Jede größere und kleinere Zeitung Österreichs, auch das eine oder andere bunte Wochenmagazin, hat in den letzten Monaten Leserabstimmungen zu “Musical! Die Show” veröffentlicht. Wen dufte man wählen: natürlich jenen Kandidaten, den man am liebsten nicht mehr in das Show haben wollte. Immer, und zwar wirklich immer an der Spitze der “unbeliebten” Kandidaten: Werner Mai. Diese Woche war er mit sage und schreibe 55 % auf Platz 1 in der kleinsten der großen Tageszeitungen.
Woche für Woche freilich hat sich Werner Mai in der Show bewiesen und selbst die für ihn unpassendsten Songs gut hinbekommen. Gegen das “Dschungelbuch” schien er heute nicht wirklich ankommen zu können. Blamabel vor allem für die Choreographen. Sorry, aber wenn wir schon in einer Musicalshow sind, dann darf man sich auch etwas mehr erwarten von den Damen und Herren und ihnen auch den schwarzen Peter zuschieben.
Überhaupt erinnerte mich persönlich die Folge heute an eine Peter Alexander-Show, eine Anneliese Rothenberger-Show oder “Die große Peter Frankenfeld Show”. Sicher haben die Macher der Sendung überlegt, welches Publikum sie packen wollen - mit “The Wizard of Oz”, dem “Dschungelbuch” oder “Mary Poppins”, nicht zu vergessen, mit “Cats”.
In ihrem Buch “The Megamusical” schreibt Jessica Sternfeld über den Coolness-Faktor von “Cats”:
I will demonstrate the cultural currency of the megamusical with this anecdote: when I was in middle school (in the early 1980s), it was of course unacceptable to like anything. We had to be sarcastic at every turn; eye-rolling proliferated. What better way to display utter disdain for something than with a reference to CATS? That show had already, in the mid-1980s, become such a part of our culture that it became synonymous with the uncool. Today, many people my age still use this phrase when expressing disdain for something new. Did you like that new book, movie, event, or musical? people ask us.
Oh SURE, we answer. I laughed, I cried, it was better than CATS.
In einer völlig wirren Musical-Parodie von “Cats”, in der, wie Nina Proll richtig bemerkte, manche der Darsteller tatsächlich Songs aus dem Webber-Werk performen mussten (wie Werner Mai) und andere ihre Chance nutzten, sich darüber lustig machen zu dürfen (wie Vincent Bueno), gab es eigentlich nur zwei Sieger: Vincent Bueno und Alfons Haider. Als alter Kater hatte er mich, für ein paar Momente, der Herr Haider, aber nur kurz. Generell waren die 20 Minuten rund um Vincent Bueno und Alfons Haider gebaut, da ging der ORF auf Nummer Sicher, um den logischen Sieger nicht zu verlieren.
Den stärksten Auftritt der Show lieferte zweifellos Eva mit einem makellos schönen “Over the rainbow”, den schwächsten Gudrun mit einem eher gekreischten als gesungenen “Defying gravity” aus “Wicked”. Im Stechen konnte sich Gudrun gegen Werner durchsetzen. Damit ist die markanteste Stimme aus dem Rennen.
Nächste Woche wird dann Vincent zum Sieger gekrönt und wir freuen uns alle auf die nächste Casting-Show - jene von Herrn Gottschalk. Da erzählt man sich ja so beim Kaffeeautomaten, dass dem ZDF der Siegespreis abhanden gekommen ist (eine Rolle in “Starlight Express”), aber nix Genaueres weiß man nicht. An irgendwas erinnert mich das. Wird mir schon wieder einfallen.