsteller von Krolock ist der beste. Ich bin so begeistert. Das ganze Musical ist perfekt. Es ist vom Rhytmus auch extrem gut. Nur der kleine Haken der da entsand ist das es viiiel zu laut war.
Und das beste ist, das Krolock neben mir stand und mich lange angeschaut hat, da ich ihn in meinen Bann zog :-). ich hätte fast sogar ein Autogtramm bekommen von ihm.
Also Thomas Borchert weiter sooo. !!!!!
Sie sind absolute Spitze. Ihre Stimme passte und ihr komplettes Auftreten wahr PERFEKT.
Samantha wrote @ Oktober 18th, 2009 at 15:31
Nachtrag: Dass die Wiener Neufassung - verglichen mit der alten Fassung - stark nachließ liegt meiner Meinung nach daran, dass das Ronacher eine kleinere Bühne hat als zB das Raimund Theater. Die Tonqualität ließ auch zu wünschen übrig, das Orchester ging unter.
Borchert hatte möglicherweise keinen wirklich guten Tag, da er relativ kühl und unbeteiligt rüberkam.
Habe mir einige Ausschnitte aus dem Theater in Deutschland, in dem ebenfalls Borchert den Grafen spielte, auf YouTube angesehen. Super!
Dort passte noch alles!
Kein Vergleich zur neuen Fassung!
Samantha wrote @ Oktober 18th, 2009 at 11:18
Leider stimmte es, dass es in der Wiener Fassung nicht einen Hauch von Gruselfaktor gibt! Es kam einfach nichts wirklich rüber, und - wenn man die alte Fassung kennt - wartet man umsonst darauf, dass man in dem Stück versinkt. Man muss Abstriche in allen Bereichen in Kauf nehmen.
Trotz der tollen Besetzung, und obwohl ich ein großer Fan von Thomas Borchert bin (vor allem in “Jekyll & Hyde leistete er Großartiges) war ich enttäuscht von dem, was aus dem zuvor atemberaubend fesselnden und gruseligen Fassung gemacht wurde!
Rimbaud wrote @ Oktober 17th, 2009 at 07:41
Komisch. Hier steht: die Magda spiele die Maike Katrin Schmidt - aber auf der Ronacher-Netzseite steht: Anna Thorà©n als Magda…was stimmt denn nun?
Kommentar:
Leicht zu erklären. Ich hatte in der von mir besuchten Vorstellung nicht die Premierenbesetzung.
carlo wrote @ Oktober 13th, 2009 at 23:23
@martin
denk dir nichts dabei was hier einige fans von sich gebendie haben den sinn eines blogs immer nochnicht verstanden die selben einträge musste ich auch lesen als ich mich über rudolf geäussert habe allerdings war das in einem forum und somit war ich selber schuld…also schreib weiter so und bleib bei einer meinung ohne rücksicht dass einige fans beleidigt sein könnten…ich freue mich immer über deine meiner meinung nach sehr proffesionellen kritiken
Rimbaud wrote @ Oktober 11th, 2009 at 08:30
Sehr gelungene Kritik. Meiner Meinung war auch der Höhepunkt bei “Tot zu sein ist komisch” zu finden. Ganz große Stimme und Ausdruck (ich wünschte mir einen Feldstecher herbei). Des Grafen ohnehin schmale Stimme sollte nicht noch zusätzlich durch die emporfahrende Sargbühne in Mitleidenschaft gezogen werden. In der von mir besuchten Vorstellung wäre er fast gestolpert. Sarah konnte mich hingegen überzeugen, wie sie mit ihren roten Schuhen durch die Gegend trippelt, wunderbar. Der riesige Schwamm ist ein gelungener Karlauer.
