Immer wenn ich im Burgtheater, im Theater in der Josefstadt oder in der Wiener Staatsoper bin, wundere ich mich. Wie schaffen die Billeteure dieser Theater es nur, den Zuschauern ohne Headsets, ohne ständig mit irgendeinem Mothership verbunden zu sein, den Weg zu ihren Plätzen zu zeigen? Früher hätte ich mich ja auch gewundert, dass die Billeteure in den Musicaltheatern der VBW Taschenlampen und Trillerpfeifen tragen. Seit einem Beitrag auf dieser Website (siehe Kommentare bei: http://www.kultur-channel.at/trillerpfeifen-im-ronacher/) weiß ich aber, dass Taschenlampe und Trillerpfeife jeder Billeteur mitführen muss. Mitführen, nicht demonstrativ tragen. Und freilich wird kein Zuschauer im Burgtheater mit einer Taschenlampe geblendet. Es gibt keinen Grund, Zuschauer mit Taschenlampen zu blenden. Keinen. Es gibt auch keinen Grund, dass sich Billeteure beim Schlussapplaus vor die Bühne stellen und das Publikum beim Applaus anglotzen. Keinen. Beides passiert in den Theatern der VBW. Und ich habe den Verdacht, dass Headsets und auch das hektische Getriebe der Billeteure ihre Ursache darin haben, dass hier eine Behauptung aufgestellt werden soll: die Behauptung, professionell zu agieren. Es soll Professionalität vorgespiegelt werden, wo es reichen würde, guten Service zu leisten. So wie behauptet wird, dass auf den Bühnen der VBW hochprofessionelles Musical geboten wird, während man in Wirklichkeit seit einigen Jahren zwar teuer produziertes, aber qualitativ durchschnittliches Niveau zu völlig aus jeder Norm gefallenen Preisen serviert. Man kann es auch so formulieren: Die Defizite der Inszenierungen auf der Bühne werden durch unangebrachte Inszenierungen im Zuschauerraum überkompensiert.
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