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Archiv - Theater

Werk X-Eldorado: »Freaks«

(c) Matthias FueggerJoey Goebel (1980 geboren) startete seine künstlerische Laufbahn mit 16 Jahren als Frontman der Band The Mullets. Bis 2001 brachten er und seine Gruppe vier Alben auf den Markt. Danach versuchte er sich an Drehbüchern. Einen dieser Versuche, »The Anomalies«, arbeitete er in Romanform um. Er jobbte gerade auf einer Pferderennbahn, als ihn das Verlagshaus MacAdam/Cage 2003 verständigte, man wolle den Roman des 23-Jährigen veröffentlichen. – 2007 brachte Diogenes das Werk auf Deutsch unter dem Titel »Freaks« heraus. Am 27. März 2017 findet die Österreichische Erstaufführung der Bühnenversion der Popgroteske im Werk X-Eldorado in Wien statt.

Goebel erzählt in »Freaks« die Geschichte einer fünfköpfigen Band, in der ein Zyniker, eine greise Gitarristin, eine achtjährige wohlstandsverwahrloste Bassistin mit Gewaltfantasien, eine Stripperin für die Moral und ein emigrierter Iraker aufeinandertreffen. Auf der Bühne umgesetzt wird »Freaks« von der »offshore group« unter der Regie von Markus Kubesch.

Goebel, um das noch kurz auszuführen, hat sich im deutschen Sprachraum nicht mit »Freaks« etabliert. 2004 erwarb Diogenes auf der Frankfurter Buchmesse die deutschsprachigen Rechte für Goebels zweiten Roman: »Torture the Artist«, brachte ihn unter dem Titel »Vincent« heraus und landete mit mehr als 100.000 verkauften Büchern einen Hit. Erst danach kam »Freaks« auf den Markt, und Goebel avancierte mit seinen Lesungen in Punkrock-Clubs zum Kultautor. Musikalisch ging es bei Goebel auch nach dem Ende der Mullets weiter. Zuerst mit der Band Novembrists und danach solo als Dr. Lawyer.

FREAKS
Inszenierung: Markus Kubesch
Eine Produktion von offshore group in Kooperation mit WERK X
Dramaturgie, Produktion: Iris Raffetseder
Bühne: Christina Pointner
Kostüme: Valerie Liegl
Assistenz: Viktoria Klimpfinger
Mit: Cecilia Steiner, Caner Sunar, Malte Sundermann

Premiere: Mo 27.3.2017, 20.00 Uhr
Weitere Vorstellungen (jeweils 20.00 Uhr): 28.3., 29.3., 3.4., 4.4. und 5.4.2017
Ort: WERK X-Eldorado
Petersplatz 1, 1010 Wien
Tickets: 01 535 32 00 11, reservierung@werk-x.at, werk-x.a

Premiere und Destruktion am Beispiel Bronski & Grünberg: »Anti_Gone« oder Warum zerstören wir nicht die VBW

Im neuen Wiener Theater Bronski & Grünberg feiert heute die Produktion »Anti_Gone«, Text/Dramaturgie und Musikalische Leitung: Aristoteles Chaitidis, Premiere. Der interessante Plot des Stücks, das die antiken Klassiker »Iphigenie« und »Antigone« in die Jetztzeit transferiert, liest sich wie folgt:

Im Wartezimmer von Prof. Freud sitzt die gelangweilte Iphigenie. Mit dem Handy in der Hand und manchmal in Zeitschriften blätternd, wartet sie auf ihre Mutter Klytämnestra. Als sich wenige Minuten später die unbändige Antigone, wegen zwangsverordneter Therapie, ebenfalls in den Wartebereich gesellt, wird sie von der jugendlich-naiven Iphigenie in therapeutischen Rollenspielen mit ihrem Schicksal konfrontiert. Antigone, beunruhigt, versucht immer wieder Sicherheit im Konsum einer Zigarette zu finden, doch Rauchen ist nicht gestattet. Und wieder sieht sie sich zerrissen zwischen dem Wunsch nach Freiheit und der gesellschaftlich kollektiven Vereinbarung. Dieser Konflikt lässt sich ohne Gewalt nicht lösen.

