Home RSS Go RED Go BLACK

Volksoper Wien: Weihnachtskonzert (2011)

xmvolksoper.jpgWeihnachtsshows, es gibt sie noch, die echten, mit viel Gefühl, großem Ensemble, mit dem bisschen Kitsch, das es manchmal braucht, ganz viel guter Laune, mit beeindruckenden Stimmen, Tanz, einem wunderbaren Orchester, zwei Chören, mit stimmungsvollen Lesungen … so eine richtig schöne Weihnachtsshow eben. Keine Ankündigung am Anfang (wie bei der einen oder anderen Show), dass man als Privatmensch die ganze Weihnachtszeit eigentlich nicht mag … Lichter, Glitzern, Stimmung, WEIHNACHTSLIEDER um GOTTES WILLEN, wer will sich das schon mehr als zwei Wochen, mehr als eine Woche oder auch nur mehr als einen Tag vor dem Weihnachtsfest antun. Nein, es gibt auch noch Theaterhäuser, wie die Wiener Volksoper, die das, was sie in ihren Vorankündigungen versprechen, auch halten, und ganz offensichtlich mit großer Lust und Freude. Fast geradezu ansteckend, so dass vielleicht auch so mancher »Scrooge« da draußen, der an Weihnachten nicht glaubt, mit einer solchen Show bekehrt werden würde.

Die Wiener Volksoper, so viel steht fest, wollte am 18. Dezember mit ihren zwei Weihnachtskonzerten (um 14 Uhr und um 19 Uhr) das Publikum in weihnachtlicher Deko in der Szenenlandschaft von »Hänsel und Gretel« in weihnachtliche Stimmung versetzen, die Darsteller sangen gemeinsam mit dem Publikum, man hatte Spaß an den Liedern, am Tanz, an den Lesungen, man lockte niemanden ins Theater, um dann Songs aus der Schlagerparade von 1974 zu trällern. Die Bandbreite der Show war groß, sie reichte von Aaron Copland bis zu Tschaikowsky, von Mariah Carey bis zu Leonard Bernstein.

In der Tat war die Bandbreite so groß, dass das Publikum auch ganz individuell auf einige Künstler reagierte. Sandra Pires etwa begeisterte im Gegenwartssektor des Programms mit einer Interpretation von Mariah Careys & Walter Afanasieffs »Miss you most (at Christmas Time)« die Zuschauer, bei »The Twelve Days of Christmas« rackerte sie sich ab wie wild, um das Publikum zum Mitsingen zu animieren, der Direktor selbst gab sein Bestes, um bei der neuen deutschen Version, die davon erzählt, was man an den zwölf Weihnachtstagen so alles isst, das auf die Taille schlägt, seinen Einsatz nicht zu verpassen und brüllte »Essiggurkerl« von seiner Loge auf die Bühne. Nachmittags war der Song ein Spaß auch für die vielen Kinder im Saal, am Abend für alle Junggebliebenen. Natürlich nicht für alle, denn es gibt auch jene Teile des Publikums, die es doch lieber unverstärkt haben. »Mikrophonstimmen«? Och nee! Das geht so weit, dass man den Applaus verweigerte – aber wurscht, das machte der Enthusiasmus vieler anderer wett. Dass »verstärkte Musicals« nach wie vor für einige gar nicht gehen, zeigt auch eine Kritik zur jüngsten Musicalproduktion (»Die spinnen, die Römer!«) der Wiener Volksoper. Schreibt doch der Rezensent des »Neuen Merker«: »Es fällt übrigens schwer, über Gesangsleistungen zu urteilen, weil alle Auftretenden leider mit Mikrophon arbeiteten.« Das freilich bleibt dahingestellt und ist längst nicht gängige Meinung. Was man jedenfalls sagen kann: Der Ton war gut ausbalanciert, sowohl bei den »(Hand-)Mikro«-Sängern als auch bei allen anderen.

Christoph Wagner-Trenkwitz gab an diesem Abend den Vorleser: »Wer glaubt noch an den Weihnachtsmann« von Janina David und »Das Weihnachtsfest des alten Schauspielers Nesselgrün« von Salomo Friedlaender, sehr amüsant vorgetragen und auch passend zur Stimmung des Abends, der als Plädoyer für die Weihnachtszeit gelten kann. Weihnachten, gar einmal pro Monat?

»Es ist ein Mangel an künstlerischer Kraft. Müsst ihr immer erst ins Theater gehen, Leute, oder auf Traum und Fastnacht, auf Rausch und Irrsinn warten, ehe ihr so kühn werdet, die Natur zu dirigieren? Ist nicht Weihnachten ein so schönes, erquickliches Fest, dass man es mindestens einmal in jedem Monat feiern sollte? Glaubt mir altem, ausgedienten Manne!«
Damit schleuderte er Konfetti und künstlichen Schnee auf die Straße, und in einem Nu steckte er das kindliche Volk mit seiner Begeisterung an. Die allezeit zu Scherz, Fest und Freude aufgelegte Jugend riss die Eltern mit sich fort. Alle Gärtnerläden wurden geplündert. Bald flammten Lichtbäume an allen Fenstern; man sang heilige Lieder. Der kleine Ort war die ganze Nacht hindurch voller Fröhlichkeit. »Es ist der schönste Erfolg, den jemals ein Schauspieler errungen hat!«, seufzte Nesselgrün. [Salomo Friedlaender]

Der junge Benedikt Vogt aus dem Kinderchor der Wiener Volksoper hatte bei »Adeste Fidelis« sein großes Solo, und gemeinsam mit dem Kinderchor gab der Tenor Otoniel Gonzaga – natürlich unverstärkt – ein beeindruckendes »O Holy Night«. Auch eine Vorschau auf die nächste »Musical«-produktion der Wiener Volksoper wurde geboten: Eine konzertante Version von Leonard Bernsteins »Candide« wird es werden.
So feiert man Weihnachten stimmungsvoll und angemessen in der Vorweihnachtszeit!

