Die CD ist de facto tot. Die Plattenindustrie mag noch so viele Auswege suchen, wie man dieses tote Format wiederbeleben könnte, der Patient ist nicht mehr zu retten. Vor ein paar Monaten startete man angesichts dramatisch sinkender Verkäufe den Versuchsballon, eine CD (die damals aktuelle der Gruppe “2raumwohnung”) in verschiedenen Ausstattungen auf den Markt zu bringen. Von der Deluxe-Version mit besonders dickem Booklet, bis hin zur Sandler-Edition, die nur mehr die nackte CD enthält. Was wurde aus dem Projekt? Nie mehr davon gehört. Der Preis allein kann für das Multiorganversagen der CD-Industrie nicht verantwortlich gemacht werden. Nun wird die DUAL-Disc heavy promotet - eine auf beiden Seiten bespielte CD, die auf der Bonus-Site ein paar Goodies beinhaltet. Nett, und für Fans sicher ein Kaufanreiz, aber auch damit rettet man die CD nicht mehr.
Wer heutzutage mit dem Musiksammeln beginnt, kauft praktisch keine CD mehr. Wenn etwas online verfügbar ist, so reicht das. Und online verfügbar ist heutzutage praktisch alles, durchaus online legal verfügbar. Ein paar Musiksparten wie zum Beispiel das Musical mag es geben, die sich online rar machen, aber auch da sollten sich die Labels, wenn sie ihre Absatzzahlen wieder steigern wollen, überlegen, ob die Zukunft von Musicalproduktionen etwa nicht gerade der Onlinemarkt ist. Aktuelle Broadwaymusicals sind in Europa nur als noch immer recht teurer Import erhältlich - doch wieso all das Plastik importieren, wo man in wenigen Sekunden die Daten von A nach B beamen kann?
Wenn ich mir heute die Berge an unnützem Speichermaterial (CDs, Vinyl) ansehe, das ich in den letzten Jahren angesammelt habe, stellt sich mir die Frage nach der Digitalisierung immer dringender. Noch ist nichts wirklich Befriedigendes am Markt, aber es wird nicht mehr lange dauern. Noch ist es zu mühsam, Tausende CDs privat zu digitalisieren. Es kostet zu viel Zeit, und dann stellt sich die Frage nach dem Speicherplatz. Externe Festplatten würden sich anbieten, aber was, wenn sie, was sie durchaus gerne machen, kaputtgehen. Spezielle Sicherungssysteme sind für den privaten Haushalt nicht wirklich eine Lösung, iPods und Konsorten sind in der derzeitigen Entwicklungsstufe noch steinzeitähnliche Tools, was Usability betrifft. Daten für den privaten Bedarf nach Wunsch zu digitalisieren, wird ein zunehmend gefragter Job im Bereich des Dienstleistungssektors. Für den derzeit beliebten iPod gibt es bereits diverse Digitalisierungsunternehmen. Aber auch da stellt sich die Frage nach dem Kosten-Nutzen-Verhältnis.
In einer nicht allzu entfernten Zukunft, so meinte unlängst der Zukunftsforscher Matthias Horx, werden wir auf eine - heute noch - futuristisch anmutende, dann aber doch Retro-Art Musik genießen. Wie schon Kal-El mitten in einer Eiswüste aus einem Eiskristall einen Eispalast erstehen ließ, in dem Jor-El ihn mit seinen Superkräften vertraut machte, werden wir ein Kristall in ein hüsch anzusehendes Schälchen legen, und aus den Wiedergabezellen unserer Wände wird Musik erklingen. Eine schöne Vorstellung. Jedenfalls angesichts der CD-Türme, die sich in meiner Wohnung ziemlich viel an Wohnraum geschnappt haben.
Tschüss, CD, war schön mit Dir
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