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The Noà«l Coward Reader (herausgegeben und kommentiert von Barry Day, mit einem Vorwort von Sir Cameron Mackintosh)

Keines der Musicals von Noà«l Coward wird heute auf der Welt irgendwo regelmäßig aufgeführt, keine Biographie ist bis dato über dieses vielleicht letzte »Universalgenie«, was die Fülle der künstlerischen Gebiete betrifft, in denen er kreativ gelebt hat, erschienen.
»There are probably greater painters than Noà«l, greater novelists than Noà«l, greater librettists, greater composers of music, greater singers, greater dancers, greater comedians, greater tragedians, greater stage producers, greater film directors, greater cabaret artists, greater TV stars. … If there are, they are fourteen different people. Only one man combined all fourteen different talents – The Master. Noà«l Coward.« – so Lord Louis Mountbatten über Coward.
1973 starb der Künstler im Alter von 73 Jahren, und statt einer profunden Biographie ist – immerhin – ein umfangreiches und ausführlich von Barry Day kommentiertes »Lesebuch« mit einigen der wichtigsten Texte Cowards erschienen – und auch mit einigem bis dato unveröffentlichten Material, beispielsweise dem unbekannten Bühnenstück »Time Remembered«.
Vielleicht wollte man Coward auch einfach keinen posthumen Grund zur Traurigkeit geben, meinte er doch gegen Ende seines Lebens: »The only thing that really saddens me over my demise is that I shall not be here to read the nonsense that will be written about me and my works and my motives … There will be lists of apocryphal jokes I never made and gleeful misquotations of words I never said. What a pity I shan’t be here to enjoy them!«
Mit drei Tony Awards wurde Noà«l Coward zu Lebzeiten ausgezeichnet: 1964 bekam er einen davon in der Kategorie »Bester Regisseur« für das Musical »High Spirits« sowie ebenfalls 1964 als »Best Author« des Musicals »The Girl Who Came to Supper«, einer Show, für die er die Musik und die Liedtexte verfasst hatte. Beide Produktionen waren nicht wirklich Erfolge. »High Spirits« brachte es auf 375 Vorstellungen, »The Girl Who Came to Supper« auf 112. 1970 schließlich wurde Coward der Tony Special Award für seine Verdienste um das Theater zugesprochen.
Das letzte Broaday-Musical mit Songs und Texten von Coward hieß »Oh, Coward!«. Es wurde 1972, noch zu Lebzeiten des Künstlers, Off-Broadway uraufgeführt und kam 1986 am Broadway heraus, wo es 56 Mal gespielt wurde. Seit 3. Januar 1987 ist der Broadway musicalmäßig Coward-frei. Dabei ist das Schaffen Cowards auch auf diesem Gebiet groß. Rund 20 Musicals, Revuen und musikalische Theaterstücke stammen aus seiner Feder.
In Barry Days »Noà«l Coward Reader” finden sich unter anderem Texte von berühmten Coward-Songs wie »Mad Dogs and Englishmen«, »The Stately Homes of England«, »I’ll See You Again«, »Someday I’ll Find You«, »Mad About the Boy«, »Sail Away«, »Mrs. Worthington« und viele andere mehr. Die Mischung, die der Herausgeber Barry Day zusammengestellt hat, ist abwechslungsreich: private Tagebucheintragungen, Briefe, Auszüge aus Stücken, Kurzgeschichten – es ist einiges vom Besten aus dem Schaffen des vielseitigen Theatermanns versammelt und bietet eine ideale Möglichkeit, sich in seine Welt einzulesen – und es bietet Einblicke, wie Coward in Selbstreflexion seine Arbeit beschreibt, etwa wie sein wohl größter »Hit« »I’ll See You Again« (ein Song aus seiner Show »Bitter Sweet«) entstanden ist: »The book had been completed long since, but the score hat been causing me trouble, until one day, when I was in a taxi on my way back to the [New York] apartment after a matinà©e [of his revue, »This Year of Grace!«] the »I’ll See You Again« waltz dropped into my mind, whole and complete, during a twenty-minute traffic block.”
Im Vorwort des Buchs versucht Cameron Mackintosh sich an einer Analyse, warum Cowards Shows es nicht in die Jetztzeit geschafft haben: »Musicals are funny things in that those that are most successful are the sum of their collaboration, rather than the single-minded vision of the author, however talented. Coward always professed to enjoy writing tunes more than wrestling with the technical aspects of lyric writing – despite being one of the great »rhymers« of all time:
«It’s one of those rules that the greatest fools obey,
Because the sun is much to sultry
And one must avoid ist ultry-violet rays”
Sheer genius.«
Ergänzt werden die im Buch versammelten Texte, Kommentare, Bühnenstücke, Liedtexte und vieles andere mehr durch 90 Abbildungen. Insgesamt ist dieser Ansatz, die Lebensgeschichte und das künstlerische Schaffen eines Menschen zu skizzieren, in Noà«l Cowards Fall vielleicht die beste Lösung. Sehr lesenswert.

The Noel Coward Reader (herausgegeben und kommentiert von Barry Day, mit einem Vorwort von Sir Cameron Mckintosh). Alfred A. Knopf, New York 2010. 606 S.; (Hardcover) ISBN 978-0-307-27337-6. $ 39.95

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