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Wiener Volksoper: “Tanzhommage an Queen”

Tanzhommage an Queen (Foto: Martin Bruny)

Na klar wird das ein Erfolg, kann man jetzt im Nachhinein sagen, angesichts all der ausverkauften Vorstellungen der Wiener Volksopern-Produktion “Tanzhommage an Queen” - und praktisch durchgehend positiven Kritiken nach der Premiere am 4. März 2007. Klar kann man mit Songs von Queen nur erfolgreich sein. Aber eine ganz so sichere Sache war es nun nicht wirklich. Die Musik von Queen ist zwar “in” wie nie - es gibt Musicalshows mit Queen-Songs, es gibt Events, bei denen ein Konzert der Gruppe auf riesigen Leinwänden in großen Konzerthallen gezeigt wird, durch die Planetarien der Welt tingelt eine Queen-Lasershow und und und - würde man aber all diese “Bearbeitungen” der Rockopernsongs von Queen besuchen, man wäre wohl vermutlich bald übersättigt - und auch von der extrem unterschiedlichen Qualität dieser Shows enttäuscht.
Was die Wiener Volksoper mit “Tanzhommage an Queen” bietet, zählt von der Idee und Umsetzung her sicher zu den Highlights all der von Queen inspirierten Performances.
Schon vor der Show merkt man, dass man es nicht mit dem, sagen wir mal “normalen” Volksopernpublikum zu tun hat. Das durchschnittliche Alter ist deutlich niederiger, ganz junge Kids stürmen geradezu die Shows und beleben das ganze Theater. Zu Beginn der Tanzhommage herrscht noch ein wenig Unsicherheit, so als würden sich manche fragen: Dürfen wir klatschen? Geht Szenenapplaus? Mit der zunehmend an Fahrt gewinnenden Vorstellung gehen diese Bendenken aber verloren. Szenenapplaus sowieso nach jedem Song, im zweiten Akt wird mitgeklatscht, was das Zeug hält.
Die nicht gar so beeindruckende Tonqualität der hausinternen Soundanlage stört im Laufe des Abends immer weniger, dafür sorgen die hervorragende Lichtregie und das einfallsreiche Set- und Videodesign von Dimitrij Simkin. Freddie Mercury ist praktisch die ganze Show über mehrfach auf der Bühne: durch seine Songs, als Projektion auf Leinwänden, als riesiges Abbild auf einem beweglichen Podest und verkörpert durch Darsteller. Eine weitere Dimension gewinnt das Spiel mit Queen durch die Variation mit Maßstäben. Mal zoomt man meterhoch in das auf Leinwände projizierte enthusiasmierte Gesicht von Mercury, mal liegt “er” überlebensgroß als Teil des Setdesign auf der Bühne, und die Darsteller tanzen auf seinen zur Landschaft geformten Knien.

Tanzhommage an Queen (Foto: Martin Bruny)

Wenn dann am Beginn des zweiten Akts das Kinderballett zum Ballett der Wiener Volksoper und Staatsoper dazukommt, haben wir auch noch das dutzendfach personifizierte leibhaftige Kindchenschema auf der Bühne, und ab da ist auch das Publikum nicht mehr zu halten. Massenszenen auf der Bühne werden von der begeisterten Zuschauermasse gefeiert. Ist der eine oder andere am Anfang der Show vielleicht einen Moment lang enttäuscht, etwa weil bei der ersten Nummer “We Will Rock You” ein Tänzer tatsächlich selbst singt, und das nun nicht gerade wie Freddie Mercury, entwickelt die Show mit zunehmender Dauer auf so vielen Ebenen eine rasante Dynamik, dass man gar keine Zeit hat, um das, was man erlebt, zu hinterfragen. Man taucht einfach ein.
“Tanzhommage an Queen” ist in vieler Hinsicht eine Weiterentwicklung von Ideen, die in den Videos von “Queen” aufgetaucht sind, beispielsweise in den Szenen zu “Bicycle Race” oder “I want to break free”. Ganz ausgezeichnet sind aber jene Umsetzungen, die zwar auf der (Video-)Ästhetik Queens aufbauen, dann aber doch einen Crossover in eine völlig eigenständige tänzerische Gestaltung schlagen. Das gelingt beispielsweise mit “The Invisible Man” ganz hervorragend.
Star des Abends und der Sequenz “The Invisible Man” ist Daniil Simkin, in Ballettkreisen schon lange als “Wunderkind” gefeiert. Geboren 1987 in Nowosibirsk, hat er schon früh in Wien Wettbewerbe gewonnen und mit seinen nie endenwollenden Pirouetten und leichten Sprüngen sein Publikum begeistert. Seit vergangenen September ist er am Ballett der Wiener Staatsoper und Volksoper engagaiert. Bei der Produktion “Tanzhommage an Queen” ist es seinem Genie zu verdanken, dass dieser Abend für Momente ins Magische abhebt, wenn Tanzszenen von ihm auf die Bühne gezaubert werden, die man sonst nur von einer gefilmten Szene, reichlich nachbearbeitet mit Tricktechnik und ausgeklügelter Schnitttechnik, erwarten würde.
Gregor Hatala, Erster Solotänzer der Wiener Staatsoper, Mihail Sosnovschi, Halbsolist der Wiener Staatsoper, überzeugen vor allem in ihrer gemeinsamen Szene “Who Wants To Live Forever”.