Alles in Allem ein vergnüglicher Abend, aber: Die PlatzzuweiserInnen zeichnen sich nicht eben durch Freundlichkeit aus. Als ich am Ende des zweiten Akts (an einer turbulenten Stelle) vorzeitig meinen Stehplatz verließ (schwache Blase), da wies mich die Dame im Batmandress barsch zu Seite und schimpfte, es sei noch nicht zu Ende. Man mag dergleichen rechtfertigen wenn gerade die “Gier” gespielt wird, aber bei dem Gepolter das herrschte, störten meine Schritte sicher Niemanden. Auch hatte ich das Gefühl, beim Ankommen, von neidischen Drittbesetzungen auf meinen Platz gepfercht zu werden. Natürlich werde ich auf den billigsten Plätzen nicht gleich behandelt wie jene, die richtig Geld ausgeben. Trotzdem…
Vielleicht geht es nur mir so, aber ich hatte von Zeit zu Zeit das Gefühl, dass dort Playbackgesang geboten wurde. Ich sah zwei Vorstellungen und der Proffesor schrie exakt gleich (Die Hängeszene) und die Lacher vom Grafen wirkten auch unecht.
Alles in Allem aber sehr vergnüglich und empfehlenswert.
Tessa wrote @ Oktober 8th, 2009 at 13:01
Gut ja war klar jeder der dem bericht jetzt zustimmt egal ob zum teil oder ganz (für mich sind nämlich die NM-Solisten durchaus in ordnung) oder seine meinung über wen oder was äußert ist gleich ein “fan” und beleidigend…jaaa….
ich mein jeder hat seine meinung und auch herr bruny hat eigentlich nur sein empfinden dargestellt….deshalb ist ein forum nicht schlecht und ich denke es wird sich kein darsteller deshalb kränken oder wo runter stürzen weil er was schlechtes über sich gehört hat…müsste herr kröger schon lange tod sein ;-)
…das ist jetzt mal so in richtung sandra und marita gedacht^^
Fosca wrote @ Oktober 8th, 2009 at 09:47
Brillant geschrieben - ob man die Meinung teilt oder nicht. So macht Kritikenlesen Spaß - Gratulation!!
Lily wrote @ Oktober 8th, 2009 at 07:47
@emi, es geht nicht um den Vergleich Birne/Apfel, sondern um Standard (=das Original). Nimm Darsteller wie Josef Meinrad, Elisabeth Taylor, Gene Kelly, Frank Sinatra, etc.. Egal ob man einen davon persönlich mag oder nicht, sie haben eine Grundlage geliefert an der alle Nachfolger gemessen werden.
martin wrote @ Oktober 8th, 2009 at 07:22
tanz der vampire lebt nicht nur alleine von der darstellung des krolok.
ich kann besser damit leben das ich dort ein paar abstriche machen muss als bei einer darstellung des alfreds oder professors die gefühlte 99 % des stückes auf der bühne stehen . da gab es leute die wirklich jeden gag versemmelten , kein timing besassen oder bei der gruftszene kaum wieder auf die zinne gekommen sind . das versaut mir dann eher einen schönen musicalabend….
carlo wrote @ Oktober 8th, 2009 at 01:28
also ich muss martin recht geben das grösste problem das ich mit borherd habe ist das ich ihn nicht als dreidimensional empfinde sondern mehr als projektion
caliban wrote @ Oktober 7th, 2009 at 22:47
Na, das ist ja das grandiose an einem Blog: Es ist Deine Meinung, und Du darfst sie - sollst sie - natürlich schreiben!
Im Unterschied zur klassischen Print-Zeitung lädst Du aber (!) natürlich andere Leute mit ihrer Meinung in den Kommentaren ein.
Und auch das ist grandios.
Ich hab nicht nur deinen Verriss, sondern auch die Kommentare mit großer Freude gelesen….
So, aber zurück zum Thema:
Nein!
Au contraire! Gerade die “verkauften” Inszenierungen bieten die seltene Möglichkeit, den Künstler in der exakten Rolle, mit der gleichen Vorgabe zu sehen. Und ihn - und da wird es spannend - in der Tat zu vergleichen.
Aber unnötig wird es immer dann, wenn man ihn immer nur als “schlechteren” Ersatz zum Original sieht!