Regie: Steve Schmidt
Text/Dramaturgie/Musikalische Leitung: Aristoteles Chaitidis
Choreographie: Rino Indiono

Mit: Aleksandra Corovic (Antigone), Julia Edtmeier (Iphigenie), Jan Walter (Wächter), Alfred Pschill (Klytämnestra)
Musik: Antonio Chorbadzhiyski 
Kostüm: Katharina Kappert 

Nähere Infos –> hier

Destruktion
Neues am Theatersektor entsteht in Wien oft durch die Vernichtung alter Strukturen. Ein wunderbares Beispiel ist ebenjenes Theater, Bronski & Grünberg, in dem heute »Anti_Gone« zum ersten Mal über die Bühne geht. Dieses Theater konnte in den Räumlichkeiten, die es bespielt, entstehen, weil ein Wiener »Beamte« sich vor einigen Jahren entschlossen hatte, dem ehemaligen International Theater, das an die 27 Jahre ebenda gespielt hatte, die Zuschüsse zu kürzen, und zwar um 50.000 Euro pro Jahr. Das International Theater verlor damit seine Existenz.
Nicht immer gelangen Meldungen über finanzielle Maßnahmen vonseiten der Stadt an die Öffentlichkeit. Oft hört man, dass Theaterfreaks reihenweise ihre Theater einfach so aufgeben wollen, natürlich nie unter Druck, versteht sich. Unter die Zuständigkeit desselben »Beamten« fiel ja auch die Schließung des stadtTheaters in der Walfischgasse. Da wollte die Leiterin einfach nicht mehr. Jaja, das kann schon passieren. Man investiert lange Jahre sein Herzblut in ein Theaterprojekt, und dann will man halt einfach nicht mehr. Aus dem Theater Walfischgasse wurde eine Nebenstelle der Wiener Staatsoper, und aus dem International Theatre wurde vorerst mal nichts. Zumindest aus den Räumlichkeiten. Denn als »Nachfolger« der dem International Theatre gewährten finanziellen Mittel etablierte sich rund um den gebürtigen Steirer Eric Lomas der Theaterverein »Open House Theatre«, der diverse Räumlichkeiten bis heute bespielt, aber nicht jene des »Vorgängers«. Lomas’ Pläne waren groß, aber nach ein paar Jahren verabschiedete er sich von dem Theaterverein, der freilich weiterhin existiert, laufen doch die Förderungen noch.
Destruktion ist ein wesentliches Arbeitsmittel im Kulturleben der Stadt. Stichwort Ateliertheater. Stichwort Interkulttheater. Stichwort Kammeroper. Aktuell ist das Stadtkino bedroht. 150.000 Euro weniger an Subventionen bekommt es 2017 vom zuständigen »Beamten«, der sich laut Presseberichten nicht einmal zu einem Treffen mit den Leitern des Stadtkinos bereiterklärt.

