Martin Bruny am Montag, den
10. Dezember 2007 · Filed under Castingshows
Vielleicht muss man es mir erklären, als wäre ich sechs Jahre alt. Kann sein. Also. Im ORF läuft eine Show zum Thema Musical. Die Kandidaten werden von der Jury dieser Show immer wieder dazu ermuntert, die Rollen, die sie mit ihren Liedern transportieren, auch zu spielen. Nun will es der Herr Zufall, oder wer immer dafür verantwortlich ist, dass einer der Kandidaten, Werner Mai, in der nächsten Sendung das Lied “Gold von den Sternen” zu singen hat, aus dem Musical “Mozart!” (ein Lied, das Wolferl singt, wäre ja auch eine zu logische Wahl gewesen, eh kloa). Im Musical singt diesen Song Baronin von Waldstätten. Hm. Ist das eine Umdeutung? War sie eine der ersten Drag Queens der Geschichte und erleben wir mit Werner Mais Interpretation eine wunderbare Neuinterpretation? Fragen über Fragen.
Nazide darf “And I’m telling you” aus “Dreamgirls” singen. Was das Thema Fehlbesetzung betrifft, stellen die Sendungsverantwortlichen damit ohnedies alles in den Schatten. Mehr geht einfach nicht.
Nehmen wir also zur Kenntnis, dass diese Sendung mit Musicals im engeren Sinn nichts zu tun hat. Es ist Starmania mit Musicalsongs, nicht mehr und nicht weniger.
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markus wrote @ Dezember 12th, 2007 at 20:58
interessante kommentare sind hier zu lesen, nicht zuletzt der (aus dem internen?) teil des ORF…
zu glaubwürdigkeit, interpretationsversuchen und dem vergeben von cross-gender-songs möcht ich dennoch noch kurz was los werden. natürlich ist es ein wahnsinn welche musical-massenware hier verbraten wird, bedenkt man vor allem, dass oft gerade andere songs aus bekannten musicals als die titelgebenden oder die “hits” spannende und auch anspruchsvolle nummern sind. aber das ist eben ein zugeständnis an die zuschauer…
aber wieviel in den kandidaten steckt hat man ja wirklich oft erst bei den joker-songs erleben dürfen und selbst da bin ich mir sicher, dass sich die kandidaten nicht “alles” aussuchen können…
andererseits stört es mich nicht so wenn männer mal ein frauenlied bzw. umgekehrt singen, wenn man ihnen die möglichkeit einer neuinterpretation gibt. solange es nicht ein völlig genderbezogener text ist, finde ich das oft sogar sehr spannend. aber es ist natürlich gerade in dieser show nicht zwingend. genausowenig wie jemand der “the music of the night” singt eine halbmaske vors gesicht halten muss. das ist teilweise einfach nur peinlich, wie sehr man versucht ein “originalsetting” zu erzeugen, dass einfach nur gegen das original. verlieren kann.
natürlich würde nazide nicht in “dreamgirls” besetzt werden aber warum sie diesen (von jeglicher rassenthematik freien) song nicht toll interpretieren und darum auch singen soll will mir nicht ganz eingehen. sie liefert damit doch nur (wie alle anderen kadidaten) eine probe ihres könnens ab. solange der text mit einer persönlichen haltung gesungen wird, kann auch in “gold von den sternen” (das ich nicht mehr hören kann) ein mann die geschichte des prinzen erzählen, der sich nach neuen horizonten sehnt. da brauch ich weder ein kostüm, noch diese schrecklichen operaprojektionen. ich will einfach nur das gesicht des sängers und einen ungekürzten song, der mir eine (dramaturgisch schlüssige) geschichte erzählt.
:-) bitte bitte
es reicht leider nicht, wenn ein, zwei redakteurInnen (darunter diese pokorny, die eh nicht mehr zuständig ist) ein bisserl von musical schwärmen und ohne fachwissen etwas ins rollen bringen wollen…
im endeffekt führte das dazu, dass andere verantwortliche die konzeption und redaktion übernehmen MUSSTEN. die hatten zumindest ein konzept für eine art castingshow (siehe starmania), dafür AUCH KEIN konzept für eine musicalshow und schon gar kein musical-basiswissen.
es tut weh, das zu sehen. es tut weh, darüber zu reden…. aber es muss einfach raus :-) sich darüber aufregen ist schon irgendwie gesprächstherapie…
Jochen wrote @ Dezember 12th, 2007 at 13:29
lieben dank für die info frau baronin!
ich stimme zu, dass die auswahl der lieder sicher mehr von dem musical-verständnis der zuständigen readaktion abhängt, als von rechtlichen vorgaben.
dass der orf seinen bildungsauftrag schmerzlich vernachlässigt, wird für mich auch darin deutlich, wie wenig auf die jeweiligen stücke oder die autoren eingegangen wird.
!!!!! FORTSETZUNG KOMMENTAR !!!!!
…dieser text war, wie gesagt, für mitarbeiter/innen der INFORMATION bestimmt… stammt aus dem jahre 2004 und wird nach wie vor von einigen chefredakteur/innen verbreitet.