Kurzes Beispiel: Herr Kröger mag der erste “Tod” gewesen sein. Aber er ist imho weit davon entfernt, der beste Schauspieler in der Rolle gewesen zu sein.
Gleiches Beispiel: Ich finde Tim Curry einen guten Frank’n'furter. Aber andere haben mich in der Rolle mehr bewegt. So what?
Natürlich ist das eine persönliche Wertung.
Aber keine, die nur sagt “mit ihm muss man sich messen”.
Muss jeder Darsteller sich mit dem Schöpfer einer Rolle vergleichen lassen? Ja, der Meinung bin ich, es sei denn, es wäre eine andere Inszenierung, aber das ist die “neue Wiener Fassung” nicht. Um von einer wirklich neuen Inszenierung zu sprechen, müsste sich mehr ändern. Im Übrigen ist das eine reine Zeitfrage. Irgendwann werden nicht mehr so viele den ersten Krolock auf der Bühne gesehen haben, dann wird sich das eventuell geben. Generell sind diese Vergleiche meiner Meinung nach mehr als nur angebracht. Aber ich zwinge sie ja niemandem auf. Ich formuliere sie in meinem Blog.
caliban wrote @ Oktober 7th, 2009 at 15:44
Puh!
Was ein Verriss.
Ich mag gute Verrisse, aber das ist etwas übertrieben.
Und nein, auch als ehemaliger Student der Theaterwissenschaften: Es ist unsagbar albern, einen Schauspieler mit dem Schöpfer der Rolle ständig zu vergleichen. Muss jetzt jeder “Faust” sich mit dem allerersten Darsteller vergleichen? Oder gar mit den größten des vergangenen Jahrhunderts?!
Das kann kein Schauspieler schaffen. Ich hatte leider auch nie die Gelegenheit Mr. Barton zu erleben. Klar, schon allein die CD lässt mich immer wieder eine Gänsehaut erleben und kein Darsteller bisher hatte so ein Timbre.
Ungeachtet dessen finde ich es sehr, sehr billig (mit allem Respekt), Borchert vor allem mit dem Blick auf Barton zu zerreissen! Das geht auch besser.
Beim Rest: Ich werde im November nach Wien reisen und mir das Desaster mal anschauen! Aber ich gebe Borchert durchaus eine Chance.
Trotz oder gerade weil ich Barton auf CD kenne.
Genau so habe ich es mit den Aufführungen in Wien, Stuttgart und Berlin gehalten, die ich sehen durfte!
Ursula wrote @ Oktober 7th, 2009 at 14:56
Nicht alles, was einem selbst nicht in den Kram passt oder mit der eigenen Meinung nicht konform geht, ist bösartig oder respektlos. Die meisten Kommentare hier sind mMn weder - noch, sondern zeigen eigentlich recht spannend, wie unterschiedlich ein und die selbe Darstellung empfunden werden kann.
Mei, wie fad wär es denn, wenn wir alle das selbe gut fänden?
Marita wrote @ Oktober 7th, 2009 at 13:14
Ich kann euren Beiträgen absolut nicht zustimmen. Keine Ahnung was in Euch vorgeht, dass ihr es euch herausnehmt so etwas bösartiges und respektloses hier öffentlich zu äussern.
Hierbei handelt es sich eindeutig um FANS-Beiträge und nicht um objektive Kritik.
Man hat das Gefühl, ihr lasst eurem eigenen Frust freien Lauf. Ein Armutszeugnis.
Hiermit distanziere ich mich auch wieder von dem 0-8-15 Forum. Vielleicht solltet ihr euch künftig lieber auf einen Kaffee treffen und darüber plaudern wie grottenschlecht alles ist, anstatt hier so respektlosen Kram abzulassen.