Zerstören wir die VBW?
Was haben doch die VBW für ein Glück, dass sie ihre Subventionen auf andere Wege erhalten. Noch. Denn das Prinzip Destruktion würde auch in diesem Fall Wunder wirken. Wie? Das einzige Asset, über das die VBW verfügen, ist das Orchester. Selbst da wurde an Strukturen in den letzten Jahren so viel unwiederbringlich zerstört, dass man auch das infrage stellen könnte. Aber gehen wir davon aus, dass das Orchester jenes Asset ist, das bleiben muss. Wir haben zwei Theater und ein Orchester (für den Musicalbereich). Was wir nun brauchen, ist ein Plan. Und eine Vorgehensweise. Der Plan lautet, aus den VBW ein Unternehmen zu machen, das Musical als Kunstform auffasst. Dessen Leiter das Schaffen von Musicals, den kreativen Prozess, nicht als »Denksportaufgabe« bezeichnet. Er mag dies beim Bingospielen oder sonstwo in privatem Rahmen machen, aber nicht in einem Interview mit einer Tageszeitung. Um das zu erreichen, ist es notwendig, die VBW zu zerstören – und natürlich wieder aufzubauen.
Denken wir zurück an die 1980er-Jahre. Peter Wecks großes Verdienst war es, das Long-Run-Musical in Wien zu etablieren. Und die Idee, Musicals in Auftrag zu geben, die ebenso lange liefen wie internationale Erfolgsshows. Seinem Nachfolger ist das weniger gut geglückt, und spätestens in der Ära Zechner hätte man merken müssen: Wenn wir es nicht schaffen, für die VBW eine Leitung zu engagieren, die ähnlich innovativ wie damals Peter Weck denkt, dann müssen wir neue Wege gehen. Sehen wir uns das Theater an der Wien an. Da protzt der Leiter damit, dass er genau ausrechnen kann, wie viele Zuschauer pro Produktion möglich sind, und genau so viele Vorstellungen werden dann angesetzt. Zwei, drei, vielleicht vier. 20 Schließtage pro Monat (oder etwas weniger)? Kein Problem. Warum? Es handelt sich um Opern und um höchste Qualität (und demgemäß um eine andere Organisationsstruktur). Und das ist das Grundübel in der Wiener Musicallandschaft. Musical wird nicht der Stellenwert beigemessen, den es haben könnte. Aufgabe der VBW muss es sein, die Kunstform Musical zu bedienen, nicht »Elisabeth« nach Shanghai und Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch zu exportieren, auch wenn die Gemeinde in Wales sicher recht hübsch ist. Dazu ist es nötig, neu zu denken. Es gab diesen Plan, es gab einen Mann, der das Unternehmen VBW neu denken wollte, aber er kam bei der letzten Intendantenwahl nicht zum Zug. Die Spaltung der VBW in Musical und Oper muss aufgebrochen werden, das Theater an der Wien, das Raimund Theater und das Ronacher müssen Oper und Musical zur Verfügung stehen. Es gilt neue Strukturen zu schaffen. Wenn Long-Run nicht mehr funktioniert, dann wird dieses Prinzip aufgegeben. Es kann nicht das Modell der Kulturstadt Wien sein, Musical als Quatschtheater zu finanzieren. Das mag vielleicht noch eine Zeit lang gutgehen, aber dann wird man die finanziellen Mittel anders verteilen, und aus dem Ronacher wird vielleicht wirklich ein Schwimmbad, wie das in einer Musicalparodie der VBW schon einmal herbeifantasiert wurde.

Vergangenheitsbewältigung: Daniel Kehlmann, Matthias Hartmann und Anna Badora

Am Sonntag, dem 29. Januar 2017, war Daniel Kehlmann Gast bei den Josefstadtgesprächen, einer monatlich stattfindenden Diskussionsveranstaltung von Eva-Maria Klinger in den Sträußelsälen des Theaters in der Josefstadt. Dabei kamen Kehlmann und Klinger auf Kehlmanns erste Arbeit fürs Theater, »Die Geister in Princeton«, zu sprechen.

