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Archiv - 2010

USA: Die Top 10 der an Highschools meistgespielten Musicals

Das amerikanische “Dramatics Magazine” veröffentlichte in seiner Dezember-Ausgabe die Top 10 der an nordamerikanischen Highschools meistaufgeführten Musicals. Am ersten Platz: “Disneys Beauty and the Beast”, vor “Seussical” und “Grease”.

Top 10 Musicals
01) 
Disney’s Beauty and the Beast (1994; Alan Menken / Howard Ashman / Tim Rice / Linda Woolverton)
02) Seussical (2000; Lynn Ahrens / Stephen Flaherty)
03) Grease (1972; Jim Jacobs / Warren Casey/)
04) Into the Woods (1987; Stephen Sondheim / James Lapine)
05) Footloose (1998; Dean Pitchford / Tom Snow / Kenny Loggins / Sammy Hagar / Jim Steinman / Eric Carmen)
06) The Wizard of Oz (diverse Adaptionen) (1903; Paul Tietjens / A. Baldwin Sloane / Frank L. Baum)
07) You’re a Good Man, Charlie Brown (1971; Clark Gesner / John Gordon / Charles M. Schulz)
08) The Music Man (1957; Meredith Wilson / Franklin Lacey)
09) Once upon a Mattress (1959; Jay Thompson / Marshall Barer / Dean Fuller / Mary Rodgers)
10) Thoroughly Modern Millie (2002; Dick Scanlan / Richard Morris / Jeanine Tesori)

Link
- Playbill: Top 10 Lists Announced for Most-Performed Plays and Musicals in High Schools
- Educational Theatre: Publications

19. Dezember 1990-19.Dezember 2010: 20 Jahre FREUDIANA

“Freudiana”, das Musical von Eric Woolfson und Brian Brolly & Lida Winiewicz, feierte am 19. Dezember 1990 seine Uraufführung im Theater an der Wien.

Regie: Peter Weck
Choreografie: Heinz Spoerli
Bühnenbild: Hans Schavernoch
Kostüme: Annette Beaufays & Susann Schmögner
Cast: Ulrich Tukur, Isabella Fritdum, Susanne Altschul, Markus Holzer, Christoph Derdak, Roland Resch, Dagmar Hellberg, Felix Martin, Regina Lemnitz, Mary Illes, Norbert Lamla, Karin Zwirner, Wolfgang Pampel, Viktor Gernot, Leopold Kern und Ludwig Itgenhorst
Musikalische Leitung: Caspar Richter

Heute, am 19. Dezember 2010, also zum 20-jährigen Jubiläum, hat vielleicht Caspar Richter ein paar der Lieder aus der Show beim Duschen vor sich hingepfiffen, aber ein Jubiläumskonzert der Vereinigten Bühnen Wien gibt es nicht.

380 Mal konnte man “Freudiana” im Theater an der Wien sehen, 320.000 Zuschauer haben sich das nicht entgehen lassen.

Performing Center Austria: XMAS Gift [2010]

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Seit mittlerweile elf Jahren bietet das Wiener Performing Center Austria knapp vor den Feiertagen eine Weihnachtsproduktion für die ganze Familie. 37 junge Leute, das Durchschnittsalter beträgt 14 Jahre, spielen 2010 die Weihnachtsshow “XMAS Gift”. In diesem Jahr ist das Hauptthema freilich nicht Weihnachten an sich, “XMAS Gift” zeigt viel mehr Ansätze einer recht sozialkritischen Show, in der es unter anderem um den Gegensatz zwischen reich und arm geht, es werden gerade aktuelle Themen wie die unvermeidlichen Castingshows thematisiert, es geht um Außenseitertum, Konkurrenz, all das verpackt in eine sehr pfiffige Handlung rund um Engel, einen Castingwettbewerb an einer Schule und zwei Familien, eine reich und eine arm. Eines der faszinierendsten Themen vieler Hollywoodfilme, der Körpertausch, wo zwei Menschen sich auf einmal im Körper des jeweils anderen finden, mitreißende Choreographien zu für eine solche Produktion überraschenden Tunes wie “Fashionist” von Waldorf oder “Here comes the Hot Stepper” von Ini Kamoze oder auch “Engel” von Rammstein, und dann auch noch wirklich phantasievoll und passend in die Handlung eingebaut, sorgen für Stimmung, sehr gelungene deutsche, umgetextete Versionen von Kultsongs wie “I sing the body electric” aus “Fame” (hier nun: “Ich wünsch euch fröhliche Weihnacht”), all das macht “XMAS Gift” zu einer außerordentlich unterhaltsamen Show - auch zu einer Show mit Botschaft und auch zu einer Show am Puls der Zeit, denn auch zum Beispiel Jason Robert Browns “Being a Geek” (aus dem Musical “13″, in der deutschen Version “Streber zu sein”) ist mit dabei, und Jason Robert Brown hört man hierzulande viel zu selten.

