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“The Miraculous Year”: HBO produziert TV-Serie über Broadway-Komponisten - Stephen Sondheim schickt Anwälte los

Zunächst einmal ist der Umstand, dass der amerikanische Kabelsender HBO eine TV-Serie über einen Broadwaykomponisten und Texter produzieren will, ein bemerkenswerter. Kommt ja nicht alle Tage vor, dass das Musicalgenre als TV-Serie abseits von Filmchen mit dröger Musik und dazu hüpfenden Schulmädchen und -jungen in einer TV-Serie verwurstet wird. Inhaltlich geht es in “The Miraculous Year”, so der Titel der Serie, um einen unbändigen, selbstzerstörerischen und manipulativen Broadway-Komponisten, der den Spagat zwischen seinem anspruchsvollen neuen Theaterstück und seiner dysfunktionalen New Yorker Familie zu bewältigen versucht.

Zweitens ist die Besetzung der Serie “The Miraculous Year”, die bis jetzt gefunden wurde, nicht gerade schlecht. Es spielen unter anderem Norbert Leo Butz, Susan Sarandon, Hope Davis, Frank Langella, Eddie Redmayne, Patti LuPone, Lee Pace und Linus Roache. Produziert wird die Show von Kathryn Bigelow (”The Hurt Locker”) und John Logan (”Red”).

Aber wieso droht Stephen Sondheim mit einer Klage? Das hat unser aller Michael Riedel von der New York Post, von vielen gehasst, von vielen gern gelesen, in einem Artikel zusammengefasst: Der Hauptdarsteller der Serie, die ab 2011 auf Sendung gehen soll, heißt Terry Segal. Beschreiben kann man ihn wie folgt:

Terry lebt in einem eleganten Stadthaus, er ist schwul, schreibt anspruchsvolle Broadwayshows, die bei den Kritikern ein Hit sind, aber nicht grade beim Massenpublikum. Terry trinkt, und das nicht wenig, und er hat Erfahrungen mit Kokain. Am Ende des Pilotfilms wird Terry 44 Jahre alt sein und einen Herzinfarkt erleiden.

Und was hat das nun mit Stephen Sondheim zu tun? Nun, Sondheim lebt in einem eleganten Sandsteinhaus in Turtle Bay, er ist, wie Terry, schwul, und er ist dem Trinken durchaus zugetan. In einem Interview mit der “Times” meinte er: “I have a large capacity for alcohol”. Ein Reporter der “Times” beobachtete Sondheim vor einigen Jahren, wie er in der Pause einer Aufführung von “Follies” eine Flasche Chardonnay recht zügig gelehrt hat und dann von seinem jungen Freund an der Hand über die Straße, zurück zum Theater geführt wurde. Auch Sondheim hat Erfahrungen mit Kokain gemacht, in den 1970er Jahren, wie er seiner Biographin Meryle Secrest anvertraute. Seinen Herzinfarkt hatte Sondheim zwar nicht mit 44, aber mit 49.

Kurz und gut, als Sondheim genauere Details von “The Miraculous Year” erfahren hat, schickte er seine Anwälte los. Das Resultat: Man wird Änderungen vornehmen. Terry wird am Ende des Pilotfilms nun keinen Herzinfarkt haben, sondern ein Aneurysma (Jonathan Larson ist tot, er kann nicht mehr klagen). Die Frage ist, ob nicht Stephen Schwartz der nächste sein wird, der seine Anwälte losschickt, denn gleich in der ersten Szene zieht sich Terry zwei Linien - auf einem Programmheft von “Wicked”. Es bleibt also spannend.

Links
- The Miraculous Year: IMDB-Eintrag
- NY Post: Send in the lawyers

1 Kommentar »

  Michael K wrote @ September 13th, 2010 at 01:59

zwei lines auf einem wicked-heftl hätten wohl auch herrn kunze bei der übersetzung (”frei und schwerelos”) gut getan.

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