Keine Frage, wenn man möchte, kann man alles relativieren. Auch schon unter dem Vorgänger von Peter Weck als Intendant des Theaters an der Wien, Rolf Kutschera, gab es Musicals von Andrew Lloyd Webber in Wien zu sehen, wenn man möchte, ja, dann kann man sogar anmerken, dass “Elisabeth” als Idee auf die Ära Kutschera zurückgeht. Man kann sogar so weit gehen, Peter Weck ein enormes Geschick an Selbstvermarktung einzugestehen, und versuchen, ihn mit diesem Lob quasi seiner Leistungen auf dem Gebiet des Musicals zu entwürdigen. Das wäre eine Sicht der Dinge. Die Frage ist, ob es die richtige Sicht der Dinge ist.
Peter Weck hat mit seinem Antritt als Direktor des Theaters an der Wien Anfang der 1980er Jahre auf dem Gebiet des Musiktheaters die Produktionsbedingungen revolutioniert. Erwähnt man heute, wie etwa in der Pressekonferenz in der Wiener Sky Bar am 29. März 2011, mit der das Wiener Revival von “Cats” angekündigt wurde, dass es ohne ihn nie einen derartigen Musicalboom im deutschsprachigen Gebiet gegeben hätte, dann lächelt der Ex-Intendant. Nicht, weil er es einfach lächelnd akzeptiert, sondern weil er weiß, wie man mit Schmeicheleien umzugehen hat. Er ist Schauspieler, und kein schlechter noch dazu.
Peter Weck hatte natürlich Glück bei der Stückwahl, aber genausogut hätte er Anfang der 1980er Jahre Gottfried von Einem beauftragen können, gemeinsam mit der Kultband “Die Schmetterlinge” ein Crossover-Musical über Georg Büchners “Woyzeck” zu schreiben. Hat er nicht gemacht. Hat er nicht gemacht, weil Peter Weck Musical machen wollte. “Phantom der Oper”, “Freudiana”, “Elisabeth”, “A Chorus Line” und so weiter. Weck war vom Musicalgenre überzeugt und hatte keinerlei Alibiproduktionen nötig. Peter Weck wollte Musical machen, und er wollte ein Ausbildungssystem in Wien etablieren, das ihm (und natürlich sämtlichen Produktionen im deutschsprachigen Raum) die für seine Musikproduktionen nötigen Schauspieler zur Verfügung stellte. Weck gründete das “Tanz-Gesang-Studio Theater an der Wien”, eine Ausbildungsstätte, die nach dem Ende seiner Intendanz prompt geschlossen wurde. Weck dazu: »Es hieß von kulturpolitischer Seite – unterstützt von der kaufmännischen Leitung des Hauses –, es koste zu viel. Ein weiteres Argument lautete. ‚Wir werden doch nicht Musicaldarsteller ausbilden, die dann ins Ausland und nach Deutschland gehen …‘ So einen Unsinn muss man sich erst einmal einfallen lassen Aber man sieht, welche profunden Theaterleute die Geschicke nach mir übernommen haben. Mit einem Weitblick für die Sparte Musical, der dann dort hingeführt hat, wo man jetzt steht.”
Anfang 2012 gibt es die Möglichkeit, den Anfang noch einmal zu sehen, die Show, mit der alles begann. Ja, das ist übertrieben, es gab, natürlich, auch ein Musical vor Peter Weck und viele nach Peter Weck, und doch: Die Show, mit der der Boom begann, “Cats”, gastiert ab Januar 2012 in Wien, in einem Theaterzelt in Neu-Marx. 1650 Zuschauer fasst dieses extra für die Produktion designte Zelt, es hat mit Teppichen ausgelegte Böden, es ist vollklimatisiert, das hat man sich einiges kosten lassen. Kein Zuschauer wird mehr als 20 Meter von der Rundbühne entfernt sein, für die Saison in Wien werden Teile des Ensembles und der Hauptrollen neu gecastet, gespielt wird die Wiener Fassung mit der Übersetzung von Michael Kunze. 4 Wochen möchte man bleiben, wer weiß, vielleicht werden es ja doch eher 4 Monate.
Peter Wecks Statement zur “Cats”-Tourproduktion im Rahmen der Pressekonferenz am 29. März 2011 im O-Ton:
CATS im Theaterzelt
ab dem 29. Januar 2012 in Wien Neu-Marx, Karl-Farkas-Gasse
Tickets
ab 19,90 Euro bis 89,90 Euro
- OE-Ticket
- telefonisch: 01-96 0 96 / 01-58885 / 01-88 0 88 / 01-714 88 77
Tour Creative Team
Sound Designer: Greg Pink
Lighting Designer: Howard Eaton
Associate Scenic Designer: Alan Walker
Make-up developed by: Karen Dawson
Musical Director: Heribert Feckler
Production Musical Supervisor: Daniel Bowling
Assistant Associate Director: Marina Stevenson
Direction and Choreography recreated by: Chrissie Cartwright
German Lyrics by: Michael Kunze
Fakten und Daten
- Das CATS-Theaterzelt hat eine Höhe von 25 Metern und einen Durchmesser von 60 Metern. 300 Dimmer, 450 Scheinwerfer und ca. 10.000 Glühlampen in Lichterketten sorgen auf der Bühne und im Foyerzelt für die stimmige Atmosphäre. Insgesamt sind 45 Trucks notwendig, um das komplette Equipment von Gastspiel zu Gastspiel zu transportieren.
- 30 Darsteller und 10 Musiker erwecken den berühmtesten Schrottplatz der Welt jeden Abend auf der 270° Rundbühne zum Leben. Hinter der Bühne kümmern sich ca. 30 Personen nicht nur um die 86 Perücken und 124 Kostüme, sondern auch um vollkommen reibungslose Abläufe.
Links
- Mehr! Entertainment
- Cats - Die Tournee
- Allegria.at
- Neu-Marx
- jelliclepage.de.vu
- Kurier: Musical “Cats” wieder in Wien
- derstandard.at: Februar 2012 steht im Zeichen von “Cats”
- orf.at: “Cats” nach 20 Jahren zurück in Wien
- Arcotel Holtes Blog: Musical CATS kommt nach Wien
- wienweb.at: Musical Cats feiert Comeback in Wien
- oe24.at: Kult-Musical “Cats” kehrt zurück
- vienna online: 1030 Wien: “Cats” kommt zurück nach Wien
- Salzburger Nachrichten: »Cats« kommt zurück nach Wien
- news.at: Von Katzen, Hunden und “Memorys”: CATS-Schirmherr Peter Weck im NEWS.at-Talk
- NDR: 7 Fragen an Peter Weck
Update 2012
–> hier geht’s zur Rezension der Wiener »Cats«-Premiere