Klinger: Ich glaube, dieses Stück hätte bei den Salzburger Festspielen 2010 uraufgeführt werden sollen. Nun haben Sie sich aber 2009, damals waren Sie bereits als Eröffnungsredner der Salzburger Festspiele geladen, ziemlich vehement gegen das Regietheater geäußert. Angeblich haben dann alle Regisseure abgesagt. Keiner wollte ein Stück von Ihnen inszenieren …
Kehlmann: Das war genau so.
Klinger: Das wär natürlich schön gewesen … das erste Stück als Uraufführung bei den Salzburger Festspielen, und insofern, für Sie gesehen, vielleicht ein Pech.
Kehlmann: Es war insofern kein Pech, als es dann Anna Badora [in Graz] so gut gemacht hat, dass ich einfach überglücklich war.
Klinger: Und die hat sich getraut?
Kehlmann: Sie hatte eigentlich überhaupt keine Angst. Weder vor mir noch vor der möglichen Feindseligkeit der Presse. Sie mochte einfach das Stück und wollte es machen. Und sie hat es wirklich großartig gemacht. Insofern kann ich es nicht bedauern, dass das Stück nicht in Salzburg uraufgeführt wurde. […] Damals habe ich mich natürlich auch geärgert. Es war fest abgesprochen, dass Matthias Hartmann es inszeniert. Er hatte nach der Rede auch nochmal Thomas Oberender bestätigt, dass er das machen wird, dass ihn die Rede nicht abhält … Nur hatte er längst schon ein anderes Stück [»Phädra« von Jean Racine, Anm.], das er bei den Festspielen machen wollte, und hat dann genau zu dem Zeitpunkt, als Oberender nicht mehr anders planen konnte, gesagt: »Ich mach nicht Geister von Princeton, ich möcht’ was anderes machen. Und hat damit Oberender eigentlich erpresst. Als dann Matthias Hartmann in die Bredouille kam, von der wir alle gehört haben, fand ich es interessant, das ihn kein einziger Schriftsteller verteidigt hat. Gleichzeitig nach meinen eigenen Erfahrungen mit ihm wusste ich, wieso.

Fußnoten zur Spielplankonferenz des Burgtheaters 2016/17

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Fußnote 1

Uns allen geht es so, manchmal begegnen wir Menschen, bei denen wir uns denken: Na, die sind auch nicht allein zu Haus. So ähnlich startete Karin Bergmann bei der heutigen Pressekonferenz des Burgtheaters für die Spielzeit 2016/2017 ihre Begründung, warum sie in der kommenden Saison unter anderem wieder auf Boulevard im großen Haus setzt.
Boulevard ist ein Reizthema für Kritiker der Burg. Hat nichts da verloren, hieß es über Hermann Bahrs »Das Konzert«, als es am Akademietheater am 7. Februar 2015 Premiere feierte. Dann wurde es zum Kassenmagneten, man übersiedelte an das große Haus, die Produktion wurde aufgezeichnet und im TV ausgestrahlt. Dass eine Produktion im TV ausgestrahlt wird, ist kein Qualitätsmerkmal. Sie wird dadurch nicht besser, aber solche Produktionen senken vielleicht für einige die Hemmschwelle, mal, wenigstens ein Mal, ins Theater zu gehen. Okay, solche Stücke könnte man eher der Komödie am Kai überlassen, und für manche ist es ja wirklich wurscht, in welches Theater sie gehen, es ist immer alles prinzipiell fulminant, weil sie gar keinen Vergleichshorizont haben, vor dem sich ihre jeweiligen Theaterbesuche abspielen, oder weil sie sich weigern, Inszenierungen zu vergleichen, ein ehrliches Urteil abzugeben. Das sind dann oft jene Leute, die Kritiken als »Berichte« bezeichnen. Das Phänomen des fehlenden Vergleichshorizonts kennt man auch bei Darstellern, die mitunter ganz schockiert sind, wenn man, manchmal durch einen blöden Zufall, zu erkennen gibt, dass man eine ihrer Rollengestaltungen im Gesamtkosmos all der Interpretationen, die man kennt, nicht top-notch fand. Da kommen dann ganz merkwürdige Repliken wie, es »stecke viel Herzblut in dieser Show«, man habe manchmal nur zwei Shows im Monat, und so seien die Möglichkeiten der Entwicklung »sehr gering«, andererseits sei das doch eine Rolle, die »mit der Zeit wächst«. Ja. Eh. Sorry auch, wird nicht wieder vorkommen.
Zurück zu Frau Bergmann. Sie begründete ihre Absicht, weiterhin auch sagen wir ein Boulevardstück in der Saison zu spielen, so: Die Schauspieler wünschen es sich, das Publikum liebt es, und sie wolle »Publikum nicht belehren, aber anregen, mit allem, was uns unser Metier zu Verfügung stellt«. Und ja, natürlich wolle sie auch Publikum ködern. Also wird es ab 22. Oktober 2016 am Burgtheater »Pension Schöller« (Regie: Andreas Kriegenburg) geben. Ein Werk, das »zu dieser Zeit zu Recht seinen Platz findet. Wir alle erleben ständig, wenn wir auf der Straße unterwegs sind, im Geschäft oder in öffentlichen Verkehrsmitteln, dass man sich bei der Begegnung mit dem Gegenüber fragt: Der ist aber nicht allein zu Haus? Es geht darum, wer ist verrückt? Sind wir verrückt? Ist der andere verrückt? Was ist normal? Und was ist angeblich nicht normal? Das wird in Pension Schöller verhandelt. Das wird Andreas Kriegenburg intelligent und mit dem, was er besonders gut kann, mit Slapstick und mit Körpertheater mit ner tollen Truppe hier auf die Bühne bringen.«
Eine fantasievolle Begründung. Es geht natürlich auch darum, eine Cashcow zu installieren, und das ist durchaus okay. Das Burgtheater bietet auch in der kommenden Saison eine Vielzahl an ambitionierten Projekten. Mit ungefähr demselben Argument, nämlich »Publikum ins Theater zu holen«, begründete auch mal eine Dramaturgin der Vereinigten Bühnen Wien die Entscheidung des Unternehmens, »Mamma Mia!« zu spielen. Wäre das eine von vielen Produktionen gewesen, kein Mensch hätte sich darüber aufgeregt, aber es sollte der programmierte Hit des Unternehmens sein und wurde, aus meiner Sicht, eine qualitativ besonders minderwertige Produktion, was die musikalische Umsetzung und den Sound betraf, was bei einem Musical ein eher gröberes Problem ist. Keine Rede auch davon, dass damit kleine ambitionierte Produktionen querfinanziert werden sollten. Na, kein Wunder, wenn man dann ein paar Saisonen später ein Musical wie »Schikaneder« einplant und dafür beim Kreativteam international shoppen geht. Regie, Orchestrierung, Choreographie, Lichtdesign, Sounddesign … kein Österreicher dabei. Alle zu schlecht? Glaubt man bei den VBW wirklich, dass man mit solchen teuer erkauften Namen mehr Publikum anlockt?