Wer jetzt Musicaldarsteller bei “XMAS Gift” erwartet, die perfekt singen und tanzen, sollte sich zum Londoner West End begeben und dort glücklich werden, aber “Perfektionismus” zu präsentieren, das ist auch nicht das Ziel des Performing Center Austria mit dieser Show. Hier wird jungen Leuten eine Möglichkeit geboten, Interessen, die sie im Bereich der Performing Arts haben, auszutesten. Auszutesten in einem professionellen Umfeld, unter professionellen Produktionsbedingungen, in einer Reihe von Vorstellungen vor einer respektablen Menge an Zusehern. Da ist es auch legitim, dass jeder der jungen Leute im Zuge der Arbeit auf der Bühne erst lernt: Was kann ich, kann ich es live rüberbringen? Und wenn man merkt, dass die Interpretation vielleicht überzogen ist, dass bestimmte Elemente einer Figur vielleicht etwas dezenter noch wirkungsvoller wären, hat man die Chance, zu erfahren, wie es ist, wenn man auf der Bühne nicht jene Wirkung erzielt, die man erzielen will, ohne jetzt wirklich ernsthafte Konsequenzen fürchten zu müssen, denn die Freude am Performen steht im Vordergrund. Die Weihnachtsshows des PCA sind nicht zuletzt deshalb so interessant, weil sie vielen Talenten eine erste Bühne gaben und geben, Talenten, die heute mit Musicals ihr Brot verdienen und in Zukunft verdienen werden. Hier hatte und hat man die Gelegenheit Talente zu sehen - wie sie sich entwickeln, wie sie am Anfang ihrer “Karriere” performen.

Es wäre fast unfair, jetzt einzelne Darsteller besonders hervorzuheben, aber da in der Show nur drei Burschen (und 34 Mädels) überhaupt zu sehen sind, vielleicht doch, im Sinne der Emanzipation :-): Robin Jentys als Geek fand ich sehr unterhaltsam. Noch mehr als er kann man sich wohl in eine Rolle schauspielerisch nicht reinsteigern, und noch mehr als er kann man in einer Nebenrolle wohl nicht die Aufmerksamkeit auf sich lenken und diese Rolle leben, bis in die letzte Faser des Körpers. Er schafft es sogar, wenn er nur am Boden sitzt und seine Schulbücher ordnet und abküsst, die Blicke der Zuschauer auf sich zu ziehen, obwohl sich die Haupthandlung gerade auf der anderen Seite der Bühne abspielt. Er macht aus seiner Nebenrolle allein durch seine unglaublich witzige Mimik etwas Großes. Zweifelsohne ein Talent.

Und um noch einmal auf den Frauenanteil zurückzukommen: Regie bei dieser Produktion führt Lisa Tatzber, die Musikalische Leitung hat Sandra Schennach, die Choreographie stammt von Sabine Arthold, Rita Sereinig und Lisa Tatzber. Buch und Liedtexte aber von Tommy Tatzber, Produktionsleitung: Alexander Tinodi. Bühnenbild: Sandor Coti, Thomas Poms, Licht: Gerhard Scherer, Ton: Tibor Barkoczy, Bühne: Manfred Puda.

Cast
Marjeta Urch, Vanessa Zips, Maria Scherbov, Michi Vögerle, Leonie Wagner, Carina Cerny, Jagoda Palecka, Viktoria Rosenbichler, Caecilia Freiberger, Mira Zeichmann, Carolina Gerstacker, Konstanze Barborik, Sophie Schüssler, Manuela Gartenmayer, Valerie Naderer, Vivien Mileder, Sina Löw, Sarah Sos, Michael Mayer, Ines Cihal, Theresa Barborik, Konstantin Frank, Sophie Schmidt, Yvonne Kellinger, Julia Greiler, Cosima Ebensteiner, Rebecca Fischer, Eszter Zakà¡rias, Magdalena Benakovic, Robin Jentys, Melanie Brunner, Hanna Resch, Sarah Wachter, Mirjam Kaar, Lena Barisic, Helena Gampe, Victoria Cerny, Larissa Langmann und Sarah Greiler.

