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West End: Musical-Castingshow pusht Vorverkauf für “Joseph” in neue Dimensionen

Andrew Lloyd Webber hängt an seinen Shows. Nie wird er müde, nie ist er sich zu schade, sie umzumodeln, neu zu adaptieren, wenn es sein muss noch mainstreamtauglicher zu machen. Wenn es darum geht, eines seiner Lieblingskinder zum Erfolg zu pushen, ist dem Lord fast jedes Mittel recht. Musterbeispiel dafür: “Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat” (Andrew Lloyd Webber/Tim Rice), erstmals aufgeführt im Jahre 1968.

Die als Promotiontool exekutierte und als Casting-Wettbewerb getarnte Fernsehshow “Any Dream Will Do” konnte Lee Mead (geboren 1981) für sich entscheiden. Mead war bereits bei diversen Musicals (”Joseph”, “The Who’s Tommy”, “Abigail’s Party”, “Miss Saigon” und “The Phantom of the Opera”) als Ensemblemitglied im Einsatz. Nie im Leben war das aber ein Vorteil für ihn - zumindest er ist davon überzeugt:

Because I was one of the more experienced I stood out more, but I was just looking for my break as much as anyone else. A lot of professional guys auditioned as well. It wasn’t just amateurs and hopefuls.

“Any Dream Will Do”, was für eine clever umgesetzte Werbestrategie. Elf Wochen nützte LLoyd Webber, um sich als Everybody’s Lord in die Herzen der Zuschauer zu menscheln, die 25 Ein-Mann-Boybands, die gegeneinander antraten, um die Zuschauer für sich zu gewinnen, taten ihr Übriges. Aus dem Ticketvorverkauf konnten bisher Einnahmen von mehr als 10 Millionen Pfund erzielt werden. Logische Folge: Schon jetzt sind Tickets bis weit ins Jahr 2008 erhältlich.

Am 17. Juli 2007 gab Lee Mead sein Hauptrollen-Debüt in “Joseph”, und wie immer das Urteil der Kritiker ausfallen wird, in Zeiten, da die “Les Miz”-Macher Boublil & Schönberg Cast-CDs wie “The Pirate Queen” veröffentlichen, die wie Aufnahmen von Amateuren klingen, eingespielt mit billigen Synthesizern, bar jeglicher Melodie und gespickt mit textlichen Peinlichkeiten, kann man vielleicht sogar so etwas wie dankbar sein, dass Webber nicht müde wird, Altes neu zu designen. Ja, “Joseph” mutierte in den letzten Jahren zu einem Musical-Popkonzert, bei dem wie bei einer Nummernrevue die Hits vor kreischenden Fans routiniert in Las-Vegas-Manier gegeben werden, aber letzten Endes ist es clever inszeniertes Entertainment, das weltweit funktioniert.

2008 wird “Joseph” auch wieder in Österreich zu sehen sein, in einer Aufführung der Felsenbühne Staatz. Gutes Timing. [Telegraph.co.uk]

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