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Deutsche Sprache - schwere Sprache oder Das Rhetorikdefizit der Politiker

ÖVP und FPÖ verlangen den Rücktritt von SPÖ-Nationalratsmandatar Josef Broukal. Der Abgeordnete hatte am Freitag im Nationalrat bei einem Zwischenruf in Richtung ÖVP und FPÖ gemeint, es sei ihnen unbenommen, dem Nationalsozialismus nachzutrauern. Der genaue Wortlaut:

“Also ich sage Ihnen ganz ehrlich: Wenn ich an einem 5. Mai entscheiden muss, ob ich mit einer Bande Neo-Nazis vor den Heldenplatz in Wien ziehe oder mit einem französischen Politiker für die endgültige Befreiung Europas vom Nationalsozialismus mit Champagner anstoße, dann sage ich Ihnen: Her mit dem Champagner Glas! Es ist Ihnen unbenommen, den Nationalsozialisten nachzutrauern, aber es ist unser Privileg, die Befreiung Europas auch heute noch als denkwürdiges Ereignis zu feiern!”

Die deutsche Sprache ist vielleicht für Politiker ZU schwer. Wer aus obigem Zitat herausliest, dass Herr Broukal jemandem unterstellt, Nationalsozialisten nachzutrauern, hat keine Ahnung von der deutschen Sprache. “Es ist Ihnen unbenommen” ist eine dermaßen unverfängliche, offene Formulierung, dass man damit völlig unangreifbar ist. Natürlich ist es jedem “unbenommen”, Verwerfliches zu tun, gar nicht drückt man damit die Vermutung aus, derjenige würde das auch tatsächlich tun, ganz im Gegenteil, man kann damit auch durchaus aussagen wollen, dass es jedem zwar unbenommen ist, aber man würde sich schon wundern, wenn …
Sollte nicht das Hohe Haus eine Hochburg der Rhetorik sein? Ich vermute stark, dass die meisten Politiker beim Begriff “Ellipse” ausschließlich an Darstellende Geometrie und ihren Mathematik-Unterricht zurückdenken.
Was die Regierungsparteien ihrerseits nun Broukal unterstellen, beruht auf purer und, wie ich es empfinde, eher böswilliger Interpretation. Eigentlich traurig, dass auch noch eine Entschuldigung von Broukal erzwungen wurde, die wie folgt ausfiel:

“Ich habe Dinge gesagt, die man Ihnen gegenüber nicht sagen darf und nicht sagen soll und bitte um Entschuldigung”.

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