Sandra wrote @ Oktober 7th, 2009 at 12:59
Ich finde der Bericht ist das LETZTE, man sollte doch vorher denken und dann schreiben, die Kritik ist sehr persönlich und teilweise verletzend! Geschmäcker sind verschieden, aber man muss doch objektiv schreiben können! Steve hat eine Rolle geprägt ja aber deswegen dürfen andere auch diese Rolle spielen und auch vielleicht mal besser machen, man sollte vielleicht in seinen Ansichten nicht so fest gefroren sein und auch anderen Besetzungen eine Chance geben!
Tessa wrote @ Oktober 7th, 2009 at 10:06
Super Bericht , und in vielen Bereichen für mich nachvollziehbar…
Was mich auch sehr stört (war bis jetzt 5 mal im Ronacher) ist die extrem unfreundliche Art der Billeteure. Das Auftreten gleicht einem unabkömlichem Wirtschaftsmanager und ist unangebracht. Hingewiesen auf etwaiges fehlverhalten wird man nicht durch freundliches Aufmerksam machen sondern quer durch einen Gang nachschreien oder anschnauzen…sollten die Vbw vllt was dagegen tun da sowas gerade bei einmal Besuchern und touristen kein gutes Bild hinterläst. Sollte mir in den nächsten Wochen mal was eher untragbares auffallen werde ich es sowieso mit einer beschwerdemail kommentieren, das hat sich im Raimund Theater schon mal als sehr nützlich erwiesen.
Ursula wrote @ Oktober 7th, 2009 at 08:26
@martin und renate
Ich gebe euch da völlig recht. Für mich hat Jan Ammann auch alles, was mir an Thomas Borchert als Krolock fehlt. Auch für mich ist er der erste, der mich annähernd so sehr überzeugt wie Steve.
Bella wrote @ Oktober 7th, 2009 at 01:09
Natürlich sind Vergleiche angebracht, wir haben es hier mit den Personen zu tun, die die jeweiligen Rolle geschaffen haben (Kröger-Tod, Barton-Krolock etc.)
Ich habe Steve nie live erlebt, aber für mich stet außer Frage, dass er der beste war und es immer bleiben wird.
Kommentare, die dann aber bemerken was XY im Vergleich zu Steve anders und damit falsch macht sind den jetzigen Grafen gegenüber unfair und unangebracht.
Ich persönlich kann sagen, dass Herr Borchert in Berlin überzeugender war als jetzt in Wien. Vielleicht wird er sich wieder reinfinden oder er lässt es so.
Ich habe in seiner Zweitbesetzungen einen wunderbaren Grafen gefunden, der einige gesanglich nicht überzeugt, jedoch mich in seiner Darstellung voll und ganz.
Ich würde mich über einen weiteren Bericht mit der Besetzung Perman, Shaki, Di Capri freuen
renate wrote @ Oktober 6th, 2009 at 21:12
das ist richtig, ich hatte das glück jan ammann in oberhausen zu sehen, er ist für mich derzeit der beste krolockdarsteller seit steve barton. wobei der ungarische graf (Egyhà¡zi Gà©za) mich in budapest auch sehr mit seiner interpretation berührt hat.
ich blicke schon gespannt auf die letzte oktober woche, denn da sehe ich die neue inszenierung.
martin wrote @ Oktober 6th, 2009 at 20:36
als das was sie vermisst haben kann mann zur zeit hier in oberhausen erleben. jan amman ist ein fantastischer krolok.
Dave wrote @ Oktober 6th, 2009 at 18:57
Steve Barton bleibt selbst auf der CD unerreicht, schlichtweg, weil er ein geniales Timbre hat. Ich hab TdV in Wien zweimal nach der Premiere mit Barton gesehen… das Stück hat mir nie sonderlich gefallen, nur Steve war für mich herausragend. TdV wirkt für mich im Ronacher, wie ein mühsamer Versuch Geld zu machen… der Sound und viele “Einstellungen” wirken billig. Schade. Thomas Borchert ist wirklich prima, Lukas auch. Ich finde auch nicht, dass die “Ur-Besetzung” immer am besten ist. Aber iwie wird das Gesamt-Setting nur “nachgemacht”.
