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Theater Akzent: »Otello darf nicht platzen«

Jahrhundertelang lief Ken Ludwigs »Otello darf nicht platzen« mit dem unverwüstlichen Otto Schenk als Tito Merelli in den Wiener Kammerspielen. Quasi Generationen von Boulevardkomödienliebhabern sind damit aufgewachsen und auch damit alt geworden – könnte man meinen. Wenn mans genau nimmt, fand die Premiere am 24. Oktober 1990 statt und die letzte Vorstellung am 11. November 2009. 19 Jahre war »Otello« Garant für ausverkaufte Vorstellungen, genau genommen für 470.

2014 geht im Theater Akzent eine kleine Aufführungsserie des Stücks über die Bühne, mit einer interessanten Schauspieler-Melange: Marika Lichter, Ann Mandrella, Marjan Shaki, Katja Thost-Hauser, Tobias Eiselt, Georg Leskovich, Bruno Thost und Thomas Weissengruber. Es inszeniert Katja Thost-Hauser; für das Bühnenbild verantwortlich: Manfred und Roland Tscherne.

Interessant ist der folgende Hinweis auf der Website des Theaters Akzent:

Das Theater Akzent weist darauf hin, dass die inhaltliche Verantwortung für das eingemietete Stück »Otello darf nicht platzen« ausschließlich bei den durchführenden ProduzentInnen liegt. Das Theater Akzent distanziert sich von allfälligen politisch unkorrekten, nicht mehr zeitgemäßen Darstellungsweisen.

Mit »Darstellungsweise« meint die Theaterleitung das im Stück eingesetzte »Blackfacing«. Die Blackfacing-Debatte hat Wien schon vor einigen Wochen erreicht. Am Opernball versuchte sich Puls-4-Moderator Chris Stephan schwarz geschminkt Kim Kardashian zu nähern, die Wiener Festwochen gerieten in die Schlagzeilen, weil sie für eine Aufführung von Jean Genets »Die Neger« mit einem Plakat werben, auf dem schwarz geschminkte Schauspieler zu sehen sind.

So richtig es ist, sensibel »Theatertraditionen« zu hinterfragen, so einfach lautet im Fall von »Otello« die Antwort von Bruno Max (im Kommentarteil –> hier):

In »Othello darf nicht platzen« schminken sich zwei Schauspieler nicht als Schwarze. Sie schminken sich als als Schwarze geschminkte Opernsänger. Den Unterschied möchte ich Klavierspielen können! Dieser Auftritt denunziert höchtens Opernsänger, zeichnet sie stereotyp, als hysterische, hohltönende, geile Alkoholiker.

Insofern ist die Aufführung im Theater Akzent vermutlich nicht nur unterhaltsam, sondern sogar hochaktuell.

Vorstellungstermine
12., 20., 21. und 30. März sowie 2. April
(Beginn: 19.30 Uhr, ausgenommen 30. März (Beginn: 15.00 Uhr))

Kartenpreise
20 Euro bis 35 Euro

Tickets –> hier

Links
- Nachtkritk.de: Blackfacing-Debatte entfacht sich in Wien
- Kurier: Internet-Protest gegen Jean Genets »Die Neger«
- Klaus Werner-Lobo: Blackface und der Untergang der abendländischen Kultur
- WienerZeitung: Politisch korrekte Possenspiele
- High Plains Reader: Conversation about blackface
- Wien.orf.at: Autoren kritisieren Hysterie um »Die Neger«

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