Auf dem Nachhauseweg: Ein Junge, schätzungsweise 6 Jahre alt, fragt beim Einsteigen ins Auto seinen Vater: “Um ein Weihnachtsgeschenk ist es aber da gar nicht gegangen, oder?” Und beim Einstigen noch beginnt der Vater mit dem Erklären … Vielleicht ist letztlich auch das ein Geschenk: Dass man es nämlich mit einer Show zu tun hat, über die es sich lohnt nachzudenken und die auch Stoff bietet für ein Gespräch zwischen Vater und Sohn.

“XMAS Gift” ist noch am 18. Dezember um 19 Uhr, am 21. Dezember um 10 Uhr vormittags und um 14 Uhr nachmittags, am 22. Dezember um 10 Uhr vormittags und um 19 Uhr abends sowie am 23. Dezember um 10 Uhr vormittags zu sehen. Tickets und weitere Infos gibt es —> hier.

[Besuchte Vorstellung: 17. Dezember, 19 Uhr]

Ronacher: Musical Christmas [2010]

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Mit “Musical Christmas”, der weihnachtlichen Einstimmungsproduktion der Vereinigten Bühnen Wien, ist es wie mit den Familienfeiern am Heiligen Abend. Es ist einerseits schön, dass es sie gibt, andererseits spielt doch ein wenig Wehmut ab und an mit. Früher, da feierte die ganze Familie, Eltern, Großeltern, Geschwister, Onkeln und Tanten. Im Laufe der Jahre lichtete sich der Kreis der Feiernden. Die Großeltern konnten bald nicht mehr kommen, weil es zu beschwerlich geworden war, die Geschwister feierten bald woanders, die Onkeln und Tanten blieben irgendwann auch lieber für sich, schließlich starben die Großeltern und die Eltern - und dann wird man den Heiligen Abend, wenn man ihn denn noch feiert, vielleicht alleine begehen.

Bei den Vereinigten Bühnen Wien und ihrer (fast) jährlichen Musical-Christmas-Produktion hat das Abbröckeln der Mitfeiernden schon früh eingesetzt. Von den 18 Solisten, 24 Mitgliedern des Weihnachtskammerchors und 13 Tänzern des Jahres 2003 ist nur mehr Dennis Kozeluh mit dabei. 55 Musicaldarsteller auf der Bühne, dazu 54 Musiker im Orchester, das war die Besetzung des Jahres 2003. Ein Spektakel sollte “Musical Christmas in Vienna” sein, mit Stars in Hülle und Fülle, mit einem großen Chor, einem eigenen Tanzensemble. Das alles ist Vergangenheit, von den furiosen Tanzszenen der ersten Jahre haben wir uns im Laufe der Jahre immer mehr verabschieden müssen: Murray Grant, Akos Tihanyi, Alexander Moitzi, Ramesh Nair, Steven Seale, Rita Sereinig, Sandra Miklautz, Silke Braas … das waren Tänzer, die mit ihrer Gabe echte Weihnachtsstimmung in die Theater zaubern konnten. 2010 ist tänzerisch der Polar-Express abgedampft, es gibt kein Tanzsensemble mehr, es wird ein wenig gemoved und in albernen Kostümen gesteppt, aber das wars dann auch schon, kein Vergleich mit den Anfangsjahren. Es gibt auch keine 18 Solisten mehr, sondern 6, und das Ensemble ist von insgesamt 37 auf 8 Leute geschrumpft. Dafür wird viel gelesen auf der Bühne. Lesungen waren zwar schon immer Bestandteil von “Musical Christmas”, aber derart Langatmiges und Bemühtes wie 2010, das hat es noch nie gegeben. Eine Ausnahme, bedingt, ist vielleicht Rasmus Borkowskis inszenierte Einlage mit der “Weihnachtsgeschichte” von Charles Dickens, aber dennoch, es wird zu viel gelesen - und zu wenig getanzt.