Besetzung
Elisabeth Flechl, Otoniel Gonzaga, Sebastian Holecek, Martina Mikelic, Sà¡ndor Nà©meth, Sandra Pires, Melba Ramos, Sebastian Reinthaller, Adrineh Simonian, Birgid Steinberger, Christoph Wagner-Trenkwitz

Chor der Volksoper Wien, Einstudierung: Thomas Böttcher, Michael Tomaschek
Kinderchor der Volksoper Wien, Einstudierung: Lucio Golino, Leitung Kinderchor: Brigitte Lehr
Mitglieder des Wiener Staatsballetts: Gala Jovanovic, Ekaterina Fitzka, Elena Li, Natalie Salazar, Josefine Tyler, Veronika Henschovà¡, Oleksandr Maslyannikov
Orchester der Volksoper Wien
Dirigent: Michael Tomaschek
Klavier: Eric Machanic
Moderation: Helene Sommer
Abendspielleitung: Angela Schweiger
Inspizienz: Elisabeth Schubert, Franziska Blauensteiner
Musikalische Studienleitung: Gerrit Prießnitz
Technische Gesamtleitung: Friedemann Klappert
Technische Einrichtung: Andreas Tuschl
Beleuchtung: Wolfgang Könnyü
Tontechnik und Multimedia: Martin Lukesch
Leitung Kostümabteilung: Doris Engl
Leitung Maske: Peter Köfler

Setlist
- »Fanfare for the Common Man« (Aaron Copland): Orchester, Tomaschek
- »Arabischer Tanz« (»Der Nussknacker«/Peter Iljitsch Tschaikowsky/Gyula Harangozà³): Jovanovic, Fitzka, Li, Salazar, Tyler
- »Russischer Tanz” (»Der Nussknacker«/Peter Iljitsch Tschaikowsky/Gyula Harangozà³): Henschovà¡, Maslyannikov; Orchester, Tomaschek
- »Carol of the Bells” (ukrainisches Volkslied/adapt. v. James Brett): Kinderchor, Golino, Machanic
- »Wer glaubt noch an den Weihnachtsmann” (Janina David): Wagner-Trenkwitz
- »Mrs. Santa Claus” (Nat King Cole/arr. v. Bà©la Fischer): Pires, Kinderchor, Machanic
- »The Twelve Days of Christmas” (Frederic Austin/Norman Weichselbraun): Pires, Kinderchor, Machanic
- »Abendsegen” und »Engelreigen« (»Hänsel und Gretel«/Engelbert Humperdinck): Steinberger, Simonian, Orchester, Tomaschek
- »The Little Drummer Boy” (Katherine Kennicott Davis/arr. v. Christian Kolonovits): Nà©meth, Chor, Orchester, Tomaschek
- »Villancico Yaucano« (Amaury Veray): Ramos, Machanic
- »Süßer die Glocken nie klingen” (Friedrich Wilhelm Kritzinger/arr. v. Ernst-Thilo Kalke): Holecek, Machanic
- »Miss You Most (At Christmas Time)” (Mariah Carey/Walter Afanasieff/arr. v. Bà©la Fischer): Pires, Machanic, Orchester, Tomaschek
- Medley: Flechl, Mikelic, Rheintaller, Holecek, Chor, Orchester, Tomaschek
»Kommet, ihr Hirten” (Carl Riedel)
»Es wird scho’ glei’ dumpa (Anton Reidinger)
»Heißa, Buama, steht’s g’schwind auf (Trad.)
»Leise rieselt der Schnee« (Eduard Ebel)
»Stille Nacht« (Joseph Mohr, Franz Xaver Gruber)
»Haben Engel wir vernommen« (Trad.)
- »Das Weihnachstfest des alten Schauspielers Nesselgrün« (Salomo Friedlaender): Wagner-Trenkwitz
- »O Holy Night” (Adolphe Adam/arr. v. Friedrich »Kübler« Hofbauer): Gonzaga, Kinderchor, Orchester, Tomaschek
- »Candide – Finale” (Leonard Bernstein): Steinberger, Mikelic, Rheintaller, Gonzaga, Holecek, Baumeister/Natiesta, Machanic, Orchester, Tomaschek
- »Adeste Fidele” (John Francis Wade/arr. v. Christian Kolonovits): Ensemble (Solo Kinderchor: Benedikt Volz)

»

Ihr Kommentar

Abonniere ohne zu kommentieren

HTML-Tags:
<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <code> <em> <i> <strike> <strong>