Ruby wrote @ Oktober 6th, 2009 at 18:06
Ich dachte dieses extreme in den Himmel loben von Barton wäre eher ein Symptom übereifriger You Tube Kommentatoren und Forumsbesuchern. Aber vor diesem Hintergrund scheinen auch “Kritiker” blind zu sein.
Ich finde es schon sehr verbohrt wie wenig offen manche zu sein scheinen und ich bin sicher wäre die Premiere mit irgendeinem anderen Darsteller als Krolock von statten gegangen, würden nun heute alle an ihm gemessen werden. Zumindest von den ewig gestrigen.
Für mich jedenfalls ist und war Thomas Borchert der beste aller Grafen! Stimmlich, von der schauspielerischen Leistung und vom seinem ganzen Habitus.
Ach ja und ich wundere mich doch, wenn jemand schreibt die Show die Show wurde “zurück geholt”. Sie war doch nie wirklich weg, sondern lief fast durchgängig, nur eben etwas weiter nördlich…
[…] mit Sarah Jessica Parker angefreundet. Und der Hollywood-Star ist seitdem auch ein großer Fan … Tanz der Vampire, Wien 2009: Gänsehautfaktor NullTanz der Vampire, Ronacher, 5. Oktober 2009 Graf von Krolock: Thomas Borchert Professor Abronsius: […]
Gabriele wrote @ Oktober 6th, 2009 at 16:28
Sehr geehrter Herr Bruny,
bitte Sie höflichst um Korrekturen bei der Besetzung wie folgt:
- Marianne Tarnowskij - Swing
- Kevin Perry - Swing
- Bei Daniela Harbauer bitte den Vornamen richtigstellen
Herzlichen Dank, Gabriele
Anmerkung
Also Daniela Harbauer hab ich natürlich korrigiert, der Rest Ihrer Angaben steht allerdings im Widerspruch zum Besetzungszettel.
Ursula wrote @ Oktober 6th, 2009 at 15:57
Danke. Danke. Danke. Steve war in der Tat einzigartig und grandios.
Objektiv erkenne ich an, dass Borchert die Rolle “kann” - nur subjektiv gesehen falle ich dabei leider fast ins Koma.
alice wrote @ Oktober 6th, 2009 at 15:40
ja steve mag ein toller graf gewesen sein aber zu lebzeiten haben ihm ebenso viele besucher zerrissen - aber wie heißt es so schön:
Muß ich denn sterben
Um zu leben
traurig aber war und wer genügend recherchiert weiß was ich damit meinte :( r.i.p. steve
martin wrote @ Oktober 6th, 2009 at 14:49
was noch zusätzlich zu den tollen bademänteln der billeteure dazukommt ist, das sich die im theater immer noch nicht auskennen! schon bei den producers wurde ich im kreis geschickt, dasselbe war bei frühlingserwachen und als ich mir meinen platz selbst erspähen wollte bei den vampiren hat sich einer der bademantelträger aufgedrängt, ist leider aber nicht im stande gewesen mir den rechtmäßigen platz zuzuweisen(und das obwohl dieser ein alter bekannter im hause ronacher ist)
zu tdv nur so viel: es fühlt sich anders an als damals und es stimmt
so wie jeder tod unweigerlich mit kröger verglichen wird so wird es ein jeder graf krolock darsteller!
Claudine wrote @ Oktober 6th, 2009 at 14:42
Leider kann ich ihrem Bericht zu Herrn Borchert voll und ganz zustimmen, auch ohne Steve Barton erlebt zu haben.
Ich habe seit der Stuttgarter Inseznierung auch viele Grafen gesehen und jeder hat mich mehr berührt, als der Krolock, der zur Zeit hier hauptberuflich agiert… Nichts verfüherisches, nurnoch Komik… Aleks di Capri hingegen hat mich am 1. Oktober wirklich sehr gefangen genommen.