Der Hauptgrund allerdings, warum der ganze Abend so bemüht wirkt, ist, dass man sich so unendlich angestrengt hat, das Ganze in sagen wir eine Art szenisches Konzept zu gießen. Was genau dieses Konzept sein soll, wie man es benennen könnte? Keine Ahnung: “Tanz der Elfen” vielleicht. Das Ensemble wurde nämlich dazu vergattert, Elfenohren zu tragen. Wer sich darunter nix vorstellen kann: Spock-Ohren. Sieht ulkig aus, und wird noch ulkiger, wenn die Armen dann auch noch durch die Gegend hüpfen müssen wie Elfen (Wie hüpfen Elfen?). Natürlich ist dieses Konzept zum Scheitern verurteilt, weil entweder Elf oder nicht Elf, entweder man hüpft immer oder nie, und das Ensemble, das ja beispielsweise auch als Chor Weihnachtslieder interpretiert, hüpft natürlich dann nicht, wenn es Geschichten erzählt, hat natürlich - dann - auch keine Elfenohren auf, … aber, da muss man schon ein paar Mal in die Show, um das mitzubekommen, wann es heißt “Elfenohren auf” und wann “Elfenohren ab”, wann ein Elf ein Elf ist und wann nicht mehr, beim ersten Mal wundert man sich einfach nur über derlei Merkwürdiges. Kurz, man sieht, dass ein szenisches Konzept angedacht wurde, aber dass man es nicht zu Ende konzipiert hat. Zu verlockend war es vermutlich, einzelne fix und fertige Bestandteile vergangener Produktionen zu nehmen und zu einer “neuen” Show zusammenzusetzen.

Vielleicht wäre es an dieser Stelle ganz interessant, mal über die Kostüme der Produktion zu sprechen. Die Vereinigten Bühnen Wien verfügen ja über eine Kostümabteilung mit fixangestellten Mitarbeitern, ein Umstand, der bei all den Förderungen, die das Unternehmen erhält, immer wieder als Argument gebracht wird gegen all jene, die sich über all die Subventionen noch immer aufregen möchten. Eine eigene Kostümabteilung, Schneiderei, … das ist doch was. Nun, bei “Musical Christmas 2010″ hat man davon nicht wirklich etwas bemerkt. Vielmehr waren einige disaster moments auszumachen, wie beispielsweise jener Fetzen, den Caroline Vasicek bei “Who Would Imagine A King” tragen musste - ein buntes Stoffkonglomerat, enganliegend, in allen möglichen Orange-, Rot- und Gelbtönen, quasi das Red Bull unter all den Kostümen des Abends. Passend etwa zu einer Show wie “Hair” vielleicht, aber zu Weihnachten? Auch die Choreographie zu dem Song - ein Rätsel. Auftritt vom hinteren Teil der Bühne, und langsam geht die Künstlerin die Stufen des Podiums hinunter, auf dem das Orchester sitzt, wobei jeder einzelne der Musiker dreinschaut, als hätte gerade ein Schwall Magensaft Regionen erreicht, die wir gar nicht näher bestimmen wollen. Was war die Idee dahinter? Mal ein bisschen bunt in die Show? Und weil man immer von links und rechts auftritt, halt mal von hinten? Auch Wietske van Tongeren muss ein Lied in recht merkwürdiger Aufmachung auf der Bühne abbüßen: Bei “Koppà¥ngen” hat sie ein Krönchen auf und schaut aus wie Barbie leibhaftig, ein Krönchen, das nur dazu da ist, um am Ende des Songs als Halterung zu dienen, als Halterung für ein paar Tücher, die ein paar Mitglieder des Ensembles, während Wietske die ersten 3 Minuten des Liedes singt, durch die Luft eiern, eingetaucht in so viel Trockeneisnebel, dass man in den ersten Reihen geradezu daran ersäuft. Dann wirbeln die Tänzer in die Nähe von Barbies Krone, befestigen die Fetzen an derselben, und nun steht die arme Wietske halt da mit ihrem Krönchen und ein paar weißen Fetzen, die runterhängen. Fehlte gerade noch, dass ein paar Elfen auftauchen, sich an die Enden hängen, Wietske sich wild zu drehen beginnt und die Elfen weit in den Saal des Etablissement Ronacher schleudert - aber das wäre sicher gegen … keine Ahnung, aber es gibt ja so viele Bestimmungen. Ursprünglich wollte man ja auch bei “Tanz der Vampire” ein paar der Vampire tatsächlich fliegen lassen, musste aber, so hört man, den Plan aufgeben, weil das Denkmalschutzamt gegen die dafür nötigen technischen Vorrichtungen gevotet hat. Nur um nicht missverstanden zu werden, das ist nicht gegen die Qualitäten des Ensembles gerichtet, das kommt sympathisch rüber, aber man hat fast Mitleid mit den jungen Darstellern, die Elfenohren tragen müssen und derlei sinnfreie Choreos, die fast wie Parodien wirken, einstudieren müssen.