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Fußnote 2

Was ging für ein Raunen durch die Medien, als Martin Wuttke bei einer Preisverleihung im TV live wissen ließ, er sei mit der Burg fertig, er würde nicht mehr hier spielen.
Bergmann heute: »Martin Wuttke war nie weg. Martin Wuttke ist hier fest im Ensemble. Martin Wuttke wird in neuen Produktionen spielen. Und so wie ich immer Peter Zadek zitiere, obwohl es viele für sich beanspruchen: Was interessiert mich mein dummes Geschwätz von gestern. Das ist bei Künstlern so. Ich zoff mich mit vielen von denen. Das bleibt auch nicht aus in meiner Position. Und vor allem, weil ich jemand bin, die den Leuten ins Gesicht ganz klare Dinge sagt, die ich eigentlich erwarte in einer Partnerschaft. Das hat aber meist auch etwas Bereinigendes,«

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Fußnote 3

In der Saisonübersicht findet man die Ankündigung: »Geächtet. Ayad Akhtar. Österreichische Erstaufführung.« Dabei handelt es sich um das Stück »Disgraced«, das seine Österreichische Erstaufführung (in englischer Sprache) allerdings schon 2015 hatte, am 9. Februar im Theater Drachengasse in einer Produktion des Vienna Theatre Project.

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Fußnote 4

Eine Übersicht über alle kommenden Premieren gibt es –> hier

Villacher Viellacher – das neue Comedy-Festival

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Ja kaum zu glauben. Während in ganz Österreich diversen Festivals und Theatern Subventionen gestrichen werden, Theater nur dann Zuschüsse zu Umbauten bekommen, wenn der Theaterdirektor abhaut und Allmachtsfantasien zuständiger Politiker nicht im Wege steht und auch sonst die Kultur in Österreich Opfer Nr. 1 der diversen Finanzskandälchen ist, entsteht in Villach ein brandneues Comedy-Festival unter der Intendanz und künstlerischen Leitung von Thomas Smolej.

