Kaum entdeckt der deutschsprachige Raum ein neues Sendungsformat für sich, wird ein Stakkato an Produktionen auf den Konsumenten runtergesendet, und zwar auf Biegen und Brechen. Man hat es vor Jahren bei den “Big Brother”-Formaten erlebt, man konnte es bei den Pop-Castingshows erkennen, auch die “Dancing Stars”-Formate bilden keine Ausnahme. Gerade aktuell: die Musical-Castingshows.
Während man in England und den USA Musical-Castingshows mit einem konkreten Ziel (gesucht wurden Besetzungen zum Beispiel für “Grease” oder “Joseph”) auf Sendung brachte, in denen die Macher/Produzenten der Show und die künftigen Stars, eventuell auch noch eine prominent besetzte Jury, im Vordergrund standen, ist in Europa die Tendenz abzulesen, dass der Moderator, warum auch immer, der Star der Sendung ist. In Österreich spielt bei “Musical! Die Show” Alfons Haider diese Rolle, in Deutschland bei “Musical Showstar 2008″ wird es Thomas Gottschalk sein.
Bereits in der zweiten Folge von “Musical! Die Show” geht der ORF zudem einen recht merkwürdigen Weg bei der Zuteilung der von den Kandidaten zu interpretierenden Songs. Es ist ja wunderbar, dass “Any Dream Will Do” aus Andrew Lloyd Webbers “Joseph” auf dem Programm steht, aber warum diesen Song Teilnehmerin Alice singen muss, ist mehr als fraglich, genausogut könnte man Werner Mai “Ich gehör nur mir” performen lassen. Eine solche Songauswahl mag bei Konzerten durchaus einen gewissen Charme haben, bei einer Musical-Show ist sie völlig sinnfrei.
Fast so sinnfrei wie der Titel einer Musical-Castingshow, die 2008 auf SAT.1 mit dem Titel “Ich Tarzan, Du Jane” gesendet wird. Zwar handelt es sich dabei weingstens um eine Show mit einem konkreten Ziel, nämlich die Hauptdarsteller für Phil Collins’ flaues Musical “Tarzan” zu finden, das im Oktober 2008 in Deutschland Premiere feiern soll, aber schon der primitive Titel macht nicht viel Hoffnung auf eine tatsächlich ansprechende Show.
Ein bisschen mehr Seriosität und etwas weniger Karneval und Pseudowitzigkeit wären vielleicht gar nicht so übel.