Von all den hektischen Kostümwechseln und all dem Choreographiewahnsinn (fast) ausgenommen ist nur einer: Uwe Kröger. Und Uwe Kröger ist auch der einzige der Herren, der für eine Gala standesgemäß gekleidet erscheint. Vermutlich daher, weil er seine eigene Kleidung tragen darf: eine Art Smoking, perfekt passend, auch die Hose dazu in passender Länge, und Lack-Stiefletten. Das setzt ihn von allen anderen Herren ab, die längst nicht so perfekt passende Garderobe zu tragen haben und mit Schuhen Vorlieb nehmen müssen, die wie sehr sehr günstige Straßenschuhe wirken. Auch muss sich Kröger nicht umkleiden, wozu auch. Das ganze Programm ist 2010 extrem balladenlastig, wozu muss man für jede einzelne Ballade ein anderes Outfit anhaben, und “Musical Christmas” war ja nicht als Modeschau konzipiert (hoffentlich). Natürlich gibt es auch nette Outfits bei einigen Songs, aber im Wesentlichen war die Auswahl der Kostüme unterirdisch. Bezeichnend für den unnötigen overkill an Outfitwechseln und Choreowahnsinn: “Es wird scho glei dumpa”, gesungen von Caroline Vasicek, Carin Filipcic, Markus Pol und Philipp Kreinbucher erhält fast den meisten Applaus des Abends - ein Auftritt, bei dem die Künstler alleine vor dem Vorhang stehen, sich nicht bewegen, die Kleidung völlig egal ist, die doofen Spock-Ohren für ein paar Minuten vergessen sind und es nur um eines geht: um die Kunst des Singens.

Interpretiert wurden die Lieder von den Damen fast durchwegs wunderschön, Carin Filipcic war stimmlich der Star der Show, da war kein Makel zu hören, da war nur mehr Strahlen und Arbeit an der Perfektion, auch ihre kurze Lesung (”Weihnachtslegende”, ein Gedicht von Manfred Koch) witzig, auf den Punkt, perfekt serviert. “Gabriella’s Sà¥ng”, ein Traum - wenn man sich diese Interpretation im Umfeld von 2003 vorstellen würde, was für eine Wucht. Wietske van Tongeren, ebenso stark, insgesamt aber viel zu viele Balladen in der Show.

Dennis Kozeluh hatte mit “Do You Hear What I Hear” einen starken Moment, nicht so stark wie auf der CD zur Show, da wäre arrangementmäßig und wirkungsmäßig mehr rauszuholen gewesen, aber auch hier fehlt einfach der große Chor, auch hier müsste das Orchester voller klingen, wir aber haben es mit einem Schrumpforchester zu tun, bei dem ganz vorne prominent Keyboards und Synthesizer platziert sind, das spricht Bände. Dazu kommt die nach wie vor katastrophale Akustik im Ronacher. Natürlich, in den ersten Reihen Parkett hört man ein gut abgestimmtes Klangbild, freilich mit viel zu wenig Bass. Im 2. Rang dagegen hört man lediglich akustische Reste, und wenn dann noch zwei Tage lang einer der Scheinwerfer defekt ist und laut rattert, bekommt man mitunter gar nichts mehr mit. Technische Defekte können passieren, keine Frage, doch bei einem ähnlichen Vorfall in einem Londoner Theater bekamen die Zuschauer in der Pause nicht nur complimentary snacks, sie erhielten auch Gutscheine für eine Vorstellung im selben Theater für eine Vorstellung ihrer Wahl - so viel zum Thema customer care. Auch die Choreographie bei “Do You Hear What I Hear” (und anderen Songs), eher grenzwertig. Als Bühnenelement hat man sich Würfel einfallen lassen, wie riesige Legobausteine, Legoquadrate. Die dienen für alles mögliche, mal sitzen die Darsteller drauf, und mal klettern sie völlig unmotiviert drauf rum und trällern dann von oben herab - nun gut, auch eine Möglichkeit. Kennen wir ja schon vom “Club der toten Dichter”, da lehrt Robin Williams auch seine Schüler, dass es wichtig ist, mal alles aus einer anderen Perspektive zu sehen, die Schüler klettern auf ihre Tische, die Darsteller auf ihre Würfel. Regiekonzept ist das für mich aber keines.

