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Musical Forever, Wiener Museumsquartier, 21. Dezember 2007

Zwanzig Jahre gibt es nun das Orchester der Vereinigten Bühnen Wien, und da man immer feiern sollte, wenn sich ein Anlass bietet, gingen vom 19. bis 21. Dezember 2007 im Wiener Museumsquartier drei Shows mit dem Titel “Musical Forever” über die Bühne.

Musical Forever

Mit der Wahl des Veranstaltungsorts haben sich die Produzenten keinen großen Gefallen getan hat. Der Bau (die ehemaligen Reitstallungen) ist relativ ungeeignet für Events dieser Art. Sicher, man bekommt eine große Menge an Leuten unter, aber nur die Zuschauer in den vorderen Reihen haben etwas von der Show, hinten wird das Ganze uninteressant. Das betrifft beispielsweise den Ton. Er wurde für die vorderen Sitzreihen optimiert, hinten, auf den billigen Plätzen, nahm man ihn als viel zu leise wahr, der Vergleich macht sicher. Er wirkte so wie der Sound auf alten Videobändern, die man sich auf alten Videorekordern mit verschmutztem Tonkopf anhört. Dumpf und unklar. Wie zum Hohn hängen in der ganzen Halle bis hinten an den Wänden Lautsprecherboxen - allerdings wurden sie nicht in das Soundsystem integriert, die Musik kam ausschließlich von ganz vorne, und das ist in einem sich derart weit nach hinten und oben ziehenden, schlauchartigen Raum fatal. Zu den Vereinigten Bühnen Wien gehört auch das Theater an der Wien, und genau da hätte man die drei Shows spielen müssen. Da gibt es keine Ausreden, das Theater an der Wien wird kaum bespielt, Termine hätten sich finden lassen müssen. Im Theater an der Wien hätte man zumindest für etwas mehr Menschen akzeptablen Ton garantieren können. Und auch eine akzeptable Sicht, denn von hinten erkannte man nicht mal mehr die Darsteller, die man ohnedies schon kaum hörte.

Musical Forever

Die Wahl des Programms war bieder. Caspar Richter, Michael Pinkerton und Werner Sobotka wählten den Mainstream, bis auf wenige Ausnahmen, manchmal war man ganz offensichtlich geradezu gezwungen, bestimmte Songs reinzunehmen, um Stars wie Maya Hakvoort und Pia Douwes in einem Stück “unterzubringen”, so dufte Hakvoort aus “Elisabeth” die “Irrenhausballade” singen und Douwes gab “Ich gehör nur mir”. “Ich gehör nur mir” als Duett zu bringen, wäre wesentlich prickelnder gewesen, sinnvoller, aber auch mit ein wenig mehr Vorbereitungszeit verbunden. Eine solche Version wäre aber dem Abend angemessen gewesen.

Musical Forever

Uwe Kröger musste sich bei den drei Shows wie ein Verurteilter in einem “Murmeltier”-Film vorkommen, den man Abend für Abend zum Schafott führt. Bei keinem seiner Songs war er fehlerfrei, jedes Lied war ihm sichtlich eine Qual. Als Sänger versagte er im Rahmen dieser Produktion völlig. “Die Musik der Dunkelheit” (”Das Phantom der Oper”) zerstörte er mit schiefen Tönen, den “letzten Tanz” (”Elisabeth”) sang er fast nur auf einer Tonhöhe, “Wie kann es möglich sein” (”Mozart!”) killte er mit einem für ihn an diesen Tagen nicht erreichbaren Schlusston. Bei aller Liebe: Das kann man nicht machen. Wenn man weiß, dass man indisponiert ist, muss man die Konsequenzen ziehen. Da funktionieren auch keine Argumente mehr wie “Toll, dass er so ein Profi ist und den Abend gerettet hat.” Freilich war Kröger wie gewohnt charmant bei der Anmoderation der ersten Titel, und beim Weihnachtsmedley am Ende zeigte er allen, wer der Entertainer im Star-Ensemble ist, als er mit kleinen Gesten fröhliche Stimmung in die Halle zauberte. Diese Kunst beherrschen gute Entertainer. Das kann ein Alexander Goebel aus dem Effeff, und auch Kröger ist darin sehr gut.

