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Musical! Die Show - Folge 1

Die erste Folge der ersten Staffel von “Musical! Die Show” ist geschlagen. Lustig wars. Gefehlt hat einiges, beispielsweise ein, nur ein einziger Juror, der das, was an stimmlicher Leistung serviert wurde, auch fachgerecht zu sezieren imstande gewesen wäre. Jack Poppell beispielsweise. Nicht dass Doris Fuhrmann und Alexander Goebel nicht wüssten, wo was nicht wirklich sitzt, aber das Vermögen, das auch in wenigen Worten exakt auf den Punkt zu bringen, ist nicht ihr Job. Insofern hätte es eines Jurymitglieds, eines Gesangslehrers, zusätzlich bedurft. Rein aus dem Bauch heraus war Alexander Goebel, was die Einschätzung der Kandidaten betraf, am ehrlichsten, pointiertesten und auch unterhaltendsten. Niemand hat etwas von allzu viel Geschleime und Statements wie “super”, “wunderbar” oder “toll”. Wenn jemand total versagt hat oder einen Song gewählt hat, der nicht mal im entferntesten in seinem stimmlichen Vermögen lag, Goebel brachte es auf den Punkt und gab ihm gleich den Rat, sich auf den Joker-Song einzustellen. In dem Fall zu sagen, dass es schauspielerisch aber doch akzeptabel war, empfanden wohl auch alle Zuschauer als völlig sinnlos - schließlich hatten auch sie gehört, dass kein Ton knallhart saß.

Nicht größer hätte der Unterschied sein können zwischen den Teilnehmern Werner Mai und Nazide Aylin. Die Jury, vor allem Thomas Borchert und Doris Fuhrmann, waren von Nazide Aylin begeistert, Werner Mai attestierten sie eher die Qualitäten eines Popstars - was besonders lustig ist, weil es Werner Mai bei der letzten Staffel von “Starmania” als, so die dort engagierten Juroren, eher fürs Musicalfach geeigneter Typ, nicht ins Finale schaffte. Noch viel lustiger ist, dass hier mit einem gewissen, aber doch deutlich hörbaren Unterton das Musicalgenre höher eingestuft wurde als das Popgenre. An sich kein Problem, denn bei “Starmania” verfolgte man denselben Ansatz, nur umgekehrt, und eine Nazide Aylin, man möge es mir verzeihen, wäre vermutlich nicht mal in die zweite Vorrunde von “Starmania” gekommen. Wenn ich die Wahl habe zwischen der Natürlichkeit eines Werner Mai und der (heute) doch extrem unnatürlich wirkenden Nazide, würde ich der Natürlichkeit, zumal bei einem Song wie “Can you feel the love tonight”, den Vorzug geben. Insofern war die harte Kritik an Werner Mai, die, Goebel sei Dank, nicht von allen Jurymitgliedern so formuliert wurde, völlig fehl am Platze. Man kann “Can you feel the love tonight” schon auch anders performen, aber gerade Werner Mai hatte, was die Szenerie betraf, überhaupt keine Unterstützung. Keine Backgroundtänzer, kein “Kostüm” (wie beispielsweise Vincent Bueno bei “Hair”). Insofern war seine Leistung sehr ansprechend.

Etwas überraschend war, wie so oft, die Entscheidung des Publikums. Bernhard Viktorin und Werner Mai erhielten die wenigsten Stimmen. Das Stechen entschied Werner Mai für sich. Mit Bernhard Viktorin ist mit Sicherheit nicht der schwächste Kandidat ausgeschieden, aber so sind Castingshows.

Die Songs:
Alle: “We Go Together” aus “Grease”
Gudrun Ihninger: “Mein Herr” aus “Cabaret”
Bernhard Viktorin: “Don’t Stop Me Now” aus “We Will Rock You”
Alice Macura: “Beauty And The Beast” aus “Beauty And The Beast”
Markus Neugebauer: “Wie wird man seinen Schatten los” aus “Mozart!”
Vincent Bueno: “Hair” aus “Hair”
Eva Klikovics: “I Dreamed A Dream” aus “Les Misà©rables”
Werner Mai: “Can You Feel The Love Tonight” aus “The Lion King”
Nazide Aylin: “I Got Rhythm” aus “Crazy For You”
Alexander Donesch: “All I Ask Of You” aus “The Phantom of The Opera”
Simone Fetz: “Diamonds Are A Girl’s Best Friend” aus “Blondinen bevorzugt”
Alle: “One” aus “A Chorus Line”

1 Kommentar »

  markus wrote @ November 24th, 2007 at 13:05

danke für diese gelungene analyse. bin voll auf deiner linie…
was ich mir von der jury wünschen würde, bei aller professionalität und den gut gemeinten, etwas von oben herab erteilten tipps: sie mögen doch bei ihrem nächsten auftritt auch ein wenig davon beherzigen.
einem werner mai eine musicalausbildung ans herz zu legen ist eine sache, ihm allerdings nachhilfeunterricht in musical-schauspiel zu erteilen, wo er doch wirklich eine äußerst ansprechende und vor allem authentische ausstrahlung und untrügliche intuition hat (die man während so einer ausbildung auch gerne mal gegen posing, leere gesten und einem falsch angelernten pathos und überinterpretation einbüßt) sind einfach ein beweis für die unreflektierte haltung der macher/agenten und der darsteller selber bzw. das blinde abfordern eines genormten erscheinungsbildes DES (typischen) musicaldarstellers (trainiert, gutaussehend, stereotyp).
naja, man darf gespannt sein.

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