Uwe Krögers Auftreten war wie gewohnt professionell, ich persönlich höre in seiner Stimme allerdings ein enormes Maß an Angst und viel Anstrengung. Er versucht mt extrem viel Technik, sich in die hohen Töne zu zwingen, er wummert in den tiefen Tönen, er singt nur mehr laut oder leise, dazwischen spricht beziehungsweise zischt er die Lieder - ist das noch “Gesang”? Sehr sympathisch kommt er in seinem Duett (”Winter Wonderland”) mit Dennis Kozeluh rüber, da ist er auch gezwungen, endlich dieses alberne Einstudierte aufzugeben und tatsächlich spontan albern zu sein, denn Herr Kozeluh ist Improkünstler, und das ist auch gut so, er serviert seinen Text von Vorstellung zu Vorstellung immer ein klein wenig anders und bringt so etwas Pepp in die manchmal sehr getragene Show.

Pepp, dafür gibts auch Rasmus Borkowski bei “Musical Christmas”. Dem wird er gerecht. Er ist großartig bei Stimme, hat nur furchtbar lahme Songs bekommen, muss sich auch dauernd albern verkleiden, aber was solls. Er hat das gewisse Etwas, was eine solche Show braucht. Gemeinsam mit Caroline Vasicek singt er “Santa vs. Christkind”, ein stilstisch etwas ausuferndes Lied, jazzig, für Caroline Vasicek, sonst in dieser Produktion in Top-Form, in manchen Tönen nicht leicht zu packen, dafür aber als Entertainment-Element in der Show goldrichtig. Bei “It’s beginning to look a lot like Christmas” muss Rasmus B. tatsächlich die alberne Choreographie, etwas variiert, übernehmen, die schon Andrà© Bauer vor Jahren die Verzweiflung ins Gesicht gesschrieben hat, doch, wie der Amerikaner oder Engländer sagt: “… having said that …” … wer zum ersten Mal sein “Musical Christmas” erlebt, wird dennoch einen schönen Abend haben und sich blendend unterhalten. Einem Vergleich mit den Anfangsjahren kann die Show nicht mehr bestehen, schon gar nicht die geplante Tourneeversion, in der jemand ganz ernsthaft die Idee verwirklichte, die Musik vom Band einzuspielen. Die Folge: 50 Prozent der Auftritte mussten schon im Vorfeld gecancelt werden, zum Teil musste man vor trauriger Zuschauerkulisse spielen und vernichtende Kritiken einstecken, so schrieb all-in.de (das allgäu online) über die Show in der Kemptener Big Box:

Gerade mal 400 Besucher saßen in der Kemptener Big Box, als sich für «A Musical Christmas» der Vorhang öffnete. Zum Vorschein kamen am Rande eineinhalb Christbäume, und hinter dem weiten schwarzen Feld funkelten zeitweise elektronische Sternchen. Dazwischen verlor sich ein sattes Dutzend mehr oder weniger bekannter Musicalsänger der Vereinigten Bühnen Wien. Für die in der ersten Halbzeit (53 Minuten) eher blasse, danach jedoch engagierteren Performance war der Eintritt zwischen 47 und 73 Euro schlichtweg zu hoch.
Für dieses Geld sind im Kemptener Musiktempel schon Weltstars mit einem ausgewachsenen Orchester aufgetreten. Anfängliche szenische Darstellungen mit Geschenkpaketen und Kartonquadern waren nicht die großen Weihnachts-Einstimmer.

Am Ende der Show, nach “War is Over”: die Zugabe - ein gelungener sudden death von “Musical Christmas” . Man spielt sämtliche 200 Strophen von “Stille Nacht”, die Experten erkennen, wir haben es mit der Originalversion zu tun, der Chor wird nur von Harry Peller an der Gitarre begleitet, kurzer Applaus, und die Show ist aus. So schickt man sein Publikum eigentlich nicht nach Hause. Aber es wird ja sicher ein Wiedersehen geben, 2011. Frohe Weihnachten!

Das Programm
Teil I
Ouvertüre- First Noel/Wunschzettel: Instrumental/Uwe Kröger
(Traditional – Arr. Günther Gürsch/Gedicht von Cilly Kehsler)

The Christmas Song: Carin Filipcic
(Mel Tormà©, Bob Wells – Arr. J. Bertl)

Driving home for Christmas: Rasmus Borkowski
(Chris Rea – Arr. Günther Gürsch)

When Christmas comes to town (aus dem Film «Polar Express”): Caroline Vasicek, Wietske van Tongeren
(Alan Silvestri, Glen Ballard, Matthew Hall, Meagan Moore, Arr. Günther Gürsch)

Weihnachtslegende: Carin Filipcic
(Gedicht von Manfred Koch)

White Christmas: Uwe Kröger und Ensemble
(Irving Berlin – Arr. Günther Gürsch)

