Wie erwartet konnte die erste Live-Show des Sat.1-Tarzan-Castings leicht zulegen, was die Zuschauerzahlen betrifft. 1,44 Millionen Zuseher waren dabei: Beim Gesamtpublikum kam die Show auf 4,8 Prozent, in der Zielgruppe lockte man 8,5 Prozent an - eine leichte Steigerung im Vergleich zur Sendung vom 21. März, die eine Quote von 7,6 Prozent erreicht hatte. [Quotenmeter]
Die wirkliche Innovation dieser Sendung? Trillerpfeifen. Kaum vorstellbar, aber wahr. Zu Gekreische, Gejohle, zu peinlich übersteigertem Applaus kamen nun auch noch Trillerpfeifen hinzu. Es wäre nicht verwunderlich, wenn die Trillerpfeifen von Sat.1 selbst an ausgewählte Zuschauer ausgegeben wurden, nur um noch mehr vom peinlichen Karaoke der meisten Auftretenden abzulenken, die die meist mediokren Popsongs großteils dementsprechend interpretierten. Es ist absolut lächerlich, von den Kandidaten zu verlangen, peinliche 80er-Hits wie “When the rain begins to fall” (Pia Zadora & Jermaine Jackson) DARZUSTELLEN.
Kommen wir nochmals zum Applaus zurück. Welcher halbwegs normale Mensch würde während eines Songs, ausgerechnet beim Refrain, zu klatschen und johlen beginnen? Es ist diese Unart, die Shows wie “Ich Tarzan, Du Jane” so abstoßend, unehrlich und peinlich wirken lässt. Das Publikum wird vor Beginn der Sendung darauf trainiert, verschiedene “Applausarten” einzusetzen, unter anderem auch jene während der Songs. Echte Emotionen haben da keine Chance.
Der Moderator wälzte sich kalauernd durch die Sendung, es fehlte für ein Musical-Casting fast jeglicher “Musicalbezug”, bis auf eine lächerliche Anfangsperformance und ein schlecht performtes Schlusslied. Ja, aber “Tarzan” besteht doch aus Popsongs. Gegessen, das ist so nicht richtig. “Tarzan” besteht aus Popsongs genau so, wie “We Will Rock You” aus Rocksongs besteht. Innerhalb der Show ist das weder Rock, noch Pop, es ist Musical, alles andere würde auch nicht funktionieren, insofern ist die Ausgangsthese der Show, man suche keinen Musicalsänger, einfach falsch. Was man vielleicht nicht sucht, sind “Operettenstimmen”, Musicalsänger mit Poptimbre sind dagegen nicht mehr die Ausnahme, sondern eher schon die Regel. Whoopie, wie Simon Cowell (Juror bei “American Idol”) sagen würde - in ein paar Wochen ist Sir Andrew Lloyd Webber als Mentor der Kandidaten bei der siebenten Staffel von “American Idol” dabei. Und ich für meinen Teil bin mir sicher, dass diese eine Folge mehr Musical bieten wird als die ganze Sat.1-Castingserie.