…ich möchte NICHT wissen, nach welchen richtlinien und statistiken in der küniglberg-unterhaltung DERZEIT und IN ZUKUNFT gearbeitet wird…
waren die ORF-unterhaltungsformate nicht vor einigen jahren noch eindeutig besser? wenn ich mich an taxi orange (damals unter kathi zechner) erinnere… das war zwar auch nur ein aufspringen auf einen großen privat-tv-trend … aber… man hat einen weg gefunden, diese produktion UNVERWECHSELBAR aufzuziehen und von privaten reality-formaten ABZUGRENZEN.
bei MUSICAL! DIE SHOW erkenne ich aber leider gar nichts, was dieses format von einer privat-tv-show deutlich abgrenzen, und vor allem ABHEBEN würde - und ich erkenne daran absolut nichts, was den viel beschworenen ÖFFENTLICHEN MEHRWERT bringt.
ich möchte sogar wetten, dass sat1 fachliche angaben wie songtitel, werktitel, informationen zum hintergrund und zum genre fehlerfreier hinbekommt.
die ständige unterschätzung und unterbeanspruchung des tv-publikums, die unter frau dr. lindner ihren tragischen höhepunkt gefunden hat, konnte von der neuen geschäftsführung des ORF (weil zu einfallslos, zu unüberlegt und zu schnell) noch nicht behoben werden.
@jochen:
zur rechtlichen situation kann ich dir folgendes sagen: EINZELNE songs darf man zu 99,9% immer verwenden (konzert, tv-show, radiosendung). es wird die jeweilige akm-gebühr entrichtet.
im ORF existiert - glaube ich - nach wie vor ein eigenes akm-büro zur abrechnung. teilweise geschieht das pro song, teilweise handelt man sich mit der akm pauschalpreise aus.
problematisch mit “songrechten” wird es dann, wenn man songs aus musicals oder anderen bühnenwerken in einer compilation- oder jukebox-show [mit handlung] in einen anderen kontext bringt. da muss man entweder das glück haben, dass es den urhebern egal ist - oder man spricht das vorher vertraglich mit den rechteinhabern ab.
das sind meine beobachtungen, und ich hab etwas nachrecherchiert im netz … trotzdem: alle angaben ohne gewähr!
eine qualifiziertere einschätzung erhalten sie nur bei einem rechtsanwalt mit einschlägigem wissen auf dem fachgebiet urheberrecht. diese information stellt keine rechtsberatung dar :-) *LOL*
@all:
was für eine schande für das genre! das schlimmste ist - wie naturgemäß zu erwarten war - die aufbereitung für das massenpublikum. wirft man einen blick in das musical.orf.at-forum, findet man diese selbsternannten “musical-fans”, die höchstwahrscheinlich gerade nur diese show und ein bis zwei vbw*-produktionen kennen.
* für kathi zechner und die vbw-rechtsabteilung: JA! das war nur EIN beispiel. natürlich gibt es auch andere blockbuster-produzenten die noch viel mehr zur volksverblödung beigetragen haben… ihr seid eh ganz ok!
ich bin der meinung, dass ein öffentlich-rechtlicher sender einer unterhaltungsshow einen gewissen öffentlich-rechtlichen MEHRWERT mitgeben sollte. und da braucht die ORF-spitze nicht in kärnten im wellness-hotel über “public value” plaudern… wenn man weiterhin vor allem auf marktanteile und werbeeinnahmen schauen muss. ja, leider: muss.
von einer öffentlich-rechtlichen anstalt muss man sich als DENKENDE/R gebührenzahler/in aber zumindest erwarten können, dass themen exakt recherchiert UND detail- wahrheits- und millieu-getreu aufbereitet werden.
ich kann mich nicht erinnern, dass sich irgendeine tanzschule oder ein/e profi-tänzer/in in zeiten von DANCING STARS in den medien zu dieser produktion kritisch geäußert hätte. ich hab zwar (bösartig wie ich bin) darauf gewartet und täglich die medienseiten durchgesehen, aber … nix. da waren die profis aus der branche allem anschein nach viel mehr eingebunden, als das nun bei MUSICAL! DIE SHOW der fall ist.
wie sicher einige von euch gelesen haben: uwe kröger, kathi zechner und co. äußerten ihre bedenken via tv-media. und auch marjan shaki hat sich (eh in diesem blog) kritisch mit dem thema auseinandergesetzt.
hört man sich in der branche um, herrscht großteils empörung. aber wien bleibt wien, und wenn man profitiert hält man das maul und kassiert. (der text könnte von michael kunze stammen…)
den kritikerinnen und kritikern: HERZLICHEN DANK DAFÜR! WEITER SO! UND MIT VIEL MEHR ENERGIE!
die ORF-information geht in internen publikationen wörtlich davon aus… moment ich schlage nach … dass … “weniger als 8% der gebührenzahler/innen über eine höhere ausbildung” verfügen. damit gemeint sind vermutlich personen mit akademischem abschluss. nachfolgend wird der/die ORF-mitarbeiter/in aufgefordert, die wahl und die aufbereitung der themen dementsprechend anzulegen.
