Überlegt hatte ich mir einen Aprilscherz (beispielsweise die Ankündigung der österreichischen deutschestsprachigen premierenhaften »Welturaufführung« von “Mundi Sackbauer”, dem ersten österreichischen Proletenmusical, aber ich will ja niemanden mit Besetzungsgerüchten beleidigen), doch das reale Leben ist manchmal noch viel lustiger. In der “Berliner Zeitung” von voriger Woche ist ein Interview mit Stage-Entertainment-Vorstand Maik Klokow zu lesen, in dem dieser ein wenig über das Musical an sich in Deutschland philosophiert.
Recht lustig finde ich ja schon die Passage über die Gründe für den “42nd Street”-Flop. Auf die Frage “Lag es am Titel?” antwortet Klokow unter anderem:
Zum Teil vielleicht. Nicht jeder ist mit der englischen Sprache vertraut. Wir hatten telefonische Bestellungen, da orderte jemand “Zwei Karten für 4-2-N-D”.
Einen Schritt lustiger dann die Antwort auf die Frage: “Warum kopieren Sie nicht einfach 20 mal ihre Erfolge wie “Mamma Mia!” oder “König der Löwen” in 20 verschiedenen Städten?”
Das ist nicht unser Ansatz.
“Mamma Mia!” läuft demnächst eh “nur” in drei verschiedenen deutschen Städten gleichzeitig. So weit davon entfernt scheint der Ansatz der Stage also nicht wirklich zu sein. Aber das Meisterstück liefert Klokow mit seiner Antwort auf die Frage: “Was braucht ein Musical, um erfolgreich zu sein?”
Ganz allgemein gesagt: Das Wichtigste ist die Geschichte. Ein Musical braucht eine gute Geschichte, denn es ist kein Konzert. Eine solche Geschichte suchen wir noch für “Wind of Change”. Zweitens natürlich die Musik, einen Musikkatalog von 20 bis 23 Songs, die die Geschichte nicht nur begleitet, sondern vorantreiben muss. Das sind schon 80 Prozent des Erfolges.
E-n-d-l-i-c-h ist mir klar, warum es so wenig Cast-CDs von deutschen Musicalproduktionen gibt. Wenn die Geschichte so wichtig ist, schau ich im Plattenladen sicher am falschen Eck nach. Ich müsste wohl in der Abteilung “Hörspiele” nachgucken. Oder in der Sprache Klokows: Ein Musical braucht vor allem einen perfekten Score, wunderbare Songs, denn es ist kein Sprechtheater.