Musical Forever

Pia Douwes sang ausschließlich Standardware wie “Memory” und “Macavaty” aus “Cats”, “Ich gehör nur mir”, “All that Jazz” (”Chicago”). Schade, dass man sich die Chance entgehen ließ, einen ihrer in den letzten Jahren so raren Wien-Auftritte etwas interessanter zu gestalten. Warum nicht ein Song aus “Freudiana” - aber Caspar Richter und sein Team beschränkten sich darauf, die Ouverture aus diesem unterschätzten Musical zu spielen. Selbstverständlich war Douwes bei ihren Songs makellos, die Choreographie (Ramesh Nair) bei “All that Jazz” grandios.

Musical Forever

Thomas Borchert und Carin Filipcic lieferten ihre Songs solide, abgesehen von “Ich bin Herr im Haus” (”Les Misà©rables”), das den Charme einer Schulaufführung hatte, Susan Rigvava-Dumas gab ein sensationelles “All by myself” (Eric Carmen) und ein gewohnt perfektes “Rebecca”. Die Überraschung des Abends war Lukas Perman, der am ehesten das umsetzen durfte, was man von einer solchen Gala erwartet hatte. Er sang mit “Warum kannst du mich nicht lieben” aus “Mozart!” und “Close every door/Any dream will do” (”Joseph”) - Songs, die nicht zu seinem Standardrepertoire gehören, er gab als Solo-Interpret “Just the way you are” (Billy Joel) und spielte dabei Saxophon, gemeinsam mit Marjan Shaki interpretierte er schließlich auch noch “You’re the one that I want”.

“Warum kannst du mich nicht lieben” war neben “All by myself” von Susan Rigvava-Dumas rein von der Interpretation her eines der Highlights der Show. Mit seiner reinen Popstimme, die so gar nichts Operettenglucksig-knödelndes an sich hat, und einer wahrhaft glaubhaften Interpretation gab Lukas Perman einen sensationellen “Mozart”. Marjan Shaki mit “Nur für mich” aus “Les Misà©rables” und “Somebody to love” (Queen), Maja Hakvoort mit “Kuss der Spinnenfrau” - das wäre, was das Konzept der Songauswahl betrifft, ein guter Standard gewesen. Dann wäre aus diesem zweifellos sehr schönen und unterhaltenden Abend, bei dem auch das Orchester mit Instrumentalnummern seine Qualität bewies, tatsächlich ein Event geworden, an das man sich noch lange erinnert hätte.

“Musical Forever - Das Beste Aus Zwanzig Jahren Musical”
1.Akt:
1. Ouverture aus “Freudiana” - Orchester
2. Sei hier Gast aus “Die Schöne und das Biest” - Alle
3. Memory aus “Cats” - Pia Douwes
4. Macavity aus “Cats” - Maya Hakvoort, Pia Douwes & Ensemble
5. Nur für mich aus “Les Misà©rables” - Marjan Shaki
6. Ich bin Herr im Haus aus “Les Misà©rables” - Thomas Borchert, Carin Filipcic & Ensemble
7. Phantom der Oper aus “Das Phantom der Oper” - Uwe Kröger & Pia Douwes
8. Die Musik der Dunkelheit aus “Das Phantom der Oper” - Uwe Kröger
9. Leroy Anderson Medley (Buglers Holiday, Clarinet Candy, Fiddle Faddle) - Orchester
10. Nimm mich wie ich bin aus “Jekyll & Hyde” - Thomas Borchert & Maya Hakvoort
11. Dies ist die Stunde aus “Jekyll & Hyde” - Thomas Borchert
12. Close every Door / Any Dream will do aus “Joseph” - Lukas Perman & Ensemble
13. Leonard Bernstein
Lonely town aus “On the town” - Thomas Borchert
I can cook too aus “On the town” - Carin Filipcic
Somewhere aus “West Side Story” - Susan Rigvava-Dumas
Conga aus “Wonderful town” - Orchester
14. Irrenhausballade aus “Elisabeth” - Maya Hakvoort
15. Der letzte Tanz aus “Elisabeth” - Uwe Kröger & Ensemble
16. Ich gehör nur mir aus “Elisabeth” - Pia Douwes