»VILLACHER VIELLACHER«, die Comedy-Revue mit Musik, ist vom 13. bis 24. Juli im Bambergsaal des Alten Parkhotel Villach zu sehen. Auf der Bühne: Susanna Hirschler, Claudia Rohnefeld, Thomas Smolej, Alexander Telesko und Ernst G. Vokurek sowie Helena Scheuba (die Tochter von Hektiker Florian Scheuba) & Kilian Berger jun.
Gespielt werden Sketches von Michael Niavarani, Eva Schuster, Roman Frankl, Thomas Smolej, Alexander Telesko und anderen – neue Spielszenen sowie bekannte Musiknummern textlich und inhaltlich bearbeitet.

Worum gehts in der Show? Ein Auszug aus dem Pressetext:

Erleben und lachen Sie in der mitreißenden und unterhaltsamen musikalischen Sketch-Revue mit dramaturgischem Handlungsbogen u. a., wie Raucher mit dem kommenden – noch strengeren – Gesetz an öffentlichen Orten umgehen, was Männer mit Ihren Damen im Shopping-Wahnsinn wirklich mitmachen müssen (oder doch umgekehrt?), ob es lukrativ wäre, einmal ein »Ding« der etwas anderen Art im Internet zu verkaufen sowie über die unerwarteten Schwierigkeiten beim Türenkauf.
Des Weiteren kann es ganz spannend sein, was passiert, wenn Amerikaner auf Österreicher treffen, aber auch wie es in einer Therapiesitzung zugeht, in der die sieben Wochentage die Patienten sind. u. v. m.
Als Special Guest wird Alexander Telesko – bekannt als »Apotheker« vom Villacher Fasching – einen Gastauftritt absolvieren.

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Regie, Organisation, künstlerische Gesamtleitung: Thomas Smolej
Produktionsleitung, Organisation, Sponsoring, PR/Kommunikation: Mag. Marlies Müller
Autoren: Michael Niavarani, Albert Schmidleitner, Eva Schuster, Roman Frankl, Thomas Smolej, Alexander Telesko
Choreografie: Ernst G. Vokurek
Bühnenbild-Konzept: Thomas Smolej
Bühnenbildfertigung: Sebastian Wagner / Tischlerei Wagner & Taschler, 1160 Wien
Mitarbeit Bühnenbild/Malerei/Anstrich: Mag. Marlies Müller
Kostüme: Moustache Villach, Mag. Julia Zechner
Make-up/Maske: Mario Holl
Grafik: Markus Pendl
Musikalische Einstudierung und Playbacks: Christian Koch
Playbacks und Sounds: Gerfried Krainer
Regieassistenz und Abendspielleitung: Mag. Natascha Ties
Produktionsassistenz: Christian Lampl
Fotos: Albert Müller, Katharina Schiffl
Stagehand und Produktionsmitarbeit: Christof Wrussnig
Technik: Stadthalle Villach

Location
Bambergsaal ( ehemaliges Parkhotel)
Moritschstraße 2,
9500 Villach

Previews
Montag 13. Juli und Dienstag 14. Juli 2015, 20.00 Uhr

Premiere
Mittwoch, 15. Juli 2015, 20.00 Uhr

Spieltermine
Donnerstag, 16. Juli, 20.00 Uhr
Freitag, 17. Juli, 20.00 Uhr
Samstag, 18. Juli, 16.00 und 20.00 Uhr
Sonntag, 19. Juli, 16.00 und 20.00 Uhr
Montag, 20. Juli, 20.00 Uhr
Dienstag, 21. Juli, 20.00 Uhr
Donnerstag, 23. Juli, 20.00 Uhr
Freitag, 24. Juli, 16.00 und 20.00 Uhr

Information und Kartenvorverkauf
www.comedysommervillach.at
www.facebook.com/comedysommervillach
Kartentelefon: 0660 80 44 532
www.oeticket.com

Wie viele Wiener Theater stehen noch auf der Abschussliste?