Es wäre spannend, von ihnen weitere Berichte, zu den anderen Besetzungen zu lesen.
lg
M. wrote @ Oktober 6th, 2009 at 14:03
Danke für den insgesamt nachvollziehbaren Bericht. Ich gehöre zu den Glücklichen, die Steve Barton noch erleben durften (u. a. in seiner zweitletzten Wiener Vorstellung, die mir nachhaltig noch nach all den Jahren im Gedächtnis ist, und ich bin absolut alles andere als ein “Fan”!). Und ich muss sagen: Barton blieb wirklich unerreicht, ich habe nie wieder einen solchen Krolock mit solcher Präsenz gesehen, eben auch nicht Borchert (der mir ohnehin in manchen Rollen extrem gut gefällt, in anderen wiederum absolut nicht).
Zu dem Problem mit den Fotos: ich war nicht dabei und kann DIE Situation nicht beurteilen, allerdings würde ich mir zuweilen doch mehr solche “Berserker” wünschen, zuletzt in zwei besuchten Vorstellungen der ehrwürdigen Wiener Staatsoper (!), wo ich wirklich als letztes mit derart schlechtem Benehmen der Zuschauer gerechnet hatte (und es auch aus den vergangenen Jahren dort nicht kannte). Es wurde dort pausenlos mit Blitz fotografiert, ganze Szenen verschwanden regelrecht im Blitzlichtgewitter von allen Rängen, es war das pure Grauen. Man zahlt ja gerade dort (aber natürlich mittlerweile auch bei den VBW) geradezu absurd hohe Eintrittspreise, da möchte man schon die Vorstellung sehen und erleben können - wenn ich ein Blitzlichtgewitter sehen möchte, gehe ich zum nächsten öffentlichen Auftritt von Paris Hilton.
Und das Argument mit den Fotos (”was wird das schon für ein Foto sein” usw.), das ich ja nachvollziehen kann, könnte man aber auch umdrehen: muss man als Zuschauer wirklich ein verwackeltes Handy-Foto vom Schlussapplaus haben, statt den Augenblick zu genießen und auf sich wirken zu lassen….? Ich sehe da trotz aller von Herrn Bruny vorgebrachten verständlichen Argumente im Ergebnis immer noch die Berechtigung weit eher bei den Bühnen als bei den fotografierenden Zuschauern.
Emi wrote @ Oktober 6th, 2009 at 13:40
Achso - dann hatten alle, die Steve gesehen haben wohl die Erleuchtung und wissen nun über das Wesen eines Vampirs bescheid, oder wie?
Viellicht ist da nur etwas an mir vorbei gegangen, mich konnte Steve jedenfalls nie so sehr beeindrucken. Ich hab kein Problem damit, wenn jemand Steve besser findet. Aber dass alle immer darauf beharren, dass man nur weiß wie Krolock ist, wenn man Steve gesehen hat, finde ich lachhaft.
Wie gesagt, ich habe ihn auch gesehen, aber dieses wissen scheint dann wohl an mir vorbeigegangen zu sein.
Kiwi wrote @ Oktober 6th, 2009 at 13:27
Ich kann Ihnen nur zu diesem sehr gelungenen Bericht gratulieren und Ihnen 100%ig in Bezug auf Borchert zustimmen. Ich habe selten so einen unerotischen, hektischen, sich lächerlich machenden Krolock gesehen wie vor 2 Wochen.
@Emi - wie jeder Tod-Darsteller mit Kröger, jeder Phantom-Darsteller mit Crawford, jede Elisabeth-Darstellerin mit Douwes verglichen wird, ist es nur verständlich - besonders hier in Wien - die Krolock-Darsteller mit “DEM” Ur-Krolock zu vergleichen.
Und wer Steve Barton jemals in dieser Rolle gesehen hat, WEISS wie sich ein Vampir bewegt, atmet und denkt.
Was ich vor zwei Wochen gesehen habe war leider nicht sehr zufrieden stellend. Es wäre etwas anderes gewesen, wenn Borchert die Rolle zum ersten Mal gespielt hätte - aber nach mehreren Jahren als Krolock dürften seine Handbewegungen und Umhang-Herumwirblerei nicht mehr so einstudiert wirken wie ich es erlebt habe.