FREI ÜBERSETZT:
>> Liebe/r Mitarbeiter/in! Sie arbeiten beim ORF. Gestalten Sie sämtliche Programminhalte so, als würden Sie HauptschülerInnen der dritten Leistungsgruppe unterrichten!
Fehlbesetzung ist vermutlich der falsche Begriff. Unter der Prämisse, dass das Ziel dieser Show eine authentische Interpretation der Rolle ist, kann eine “Nicht-Schwarze” keine Effie sein. Es gibt nicht viele “schwarze” Musicals, aber “Dreamgirls” ist eines. Auch bei “The Color Purple” würde man keine “Nicht-Schwarzen” besetzen. Das gibt es einfach nicht in der “realen Bühnenwelt”, und das hat rein gar nichts mit Rassismus zu tun.
Was anderes ist es, wenn in Unterhaltungsshows Musicalsongs gesungen werden. Da kann sowieso jeder alles machen, was er will, da darf sogar ein Volksmusikmoderator mit Pia Douwes Songs aus “Elisabeth” singen. Bleibt immer noch die Frage, wie weit das Publikum da mitgeht. Dass Nazide das Lied singen kann, steht außer Frage. Ich will es nicht sehen, auch wenn ich es sehen werde. Ich werde Jennifer Holliday vor mir sehen, und empfehle folgenden Clip:
http://www.youtube.com/watch?v=kC_u_q-iND0
Das ist authentisch. Alles andere ist Starmania. Ist sicher auch okay, aber dann sollte man die Jury darauf hinweisen, endlich die Hinweise auf fehlende Glaubwürdigkeit zu unterlassen.
elisabeth wrote @ Dezember 11th, 2007 at 21:30
zum Thema Fehlbesetzung: Ohne Frage, wundere ich mich jedesmal wieder, wieso es bei so einer vielzahl wunderschöner musicalsongs immer wieder notwendig ist, ein duett als Solonummer umzuarrangieren oder Männer - Frauennummern, und umgekehrt, singen zu lassen.
Aber dass eine “nicht-Schwarze” einen Song aus Dreamgirls singt, finde ich überhaupt nicht schlimm…( falls der Ausdruck “Fehlbesetzung” auf die Hautfarbe bezogen war) Schließlich ist Nazide sowieso die einzige in der ganzen Show, die diesen Song so singen kann wie es ihm gebührt!
Ich hoffe dass auch die Jury anmerken wird, dass es wirklich nicht notwendig und nur ein Griff ins Schwarze sein kann, eine Frauennummer einen Mann singen zu lassen… Armer Werner….
Die Kandidaten können echt nichts dafür was da abgeht,
In diesem Sinne, allen viel Glück!
klaus wrote @ Dezember 11th, 2007 at 19:52
Die Vereinigte Bühnen Wien wären sogar geplant gewesen.
Die haben sich jedoch zurückgezogen (aus verständlichen Gründen).
Katharina wrote @ Dezember 11th, 2007 at 18:51
Du hast es auf den Punkt gebracht. Mehr wird aus dieser Show auch nicht mehr werden. Es ist wirklich sehr schade, daß man diese Chance so vertut. Die 4. Sendung toppt alles bisherige. Leider muss ich dir zustimmen. Wirklich bedauerlich. Wirklich. Ich hätt mir wirklich mehr erwartet.
Andrea wrote @ Dezember 11th, 2007 at 18:43
danke für diese Interpretation der Sachlage, ich hätte es nicht besser ausdrücken können, wer da mal wieder draußen stehen wird ist doch klar oder? armer Werner, vielleicht kriegt er ja dann ein schönes Kleid mit na ja …lassen wir das mal, Mozart selbst wäre wirklich zu offensichtlich gewesen, wo bleibt da die Wandlungsfähigkeit ;)
Jochen wrote @ Dezember 11th, 2007 at 17:22
Mich würde interessieren, wie sehr die seltsame Liedauswahl durch den ORF von der rechtlichen Situation abhängt. Wir hatten bis jetzt in (fast) jeder Sendung einen Queen-Song (das verdanken wir wohl der ursprünglichen Idee, dem Sieger eine Rolle in WWRY zu schenken). Wir hatten bis jetzt aber überraschenderweise noch nichts von ABBA bzw. “Mamma mia!”, was der Liebe der ORF Redaktion zu populären Liedern ja durchaus entgegenkommen würde. Dürfen sie das nicht?
Und hat man wirklich nie an eine engere Kooperation mit den vereinigten Bühnen nachgedacht, um in der Sendung für Produktionen wie “The Producers” oder “Rudolf” Werbung zu machen?
klaus wrote @ Dezember 11th, 2007 at 14:38
Und ein Märchenonkel ist ja Werner Mai auch wieder nicht.
Michi wrote @ Dezember 11th, 2007 at 13:54
Und ich dachte Marika Lichter wäre schon die Krönung der Fehlbesetzungen…
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