Lebkuchenmärchen: Katrin Mersch, Philipp Kreinbucher, Christian Petru, Markus Pol, Robert Weixler
(Gedicht von Hanna Helwig)

Santa vs. Christkind: Caroline Vasicek, Rasmus Borkowski und Ensemble
(Sigrid Brandstetter, Alexander Wagendristel)

Winter Wonderland: Dennis Kozeluh und Uwe Kröger
(Felix Bernand, Richard B. Smith – Arr. Thomas Huber)

Koppà¥ngen: Wietske van Tongeren und Damenensemble
(Traditional – Arr. L. Juling – Niederländischer Text: Wietske van Tongeren)

Who would imagine a king: Caroline Vasicek
(Mervyn Warren, Hallerin Hilton Hill)

Amerikanisches Weihnachtsmedley: Let It Snow, Rocking around the Christmas tree, Rudolph the red-nosed reindeer, Grandma got run over by a reindeer: Carin Filipcic, Caroline Vasicek, Wietske van Tongeren, Rasmus Borkowski, Dennis Kozeluh, Uwe Kröger und Ensemble
(Arr. Thomas Huber)

Teil II
Polar Express (aus dem gleichnamigen Film): Dennis Kozeluh und Ensemble
(Alan Silvestri, Glen Gallard – Arr. Günther Gürsch)

Meine Herzwunschliste: Uwe Kröger
(David Foster, Linda Thompson, dt. Text: Pe Werner – Arr. Thomas Huber)

Weihnachtsgeschichte – Ein Weihnachtslied: Rasmus Borkowski, Anna Knott und Christian Petru
(Charles Dickens)

Es wird scho glei dumpa: Caroline Vasicek, Carin Filipcic, Markus Pol, Philipp Kreinbucher
(Österreichisches Weihnachtslied – Arr. Walter Lochmann)

Do you hear what I hear?: Dennis Kozeluh und Ensemble
(Gloria S. Baker, Noà«l Regney – Arr. Thomas Huber)

Cantique de Noà«l: Carin Filipcic und Wietske van Tongeren
(Adolphe Adam – Arr. Jeremy Roberts)

It’s beginning to look a lot like Christmas: Rasmus Borkowski und Damenensemble
(Meredith Willson – Arr. Günther Gürsch)

Lebhafte Winterstraße: Caroline Vasicek
(Gedicht von Joachim Ringelnatz)

Gabriella’s Sà¥ng: (aus dem Film »Wie im Himmel«): Carin Filipcic und Ensemble
(Stefan Nilsson, Py Bäckmann – Arr. Günther Gürsch)

Deutsches Weihnachtsmedley: Fröhliche Weihnacht (Volkslied), O Tannenbaum (Volkslied), Morgen kommt der Weihnachtsmann (Volkslied), Tochter Zion (Georg Friedrich Händel): Carin Filipcic, Caroline Vasicek, Wietske van Tongeren, Rasmus Borkowski, Dennis Kozeluh, Uwe Kröger und Ensemble
(Arr. Koen Shoots)

Weihnacht: Uwe Kröger
(Gedicht von Elisabeth Dauthendey)

War is over: Carin Filipcic, Caroline Vasicek, Wietske van Tongeren, Rasmus Borkowski, Dennis Kozeluh, Uwe Kröger und Ensemble
(John Lennon, Yoko Ono – Arr. Christian Kolonovits)

Stille Nacht: Harry Peller (Gitarre), Carin Filipcic, Caroline Vasicek, Wietske van Tongeren, Rasmus Borkowski, Dennis Kozeluh, Uwe Kröger und Ensemble
(Franz Xaver Gruber und Joseph Mohr – Arr. Koen Shoots)

Solisten
Uwe Kröger, Carin Filipcic, Caroline Vasicek, Wietske van Tongeren, Rasmus Borkowski, Dennis Kozeluh

Ensemble
Katrin Mersch, Anna Kott, Tina Schöltzke, Bettina Schurek, Philipp Kreinbucher, Christian Petru, Markus Pol, Robert Weixler

Musikalische Leitung: Koen Schoots
Regie: Dennis Kozeluh
Choreographie: Katrin Mersch
Kostüme. Josef Sonnberger
Bühne: Robert Hirner
Technik: Ulfried Grabner
Licht: Gerhard Landauer
Sound: Matthias Reithofer
Es spielt das Orchester der VBW
Musikalische Einstudierung und Dirigenten: Koen Schoots und Carsten Paap
Zusätzliche Texte: Dennis Kozeluh

Die Grünen sind draufgekommen, dass sie “früher einen Blödsinn geredet haben”

… was die Vereinigten Bühnen Wien betrifft (siehe –> hier), was ja nicht so schlimm wäre, nur reden sie ja schon wieder Blödsinn, wenn Herr Chorherr meint:

“Ja, man kann das billiger machen, keine Frage”, gab Chorherr zu bedenken. Man könne natürlich das Orchester einsparen. Das würde jedoch gleichzeitig eine Rückkehr zu prekären Arbeitsplätzen bedeuten. Ob man das wolle, darüber müsse man nachdenken.