Kurt wrote @ Oktober 6th, 2009 at 13:19
Ich gebe Hr.Bruny nur selten recht aber mit den Billeteure ist das wahrlich ein Problem obwohl die VBW erlaubt beim Schlussapplaus zu fotografieren spielen sie sich auf als ob du ein Schwerverbrecher bist.
Emi wrote @ Oktober 6th, 2009 at 12:48
Ich finde diese ewigen Steve-Vergleiche so lachhaft. Dachte eigentlich, dass man hier über so etwas erhaben sei, aber scheinbar doch nicht. Ich habe Steve damals auch mehr als einmal erlebt. Großartiger Darsteller, aber genau so finde ich, dass Thomas Borchert ihm auf seine eigene Art in nichts nachsteht. Er interpretiert die Rolle einfach anders. Ich muss zwar sagen, dass er mir damals in Hamburg bisschen besser gefiel, aber ich bin der Meinung, dass man Darsteller prinzipiell nicht direkt vergleichen kann, schon gar nicht so unterschiedliche.
Muss aber sagen, dass mich Herr Borcher in der Gestrigen Show auch nicht so überzeugen konnte, wie in manch anderer, die ich hier in wien schon erleben durfte.
Aber diese ewigen vergleiche … Ne Birne und nen Apfel kann man doch schließlich auch nicht vergleichen. Jeder Krolock ist auf seine Art gut, und es stimmt schon, das wichtigste ist, dass es dem Puplikum gefällt. Und das tut es ja schließlich.
Ich jedenfalls bin Froh, dass Herr Borchert hier in Wien den Krolock spielt und finde, dass er keineswegs schlechter ist, nur eben anders.
Andy wrote @ Oktober 6th, 2009 at 12:26
Wie ich schon damals bei der Jubiläumsausgabe von ELISABETH gesagt habe: Man sollte sowas nicht machen und Stücke wieder zurückholen. Diejenigen, die die alte Version nicht kennen mögens ja gut finden aber wenn man weiß wie die Show mal in Wien war und dann auch noch die Vergleiche mit den Produktionen in Deutschland hat, kann man eigentlich wirklich nur sagen, dass die Qualiät und der Reiz ab der Show mit jeder Produktion abgenommen hat. Die rote Beleuchtung im Foyer macht aggressiv und die “Bademäntel” der Billeteure sind auch peinlich…
Sigrid wrote @ Oktober 6th, 2009 at 12:15
hallo herr bruny,
auch wenn ich nicht immer einer meinung mit ihnen bin, so ist es dennoch schön, ihre kritiken zu lesen; sie bedienen sich einer wunderbaren sprache! gratulation auf jeden fall dazu!
Pierre wrote @ Oktober 6th, 2009 at 12:14
ja, leider war, ich durfte Steve Barton leider nie erleben, hab mir aber seine performance auf youtube angesehen und das war einfach eine andere welt, gänsehaut pur…ich glaube, Borchert könnte das auch besser, traut sich aber nicht, er holt sich lieber ein paar lacher mit seinen komischen Gesten…
Jan wrote @ Oktober 6th, 2009 at 12:10
Wunderbar geschrieben, besonders das mit dem Lego und der Puff-Beleuchtung!
Weiter so, bin gespannt über die Rezension über Anna Thoren & “Romeo/Julia” in Ihren Rollen!
Astrid wrote @ Oktober 6th, 2009 at 11:55
*Wow*, voll ins Schwarze getroffen!!!!
Ich gehöre zu denen, die Steve Barton ERLEBEN durften,… wie habe ich mich verloren gefühlt, als ich nun diese Version von TdV sah und hörte (2x) … Wie kann man nur ein tolles Musical so zerstören????
Beim Verlassen der Show blieb nur Verständnislosigkeit übrig.
Und, Martin, weiter so!!!!!
lg Astrid
HTML-Tags:
<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <code> <em> <i> <strike> <strong>