Man liest, dass dem Papst die Verleihung des Nobelpreises für Literatur an Elfriede Jelinek ein Dorn im Auge ist. Die vatikanische Tageszeitung “L’Osservatore Romano”, das Sprachrohr des Papstes, bezeichnet Jelinek als Fahnenträgerin des “absoluten Nihilismus”. Ihre Schriftstellerei sei durch die “scharfe Unannehmlichkeit des Obszönen” gekennzeichnet. Die österreichische Schriftstellerin beschreibe eine Frauenwelt “mit Szenen roher Sexualität, die nicht auf die Emanzipierung der Frau vom Erotismus hindeuten, sondern Sex und Pathologie, Macht und Gewalt verbinden”. “Die Vereinigung der Körper, kalt und düster und von Mangel an Kommunikation und von Übergriff gekennzeichnet, führt niemals zu Zartheit, zu einer Würde der Seele, oder der Intentionen”, meinte die Tageszeitung. (siehe ORF.at)
Ganz kurz könnte man darauf antworten, dass nicht das Werk einer Rosamunde Pilcher der Realität am ehesten entspricht, sondern vielmehr das einer Elfriede Jelinek. Man könnte auch meinen, dass all die Szenen “roher Sexualität” eine künstlerische Aufarbeitung von Verbrechen sind, die nicht zuletzt durch kinderschändende Pfarrer begangen werden. Scharf und unangenehm? Ja, Gott sei Dank gibt es solche Literatur. Freilich: eine Seligsprechung erwartet sich Elfriede Jelinek nicht, keine Bange. Sex und Pathologie, Macht und Gewalt von Pfarrern, die Minderjährige mißbrauchen, und ein Mangel an Kommunikation, der dazu führt, dass diese Verbrechen erst Jahrzehnte später ans Tageslicht kommen … wen wundert es da, dass es im Leben dieser Menschen keine Zartheit mehr gibt, dass die Würde ihrer Seelen erstochen vor sich hin blutet …