2.Akt
1. Musical Chairs - Orchester
2. Pop-Medley
Somebody To Love - Marjan Shaki & Ensemble
Just The Way You Are - Lukas Perman
All by Myself - Susan Rigvava-Dumas
3. Totale Finsternis aus “Tanz der Vampire” - Thomas Borchert, Marjan Shaki & Ensemble
4. Hier in Wien aus “Mozart” - Ensemble
5. Wie kann es möglich sein aus “Mozart” - Uwe Kröger
6. Gold von den Sternen aus “Mozart” - Carin Filipcic
7. Warum kannst du mich nicht lieben wie ich bin aus “Mozart” - Lukas Perman
8. Kuss der Spinnenfrau aus “Kuss der Spinnenfrau” - Maya Hakvoort
9. ESCAPADES aus “Catch me if you can” - Orchester
10. All That Jazz aus “Chicago” - Pia & Ensemble
11. Liebe aus “Romeo und Julia” - Marjan Shaki , Lukas Perman & Ensemble
12. Siehe da, sie liebt aus “Romeo und Julia” - Carin Filipcic
13. You’re the one that I want aus “Grease” - Marjan Shaki, Lukas Perman & Ensemble
14. Rebecca aus “Rebecca” - Susan Rigvava-Dumas & Ensemble
15. Wenn ich einmal geh aus “A Chorus Line” - Alle
Zugabe: Weihnachtslieder-Medley

Ensemble: Katharina Annà¡, Sabrina Harper, Esther Hehl, Iris Morakis, Simon Eichenberger, Steven Seale, Ingolf Unterrainer, Ronnie Wagner

Konzept und Zusammenstellung: Caspar Richter/Michael Pinkerton/Werner Sobotka

Musikalische Leitung: Caspar Richter

Regie: Werner Sobotka
Choreographie: Ramesh Nair
Licht: Gustav Vychron
Sound: Erich Dorfinger

5 Kommentare »

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  Martin Bruny wrote @ Januar 27th, 2008 at 18:05

Danke für den Hinweis. Hab ich korrigiert. Copy/Paste ist eben zu wenig.

  Jörg wrote @ Januar 27th, 2008 at 17:54

Stichwort ‘conga’ erinnert mich an den Fauxpas im Programmheft, der im Bericht unkorrigiert übernommen wurde. Im Musikblock ‘Leonard Bernstein’ steht:
Lonely town aus «On the town”
I can cook too aus «West Side Story”
Somewhere aus «Wonderful Town”
Conga aus «On the town” - Orchester
richtig wäre:
Lonely town aus «On the town”
I can cook too aus «On the town”
Somewhere aus «West Side Story”
Conga aus «Wonderful Town”

Wer also z.B. Conga auf CD erstehen möchte, sollte nach “Wonderful Town” suchen und nicht nach “On the Town”.

  Dave wrote @ Januar 5th, 2008 at 19:54

Überwiegend kann ich hier zustimmen. Frage mich, warum Uwe Kröger am Samstag darauf bei Rebecca wieder eine super Leistung gebracht hat. Maya Hakvoort war mit dem “Kuss der Spinnenfrau” ein echter Star des Abends. Irgend wie peinlich, dass sie “Ich gehör’ nur mir” nicht gesungen hat. Die Akkustik im hinteren Teil war zugegebener Maßen sehr schlecht. Aber dort kosteten die Karten auch nur um 10€. Danke für den Bericht.

  Sandra wrote @ Dezember 22nd, 2007 at 22:10

Ja - die sind am ende alle ganz schön abgegangen! conga wird spätestens nach diesem abend in die geschichte eingehen - so lustig war musical schon lange nicht mehr! super abend!!!

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