Doch wie auch immer, die Grünen haben am Mittwoch im Gemeinderat dafür gestimmt, die Vereinigten Bühnen Wien (VBW) im kommenden Jahr mit 37,1 Mio. Euro auszustatten. Noch vor einem Jahr hatte sich deren Urteil in Sachen VBW anders angehört.

Link
- ORF: Millionensubvention an Vereinigte Bühnen
- ots.at: VP-Leeb: Vereinigte Bühnen bekommen wieder 40 Millionen an Förderungen
- ots.at: SP-Woller: Vereinigte Bühnen Wien sind ein einmaliges Erfolgsprojekt
- vorarlberg.online: Grüne Zustimmung für Millionensubvention an Vereinigte Bühnen Wien
- ots.at: Grüne Wien/Werner-Lobo zu Kulturbudget: Versprochene Struktur- maßnahmen werden umgesetzt

ATV featured “Der Lebkuchenmann”

Am 14. Dezember 2010 ging im Wiener Renaissancetheater die Premiere von David Woods “Der Lebkuchenmann” über die Bühne. “Highlights” - das Kulturmagazin des österreichischen Senders ATV - brachte in der Ausgabe vom 12. Dezember einen Bericht zur Produktion, abzurufen online –> hier. [Der Bericht startet bei 00:11:13.]

Wien Silvesterpfad: “Ensemble Kaiserwalzer” mit “Die Musicalstadt Wien”

Wenn am Silvesterabend am Wiener Stephansplatz die Böller krachen, und die krachen da schon am frühen Abend, dann wird in zwei Showblöcken eine Gruppe namens “Ensemble Kaiserwalzer” ein Program mit der Bezeichnung “Die Musicalstadt Wien” präsentieren.

20.05 – 20.30 Uhr: “Die Musicalstadt Wien” - Ensemble Kaiserwalzer
22.20 – 22.45 Uhr: “Die Musicalstadt Wien” – Ensemble Kaiserwalzer

Link
- stadt-wien.at: Der Silvesterpfad 2010

Wiener Kulturpolitik nach der Wahl: die Grünen als “Appendix der SPÖ”?

Nach der Wahl ist nach der Wahl, bis es halt wieder mal vor der Wahl ist, und bis dahin werden wohl die Attacken der Wiener Grünen auf zum Beispiel die Vereinigten Bühnen Wien ausbleiben.

Doch keine Angst, die ÖVP kann nun zwei Ziele verfolgen: die VBW und die Grünen, die laut der Kultursprecherin der ÖVP, LAbg. Isabella Leeb, nunmehr als “Appendix der SPÖ” auftreten. Oder etwas ausführlicher:

[Es] ist endgültig klar, dass die Grünen aus Machthunger sämtlichen Gestaltungswillen an der Garderobe der SPÖ abgegeben haben. Es erwarten uns also weitere fünf Jahre phantasieloser sozialistischer Kulturpolitik mit intransparenter Finanzierung.”

Link
- www.ots.at: VP-Leeb: Grüne verteidigen sinkendes Kulturbudget von Mailath-Pokorny

Hurra, wir leben noch oder: Becoming Peter Pan - die Presseprobe ist gelaufen

Ohne Attentat auf die Künstler und Direktoren des Wiener Schubert Theaters ist die heutige Presseprobe von “Becoming Peter Pan” über die Bühne gegangen. Einen Bericht davon gibt es auf W24.at zu sehen, und zwar –> hier.

Webtipp: Ephraim Levi - das Produktionsmaskottchen der Wiener Volksoper bloggt

Nur ein Bruchteil aller Schauspieler hat eine eigene Website, wie schön ist es da doch zu sehen, dass an der Wiener Volksoper die Uhren anders laufen: da hat sogar das Produktionsmaskottchen des Hauses einen eigenen Blog (aber natürlich nur ein Bruchteil aller Sänger): Ephraim Levi ist der Name des Maskottchens, und zum Blog gehts –> hier

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