Aus einem Newsletter des Wiener Kosmos Theater

Stadt Wien kürzt KosmosTheater schriftlich zugesagte Förderung um 60.000 Euro!

Nur sechs Wochen vor dem Jahreswechsel und ohne Begründung kürzt die Stadt Wien das Fördervolumen des Theaters für 2015 und 2016 um je 30.000 Euro. Ebenso unvermutet wie unbegründet wird die Zusage zu einem 3-Jahresvertrag zurückgenommen und auf zwei Jahre verkürzt.

Die Nichteinhaltung schriftlich zugesagter Förderungen ist ein krasser Tabubruch!

Sehr geehrtes Publikum, liebe UnterstützerInnen und Kulturinteressierte, indirekt sind auch Sie betroffen. Wir hoffen daher auf Ihre Unterstützung!

Bitte überzeugen Sie Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny von der Wichtigkeit unserer Arbeit und von der Notwendigkeit eines fairen, gleichberechtigten Umgangs. Zwei, drei kurze Sätze an mailath@wien.gv.at genügen (hoffentlich).

Mit der Bitte um Weiterleitung und Kopie an office@kosmostheater.at.

Mit besten Grüßen
Barbara Klein und das KosmosTeam

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Die Stellungnahme der Stadt Wien:

1. Von einer Kürzung der Subventionen des KosmosTheaters kann keine Rede sein. Seit 2008 wurde die Förderung des Theaters um mehr als EUR 100.000, also um beinahe 25 Prozent, erhöht. Es gibt kaum eine andere Kultureinrichtung in Wien, deren Förderung in diesem Zeitraum in einem ähnlichen Ausmaß erhöht wurde.
Für die kommenden zwei Jahre ist dem KosmosTheater eine Förderung von je EUR 600.000 zugesichert.
2. Trotz eines sehr engen Gesamtbudgetrahmens konnte das Niveau der Förderungen 2014 auch für die Jahre 2015 und 2016 sichergestellt werden. Kürzungen gibt es keine.
3. Eine Dreijahresförderung des KosmosTheaters war stets für die Jahre 2014 bis 2016 angedacht und überdies mit der Neuausschreibung der Leitung und Kommunalisierung des Hauses ab 2017 verknüpft. Die für diesen Schritt unerlässliche Wirtschaftsprüfung der Kosmos GmbH (Mieterin der Immobilie) und des Vereins *link (Betreiberin des Theaters) konnte nicht durchgeführt werden, weil nicht alle erforderlichen Unterlagen übermittelt wurden. Überdies setzte Frau Mag. Barbara Klein (Eigentümerin der GmbH und Geschäftsführerin des Vereins) mit Sommer 2014 die Verhandlungen über eine Übernahme des Hauses aus.
4. Dennoch wurde seitens des Gemeinderates der Stadt Wien eine weitere Förderung des Hauses in derselben Höhe wie 2014 auch für die Jahre 2015 und 2016 beschlossen, um den Theaterbetrieb nachhaltig zu sichern.
5. Das Theater kann also mit der Förderung auf Basis des Jahres 2014 und einer 2-Jahresabsicherung den Betrieb fortführen.

Die Stadt Wien bekennt sich ausdrücklich zur Förderung des KosmosTheaters als Theater mit genderspezifischem Schwerpunkt.

Eine Findungskommission für die Volksoper?

Kulturminister Ostermayer hat also die künstlerische Leitung der Wiener Volksoper ab September 2017 neu ausgeschrieben. Mag sein, dass er das tun musste, um bestimmten Formalitäten zu entsprechen. In einem zweiten Schritt hat er eine Findungskommission eingesetzt, um einen Nachfolger für den derzeitigen Direktor Robert Meyer rechtzeitig präsentiert zu bekommen. Der hat aber gar keine Lust, abzutreten. Und warum sollte er auch? Er macht seinen Job mit Engagement, er hat Stil, er ist glaubhaft und hat ein großartiges Team von Presse & PR bis zum fabulösen CWT. Wo ist also das Problem, Robert Meyer zu verlängern. Wo ist eine Notwendigkeit gegeben, eine Findungskommission, die man wohl auch als Misstrauenskommission auffassen kann, einzusetzen?
Meyer im Interview mit dem »Kurier«: »Der Herr Bundesminister hat sich die Entscheidung zur Einsetzung einer Findungskommission und ihrer Besetzung sicher reiflich überlegt. Ich möchte aber verständlicherweise keinen Kommentar dazu abgeben.« (zum Interview gehts –> hier)

Der »Nestroy 2014«: Was ist er wert?