Tanzhommage an Queen (Foto: Martin Bruny)

Etwas viel Besseres kann man eigentlich nicht über eine Show sagen, als dass man während dieser kurzen Zeit, die viel zu schnell vergeht, alles andere um sich herum vergisst und am Ende bedauert, dass der Kartenschalter schon geschlossen ist und man die Tickets für die nächste Vorstellung erst frühestens am nächsten Tag kaufen kann. Die weiteren Vorstellungstermine: 11. April 2007, 20. Mai 2007, 14. Juni 2007.

Songs (Besetzung vom 13. März 2007):
God Save The Queen
Death On Two Legs
We Will Rock You (Patrick Hullmann, Ensemble)
Don’t Stop Me Now (Gregor Hatala, Ensemble)
Live At Wembley (Patrick Hullmann)
A Kind Of Magic (Patrick Hullmann, Karina Sarkissova, Dagmar Kronberger)
Crazy Little Thing Called Love (Emilia Baranowicz, Samuel Colombet, Andrà¡s Lukà¡cs, Ensemble)
My Melancholy Blues (Samuel Colombet, Emilia Baranowicz, Florian Hurler, Ensemble)
Love Of My life (Irina Tsymbal, Mihail Sosnovschi)
It’s A Hard Life (Mihail Sosnovschi, Ensemble)
Don’t Try So Hard (Daniil Simkin, Andrà¡s Lukà¡cs)
I Want To Break Free (Una Tubocic Vladimir Snizek)
You Take My Breath Away
Dear Friends (Mihail Sosnovschi)
Bohemian Rhapsody (Mihail Sosnovschi, Gregor Hatala, Karina Sarkissova, Ensemble)
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Innuendo
We Will Rock You (Studierende der Ballettschule der Wiener Staatsoper)
Tie Your Mother Down
Lazing On A Sunday Afternoon (Vladimir Snizek)
Seaside Rendezvous (Vladimir Snizek, Ensemble)
Radio Ga Ga (Ensemble und Studierende der Ballettschule der Wiener Staatsoper)
Killer Queen (Dagmar Kronberger, Andrà¡s Lukà¡cs)
Fat Bottomed Girls (Karina Sarkissova, Andrà¡s Lukà¡cs)
Bicycle Race (Ensemble und Studierende der Ballettschule der wiener Staatsoper)
The Invisible Man (Daniil Simkin)
Another One Bites The Dust (Daniil Simkin, Dagmar Kronberger, Ensemble)
In The Lap Of The Gods
Save me (Gregor Hatala, Mihail Sosnovschi)
Who Wants To Live Forever (Gregor Hatala, Mihail Sosnovschi)
Bijou
The Show Must Go On (Ensemble)
We Are The Champions (Ensemble)
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Choreographie, Inszenierung, Konzept, Kostüme: Ben van Cauwenbergh
Musik: Queen
Bühne, Konzept, Videoprojektion: Dimitrij Simkin
Licht: Thomas Märker, Manfred Straube
Choreographie des Kinderballetts: Nadia Deferm
Einstudierung: Ben van Cauwenbergh, Tom van Cauwenbergh; Michael Kropf (Kinderballett)

Es tanzen: das Ballett der Wiener Staatsoper und Volksoper sowie Studierende der Ballettschule der Wiener Staatsoper

Choreographische Assistenz und Abendspielleitung: Michael Kropf, Lukas Gaudernak, Ivan Jakus, Vesna Orlic
Regieassistenz und abendspielleitung: Rudolf Klaban
Inspizienz: Franziska Blauensteiner
Kinderbetreuung: Brigitte Lehr
Technische Gesamtleitung: Friedemann Klappert
Technische Einrichtung: Andreas Tuschl
Beleuchtung: Wolfgang Könnyü
Tontechnik, Videotechnik: Martin Lukesch, Wolfgang Vrbicky
Leitung Kostümabteilung: Doris Engl
Leitung Maske: Peter Köfler
Produktionsbetreuung Dekoration: Herbert Kienast
Produktionsbetreuung Kostüme: Stephanie Bäuerle
Dekorations- und Kostümwerkstätten der Theaterservice GMBH: Paul Zündel, Annette Beaufays
Premiere: 4. März

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