Dieser Tage postete Klaus Werner-Lobo auf seiner Website das Protokoll zum Kulturausschuss des Wiener Gemeinderats (vom 4.11.2014). Darin zu lesen:

Post Nr. 8
Die Subvention an den Wiener Bühnenverein im Jahr 2014 für die im Rahmen seiner allgemeinen Tätigkeit durchzuführende Ausrichtung des »NESTROY Theaterpreises 2014« in der Höhe von 180 000 EUR wird genehmigt. Die Bedeckung ist auf Haushaltsstelle 1/3240/757 gegeben.

Seitdem frage ich mich: Was genau wird von diesen 180.000 Euro bezahlt? Und ist ein Preis diesen finanziellen Aufwand wert? Sollte man solche Beträge nicht lieber vermehrt Theatern zur Verfügung stellen? Etwa dem stadtTheater walfischgasse, damit es doch nicht von der Staatsoper »geschluckt« wird, oder dem Interkulttheater, damit es wieder aufsperren kann?

180.000 Euro? Na, ich hoffe, da wird dann auch jeder einzelne Beleg veröffentlicht.

David Winterberg: »Spatz und Engel«

Unlängst war ich wieder einmal in der Burgtheater-Produktion von David Winterbergs »Spatz und Engel«. In den Hauptrollen: Maria Happel als Edith Piaf und Sona MacDonald als Marlene Dietrich. Ein wunderbares Beispiel dafür, wie Matthias Hartmann mit Musiktheater-Stoffen umgehen kann. Seine Arbeit wird im Programmheft als »Szenische Einrichtung« bezeichnet, lustigerweise wird aber im selben Programmheft ein Posten »Regieassistenz« angeführt.
»Spatz und Engel« beweist, wie unsinnig es war, eine Vielzahl an Hartmann-Regiearbeiten zu Ende der letzten Saison abzusetzen, darunter auch eine weitere Musiktheater-Produktion: »Fool of Love«, ein Stück, das längst eine eingeschworene Fangemeinde gewinnen konnte und sicher noch mehrere Saisonen am Spielplan verdient hätte.
Aber zurück zu »Spatz und Engel«. David Winterberg hatte die Idee zu dieser Show. Was immer das zu bedeuten hat, und wie immer er mit den Autoren dann kooperiert oder auch nicht hat – wie immer aus dieser Idee die Show entstand. Eigentlich eine spannende Geschichte. Oft füllen Geschichten, wie es zur Idee einer Show kam, ganze Bücher. Doch merkwürdigerweise steht Winterbergs Name nicht im Programmheft der Burgtheater-Produktion. Absurd, mindestens so absurd, als würde man die Autoren nicht nennen. Aber soll’s ja alles geben.

»Theater braucht selbstverständlich keine skrupellosen Geschäftsmänner als Geschäftsführer«

Interessante Lektüre für alle, die Theater lieben:

[…] Und Theater braucht keine künstlerischen Leiter, die vor allem gute Politiker sind – das kann die Öffentlichkeitsarbeit oder die Geschäftsführung übernehmen –, sondern künstlerische Leiter. Und Theater braucht selbstverständlich keine skrupellosen Geschäftsmänner als Geschäftsführer, sondern – wie eigentlich jeder öffentlich finanzierte Bereich – zuallererst eine grundsätzlich offengelegte, transparente Geldvergabe, wodurch sich derzeitige Frechheiten durch ungleiche Verteilung von selbst erledigen sollten.

Den ganzen Artikel findet man –> hier.

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